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Mittelmeer

Montag, 01.12.2008Brandung in der Bucht von Cap Fortas

Um 5 Uhr früh werden wir beide wach. Der Wind ist weg und die recht beachtliche Dünung steht voll auf die Bucht. Ohne ein Zipfelchen Wind legt sich die “Mira” natürlich quer zur Welle und es beginnt eine wilde Schaukelei. Alles ist gut verstaut und man könnte getrost weiterschlafen - wenn es denn ginge. Die Teller klopfen mal an die eine, mal an die   andere Schrankseite, der Wasserkessel auf dem Herd steht in seiner Halterung, aber auch er findet Gefallen daran, ein wenig, dafür aber stetig zu kippeln, irgendwo in der Bilge hat eine Dose doch einen Freiraum  entdeckt und rollt hin und her, ... Nur der Abwasch vom Vorabend (hatte nach dem Kochen keine Lust mehr dazu :) verhält sich vorbildlich still in der Spüle. Gegen 6.30 Uhr geht die rechte Schiebetür vom Schrank in der Pantry auf (da müssen wir unbedingt mal eine Sicherung anbringen). Darin steht eh alles aus Plastik, also Decke über den Kopf und nochmal umdrehen. Nur noch ein bisschen! ... Um 7 Uhr wagen der Messbecher und das Teesieb den kühnen Sprung hinab... So, das reicht! Ich gebe auf, die Nacht ist vorbei. - Als der Kaffeeduft durch das Boot zieht, steht auch mein Kpt auf. Er sieht ein wenig zertreten aus. Eine Stunde später gehen wir Ankerauf, nur raus aus der Bucht! Sie ist ja wirklich wunderschön, aber die Brandung ist gewaltig. GefrühstüCap Bonckt wird unterwegs und es gibt aufgrund der Dünung die sturmerprobte Schnellvariante. Wir segeln jetzt in Richtung Cap Bon und als wir aus der Abdeckung der Bucht kommen, gibt es auch wieder Wind. 4-5 Bft von achtern. Eigentlich feiner Segelwind, aber mein Kpt ist unzufrieden. Die Genua steht nicht und wir haben zuviel Ruderdruck, so dass der Autopilot permanent aussteigt. Den Parasailor rauszotteln? Dafür ist die Strecke zu kurz, fahren bald einen anderen Kurs. Vor sich hin brubbelnd geht er mal ins Cockpit, dann wieder hinunter in die Navi-Ecke. - 14.30 Uhr haben wir Cap Bon querab. Kurswechsel und bald sind wir in der Abdeckung des Cap´s. Die Wellen werden viel kleiner, der Wind nimmt ab und die Mine des Kpt hellt sich auf. Das Grosssegel wird noch gesetzt und so segeln wir bis Kelibia. Die Hafeneinfahrt passieren wir pünktlich zum Sonnenuntergang. Der Hafen selbst ist gross, aber wie immer ist wenig Platz für Yachten. Trotzdem gestaltet sich das Anlegen unkompliziert. Die Polizei steht auch bereit, man hat uns offensichtlich schon erwartet. Die Formalitäten sind schnell erledigt und wir schaffen sogar noch einen Spaziergang im Dunkeln durch einen Teil der Stadt. 

Dienstag, 02.12.2008

Kelibia ist ein richtiger Fischereihafen, ähnlich Sassnitz. Es wimmelt nur so von Fischkuttern, -booten und -bötchen. Abends fahren sie raus und frühmorgens kommen sie wieder rein. Während des Tages werden Fischkisten umgestapelt und die Netze geflickt. Ein Teil des Hafens ist, wie üblich, mit Behördenbooten, Militär, bzw. Guardia National belegt und ein klitzekleines Stück der Pier teilen sich zur Zeit acht Segelboote. Wir sind die Nummer Drei im Päckchen auf der Backbordseite. Da lernt man beim Klettern über die Boote, um an Land zu kommen,  gleich die Nachbarn kennen. - Angenehme Überraschung dann im Hafenamt: wir bezahlen für drei Tage     17 Dinar (10 Euro). In Sidi Bou Said waren es fast 18 Euro pro Tag (ohne Strom und Wasser). Na gut, da mussten wir auch nur über ein Boot klettern.                                                                                                                                                                               Es ist mal wieder Zeit für ein wenig Kultur und wir wollen zuerst die grosse Burg besichtigen, die über der Stadt und dem Hafen, auf dem einzigen Berg der Umgebung, thront. Erbaut von den Karthagern im 5. Jahrhundert v. Chr., dann 146 v. Chr. von den Römern erobert und erweitert, auch die Byzantiner haben an ihr herumgewerkelt, die Normannen, Araber, Türken, ... also alle umliegenden Völker mit etwas ausgeprägterem Wandertrieb. Wir verschmähen den, sich in Serpentinen an der Rückseite des Berges hinauf schlängelnden Touripfad und kraxeln an seiner Vorderseite hinauf. Kurzes Verschnaufen (so´n bisscheFestung Kebilia mit Blick auf Cap Bonn fehlt uns das Bergsteigertraining), am Eingang die “Kulturabgabe” entrichten und schon schreiten wir durch das gewaltige Tor. Während ich in dunklen Gängen und Maueröffnungen herumkrieche, gilt Marions Hauptaugenmerk wiederum kleinen Blumen und weidenden Schafen. Wir bestaunen die Aussicht in alle Himmelsrichtungen und gucken durch jede einzelne Schiessscharte (es sind sehr viele). Nach einer Stunde haben wir jeden Stein, Grashalm, jede Kanone und alle Schafe gesehen und machen uns auf den Weg, Richtung Stadt.                                              Für heute steht auch noch Briefmarkenkauf auf dem Plan. Da Marion immer nur soviel Briefmarken kauft, wie sie gerade Karten geschrieben hat, wiederholt sich dieser Vorgang des öfteren. Heute hat sie EINE beschriebene Karte.Zuerst begeben wir uns auf die Suche nach der Post. Die ist nicht immer da, wo wir hingeschickt werden, sie zieht manchmal auch um. Als wir endlich den aktuellen Aufenthaltsort der hiesigen Post gefunden haben, betreten wir so eine Art Wartehalle mit sechs Schaltern. Ein Drittel der Einwohner scheint sich hier gerade zu versammeln, oder geduldig in den Sitzreihen auszuharren. Zuerst eine Nummer ziehen. Nein, nicht selber! Am Eingang steht ein Schreibtisch, dahinter der “Nummernverantwortliche” auf seinem Stuhl. Er greift hinter sich zu dem Nummernkasten, reisst einen Bon ab und drückt ihn uns in die Hand. 340. Ich bin baff. Jedes Mal wenn jemand herein kommt einen Zettel von der Rolle reissen, der Mann trägt wirklich Verantwortung! Für uns heisst es nun Geduld haben, Nummer 306 ist gerade an der Reihe. An zwei von den sechs besetzten Schalterplätzen werden die Wartenden bedient. Die anderen Postangestellten führen wichtige Gespräche miteinander oder versuchen, anderweitig einen geschäftigen Eindruck zu vermitteln. Für jemanden, der des Arabischen mächtig ist, ist die Wartezeit sicher sehr unterhaltsam und kurzweilig. Lautstark, und bei Streitfragen über mehrere Schalterplätze und Trennwände hinweg wird diskutiert, womit sichergestellt ist, dass auch wirklich Jeder von Jedem im Ort den aktuellen Postsparbuchkontostand erfährt. Auf Diskretion und Geheimnistuerei wird konsequent verzichtet. Nach nur einer Dreiviertelstunde sind auch wir an der Reihe, um zu erfahren, dass Briefmarken an einem der vier Schalter verteilt werden, die sich bisher nicht in das Kundengeschäft eingemischt haben. Sei´s drumm. Marions Karte verschwindet endlich, mit einer schönen Briefmarke versehen, im Briefkasten!        

Donnerstag, 04.12.2008

Seit vier Tagen sind wir jetzt in Kelibia und könnten eigentlich rundum zufrieden sein. Alle sind nett, die Fischer grüssen winkend und versuchen nicht mehr, merkwürdig aussehende Fische gegen Wodka einzutauschen, die Leute im Dorf oberhalb des Hafens kennen uns, die kaffeetrinkenden Männer, der Gemüsehändler, der Verkäufer im Brotladen, alle rufen und winken schon von weitem. Der Pizzabäcker, der uns unsere Abendbrotpizza immer ganz nach Wunsch belegt, noch eine extra Zwiebel schält, die sonst in seinem Angebot nicht vorgesehen ist und dafür wirklich nur 1,30 Euro haben will. Aber unser Nachbar erwähnte, dass er vor ein paar Wochen nach Pantelleria gesegelt ist. Schöne Insel, heisse Quellen, lecker Wein, ... Der Bazillus sitzt. Nur 45 Meilen bis Italien, dem Land der Salami, des Käse und vor allem Gelato (Marion) sowie Wein und Grappa (Kpt). Naja, die heissen Quellen sind auch ein Argument - Baden könnte man auch mal wieder. Also wandern wir daraufhin am Abend schnell die zwei Kilometer in die Stadt, um im Internet einen Blick auf das aktuelle Wettergeschehen zu werfen. Kpt und Kelibia-Hafen

Sonnabend, 06.12.2008

War ja klar, wenn wir los wollen ist für die nächsten zwei Tage stürmisches Wetter angesagt. Rege Betriebsamkeit am Visitor-Steg. Die ganz langen Leinen werden heraus gekramt und die “Dreierpäckchen” in alle Richtungen neu abgespannt. Die wenigen, noch nicht weggerosteten Festmacherringe und Poller sind dermassen übereinander mit Leinen belegt, dass die zuerst gekommenen Boote nur noch mit Hilfe eines Messers ablegen könnten (das erklärt wohl auch den halbmeterlangen Bewuchs der innen liegenden französischen Yacht). Wir steigen in unsere Wanderschuhe und durchstreifen die Umgebung, entdecken herrliche Sandstrände, pompöse Villen, alte Bauernhöfe, Esel Schafe, Ziegen, ... irgendwann landen wir in der Medina von Kelibia, erstehen ein Paar neue Hausschuhe für den Kpt, eine elektrische Luftpumpe für Fender und Fahrräder, bunkern Obst und Gemüse, probieren neue Belagvarianten für die Pizza, ... und melden der Polizei und dem Zoll unsere Abfahrt für morgen früh 7 Uhr an. Sie sind zwar der Meinung, dass es reicht wenn wir ihnen 10 Minuten vor der Abfahrt Bescheid geben, aber wir sind sicher, dass südländische Zeiteinheiten gemeint sind.

Sonntag, 07.12.2008

Weder Madonna noch G.Armani stehen auf der Mole, um uns beim Einlaufen in den Hafen zu begrüssen (haben im Internet gelesen, dass beide ein Haus auf Pantelleria besitzen). Wäre doch eine nette Geste gewesen, aber vielleicht sind sie auch gerade nicht hier. Genaugenommen interessiert es niemanden, als wir hinter dem 8m hohen Wellenbrecher zwischen zwei Fischerbooten und einer einzigen Yacht längsseits gehen. Weder Polizei, noch Zoll oder Hafenmeister - das irritiert schon ein wenig, nach der “Traube” von Beamten, die wir in den letzten Wochen gewohnt waren. - Das Ausklarieren heute früh gestaltete sich recht unkompliziert. Das Hafenamt war zwar geschlossen (Sonntag), aber wir konnten die restliche Liegegebühr auch bei der Polizei bezahlen. Natürlich hatte dort niemand Wechselgeld, womit wir aber auch nicht gerechnet hatten. Eine halbe Stunde später stand auch der Zoll an Bord, aber eigentlich mehr, um nach einem Souvenir aus Deutschland zu fragen, als sich ernsthaft mit der Kontrolle des Bootes zu befassen. Händeschütteln, “Bon Voyage!” und kurz nach 8 Uhr haben wir schon abgelegt. Dank der recht beachtlichen Wellen und mangels Wind wurde es eine ziemlich “rollige” Überfahrt. - Und jetzt sitzen wir mit einem Glas Rotwein in der Hand unter unserer gelben “Einklarierungsflagge” und warten auf eventuell doch noch auftauchende Behörden. Aber niemanden interessiert´s!

Montag, 08.12.2008

8 Uhr, der Wecker klingelt. Sein “zartes Stimmchen” wird plötzlich um ein Vielfaches übertroffen durch einen Kompressor, den zwei Bauarbeiter vor unserem Boot gestartet haben. Oh, mal wieder eine Baustelle erwischt ... Wir geniessen sein Geknatter bis wir gegen Mittag das Boot verlassen, um uns den Ort anzusehen. - Pantelleria ist nicht sonderlich schön. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt von den Alliierten so gut wie komplett zerbombt, nur das alte Kastell ist übrig geblieben. Alle anderen Häuser sind demzufolge relativ neu und “langweilig”. Wir finden auf unserem Spaziergang die Touri-Info (zu), einen Supermarkt (zu), den hiesigen Internetroom (offen, 15 Minuten - 3 Euro), eine Gelateria (zu wg. Winter), ... und stellen fest, dass offensichtlich Montagnachmittag alle Geschäfte geschlossen sind. Kein Eis, kein Käse, kein Wein, kein frisches Brot, ...! Schaaaade!    Auf Pantelleria

Mittwoch, 10.12.2008

Die Insel selbst übertrifft unsere Erwartungen auf jeden Fall! Sie ist vulkanischen Ursprungs und da haben wir uns eben einen grossen, relativ nackten Lavabrocken vorgestellt. Weit daneben! Wir sind jetzt schon den dritten Tag mit den Fahrrädern oder zu Fuss unterwegs und haben bereits einige “Ecken” gesehen. Manchmal wähnen wir uns in Schottland, dann auf dem Mond, mal stehen wir vor Weinbergen und terrassenförmig angelegten Kapernfeldern, dann wieder vor einem Wald aus Kakteen, hier schroffe Felsen und Lavagestein, da saftig grüne Wiesen, und überall findet sich eins von den hier typischen “Dammuso”-Häusern mit dem dazugehörigen Garten, der von einer hohen Steinmauer, als Schutz vor Wind und Kälte, umgeben ist. Einfach wunderschön! Ein paar Mal “quälen” wir uns die ein oder andere Bergstrasse hinauf (äusserst schweisstreibende Angelegenheit), um auf der anderen Seite mit Karacho wieder herunter zu rasen. Und obwohl die Insel nicht sehr gross ist, 13,7 km lang und 8 km breit, stellen wir fest, dass wir mit den Rädern nie und nimmer eine Chance haben, alles, was uns interessiert, zu sehen. Die Berge sind doch sehr beachtlich (der “Montanga Grandinseltypische Dammuso-Häusere” ist mit seinen 836 m über dem Meeresspiegel der Höchste) und elf von ihnen sind Vulkane. Überall auf der Insel verteilt gibt es heisse Quellen oder Höhlen mit hohen Innentemperaturen (Sauna). Leider haben wir bisher noch keine davon entdeckt. Die Ausschilderung und unser Inselplan lassen da echt zu wünschen übrig. - Heute haben wir uns u.a. die Siedlung der Sesi angesehen. Uralt (2000 v. Chr.) und wirklich beeindruckend! - Es gibt hier noch so vieles zu sehen! Da müssen wir uns wohl doch mal einen kleinen Fiat mieten (alle Insulaner fahren Fiat-Panda oder Landrover Defender) und noch mindestens eine Woche “verlängern”.

Donnerstag, 11.12.2008

Gestern Abend fing es allmählich an, stürmisch zu werden und ich hatte gerade die Leinen kontrolliert und ein paar alte Autoreifen zwischen Boot und Kaimauer gebunden, als doch noch zwei Polizeibeamte erscheinen. Nein, sie interessieren sich weder für das Boot, noch für unsere Pässe, wir müssen den Platz freimachen für drei Fischerboote, die wegen des bevorstehenden Sturmes in den Hafen kommen. Spät nachts “wehen” sie tatsächlich herein und als wir vormittags nach Kaffee, Frühstück und nochmals Kaffee im Cockpit auftauchen geben sie uns zu verstehen, dass wir noch zusätzliche Leinen ausbringen sollten. Der Sturm wird noch zunehmen. Das tut er dann auch. Obwohl wir hinter dem meterhohen Wellenbrecher perfekt geschützt liegen, drückt es die “Mira” ganz schön auf die Seite. Der Tipp mit den Leinen war gar nicht schlecht.

Freitag, 12.12.2008

Es stürmt immer noch und unser schräges Heim hat einen gewissen Unterhaltungswert für die einheimische Bevölkerung. Viele kommen vorbei, einige sprechen uns an. Ich weiss mittlerweile welches Boot Livio gehört, was für Autos Martino fährt, wann er Geburtstag hat und noch viele andere wichtige Dinge mehr. Und im Ort wird man schon mal mit “Hallo Mira!” gegrüsst. Sind doch ganz nett die Leute, dabei waren wir auf brummige Inselkauze eingestellt. Im Hafenhandbuch steht dazu sinngemäss: “.Drei Test-Kandidaten..die Einwohner sind nicht unfreundlich, obwohl man es meinen könnte.” - Trotz des Sturmes kraxeln wir auf einen der umliegenden Berge, um die Ausgrabungsstätte der hiesigen “Akropolis” zu sehen. Auch hier oben ist es unheimlich windig (was zu erwarten war), Marion hat mitunter arge Probleme, sich zu halten. Schnell und beinahe etwas gelangweilt betrachten wir die Handvoll Steine (na ja, nach Karthago!), aber irgendwie sind sie geschichtlich wertvoll. Die Aussicht ist allerdings toll!                          Für heute steht auch noch “Probetrinken” auf unserem Plan, da wir noch Wein bunkern wollen (je nachdem wie unsere Route weiter geht, für drei oder sechs Monate). Also haben wir “Proben” gekauft und nach dem Test bestellen wir morgen zehn Kartons von dem “Testsieger”. Der wird dann von Sizilien aus mit der Fähre angeliefert und je nach Wetter ist der Wein etwa eine Woche später hier. ....Vielleicht sollten wir doch einen Karton mehr nehmen? ... 

Sonnabend, 13.12.2008

Wir haben die Verkostung gut überstanden und unseren Favoriten bestellt. Es weht auch nur noch ein laues Lüftchen und so brechen wir mit den Fahrrädern undKALT! Badehosen im Gepäck auf, zum “Spiegel der Venus”, dem Inselsee. Der Inselführer erwähnt darin befindliche Thermalquellen und wir strampeln voller Vorfreude auf ein schönes, heisses Bad, dem Ziel entgegen. Dort treffen wir auf zwei, mit diversen Gerätschaften bewaffnete Wissenschaftler, die Proben entnehmen. Wir fragen gleich mal nach der Wassertemperatur. 14°C im ganzen See, bei den Quellen sind es zur Zeit 16°C!!! Marion verwirft den Gedanken ans Baden sofort, aber ich tauche einmal kurz an der Stelle ab, wo müde ein paar Blubberbläschen aufsteigen und verwünsche Marion heimlich, weil sie so lange für das Beweisfoto braucht. - Einer Wanderkarte am See entnehmen wir eine Route, die an einigen Vulkanen (natürlich alle erloschen) entlang führt. Im nächsten Dorf gesellt sich noch ein Hund zu uns, so dass wir jetzt zu dritt unterwegs sind. Er stramm vorneweg und wir schieben keuchend kilometerweit unsere Fahrräder auf den Schotterpisten hinterher. Natürlich nur bergauf und wenn wir stehen bleiben, um kurz zu verschnaufen, kommt er zurück getrottet, um gähnend auf uns zu warten. Der Weg nimmt kein Ende und irgendwie kommen wir uns vor wie Reinhold Messmer am K2. Nur, dass der ohne Fahrrad unterwegs war! Und überhaupt habe ich bisher nirgendwo gelesen, dass er jemals Pantelleria durchquert hat! Der weiss schon warum! Immer wenn wir glauben nach diesem Berg geht es endlich bergab, führt der Weg unweigerlich auch noch den nächsten Berg hinauf und den übernächsten und den dahinter auch. Der Einzige, dem es noch Spass macht, ist unser schwanzwedelnder Begleiter (Marion hat ihm bestimmt schon heimlich einen Namen gegeben). Die Sonne geht allmählich unter und wir werden langsam nervös. Natürlich haben wir kein Licht an den Fahrrädern, wobei uns das hier, in der Wildnis, auch nicht viel nützen würde. Dann endlich geht es bergab. Wir wissen zwar noch nicht wohin aber irgendwann muss ja mal eine Ortschaft oder ein Wegweiser kommen. Ohne die sicher beeindruckende Landschaft eines Blickes zu würdigen schiessen wir so schnell es geht auf den Schotterpisten der Küstenstrasse entgegen. Das war dem Hund dann wohl doch zu anstrengend, denn als wir das erste Dorf erreichen ist er weg. Dank Vollmond haben wir dann auch noch die letzten 12 km bis Pantelleria heil hinter uns gebracht.

 

Sonntag, 14.12.2008

Wir wachen auf und es bläst wieder heftig. Der Wind hat wohl gestern nur mal eine kurze Pause gemacht. Fahrradfahren fällt damit aus - da mir die Knochen eh noch weh tun, bin ich ganz froh darüber. Marion will unter Deck ein wenigHafeneinfahrt Pantelleria Ordnung schaffen und ich bekomme den Auftrag, Trinkwasser zu organisieren. Im ganzen Hafen finde ich keinen funktionierenden Wasseranschluss. Also auf dem nächsten Grundstück anklopfen, nett grüssen und lächelnd einen leeren 10l-Wasserkanister hoch halten. “Ah! Si!” Verständnisvolles Nicken und mit freundlicher Geste zeigt man auf einen Wasserhahn an der Hauswand. Jetzt hinterrücks noch einen 20l-Kanister hervorzaubern, immer noch freundliches Nicken. Die vollen Kanister schleppe ich dann die 150 m bis zum Boot und geniesse die Pause während des Umfüllens. Das “Spiel” wiederhole ich noch vier Mal und nach nur drei Stunden sind unsere Wassertanks wieder randvoll. Marion hat inzwischen das Überangebot an Strom genutzt (der Windgenerator rennt sich einen “Wolf”) und die letzten “Zettelberichte” in den Rechner getippt und mit Bildern versehen.   

Montag, 15.12.2008

Pantelleria, 20 Uhr. Zwei dunkle Gestalten bewegen sich vom Hafen in Richtung Stadtzentrum.... An einer Mauer gegenüber dem “Khamma-Hotel” bleiben wir stehen, holen den Laptop aus dem Rucksack und klappen ihn auf. “Mist, hier ist auch kein Netz!” Also wieder alles verstauen und weiter geht es an der Promenade entlang. Auf Höhe eines Cafés stehen Bänke, dort setzen wir uns und klappen den Laptop wieder auf. “Da kommt jemand, lass die mal erst vorbei ”, also wieder alles im Rucksack verstauen. ... Aber der “Jemand” ist Martino und er geht nicht an uns vorbei, sondern kommt mit grossem “Hallo” auf uns zu, begrüsst uns überschwenglich, stellt uns seinen Freund vor und nimmt uns kurzerhand mit in das Café. Er besteht darauf, uns einen Espresso auszugeben und erzählt beinahe ohne Punkt und Komma. Halb Englisch, halb Italienisch. Von der Insel, von seinem Hobby (er ist Amateurfunker), von seinen Autos, ... und stellt uns noch mehr Insulaner vor. Einer von ihnen, schon ein bisschen beschwipst und zahnlos, erzählt von seinem Dorf Siba. Dort gibt es etwas ausserhalb in den Bergen eine Grotte, in der heisser Wasserdampf austritt, sozusagen eine “Natur-Sauna”, und die müssten wir uns unbedingt ansehen. Klingt echt gut (das letzte Bad ist schon ´ne Weile her). Wenn morgen schönes Wetter ist fahren wir da bestimmt mal mit den Rädern hoch. - Um 23 Uhr schliesst das Café und wir lehnen Martinos Angebot, uns zum Boot zu fahren dankend ab und reden uns mit einem Nachtspaziergang raus. Immerhin sind jetzt noch 19°C Aussentemperatur, die haben wir hier auch nicht alle Tage (und wir wollen unsere Suche nach einem offenen Netz in der Stadt noch fortsetzen). Auf dem Platz vorm Rathaus haben wir Glück. Wir sitzen auf einer Parkbank unter Palmen und können hier endlich mal wieder unsere Internetseite aktualisieren.

Dienstag, 16.12.2008

Morgens 8 Uhr klingelt in Berlin das Telefon und wir haben ein verschlafenes Geburtstagskind am Hörer, Nadja. In Berlin ist es kalt, 2°C. ... Wir haben heute TraumwNatur-Saunaetter (Saunawetter?) und gleich nach dem Frühstück packen wir die Badesachen und satteln die Räder. Es geht mal wieder stramm bergauf und mein Kpt., dem die letzten Touren noch ziemlich in den Knochen stecken, ist des öfteren am Schieben. Die Aussicht ist gigantisch und wir können die Tunesische Küste und Cap Bon sehen. Mangels Ausschilderung fragen wir in Siba nach dem Weg zur “Sauna Naturale”. Nach einer steilen Auffahrt lassen wir die Räder stehen, denn von hier an geht es nur noch zu Fuss weiter. Durch Felsen und Kakteen schlängelt sich eine schmale Treppe - natürlich bergauf. Mitten in dieser Wildnis steht plötzlich ein Wasserhahn mit Handpumpe (Quellwasser) und ein paar Meter weiter oben ist auch die “Sauna”. ZwiscDie Duschehen zwei gewaltigen Felsbrocken quillt Wasserdampf hervor. Man muss sich bücken und in die Höhle hinein schlängeln. Hier drin ist es wirklich sehr warm und feucht. In der Mitte stehen ein paar “Sitzsteine” und links und rechts verliert sich das Höhlenende im Dunkeln ... Dort wird es noch heisser. Also raus aus den Klamotten, Badezeugs an (falls doch jemand kommt) und rein ins Vergnügen! Ich ertaste im Dunkeln einen “Sitzstein” und frage vorsichtshalber, ob der schon besetzt ist. Nach ausbleibender Antwort mache ich es mir in der finsteren “Nebelbank” bequem. Von meinem Kpt, der ein paar Meter entfernt von mir sitzt, sehe ich nur vage die Knie. Schön warm! Von den Felsen tropft heisses Wasser herab. Ich könnte hier ewig sitzen! Zwischendurch “duschen” wir unten beim Wasserhahn und lassen dann auch die Badesachen weg, weil hier sowieso keiner weiter ist. Zeit zum Schwitzen, Geniessen, Kuscheln, ... Mit dem letzten Sonnenlicht rasen wir bergab der Stadt entgegen, hungrig wie die Wölfe und mal wieder porentief rein!  

Sonnabend, 20.12.2008

Draussen sind 14°C und gerade hat es gehagelt. Richtig dicke Körner sind auf die “Mira” geprasselt. Seit ein paar Tagen haben wir rechtes Winterwetter mit viel Wind und Regen. Offensichtlich sammeln sich über Pantelleria alle Wolken des südlichen Mittelmeeres und regnen sich hier ab. Darum waren wir auch nur noch einmal mit den Rädern unterwegs und haben uns den Hafen von Scauri angesehen, in den wir uns eventuell “verlegen” wollten. Allerdings wurde der Plan sofort verworfen als wir gesehen haben, was für ein gewaltiger Schwell in den Hafen steht. Von der Handvoll Fischerbooten, die wild auf den Wellen tanzten, schwammen bereits zwei kieloben. Da bleiben wir doch lieber wo wir sind! In Pantelleria liegen wir schön geschützt und, wie angenehm, ganz umsonst. Wenn wir mit vollen Einkaufsbeuteln durch die Stadt buckeln sammelt uns schon mal ein Einheimischer auf und fährt uns zum Boot. Was will man mehr? Besseres Wetter vielleicht ... Seit heute sind wir auch nicht mehr alleine im Hafen. Eine 16er “Reinke” hat sich dazu gesellt.

 

Sonntag, 21.12.2008

Vierter Advent. Pünktlich zum Winteranfang scheint die Sonne wieder und sofort fallen Marion noch ein paar Sehenswürdigkeiten ein, die wir unbedingt noch anschauen müssen. Also schwingen wir unsere inzwischen durchtrainierten Körper auf die Fahrräder, um mit stahlharten Waden und Lederhaut am Hintern auch noch die letzten Bergetappen zu bezwingen. Arco de´ll Elefante heisst unser Ziel und natürlich wird auf dem Weg dorthin keine noch so steile Abfahrt zu irgendeinem niedlichen Fischerdorf oder Kap ausgelassen. Meist trifft Marion dann auch noch einen Hund, der bisher noch nicht von ihr gestreichelt worden ist und anschliessend strampeln wir dann wieder bergauf, zurück zur Strasse. Dabei entdecken wir in Gadir, direkt am Meer Thermalquellen, die so heiss sind, dass man nicht die Hand hineinhalten kann. Wieder nichts mit Baden! Am Arco de´ll Elefante, benannt nach einem Rüsseltier, machen wir nicht nur unsere Fotos sondern auch kehrt. Für die 15 km Rückweg verzichtet Marion auf die seitlichen Abstecher, dafür haben wir jetzt aber auch strammen Gegenwind, so dass wir sogar bergab meist kräftig in die Pedale treten müssen. - Später stehen Gabi und Jörn von der anderen Reinke am Boot und fragen, ob wir auf ein Glas Wein mit in die Stadt kommen. Wir sind schon wieder soweit zu Luft gekommen, dass wir ja sagen können. Es wird dann doch mehr als das eine Glas und als der Wirt um 22 Uhr die Stühle hochstellt haben wir noch soviel zu erzählen, dass die “Runde” kurzerhand an Bord der “Mira” fortgesetzt wird.

Montag, 22.12.2008

Wir sinPasquales 74ster d verabredet mit Pasquale, einem “Insulaner”, den Gabi und Jörn gut kennen und bei dem man Wein, Olivenöl, Kapern, ... aus eigener Herstellung zu einem guten Preis kaufen kann. Er steht pünktlich um 10 Uhr bei uns am Boot, wir vier “quetschen” uns in seinen kleinen Fiat Panda und danach fahren wir zu Pasquales Haus. Da fangen wir erstmal mit der Verkostung des neuen Weissweines an und gehen dann zum “Passito” über (der schmeckt beinahe wie Portwein, ist sehr gehaltvoll und äusserst aufwendig in der Herstellung). Nebenbei probieren wir Rosinen und Kapern und so nach und nach wächst unser “Einkaufskorb”. Obendrauf kommen noch zwei Kohlrabi aus seinem Garten, so sind wir bestens versorgt. Und weil Pasquale heute seinen 74sten Geburtstag hat gibt es noch eine Runde von dem leckeren “Passito”... Abends geht die Feier an Bord der “Silenzio”, dem Boot von Gabi und Jörn, weiter. Die Musikanlage ist gewaltig, alle sind in bester Stimmung, es wird sogar getanzt und das Geburtstagskind ist seelig!

Dienstag, 23.12.2008

Wir sind erst gegen 2.30 Uhr ins Bett gekommen und nach dem zweiten Abend mit reichlich Wein sehen wir ziemlich zertreten aus (da fehlt uns wirklich das Training). Also lassen wir erstmal alles ganz langsam angehen. Mein Kpt hatte für heute die Abfahrt zurück nach Tunesien geplant, aber die verschieben wir auf morgen. Wir verstauen alles in Ruhe, damit wir fahrbereit sind, bunkern abends noch Käse, Schinken, Salami, ... und gehen heut mal früh in die Koje. Oder auch nicht - gegen Mitternacht sind wir mit Laptop im Gepäck ein letztes Mal in die Stadt gegangen. Einige Häuser sind geschmückt (vor allem die an der Promenade), aber bei weitem nicht so extrem wie man das aus Deutschland kennt. Auf dem Platz vor dem Rathaus ist eine Tanne aufgestellt und mit Geschenkpäckchen und Lichtern behängt worden. Sie sieht etwas mitgenommen aus. Sicherlich war der Platz auf der Fähre, mit der sie auf die Insel gekommen ist, etwas zugig. Die Palmen im Zentrum von Pantelleria haben auch beinahe alle eine Lichterkette um den “Bauch”- das sieht ganz lustig aus (andere Bäume gibt es hier eben nicht). Weinachten im Süden ... Auguri di Buone Feste

Donnerstag, 25.12.2008

Heiligabend, ganz entspanntIch weiss gar nicht, warum ich mit Weihnachten immer ein Problem hatte. So schlimm ist es doch gar nicht. Man darf sich während dieser Zeit nur nicht in Deutschland aufhalten. - Wir werfen Heiligabend endlich die Leinen in Pantelleria los (und fast zeitgleich die Angel aus, leider mal wieder ohne Erfolg. Dabei ist die Gegend um die Insel unheimlich fischreich!) und nehmen bei schönstem Segelwind und Sonnenschein Kurs auf Tunesien. Statt nervigem “...Oh Tannenbaum”-Gedudel rauscht das Meer. Marion zaubert ein lecker Essen auf den Tisch und, ganz ohne geht´s dann doch nicht, eine Kerze. Da wir anscheinend mal wieder die Einzigen auf dem Wasser sind beschränkt sich das “Wachegehen” auf einen Rundumblick alle halbe Stunde und unter Deck gibt es einen Weihnachtsfilm (Danke, Dieter!).                                                           Bei strahlendem Sonnenschein laufen wir am ersten Weihnachtsfeiertag kurz nach Mittag in Monastir ein. Endlich wieder ein gebührender Empfang durch Polizei, Zoll und Hafenkapitän! Hier wird man wenigstens nicht ignoriert. Der HafenkapitäWeihnachtenn gibt uns allerdings auch gleich zu verstehen, dass der Hafen randvoll ist und wir nur ein bis zwei Tage bleiben können. Na ja, vielleicht auch noch einen Tag länger. Kaum sind wir raus aus dem Office laufen wir Ursula und Christian von der französischen Yacht “Kheops” in die Arme. Freude allerseits. Unser Kennenlernen und Abschied in Bizerte war doch etwas kurzfristig, so dass wir erstmal viel zu erzählen haben bei Aperitif, Brunch und Wein. Pralle Sonne und aufgrund des wenigen Schlafes sind wir nicht ganz sicher, ob die Idee mit der nächsten Flasche Wein so gut ist. Aber ehe wir mit unserer Überlegung zu einem Ergebnis kommen, folgt ohnehin schon die Nächste. Drei Flaschen Wein sind aber auch nach französischen Maßstäben genug für eine kleine Zwischenmahlzeit und somit gelangen wir dann doch noch aufrechten Ganges auf unser Schiff. Hoffentlich treffen wir nicht gleich noch weitere Bekannte! - Später revanchieren wir uns bei Ursula und Christian mit einem kleinen Weihnachtsgeschenk, Salami und Schinken von Pantelleria, was die beiden hocherfreut annehmen. Sie sind auch schon längere Zeit in Tunesien und wissen diese “Kostbarkeiten” wohl zu schätzen.   

Dienstag, 30.12.2008

Wir liegen immer noch an der Pier vor der “Capetainerie”, oder besser gesagt vor der Terrasse des daneben befindlichen Restaurants. Ab morgens 8 Uhr bis 22 Uhr werden wir beschallt mit tunesischen Volksweisen bis hin zum Hip-Hop. Die musikalischen Übergänge sind fliessend. Einen anderen Platz hat man nicht für uns und wir sind trotzdem froh, dass wir noch bleiben können. So oft wie möglich “verkrümeln” wir uns in den Ort. Monastir ist eine grosse Stadt, zentral gelegen mit Flugplatz, Bus und Bahn, einer knuffigen Altstadt, drei Häfen, einer “Zone Touristique” mit diversen mehr oder weniger schönen Hotels, einem alten Wehrkloster (Ribat, 796 gegründet), das auch schon öfter als Filmkulisse diente z.B. für “Das Leben des Brian” von Monty Das Bourguiba-MausoleumPython. Beinahe daneben befindet sich das Mausoleum der Familie des ersten Staatspräsidenten Habib Bourguiba, mit einer vergoldeten Kuppel. Unbedingt gesehen haben muss man auch den Markt, der wöchentlich am Freitag und Sonnabend in der Nähe des Fischereihafens abgehalten wird. Wir hatten uns eigens dazu mit einigen unserer französischen Nachbarn verabredet und uns gemeinsam in dieses herrliche Gewusel gestürzt (nächste Woche fahren wir beide nochmal alleine hin und nehmen uns richtig Zeit). Es gibt also noch viel zu entdecken. Daher grüssen wir täglich überschwenglich den “Capetan” und hoffen, dass er uns noch nicht fort schickt.

Mittwoch, 31.12.2008

Seit gestern Abend haben wir Nachbarn. Die “Sagitta3”, eine Bavaria unter österreichischer Flagge. Nun wirds natürlich eng hier. Wenn jetzt noch ein Boot die Marina zw. Einklarieren anläuft, müsste es an einem von uns festmachen. Wir werden leicht nervös. Doch von der Capetainerie lässt sich niemand blicken und wir verhalten uns auch ganz still und unauffällig. Im Laufe des Tages lernen wir die “Ösis” von nebenan kennen, Gerlinde und Erwin aus Wien und ihre zwei Gäste, Daniela und Gerald. Wie immer unter “Seefahrern” gibt´s ne Menge zu erzählen und es dauert auch nicht allzu lange, da haben wir uns für den Abend im Restaurant gleich um die Ecke verabredet. Ist ja auch viel schöner, als alleine Silvester zu feiern. Der Kpt findet in einer unserer Bilgen noch eine Flasche “Rotkäppchen-Sekt” und so können wir gebührend das Neue Jahr begrüssen. Da unsere Seenotraketen noch alle ganz “frisch” sind gibt´s auch kein Geballer zum Jahreswechsel. Nur ganz vereinzelt sieht man mal ein paar Silvesterraketen.

 

Sonntag, 04.01.2009

Ein Glück, dass Kleidung auf deDer Ribat von Monastirn hiesigen Märkten recht preiswert ist, denn in unsere Hosen werden wir wohl demnächst nicht mehr passen. Gerlindes Leidenschaft für`s Kochen und die Tatsache, dass wir allabendlich zum Essen eingeladen werden, muss zwangsweise Spuren hinterlassen! Gegen die “Rollen” hilft nur weniger essen oder viel Bewegung. Wir entscheiden uns spontan für Letzteres und durchstreifen bei schönstem Wetter die Stadt. Medina, Souk, Fischerhafen, Strandspaziergang und Besichtigung des Ribat, denn wie fast jede Stadt hat auch Monastir seine eigene Festung. Und diese ist nicht nur besonders gross sondern auch in tadellosem Zustand, so dass einer sofortigen Nutzung durch einen obdachlosen Ritterorden nichts im Weg stünde. Na ja, ausser die darin herumlaufenden Touristen vielleicht. Erwin und Gerlinde sind mit der “Beräumung” und “Herrichtung”ihres Bootes beschäftigt, das morgen verkauft werden soll. Wir drücken ihnen die Daumen!

Dienstag, 06.01.2009

Heut sind unsere beiden “Alpenbewohner” wieder nach Hause geflogen. Eine Woche lang haben wir uns jeden Abend durchfüttern lassen oder haben zusammen gekocht, viel Wein getrunken, auch etwas Wasser, haben gefachsimpelt oder einfach nur geschladdert, dabei CD`s und Tipps getauscht, zwischendurch auf den Verkauf des Bootes angestossen, uns so manchen Wiener Slang ins Hochdeutsche übersetzen lassen, Pläne geschmiedet und von fernen Ländern geträumt, kurz, es war eine schöne Woche! Und vielleicht sehen wir uns im Sommer in Griechenland.

Mittwoch, 07.01.2009

Wir sitzen beim Frühstück, da klopft Maschut am Boot, der gute Geist der Marina und die zweite Hand des Hafenkapitäns. Sieht ganz so aus, als müssten wir “unseren” Platz jetzt räumen. Immerhin werden wir schon 14 Tage an der Einklarierungspier geduldet, konnten die Abfahrt unter Angabe verschiedener Gründe (zu schlechtes Wetter, zu gutes Wetter, tolle Stadt, netter Hafenkapitän, ... Schleim, Schleim, Augenaufschlag) immer noch ein paar Tage aufschieben. Mein Kpt muss mit in das Marina-Office. Rein auf Verdacht beginne ich schon mal damit, einiges zu verstauen und im Boot seeklar zu machen. Nach einer ganzen Weile kommt Renè zurück und gibt Entwarnung. Beim Hafenkapitän kam natürlich als erstes die Frage, ob wir heute abfahren, woraufhin Renè was von Wetter etc murmelte. Na, das übliche Hin und Her eben. Ob wir denn schon wüssten, wohin wir fahren, wo wir den Winter über bleiben wollten? “Nein.” Noch ein bisschen Geziere und dann kam die Überraschung: sie haben einen Liegeplatz für uns! Juhu! Kurz darauf gehen wir mit Maschut zu dem Steg, den Platz ansehen. Na ja, die Einfahrt wird ein bisschen hakelig werden, es ist sehr eng und in die Lücke selbst werden wir uns nur mittels Leinen verholen können. Also los! ... Wir haben noch gar nicht ganz fest gemacht, da zeigt sich schon die erste Nachbarin, eine Französin, ca 65, die in fliessendem Englisch munter drauf los erzählt. Danielle. Sie lebt hier bis zum März allein auf ihrem Boot. Alle anderen Boote scheinen unbewohnt zu sein. Na dann! Das ist jetzt also unser “beinahe Wohnsitz” in Monastir. 

Sonnabend, 10.01.2009

Es ist für uns schon zur Gewohnheit geworden: am Sonnabend ist Markttag! Danielle hat uns natürlich auch schon Fenchelhändler im Soukwortreich darauf hingewiesen und noch dazu mit diversen anderen Infos versorgt ... Also Rucksack schultern und Taxi heranwinken. Auf dem Markt herrscht wieder geschäftiges Treiben und die Marktschreier sind in absoluter Höchstform (so laut kann mein Kpt nicht!) Wir bewegen uns langsam in einer Menschentraube zwischen Bergen von Obst und Gemüse hindurch. Alles sieht sehr frisch aus, man kann hier wirklich prima einkaufen. Das lassen wir uns aber zum Schluss, wir wollen uns vorher in Ruhe auch all die anderen “Abteilungen” ansehen. Heute sind sogar lebende Stare im Angebot ... Nach ausgiebigem Marktgenuss kaufen wir Radieschen, Pampelmusen, Möhren und frischen Fenchel und machen uns auf den Rückweg. Mein Kpt hat noch einen Termin mit einem Segelmacher, der u.a. unsere Sprayhoud reparieren soll und ich geh derweil in die Medina, um Fleisch für unser Abendessen zu kaufen. - “Wir kochen gut”, das ultimative DDR-Kochbuch liegt aufgeschlagen in der Pantry. Seite 64, Fenchelgemüse. Der Kpt äugt ein wenig misstrauisch in den Topf, aber es schnuppert schon lecker. Und, wer hätte das gedacht, es schmeckt echt super!

Dienstag, 13.01.2009

Vor drei Tagen hat mich irgendwas in den Rücken “gebissen”, “geschossen”, wie auch immer, d.h. ich bin mächtig “lahm”. Aber wir haben ja eine riesige Bordapotheke, von unseren beiden “Doctores” liebevoll zusammengestellt, und da bin ich auch fündig geworden. Salbe und Tabletten (von Andreas extra beschriftet für uns Nichtmediziner :) Es ist heut auch schon etwas besser. Der Kpt hatte schon unsere Fahrräder zusammen gebaut und musste nun die Probefahrt - mal eben 20 km nach Sousse und zurück - alleine machen. Es hat auch wieder eine rege Bau- und “Basteltätigkeit” eingesetzt. Das Ein oder Andere ist zu reparieren, zu warten, umzubauen. Zu tun gibt`s immer. Ich hab derzeit aber den Schonplatz am Laptop und bringe die site auf den neuesten Stand. Manchmal haben wir sogar ein “Netz”. Es ist allerdings sehr schwach und arbeitet im “Schneckentempo”, so dass schon das Öffnen einer Mail ganz schön nervenaufreibend und zeitintensiv ist. Zum Übertragen der “Site” hat es bisher nicht gereicht.

Mittwoch, 14.01.2009

Mein Kpt steckt schon den zweiten Tag im Motorraum und taucht nur zu den Mahlzeiten ölverschmiert auf. Ölwechsel am Generator, beim Motor und Getriebe. Im Augenblick schraubt er gerade die Flex-Kupplung ab, da sie sich durch Vibrationen gelockert hat und inzwischen leicht schief sitzt. Irgendwas ist immer ...

 

Donnerstag, 15.01.2009

Um die Mittagszeit klingelt unser Handy, Angelika und Peter rufen an. Sie irren schon eine Weile durch die Marina und können die “Mira” nirgends entdecken. Kurze Wegbeschreibung und bald darauf können wir die beiden “Wüstenfüchse” an Bord begrüssen. Grosse Freude! Vor zwei Monaten hatten wir uns in Tabarka kennengelernt und alle finden es super, dass wir uns vor ihrer Abreise aus Tunesien noch einmal treffen. Gemeinsam machen wir uns anschliessend auf die Suche nach einem Stellplatz für ihren Unimog (der eigentlich gar keiner ist :), den sie gleich neben der Marina parken dürfen. Dann noch kurz bei der Polizei melden, auch dort ist alles ganz unkompliziert. Und zur Feier des Tages suchen wir abends unser “Stamm-Restaurant” heim und lassen es uns bei tunesischem Wein und Pizza gut geheBlick zur Medina von Monastirn.

Sonntag, 18.01.2009

Als “Ortsansässige” übernehmen wir den Part der Reiseleitung. Stadtbesichtigung, Ribat und natürlich unbedingt der Souk am Sonnabend, von dem wieder mal alle ganz fasziniert waren. An den Abenden kochen wir abwechselnd und dann gibt es, sozusagen als Nachtisch, Fotos von Libyen und der Tunesischen Wüste. Besonders schön sind die Sanddünenbilder! Angelika und Peter erzählen begeistert von ihren Touren, berichten über die unwahrscheinliche Gastfreundschaft in Libyen und vielen anderen Erlebnissen. Klingt wirklich toll, da müssen wir unbedingt auch mal hin! Wir kontern mit Fotos von Albanien und Rumänien aus unseren “Landrover-Zeiten”.und natürlich “frischen” Segelbildern. - Den Sonntag verbringen die Männer hauptsächlich mit “Basteleien” an den Laptops und nach dem Kaffee flüchten wir Frauen in die Stadt zum Shoppen. Nein, keine Klamotten, kein Schmuck, keine Schuhe und auch keine Teppiche! Wir shoppen in der Markthalle, frisches Gemüse und Fleisch für´s Abendessen. Und nicht zu vergessen den Wein, den es hier offiziell eigentlich erst ab 20 Uhr zu kaufen gibt.

Montag, 19.01.2009

Heute steht das 20 km entfernte Sousse auf unserem Plan, wir haben aber keine Ahnung, wie wir am besten dorthin kommen. Bus, Zug oder Taxi? Auf dem Steg treffen wir Nachbarin Danielle, die uns sofort “aufklärt”: Zug. Der fährt alle halbe Stunde und kostet pro Person 1,30 TD. Fein, also ab zum Bahnhof! - Sousse hat eine schöne Medina, die von engen Gassen durchzogen wird. Auch hier gibt es ein Ribat (Wehrkloster) und noch dazu eine grosse Kasbah (Zitadelle), und alles wird von einer hohen, wehrhaften Stadtmauer umgeben. Ausserdem soll hier auch ein Rotlichtviertel sein und unsere MIm Soukänner sind schon gespannt darauf. Wir schlendern kreuz und quer durch die Gassen, sehen uns den Ribat an, an dem noch kräftig gebaut wird, ersteigen den Turm, trinken zwischendurch Pfefferminztee und nehmen einen kleinen Mittagsimbiss. Weiter geht´s durch die Gassen, bis wir irgendwann vor zwei weiMedina von Soussessen, gegeneinander versetzten Betonmauern stehen. Dahinter ist das Rotlichtviertel. Unsere Männer verschwinden mal eben ... War doch klar, dass wir uns die “Herbertstrasse” von Tunesien nicht entgehen lassen. Leichtbekleidete, dunkelhäutige Schönheiten im Sinn spähen wir in die ersten rotbeleuchteten Nischen und Eingänge. Alle leer. Woman at work? Wenige Meter später treffen wir dann auf die ersten beiden “Gewerbetreibenden”. Presswurst im Jogginganzug beschreibt den Anblick noch am ehesten. Die Linke, mit einem Ausschnitt bis zum Bauchnabel züngelt Peter zu und schüttelt ihren vorgebeugten Oberkörper. Wir hoffen beide inständig, dass nichts heraus fällt, der Anblick ist auch so schon schrecklich genug. Ihre Kollegin raunt mir zu:”I´m a sexmachine!” Guter Hinweis! Rein optisch hätte ich sie sonst eher für die Klofrau gehalten. Ehe sie uns noch weitere Geheimnisse offenbaren stolpern wir schnell weiter, und zwar Richtung Ausgang. “Ihr seid aber schnell zurück” werden wir von unseren attraktiven, knackigen, jungen Frauen empfangen. Wie gut wir es doch haben! ... Kurz vor Zugabfahrt verfallen wir noch in einen Kaufrausch, denn in der Nähe des Bahnhofs findet man reichlich Werkstätten, Autozubehörläden etc. So wechseln Ölfilter, Bohrer, Kugelhähne, Winkel ... auf die Schnelle den Besitzer. - Als wir in Monastir ankommen ist es schon recht spät, und so kann sich unser “Stamm-Restaurant” wieder mal über ein paar Gäste freuen.

Dienstag, 20.01.2009

Wir sitzeAngelika hat einen Vogel (Falke)n ein letztes Mal zusammen an Bord der “Mira”. Angelika und Peter fahren heute weiter, am FreitaPeter in Angelika (Sondermodel)g, den 23., geht ihre Fähre von Tunis nach Genua.  Bei einem Kaffee sehen wir uns die Wettervorhersage für Freitag an. Die sieht überhaupt nicht gut aus, da ist jede Menge Wind unterwegs. Vor der Libyschen Küste 80 kn, im Golf von Lyon sogar 90 kn! Für die Tunesische Küste werden 40 kn vorhergesagt, das klingt schon besser, ist aber auch nicht ohne. Schon beim Anblick der Wetterkarte wird Peter ganz grün im Gesicht. Auch die Verabschiedung gerät ein bisschen traurig. Wer weiss, wann und wo wir uns mal wieder sehen? Na, hören werden wir ganz bestimmt voneinander. Versprochen! Wir wünschen euch jedenfalls noch viele tolle Reisen und Erlebnisse mit eurem  “Mercedes-Benz 1113, Wohnmobileigenbau, Sondermodell “Angelika” (war doch hoffentlich korrekt so?!) und immer eine Handbreit Sand unterm Reifen!

Donnerstag, 22.01.2009

Er ist da. Der Wind. Die “Mira” schaukelt fröhlich hin und her und der Windmesser schwingt sich schon mal bis 39 - 40 kn auf. Mangels Sprayhoud (wann kommt die eigentlich von der Reparatur zurück?) hatten wir über Cockpit und Niedergang eine Plane gespannt, die wir nun schleunigst evakuieren. Ich rette auch gleich die schlagende tunesische Flagge, bevor es sie ganz zerlegt. Na, immerhin regnet es nicht und es sind noch 13 Grad draussen. - An Bord wieder “Bastelarbeiten”.

Sonnabend, 24.01.2009

Heute ist wieder Markttag. Wir haben dort bestimmt zwei Stunden verbracht und jetzt ist unsere Bilge aufgefüllt mit frischem Obst und Gemüse für die nächsten Tage. Nun müssen wir nur noch in die Markthalle der Medina, um Fleisch und Brot zu kaufen. Natürlich drehen wir in der Halle auch wieder die Extra-Runde in der Fischabteilung. Wie die Fische wohl alle heissen mögen? Was macht man damit? Die meisten sind recht klein und haben sicher viele Gräten. Aber heute ist auch ein grosser Thunfisch im Angebot, von dem nur noch ein Drittel übrig ist. Der Verkäufer schneidet für seine Kunden fein säuberlich 1 cm-dicke Scheiben von dem festen, rötlichen Fleisch. Stunden könnte man hier zubringen! - Auf dem Rückweg kommen wir durch eine kleine Strasse, in der ich vor Tagen einen Friseur für Frauen entdeckt habe (für Männer gibt es an jeder Ecke einen). Bevor ich rapunzelähnlich Probleme habe, den Niedergang rein und raus zu kommen, wollte ich dort mal reinschauen. Der Eingang ist dicht mit Gardinen verhängt und auch zum Fenster kann man nicht hineinsehen. Und Männer haben hier mal gerade gar keinen Zutritt! Ich wühle mich durch die Gardinen und frage auf Englisch und mit entsprechenden Gesten, ob sie mir wohl die Haare schneiden würden. Grosse Freude, alle sind ganz aus dem Häuschen! Offensichtlich verirrt sich hier hinein kaum ein Ausländer. Natürlich! Und schon sitze ich auf dem Frisierstuhl. Ausser der “Chefin” sind noch neun weitere Frauen/Mädchen in dem kleinen Raum, die zur Familie gehören oder nur befreundet sind und sich gemeinsam die Zeit vertreiben. Alle sprechen Arabisch oder Französisch und ich werde wortreich zu meinen Wünschen befragt. Mit Händen und Füssen, etwas Englisch, sehr wenig Französisch und viel Lachen kriegen wir das hin. Es kommt noch eine junge Frau dazu, die offensichtlich extra angerufen wurde, und die wirklich sehr gut Englisch spricht. Wir unterhalten uns nebenher und sie dolmetscht ein wenig. Alle haben viel Spass und “hüpfen” schon mal um den Frisierstuhl herum, um besser sehen zu können. Sie bewundern meine hellen Augen. Zwischendurch beraten sie, die Haare könnten auch gleich gefärbt werden. Welche Farbe? Ehe ich mich versehe, halte ich zwei grosse Bücher mit Farbbeispielen in den Händen. Alle raten einstimmig zu schwarz. Oh nein. Mit Müh und Not kann ich sie von ihrem Plan abbringen. Na gut, aber dann schminken! “A little bit only, please.” Was folgt ist das volle Programm: Augenbrauen, Maskara, Lidstrich und -schatten, Lipgloss, etwas Rouge. Ganz zum Schluss noch etwas Rosenwasser auf die Haare (sie lieben es)- fertig! Bevor ich mich verabschiede stellen sich alle mit Namen vor und es wird ausführlich berichtet, ob es sich um eine Nachbarin, eine Tochter oder Freundin handelt ... Mein Kpt erkennt mich trotz der grossen Verschönerung wieder und ich darf, ohne mich ausweisen zu müssen, an Bord kommen.      

Dienstag, 27.01.2009

Meine ohnehin recht ausgeprägte “Bastelleidenschaft” nimmt zur Zeit geradezu exzessive Ausmasse an. Es gibt eigentlich keinen Bereich an Bord, an dem nichts zerlegt, abgebaut oder einfach nur zur Kontrolle geöffnet ist. Da sind zum Einen die notwendigen Reparaturen und Wartungsarbeiten, einige Umbauten und Änderungen oder einfach nur “Projekte”, die wir vor unserer Abfahrt nicht mehr geschafft haben (Aussendusche) oder die nicht ganz so wichtig waren (die immer noch fehlenden Abdeckungen unter den Salonfenstern, wozu ich einfach noch keine Lust hatte und die ich wohl auch weiter vor mir herschiebe). Dafür entdeckt man dann beim Abarbeiten der Checkliste neue “Problemfälle”, wie an den beiden Rollanlagen der Vorsegel oder diverse beschädigte Umlenkrollen. Ersatz dafür ist hier auch nicht zu beschaffen, es ist also Improvisationstalent gefragt. Leider wird meine Freude am “Zerlegen” der Schiffseinrichtung und dem Verteilen von Werkzeugen und Einzelteilen über das gesamte Schiff nicht von allen Besatzungsmitgliedern geteilt. Dafür erfüllt sich Marion morgen einen ganz speziellen Wunsch: sie schickt mich in die Wüste!

 

Mittwoch, 28.01.2009El Djem - das römische Amphitheater

Gegen 18 Uhr: wir schaukeln beide auf dem Rücken eines laut und unanständig blubbernden Dromedars (wahrscheinlich hat es gerade seinen Monatsvorrat von ca. 400 l Wasser getrunken?) durch die Wüste, dem Sonnenuntergang entgegen. Weitere Karawanenmitglieder sind Ursula von der französischen Yacht “Kheops”, ihre Schwiegertochter Letitia und deren Freund Fabian. In schwarz-weisse Gewänder gehüllt, mit einem Turban auf dem Kopf gehören wir einfach in die Wüste! Links von uns fällt plötzlich die Sonne glutrot und kitschig (aber schöön!) hinter ein paar Palmen in den Sand und ist in Nullkommanichts auch schon verschwunden ... Seit heute früh sind wir fünf mit Fahrer Moiz im Landcruiser unterwegs, Richtung tunesischer Wüste und Atlas-Gebirge. Als erstes Ziel der Tour erreicWüster Triphen wir El Djem, wo wir das römische Amphithea ter besichtigen. Das soll nur wenig kleiner sein als das Kolosseum in Rom, aber besser erhalten. Ein gewaltiger Bau! Es wird geschätzt, dass 30 000 - 45 000 Menschen darin Platz fanden, um den makaberen Schauspielen, tödlichen Kämpfen zwischen Gefangenen, Gladiatoren und wilden Tieren beizuwohnen. Danach geht´s weiter nach Matmata, dort findet man viele Troglodyten-Häuser (Höhlenwohnungen), die wahrscheinlich schon im 4. Jh.v.Chr. in die Felsen gehauen wurden. Sommer wie Winter herrschen im Inneren angenehme 17°C und noch heute werden sie teilweise von Berbern bewohnt. 100 km weiter das nächste Ziel: Douz, die südlichste der grossen Oasen am nördlichen Sahararand. Das Tor zur Wüste. Nach dem Dromedarritt und Abendbrot verbringen wir die Nacht im hiesigen Hotel “Tuareg”. Es heisst früh schlafen gehen, denn ...

Donnerstag, 29.01.2009

... um 4.45 Uhr klingelt der Wecker! ... Boaaah! Schnell anziehen, frühstücken. Alle fünf seheGrande Mosquee Sidi el Oqban wir ein bißchen zerknittert aus und so wirklich was essen kann um die Uhrzeit auch noch keiner. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf, um den Sonnenaufgang über dem Chott el Djerid, einem 5000 qkm grossen Salzsee, zu sehen. In der beginnenden Dämmerung machen wir vorher noch einen kurzen Stop bei den versteinerten Dünen von Fatnassa, die wir fast ertasten. Pünktlich zum Sonnenaufgang sind wir am Salzsee, der wohl sonst eine “endlose Ebene aus glitzernden Kristallen” ist. Da es vor kurzem drei Tage lang geregnet hat, ist aber nichts mit “glitzern”. Trotzdem erstrahlt die ganze Umgebung in wunderschönen Pastelltönen und mit zunehmender Helligkeit wird es auch schon etwas wärmer. Nach ausgiebigem “fotoshooting” fahren wir weiter in die Oasenstadt Tozeur und danach in ein verlassenes Bergdorf, das in den 60ern durch starke Regenfälle zerstört wurde (im Sommer sind hier bei bis zu 50°C täglich ca. 1500(!) Touristen - das möchte ich nicht erleben müssen!) Die Lehmhäuser stehen noch und wir kraxeln den dahinter liegenden kahlen Berg hinauf und dann gleich wieder hinab ins Tal. Wir stehen plötzlich in einer Oase, in der es eine heisse Quelle gibt (echt Badewannentemperatur!) Lustige kleine, giftgrüne Frösche quaken Christians Kleine Gute-Nacht-Musikhier was das Zeug hält. Und während unser “Führer” noch dieses Geschenk Allahs preist, stürzen sich auch schon diverse Souvinierverkäufer auf uns ... Von hier geht es, mit kurzer Unterbrechung für´s Mittag, weiter Richtung Kairouan. Das ist Tunesiens “heilige Stadt”, die zugleich nach Jerusalem, Medina und Mekka die viertheiligste Stätte der islamischen Welt darstellt. Leider haben wir uns verspätet, so dass nur Zeit für einen Rundgang um die “Grande Mosquee de Sidi Oqba” bleibt (da müssen wir wohl noch einmal hin, um alles in Ruhe anzusehen). Nochmal 65 km und wir sind zurück in Monastir. Hier begrüsst uns Ursulas Mann, Christian, freudestrahlend und überrascht uns alle mit einem leckeren Abendessen (Couscous mit Fisch - hmm!) Davon bleibt kein Krümelchen übrig. Wir sitzen dann gemütlich bei tunesischem Wein, irgendwann holt Christian seine Gitarre heraus und beginnt zu spielen. Wenig später erscheinen auch noch die Bootsnachbarn, ebenfalls mit Gitarre und es wird ein sehr musikalischer Abend ...

Montag, 02.02.2009

Der “Arbeitsalltag” hat uns wieder. Marion versucht sich unter Deck an allerlei Umräum-, Sortier- und Reinigungsarbeiten und ist bemüht, mich nach draussen zu verbannen. Sie betrachtet mich als so eine Art Hemmschuh für ihre Bemühungen um ein ordentliches, aufgeräumtes, sauberes und wohnliches Schiff. Das Wetter ist super, ich hab auf Deck auch genug zu tun und so ist der Bordfrieden gesichert. Die meiste Zeit verbringe ich damit, Ersatzteile zu suchen bzw. Alternativlösungen, denn hier vor Ort ist eh nichts zu bekommen Dank des Fahrrades bin ich glücklicherweise sehr beweglich und ich falle mittlerweile im hiesigen Verkehrsgeschehen kaum noch auf. Wenn man einige grundlegende Regeln beachtet ist es gar nicht so schwierig und man kommt zügig durch das Chaos. So vermeide man auf jeden Fall das Anzeigen eines Spurwechsels oder Abbiegens. Das irritiert nur die anderen Verkehrsteilnehmer! Einbahnstrassen befahre man als Rad- oder Mopedfahrer zwingend entgegengesetzt der Fahrtrichtung, aber auch bei zweispurigen Strassen gerne auf der Gegenfahrbahn. Im Dunkeln auf gar keinen Fall Licht anmachen ... Irgendwie kommt mir dieses System sehr entgegen, nur Marion hatte so ihre Probleme damit. Mittlerweile bewegt sie sich aber auch schon recht sicher durch die Stadt (Anmerkung Bordfrau: ... auch ohne Stützräder!)

Dienstag, 03.02.2009

Hektische Reisevorbereitungen. Der Heilige Vater, sowie unsere Freunde, Sven und Christiane aus Stralsund, haben (an)gerufen und so “eilen” wir nach Rom. Morgen geht es nach Tunis und von dort startet am Donnerstag das Flugzeug. Während Marion (ganz Frau) schon mal anfängt, ihren Rucksack zu packen (...welche, der siebenundzwanzig auf dem Sonnabend-Markt erworbenen Jeans soll ich denn nur mitnehmen? ...), verfalle ich (typisch Mann) in leichte Panik: “... Hach, ich hab ja gar nichts anzuziehen! ...Und zum Friseur muss ich auch noch! ...”Aber vorher muss ich schnell noch ein paar Werkstätten abradeln, damit sie nicht während unserer Abwesenheit die, in Auftrag gegebenen, Teile anderweitig verkaufen. Dann in die Medina zwecks neuer Hose, wo mir eine nette Verkäuferin die Entscheidung abnimmt. Darauf hetze ich zum Friseur, der diesmal gar nicht erst fragt, wie es werden soll, und gleich loslegt. Als ich in Marions Sichtweite komme legt sie spontan fest, mich nie wieder allein zum Friseur zu lassen. ”Und in Rom setzt du am besten eine Mütze auf!” Ich trau mich aber trotzdem noch, durch die Marina zu laufen, um uns bei der “Capetanerie”, bei der Guardia National, Zoll und an Bord der “Kheops” abzumelden. Und bis Morgen sind die Haare ja schon wieder ein Stück nachgewachsen.

Mittwoch, 04.02.2009

Ein bisschen stolz sind wir schon auf uns, dass wir das nervige Gebimmel des Weckers um 6.30 Uhr nicht ignoriert haben. Wir haben ihn weder ausgeschlagen, noch nach ihm geworfen und sind (gefühlt) mitten in der Nacht aufgestanden. Marion frühstückt in aller Seelenruhe (ihre Sachen sind gepackt), ich stopfe hastig ein paar Pullover in meinen Rucksack. “Wo ist eigentlich meine Winterjacke?” Da Marion weiss, wo was liegt, werde ich auch rechtzeitig fertig. Wir würgen uns nebst Gepäck in ein Taxi und fahren zum Busbahnhof, wo wir gleich weitergereicht werden an ein Sammeltaxi nach Tunis. Das isGeht uns das gut!t hier die preiswerteste Art der Fortbewegung. Das Ziel wird festgelegt und die Fahrt geht los, wenn das Taxi voll besetzt ist. Der Fahrstil des Fahrers lässt vermuten, dass er versucht, einen neuen Geschwindigkeitsrekord für die Strecke aufzustellen. Dementsprechend zeitig sind wir dann auch in Tunis, wo wir in unser Hotel einchecken. Ausgiebiger Stadtbummel, Abendessen im Imbiss um die Ecke (lecker!) und dann endlich geht Marions langgehegter Traum in Erfüllung: heisses Wasser läuft in die Badewanne, weisser, duftender Schaum schwimmt darauf, der Wein leuchtet dunkelrot in den Zahnputzbechern. Während sie sich entspannt in der Wanne rekelt, versuche ich mit einer Hand den Stöpsel am Rausrutschen zu hindern und gleichzeitig den Schmerz zu ignorieren, den der, in meinen Rücken drückende, Wasserhahn verursacht. Welch ein Glücksgefühl! Nach eineinhalb Jahren mal wieder in einer Badewanne sitzen!

 

 

Donnerstag, 05.02.2009

Noch früher aufstehen. Um 8.30 Uhr startet das Flugzeug bei strahlendem Sonnenschein in Tunis und setzt 9.55 Uhr in Rom zum Landeanflug an. Von der “Ewigen Stadt” ist leider wenig zu sehen: Wolken, Wolken, Wolken. Aber immerhin regnet es nicht. Unsere Rucksäcke erscheinen unversehrt auf dem Gepäcklaufband und so können wir gleich die nächste “Etappe” in Angriff nehmen, vom Flughafen zum BungalNach so langer Zeit doch wiedererkannt!ow-Dorf im nördlichen Rom, wo sich unsere Unterkunft für die folgenden Tage befindet. Die Verkehrsanbindung ist für uns zunächst recht undurchsichtig und als wir einen passenden Zug zum Hauptbahnhof Termini entdeckt haben wird unser Fortkommen durch einen zeitweilig gesperrten Streckenabschnitt erschwert. Irgendwann landen wir doch noch auf dem grossen Bahnhof, wo uns eine nette Italienerin auf den weiteren Weg schickt und uns auf die Schnelle mit diversen nützlichen Infos versorgt. Bustickets kaufen und schon springen wir auf den 910er Bus auf, eine Viertelstunde später wechseln wir in den 200er Bus und sind um 15.30 Uhr im Bungalow-Dorf. Mit Hilfe des äusserst netten und kommunikativen Gärtners finden wir unser “Häuschen”(Nummern wurden vertauscht) - geschafft! Eine Stunde später kommen auch Christiane und Sven an, die sich nach ihrem kurzen Winterurlaub diesen Abstecher nach Rom “gönnen”. Grosse Wiedersehensfreude ...

... obwohl sie inzwischen wieder in Bergen von Arbeit versinkt und hinter den grossen Stapeln von Briefen und Akten kaum noch zu sehen ist, hat Christiane sich liebenswürdigerweise die Zeit genommen und unseren gemeinsamen Romaufenthalt in folgenden Zeilen zusammengefasst (DANKE :)!!!

Donnerstag, 12.02.2009Der alte Caesar

Mit Marion und René in Rom

So, da wollen wir die beiden Reisenden mal kurz dem Logbuchstress entheben, damit sie auch wirklich Urlaub vom Urlaub haben. Ist ja auch ziemlich anstrengend-ständig unter warmer Sonne, täglich das rauschende Meer und dann auch noch über den richtigen Formulierungen fürs Logbuch brüten müssen - das geht nun wirklich nicht auf Dauer ;-)            Statt, wie ursprünglich mal geplant, uns gemütlich für ein paar Tage auf der MIRA einzunisten und  persönlich deren Zustand und den von Marion und René in Augenschein zu nehmen, haben Capitana und Capitano kurzfristig beschlossen uns während unseres Italienurlaubes sozusagen auf halbem Weg entgegenzukommen, damit wir endlich mal wieder ein paar Tage gemeinsam verbringen können. (vielleicht wollten sie auch nur unserer Invasion an Bord der MIRA vorbeugen - wer weiss…)                                    René, der Meister der Organisation, hatte eine echte Perle an Roms Stadtrand ausfindig gemacht, die ab 05.02. unsere Basis sein sollte.                                                        Schon während der Hinfahrt haben wir uns voller Vorfreude vorgestellt, wie die Beiden wohl  8 Monate Globetrotterleben verändert haben könnten - lange Bärte (naja, Marion wohl eher nicht) dunkelbraune Runzeln überall - war ja ne lange Fahrt…           Überraschung in Rom - die Tür des Bungalows flog auf - da standen die Beiden unverändert knackig und fröhlich, es gab sooo viel zu erzählen. Wir hätten eigentlich auch tagelang bei Wein und lecker Pizza sitzen und schwatzen können - gäbe es da nicht unser Sightseeing-Programm! Rom ist ja schließlich auch eine unglaublich interessante Stadt an der eig... viele alte Steine ...entlich jede Ecke pure Geschichte atmet und von der auch noch Unmengen zu sehen ist. Bei für uns frühlingshaften Temperaturen (Marion und René hatten da wegen zwischenzeitlicher Verweichlichung etwas andere Empfindungen) haben wir uns also täglich auf historische Spurensuche begeben. Spanische Treppe, Forum Romanum, Capitol, Kolosseum, Petersdom – wir konnten gar nicht so schnell die gefühlten historischen Epochen wechseln - Könige, Kaiser, Päpste, Gladiatoren, Mätressen, Vestalinnen. Schon beeindruckend, wenn man vor den doch gigantischen Überresten längst vergangener Zeiten steht und teils auch erschreckend, wie sich die folgenden Herrscher unbeeindruckt von den noch stehenden Bauwerken bedient haben um sich selbst ein Denkmal zu setzen oder gedankenlos alte Bausubstanz dem neuen Gigantismus weichen musste. Für den Bau des Monumento Nazionale zwischen 1885 und 1911 wurden beispielsweise rigoros Teile von Gebäuden auf dem anliegenden Kapitolshügel abgerissen.  Große Befriedigung hat uns natürlich die Tatsache verschafft, dass das römische Reich trotz seiner gigantischen Aus... und noch ein alter ...breitung nie die Ostseeküste einnehmen konnte. Eigentlich hätten wir permanent mit einer Flagge des Stralsunder Stadtwappens rumlaufen müssen (scheiterte an mangelndem Häkelutensil).  Was sind wir doch wehr- und standhaft! So hat uns auch die Erkundung Roms nicht kleinbekommen (trotz gelegentlicher gruppenzersetzender , ironietriefender Äusserungen wie: „oh guck mal, noch ein alter Stein“ „ und hier noch ein Obelisk“). Und das Gelati versöhnt ja dann ohnehin wieder mit Rom und der Welt :)!                                Mal abgesehen von der Tatsache, dass Rom ohnehin eine Reise wert ist, war die Woche mit Marion und René einfach superschön und viel zu schnell vorbei. Unser Lieblingspizzabäcker wird uns hoffentlich auch vermissen, so wie wir den Vino de Casa und die echt lecker Pizza und das Gelati erst!!!                                                                  Es war schon ein bisschen frustrierend, als wir die Zwei beim Flughafen aus dem Auto lassen mussten. Na gut, wärmt euch erstmal wieder in Tunesien auf. Ja und dann kommen wir wieder – stellt schon mal den Wein kalt!!!                                                                                                

 

Freitag, 13.02.2009

... trotz dieser markanten Wochentag-, Datumskombination sind wir wieder gut in Tunis angekommen. Aber vonwegen “aufwaermen”! Schon bei der Landung fliegen wir durch dicke graue Wolken und der Regen prasselt nur so auf das Flugzeug. Was ist das denn?! Wintereinbruch in Tunesien? Offensichtlich ist die ganze Kaelte, die bisher in Europa festhing, ueber das Mittelmeer nach Afrika gezogen. Immerhin regnet es nicht als wir schwer bepackt mit unseren Rucksaecken vom Louage-Sammelplatz zur Marina runterbuckeln (aber diese Art Last tragen wir ja gern: Kaese, Schinken, Grappa, Kaffee, Lakritzschnecken und einige Ersatzteile fuers Boot). Und ab morgen ist auf jeden Fall Schal angesagt! 

Sonnabend, 14.02.2009

Ab heute ist es vorbei mit dem Faulenzen (haha)! Dabei war der Romaufenthalt alles andere als das. Ich moechte echt mal wissen, was wir dort zu Fuss an Kilometern zurueckgelegt haben. Aber der kurze Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt, diese Stadt MUSS man einfach gesehen haben! - Fuer uns heisst es jetzt in die Haende spucken, ganz fleissig sein und die Zeit bis zum Wochenende nutzen, denn ab da hat sich Besuch angemeldet: Tina, meines Kpt’s kleinste Schwester, und ihr Mann Stephan kommen.

Sonnabend, 21.02.2009

Die Woche ist um und viele der Arbeiten, die auf dem Plan standen, sind erledigt. Selbstverstaendlich (!) sind auch wieder neue hinzu gekommen. Leider hat sich einen Tag nach unserer Rueckkehr aus Rom auch das ohnehin schon schlechte offene Wifi-Netz “verabschiedet”, so dass an ein Aktualisieren unserer Internet-Seite zur Zeit nicht zu denken ist. - Heute lassen wir aber alles so wie es ist und fahren mit der Bahn in das ca. Wieder auf Netz-Suche45 km entfernte Mahdia, um Gaby und Joern zu besuchen, die dort im Fischerhafen seit Jahren einen Liegeplatz fuer ihre 16er Reinke haben. Im Dezember haben wir die beiden auf Pantelleria kennengelernt und jetzt sind sie zurueck von ihrem Toern nach Sizilien. Es gibt eine Menge zu erzaehlen! Durch einen Blitzschlag ist einiges an Bord beschaedigt oder ganz und gar ausgefallen. Hier gibts also noch mehr Arbeit als bei uns ... Eigentlich wollen wir am spaeten Nachmittag zurueck fahren weil Tina und Stephan dann ankommen, aber wir “verquatschen” uns dermassen, dass wir gerade noch die letzte Bahn erwischen. Und es ist wirklich die Allerletzte Bahn! Die Tueren gehen nicht zu und Tueren zwischen den einzelnen Abteilen oder Wagen, die man ja dann eventuell schliessen koennte, gibt es schon mal gar nicht! Wir sitzen quasi anderthalb Stunden mitten im Windkanal. Unterwegs rufen wir Tina an und verabreden uns fuer morgen - heut geht gar nichts mehr. Nur noch Aufwaermen ...

Sonntag, 22.02.2009

Wir haben ein Bombenwetter fuer unsere Besucher bestellt - es hat geklappt! Die Tina als Klosterfrau auf dem RibatSonne strahlt, kaum Wind, Kaffeetrinken im Cockpit, ... wieder viel zu erzaehlen. Nachmittags noch schnell eine kurze Stadtbesichtigung, abends fahren die zwei zurueck in ihr Hotel.

Montag, 23.02.2009

Wind, kalt und Regen. Naja, auch hier ist Winter. Heute haben wir uns in Sousse verabreNein, ich moechte den Guertel nicht!det und bummeln dort quer durch die Medina, trinken Kaffee oder Tee auf einer Dachterras se, bummeln weiter. Tina und Stephan haben hier vor einigen Jahren schon Urlaub gemacht und kennen die umliegenden Sehenswuerdigkeiten bereits. Auch in der Wueste waren sie schon.

Donnerstag, 26.02.2009

Stephan moechte gerne mal segeln und heute soll es sein. So einfach losfahren darf man in Tunesien aber nicht, wir muessen uns in der Capetanerie abmelden, einen Vordruck ausfuellen und danach auch noch der Polizei Bescheid sagen. Dort wird umstaendlich die Akte “Mira” herausgesucht, darin mit Bleistift der Vermerk “Promenade” (Spazierfahrt) angebracht und nach Abgleich der Passdaten ist der Ausflug auch hier genehmigt. Die Paesse von Tina und Stephan werden sicherheitshalber bis zu ihrer Rueckkehr einbehalten. Zum Zoll brauchen wir erstaunlicherweise nicht... Wir warten noch ein wenig , denn der Wind ist mit 5 Bft recht frisch und es steht eine nette Welle draussen. Mit Hilfe von Maschu, dem guten Geist der Marina, und ein paar anderen Helfern faedeln wir uns spaeter aus der schmalen Luecke und dann geht’s auf See. Segel raus und die “Mira” laeuft los. Wir wollen zur Insel Kuriat, dort kurz ankern zum Kaffeetrinken und dann wieder zurueck. Tina macht die Schaukelei wenig aus, aber Stephan stellt bald fest, dass Segeln nicht unbedingt sein Ding ist. Also kuerzen wir das Ganze ab, fahren eine Wende. Der Wind nimmt ein wenig ab und wir wehen mit 4 Bft noch im Hellen in die Marina, wo wir die “Mira” bei der Tankstelle festmachen fuer den Fall, dass wir morgen noch einmal rausfahren wollen. Dann heisst es wieder zurueckmelden bei Capetanerie und Polizei und anschliessend gibt’s lecker Abendbrot im Restaurant um die Ecke. Tina und Stephan schlafen heute Nacht mal an Bord und “entsagen” dem Luxus ihres Hotels (grosses Bad, Dusche, Stehhoehe, ...).

Freitag, 27.02.2009

Heute ist natuerlich das “Kaffeefahrtwetter” schlechthin: Sonne satt, kein Wind! Aber Stephan moechte doch lieber festen Boden unter den Fuessen haben und so verholen wir die “Mira” wieder in ihre kleine Box (ich glaub, sie ist fast ein bisschen traurig, dass sie da wieder rein muss. Viel zu lange liegt sie jetzt schon hier und es wird Zeit, dass wir los kommen). Mein Kpt macht sich mit seinem Schwager auf zum Kaffeetrinken und wichtigen Maennergespraechen in einem der umliegenden Restaurants, waehrend ich mir auf dem Steg von Tina die Haare schneiden lasse (kann sie prima, Danke :) Prompt gibt es dazu von den Franzosen der Nachbarboote lustige Kommentare, die wir meist gar nicht verstehen aber uns selbstverstaendlich mitfreuen. - Ein letzter gemeinsamer Stadt- und Strandspaziergang und dann heisst es auch schon wieder Abschied nehmen. Morgen ganz frueh fliegen die beiden zurueck in das kalte Deutschland.Unser Unterwassergarten am Steg

Montag, 02.03.2009

Gegen Mittag steht jemand bei uns am Steg: “Ah, auch eine Reinke!” Wir kommen ins Gespraech und lernen in der Kuerze der Zeit Heinz und seine Frau Meike aus Berlin kennen, die eine selbstgebaute Hydra namens “Kikam” ihr Eigen nennen. Da sie noch heute ablegen und Richtung Malta segeln bekommen wir von ihnen ganz schnell ganz viele Tipps rund Mittelmeer, auf dem sie schon seit zwei Jahren unterwegs sind. Warum hat man die beiden nicht frueher schon mal getroffen?

Mittwoch, 04.03.2009

Wir versuchen, unsere weit “verstreuten” Teile wieder einzusammeln. Die Gasflaschen sind natuerlich noch nicht voll. Aber morgen, auf jeden Fall uebermorgen! Ist aber nicht so schlimm, der Wetterbericht sagt stuermisches Wetter voraus. Dafuer wohnt Marions Laptop wieder an Bord. Auf der neu eingebauten Tastatur liegen die Buchstaben mal wieder ganz woanders,Saharasand-Regen aber immerhin ist sie lateinisch beschriftet ( und schmutzig, leicht verkrustet, wie Marion bemaengelt). Sie hat derweil dem Marina-Polsterer ein paar Auftraege erteilt, die aber morgen schon fertig sein sollen. Inn sha allah! Am Nachmittag nimmt der Wind zu, dreht auf SO und kommt so direkt aus der Sahara. Man kann die Augen kaum aufmachen und es knirscht zwischen den Zaehnen. Die Sonne verschwindet hinter grossen sandfarbenen Wolken, etwas spaeter sieht der ganze Himmel so aus. Und weil Sand ziemlich schwer ist faellt er von dort oben auch runter - dicke fette braune Regentropfen klatschen auf das Boot. Nach zehn Minuten sieht die “Mira” aus, als haette jemand mehrere Eimer fluessigen Lehms ueber ihr ausgekippt ... Marion wienert derweil ihre Computertastatur mit einem Wattestaebchen und kann sich mit einem Grinsen im Gesicht die Bemerkung nicht verkneifen: “Das Deck gehoert ja Gott sei Dank in deinen Aufgabenbereich.” Na toll! 

Montag, 09.03.2009

9.00 Uhr, das Thermometer zeigt strahlend 22°C an. Was fuer ein Wetter! - Seit zwei Tagen haben wir wieder ein offenes “Netz” und konnten endlich mal die Site aktualisieren. Nur mit den Fotoseiten von Januar und Februar klappt es aus irgendeinem Grund einfach nicht. Haben mehrfach gesendet aber nichts passiert (?!) Heute beim Fruehstueck kommt uns endlich die Erleuchtung. Manchmal brauchts eben etwas laenger... Mein Kpt baut/bastelt an Deck und hat gerade mal 10 Minuten gebraucht um seine “Tobehose” einmal der Laenge nach aufzureissen. Gut, dass die Sachen hier auf dem Markt so billig sind.

 

Mittwoch, 11.03.2009

Wir haben heute Besuch aus KBesuch aus Kuehlungsborn an Borduehlungsborn an Bord. Brigitte und Birgit. Die zwei ueberwintern schon viele Jahre in Tunesien und seit sie die “Mira” aus Stralsund in der Marina entdeckt haben kommen sie regelmaessig auf ein Schwaetzchen vorbei und natuerlich um zu sehen, ob alles in Ordnung ist, ob es uns gut geht (eben richtige Omas). Ganz mutig haben sie heute den Meter Wasser zwischen Steg und Badeplattform ueberwunden und so koennen wir mal ganz in Ruhe gemuetlich beim Kaffee sitzen. ... und das naechste Mal muessen wir unbedingt zu ihnen ins Hotel kommen! - Am spaeten Nachmittag gehen wir mal wieder in die Capetainerie, um in unserem Postfach nach einem Paketschein zu sehen. Wir warten auf ein zweites Solarpanel und div. Ersatzteile. Das Fach ist leer. Schade! - Noch was negatives heute: das offene Netz ist wieder weg :(

Freitag, 13.03.2009

Gleich nach dem Fruehstueck machen wir uns auf zum Louage-Sammelplatz -wir muessen mal raus aus Monastir! Das Sammeltaxi Richtung Sousse ist schnell voll besetzt und schon geht es los. Von dort kommt man in alle Richtungen gut weiter und wir entscheiden uns spontan fuer Hammamet, wo die riesige Marina “Yasmin” mit Liegeplaetzen fuer ueber 700 BMarina Yasmin in Hammametoote ist. Mein Kpt ist absolut begeistert! Langsam gehen wir an den Stegen entlang, bestaunen grosse und kleine Boote, entdecken pfiffige Details/Loesungen, die wir eventuell auch auf der “Mira” nutzen koennen. Es liegen sehr viele Katamarane hier und wunderschoene grosse Yachten, zum Teil aus Holz und super gepflegt. Mitten in der Marina entdecken wir eine “Gelateria” mit “original italienischem Eis”, das natuerlich unbedingt getestet werden muss! Ja, original koennte sein - lecker! Links und rechts der Marina befindet sich eine gewaltig grosse “Hotelstadt”, der eigentliche Ort Hammamet liegt ein paar Kilometer entfernt. Fuer mich steht fest, hier haette ich es keine drei Monate ausgehalten (trotz Eis)! - Eine Stunde vor Sonnenuntergang haben wir alle Stege “geschafft” und muessen uns auch schon auf den Heimweg machen, denn nach Monastir sind wir anderthalb Stunden unterwegs und wer weiss, ob man zu so spaeter Stunde noch ein LouagOlivia, Bruno und 1/8 Marceoe erwischt ...

Sonnabend, 14.03.2009

Gegen 10 Uhr sind wir auf dem Weg zur Capetainerie, um einen Blick in unser kleines Postfach zu werfen: leer. Wir fassen vorsichtshalber nochmal hinein - wirklich leer). Schade! Dann gehen wir eben in die Markthalle, um unsere Obst- und Gemuesevorraete aufzustocken. Das Wetter ist mal wieder phantastisch, in Deutschland koErnstes Maennergespraech mit Francescoennte man dazu glatt Hochsommer sagen. In einer winzigen Tischlerei, in der uns die Hobelspaene um die Ohren fliegen, erwerben wir ein kleines Brett, das im Bugkorb der “Mira” als Sitz angebaut werden soll (das ist meiner Meinung nach der allerschoenste Platz auf dem Boot wenn man unterwegs ist und das Wetter passt). - Am fruehen Abend klopfen wir an der “Kheops”, Ursula und Christian haben sich nun doch entschlossen, auch nach Rom zu fliegen und es sind noch ein paar Dinge zu bereden. Nur ganz kurz! Es dauert gar nicht lange, da kommen die naechsten Besucher: Francesco und Stephanie mit ihren Kindern Marceo (8) und Ysalis (3) von der franzoesischen Yacht “Dhamma”. Ursula ist fuer Ysalis schon ein bisschen zum Omaersatz geworden, die beiden sind ein Herz und eine Seele. Stundenlang malen sie, auch mit Marceo, Ursula gibt ihnen  Ratschlaege und alle drei hStephanie mit ihren Kids, die jetzt doch ein bisschen muede sindaben viel Spass dabei. Eine halbe Stunde spaeter vergroessert sich unsere Runde nochmals: Jan, Bruno und Olivia, die gerade einen 74Fuss grossen Katamaran von Senegal hierher ueberfuehrt haben. Franzoesischer Abend, wir mittendrin und irgendwann wird’s zur Party. Die Maenner unter Deck, die Frauen im Cockpit, dazwischen, im Niedergang Christian. Mal Nachschenken bei den Frauen, dann wieder Anstossen mit den Maennern und zwischendurch zaubert er aus den Vorraeten in seiner Pantry kleine Snacks fuer alle, was ihm offensichtlich viel Spass macht. Ysalis huepft um Ursula herum und strahlt uebers ganze Gesicht-an Schlafengehen ist nicht zu denken! Dann kommen Buntstifte und vielYsalis und Ursulae kleine Zettel auf den Tisch und wir malen mit ihr: Haeuser, Autos, Berge, ein Dromedar, Mama und Papa und Marceo, ein Maisfeld, ... 1.15 Uhr, mein Kpt erscheint mit einer Weinflasche zwecks Nachschenken und verkuendet, er sei der “Maitre de ...”, den Rest hat er vergessen. Ueberhaupt sieht er recht gluecklich aus ...Gegen 2 Uhr haben wir Frauen es geschafft, unsere Maenner loszueisen und auf den Gott sei Dank kurzen Heimweg zu bringen.Christian

Sonntag, 15.03.2009

“What shall we do with the drunken sailor ... early in the morning?” Etwa um 10 Uhr sind die ersten leise gemurmelten Worte meines Kpt vernehmbar: “Haben wir noch Kopfschmerztabletten?” Eine Stunde spaeter und nach einem heissen tuerkischen Kaffee kommt wieder Leben in den Mann. Er hat sich heute mit Christian verabredet, um einen Blick auf dessen Ladegeraet zu werfen, das wahrscheinlich defekt ist (ob der Kopf schon in den Motorraum der “Kheops” passt?) Er passt! Nach anschliessender ausgiebiger Verabschiedung, Umarmung und dem Austausch aller moeglichen guten Wuensche verlassen wir Ursula und Christian und schwingen uns auf die Fahrraeder, um uns den grossen Katamaran im Fischereihafen von Monastir anzusehen. Die Crew ist leider nicht an Bord, so dass wir uns das “Monster” , das inzwischen aufgebockt an Land steht, nHassan, Garant fuer Lachmuskeltrainingur von aussen ansehen koennen. Ein Stueck daneben steht die “Alhambra” von unserem Landsmann Hassan, der uns schon an unserem ersten Tag in Monastir ueber den Weg lief. Seitdem haben wir uns mehrfach zufaellig getroffen und so klopfen wir auch dieses Mal an. Sofort erscheint Hassan strahlend an Deck und huepft die Leiter zu uns hinunter. Seine neuesten Berichte ueber erlebte kleine und grosse Katastrophen sind mal wieder zwerchfellerschuetternd! Hassan selbst lacht beim Erzaehlen uebers ganze Gesicht, da bleibt kein Auge trocken - einfach herrlich! Arg geschwaecht vom vielen Lachen radeln wir zurueck in die Marina und freuen uns auf einen Fernsehabend auf der “Mira” bei Saft und Wasser.

Montag, 16.03.2009

Mein Kpt nimmt heut das Projekt Aussendusche in Angriff, das bisher mangels konkretem Plan immer wieder verschoben wurde. Nach anfaenglicher Diskussion ueber einige Details beginnt er erstmal mit dem Ausraeumen der Backskiste. Ich backe derweil einen Kuchen, da sich fuer den Nachmittag eventuell Gaeste angesagt haben: Gay und Graham von der “Christina Lee” (Engl.), die wir das erste Mal in Melilla getroffen haben, und Marc und Casper von der “Monade” (Belg.), an dessen 32er Bavaria wir in Kelibia ins Paeckchen gelegt worden waren. Der Kuchen ist fertig (das ganze Boot schnuppert), die Schlagsahne ist geschlagen - keiner kommt. Na dann bekommCasper und Marc zu Besucht eben unser franzoesischer Bootsnachbar was ab.

Dienstag, 17.03.2009

Aussendusche, Teil II. Wegen der bekannt akribischen Bauweise des Kpt wird das Projekt erst heute fertig gestellt. Am Nachmittag ist alles fertig, er raeumt zusammen und wir machen uns ueber den letzten Kuchen her. 10 Minuten spaeter stehen Marc und Casper vorm Boot. Sie haben Glueck, zwei Stuecke sind noch uebrig. Als alles “vernichtet” ist kommen auch Gay und Graham... Zwischendurch fahren wir schnell mal zur Capetainerie, um in unser Postfach zu sehen und die Sekretaerin Corinn empfaengt uns schon strahlend mit zwei Zetteln. Natuerlich sind beide Pakete von verschiedenen Postaemtern abzuholen! ...

Mittwoch, 18.03.2009

Die ganze Stadt hat geflaggt. Ueberall Wimpelketten, dazwischen massenhaft das strahlende face des Praesidenten Ben Ali. Laut unserem Reisefuehrer ist heute kein Feiertag - dann ist es wohl wegen unseren Paketen. Wir sattTari, tara, die Post ist da!eln die Raeder und nach gerade mal drei Stunden haben wir alles an Bord. Das grosse Auspacken beginnt : der neue “Imray” fuer Tuerkei und Zypern, das zweite Solarpanel, der Regler dazu, ein gasbetriebener Loetkolben, ein Buch “Elektrik auf Yachten” (die Augen des Kpt leuchten), ... ein neuer Film, ein USB-Stick mit etlichen Stunden deutschem Radiosender, LINDT-SCHOKOLADE MIT COGNAC, Rahmbutter, und und ... Das ist glatt wie Weihnachten! Der als Polsterung verwendete “Ostsee-Anzeiger” wird glattgestrichen, da ist sogar ein Kreuzwortraetsel drin. Ganz lieben Dank nochmal an Christiane und Sven, die alles organisiert und so perfekt gepackt haben, dass (trotz der vielen zusaetzlichen Geschenke) vom Gewicht her nur noch 40gr “Luft” waren. 19960 perfekt genutzte Gramm! DANKE!

Donnerstag, 19.03.2009

Bis heute haben wir gedacht, wir haetten alles fertig und waeren bis auf ein paar Kleinigkeiten startklar. Weit gefehlt! Bis 18.30 Uhr haben wir beide stramm zu tun, dann ist aber Feierabend. Noch schnell was auf der “Kheops” abwerfen, dann zur “Dhamma”, von Francesco, Stephanie und den Kids verabschieden, anschliessend bei Marc und Casper vorbei schauen, die uns noch beim Abendessen Gesellschaft leisten. Und waehrend wir uns mit Marc unterhalten schafft Casper es immer wieder, die volle Aufmerksamkeit zu erlangen, indem er staendig und gaaaaanz fuerchterlich pupst. Das stinkt nicht einfach nur, uns traenen jedesmal die Augen! Aber vielleicht ist das auch einfach nur seine Art sich zu verabschieden. Irgendwann muessen wir seinetwegen fluchtartig das Lokal verlassen  - Danke Casper!

 

Freitag, 20.03.2009

Wahrhaftig! 10.30 Uhr, wir werfen die Leinen los und zotteln die “Mira” langsam aus ihrer kleinen Box und ueber die Mooringleinen der Nachbarboote. Dann schnell noch einmal Marc zuwinken, der uns dabei geholfen hat. Auch von der “Dhamma” winkts herueber - bye-bye Monastir! Der Wind kommt heute aus Nord, 4 Bft sind angesagt, das passt prima. Genua und Grosssegel raus. Nach ca 1 Stunde schlaeft der Wind fast ganz ein und der Motor muss ran. Soviel zum Wetterbericht! Kurswechsel, nachdem wir die Insel Kuriat passiert haben. Jetzt “zotteln” wir unseren quietschgelben Parasailor2 namens “Christel” heraus, den wir nach laengerem Hin und Her doch zum “Aufgehen” ueberreden koennen. Es ist einfach zu wenig Wind! 4-6 kn, laecherlich. Aber “Christel” mueht sich redlich. - Vor der Hafeneinfahrt von Mahdia klinBlick auf die grosse Moschee und den Fischerhafen dahintergelt unser Handy, Gaby und Joern. Sie stehen auf der Mole, haben uns schon lange gesehen und alles zum Anlegen fuer uns vorbereitet. Was fuer ein Empfang! Wir gehen ins Paeckchen an die “Christina Lee”, machen schnell die Leinen fest, begruessen alle kurz und muessen erstmal wieder zur Polizei, die alles vom Balkon ueber uns verfolgt und schon ungeduldig auf die Papiere wartet. Sehr wichtig!

Dienstag, 24.03.2009

Mahdia, eine knuffige, relativ kleine Stadt, hatte uns schon bei unserem Kurzbesuch Ende Februar gut gefallen. Inzwischen hat sich die Anzahl der Segelboote hier im Fischereihafen auf ganze fuenf erhoeht:   Joern und Gabi mit ihrer “Reinke” und amerikanischer Flagge, Gerhard mit seinem Katamaran “Fun Too” unter schwedischer Flagge, wir als Ausnahme mit Schwarz-Rot-Gold, bei Graham und Gay baumelt die englische Flagge am Heck und gestern hat sich auch noch ein Franzose dazugesellt. Dazwischen liegen noch zwei tunesische Motorboote und schon ist der Platz an der Pier vor der Polizei mehr als voll. Alles ist eng zum “Paeckchen” geschnuert und den ganzen Tag, auch nachts, wuseln die Fischerboote kreuz und quer an uns vorbei. Wir fuehlen uns trotzdFischerhafen ebenem ausgesprochen wohl hier! Irgendwer schaut immer mal vorbei, es gibt Unmengen zu erzaehlen, zu lachen, heut sitzt man im Cockpit der einen, morgen in dem der anderen Yacht. Schoen! Gay und Graham von der “Christina Lee” sprechen beide kein Deutsch, so dass unsere “Englisch-Abteilung” im Hirn inzwischen schon rotgluehend leuchtet. Oefters muessen wir Graham bitten, langsamer zu sprechen, was im Eifer des “Gefechtes” meist aber schnell wieder vergessen ist. - Natuerlich haben wir in den vergangenen Tagen auch ausgiebig die naehere Umgebung erkundet, die Altstadt, das nahe “Cap Afrique”, das wunderschoen gelegen ist. Dort findet man uralte punische Mauerreste und den riesengrossen Friedhof der Stadt. Zwischen den schneeweissen, nach Osten ausgerichteten Graebern wachsen kniehoch wilde, gelbe Chrysanthemen. Und ueber allem thront der rot-weisse Leuchtturm des Caps.

Donnerstag, 26.03.2009

Heute Abend sind wir bei Gay und Graham zum Essen eingeladen. Schon Stunden vorher schnuppert es lecker von nebenan zu uns herueber, hmmm! Als Graham dann auch noch anfaengt, den Salon zu saugen und alle Polster auszuklopfen, Servietten faltet und den Tisch dekoriert, frage ich doch noch mal nach, ob ich im Smoking erscheinen muss. Zum Glueck nicht, es wuerde reichen, wenn Marion das kurze Partykleid anzieht. Hungrig stehen wir dann auch puenktlich und (wie mutig) ohne Woerterbuch im Nachbarcockpit. Bootsbesichtigung muss erstmal sein und dann, ohne Aperitif (ach ja, keine Franzosen!), serviert Gay die Ergebnisse ihres mehr als sechsstuendigen Kochmarathons. Ich habe zwar keine Ahnung was ich da so alles esse, aber es ist sowas von lecker, dass es mir schwerfaellt, den Teller nicht abzulecken! Die Unterhaltung wird mit jedem Glas Wein fliessender und wenn Graham hin und wieder doch in seinen schnellen Slang verfaellt, wiederholt Gay brav noch mal alles im schoensten Schulenglisch fuer uns. Da die Beiden genau wie wir viel reisen und das ebenfalls eher abseits der ueblichen Touristenpfade, gehen uns die Themen nicht aus (genausowenig wie der Wein) und es wird ein langer und lustiger Abend. Ach ja, das Woerterbuch muss ich dann doch noch holen, damit Marion auch noch den Namen des letzten, fuer’s heutige Essen verwendeten Gewuerz erfaehrt: Cumin? “Ah Kreuzkuemmel”!

Freitag, 27.03.2009

Um zu verhindern, dass ich mich heute den dritten Tag in Folge truebsinnig vor unseren Geraetetraeger hocke und ergebnislos darueber sinniere wie unser neues Solarpaneel sich dort am Besten unterbringen laesst, beschliesst Marion: heute ist Markttag! Das heisst, sie beschliesst nicht direkt, dass heute Markttag ist, der ist in Mahdia an jedem Freitag, sondern dass wir mal wieder auf Selbigen gehen. Nur 100 Meter Fussweg und wir sind mittendrin in dem bunten Gewirr von Buden, Verkaufsstaenden und Grabbeltischen, die sich an den Strassen und Freiflaechen entlang des Hafens aneinanderreihen. Wir schlendern (wenn man das Durchdraengeln denn so nennen will) die Reihen entlang und Marion hat wie immer viel Spass daran alles mal anzufassen. Natuerlich entdeckt sie auch wieder einen Hut- und Muetzengrabbeltisch, um dann voller Begeisterung bei sommerlichen Temperaturen diverse Winterkopfbedeckungen auszuprobieren. Gluecklicherweise kommt sie nicht auf die Idee auch noch eins dieser wirklich stockhaessslichen Modelle zu erwerben (Anmerkung Bordfrau: Sind Huete mit Federn etwa haesslich? Oder bunte Muetzen mit Troddeln?). Mehrfach kommen wir an Staenden mit Musik-CD’s vorbei, wo aus meterhohen Boxentuermen ohrenbetaeubender Laerm (Musik?) droehnt. Vermutlich um potentielle Kunden schon vor der anstehenden Preisverhandlung in die Knie zu zwingen. Obwohl wir nie direkt in die Naehe dieser Staende kommen, wirkt die Taktik bei uns. Fast willenlos zahlen wir die geforderten 2 Dinar fuer eine Saftpresse und schleppen uns zurueck in den Hafen.

Freitag, 03.04.2009

Eigentlich sind wir abfahrbereit. ... und kein Ende ...Selbst die Solarpaneele haben nach nur dreitaegiger Bauzeit ihren Platz (einschliesslich sturmsicherer Befestigung) an Bord gefunden und (wenn ich eh schon meine Bastelhosen anhabe) sogar unser Heisswasserboiler ist jetzt angeschlossen. Dusche mit “Heisswasser”, damit punktet MANN natuerlich bei der Bordfrau. Die Unterlagen fuer die Visaantraege zur Einreise nach Libyen sind abgeschickt und in ca zwei Wochen koennen wir dann nach Tripoli segeln, so Allah, Neptun und Oberst  Gaddafi es wollen. Bis dahin wollen wir noch etwas “Urlaub” machen und nach Malta segeln. So denn unsere letzten zwei Buecherpakete in den naechsten Tagen in Monastir eintreffen und wir die Leinen loswerfen koennen! Fuer heute steht noch Teil zwei des kulinarischen Wettsreits zweier Bordfrauen auf dem Plan. Marion hat Graham und Gay zum “Drei-Gaenge-Menue” eingeladen!

Sonnabend, 04.04.2009

Der grosse Erfolg des gestrigen Menues erklaert sich vermutlich zum grossen Teil aus den perfekt gefalteten Servietten, meinem Anteil daran! Es hat allen lecker geschmeckt (obwohl Marion einige der vorbereitete Zutaten erst hinterher im Kuehlschrank wiederfand), wir hatten jede Menge zu erzaehlen, viel gelacht und nebenbei den Toern nach Libyen vorbereitet indem wir die Weinvorraete dezimiert haben. Einreise dort nur ohne Alkohol an Bord!

Montag, 06.04.2009

In letzter Zeit scheint unsere Hauptbeschaeftigung im Warten zu bestehen. Na ja, im Bauen und Reparieren natuerlich auch, aber auf irgendwas warten wir immer. Besseres Wetter, Waeschesack, Pakete ... Unsere Hafenhandbuecher fuer das oestliche Mittelmeer sind immer noch nicht da. Also heute noch keine Abreise und auf Morgen hoffen!

Dienstag, 07.04.2009

5.45 Uhr, unser Wecker laeuft schrill zur Hoechstform auf. Gay und Graham wollen in einer Viertelstunde ablegen mit Ziel Lampedusa und wenn wir nicht mit ihnen als Paeckchen dorthin wollen muessen wir uns vorher noch losbinden. Alle stehen bereit, bei der Polizei ist alles erledigt, nur der Zollbeamte ist nicht da. Kurz nach 8 Uhr erscheint auch er und als Gay und Graham seinen leise geaeusserten “Wunsch” nach einer Flasche Whiskey nicht erfuellen (sie haben einfach keinen mehr auf Vorrat), entwickelt sich ploetzlich die fehlende “Hull-ID-Nr” zum echten Problem. Gegen 9 Uhr wird es selbst den Kollegen von der Polizei zu dumm und sie reden beschwichtigend auf den Zoellner ein. Nach 30 Minuten koennen wir endlich die Leinen loesen und die “Christina Lee” darf den Hafen verlassen. Fuer sie ist  Lampedusa nun nicht mehr im Hellen erreichbar.

Mittwoch, 08.04.2009warten auf's Paket

Immer noch keine Post. Wir satteln unsere Drahtesel und fahren nach Salakta. Immer an der Kueste entlang, vorbei an Feldern, Schafherden mit kleinen Osterlaemmern. Gleich hinterm Sandstrand eine lange Reihe neu gebauter pompoeser Villen, dann wieder kleine Doerfer mit einfachen alten Haeusern und natuerlich Moscheen. Wir fahren ueber Sandwege, gesaeumt von Kakteen, die als Begrenzung der Felder dienen, dazwischen Palmen - Natur pur. In Salakta verwandelt sich der Sandweg ploetzlich in eine nagelneue, breite zweispurige Strasse aus feinstem Asphalt, die hier in diesem kleinen Ort voellig deplaziert wirkt. Vor dem Neubau standen links und rechts der alten Strasse grosse Baeume, heute findet man hier nicht mehr einen Zipfel gruen ... Leider! - Abends versuchen wir mal wieder per Telefon, ein paar Sachen fuer die Einreise nach Libyen zu klaeren. Wir erfahren erstmalig Preise fuer moegliche Reisen und sind sprachlos. Dass es nicht billig wird war uns klar, aber das uebersteigt unsere Vorstellung. Morgen bekommen wir nochmal alles schriftlich per e-mail.

Donnerstag, 09.04.2009

In Schriftform sehen die Preise nicht besser aus und abends tagt der “Krisenstab” in Person von Gabi, Joern und uns beiden. Wie wir es auch hin und her drehen, alles in allem uebersteigen die Kosten das Budget, das wir zur Verfuegung haben und sind unserer Meinung nach in dieser Hoehe nicht gerechtfertigt. Sie unterscheiden sich doch ganz erheblich von den uns bisher bekannten Preisen fuer Inlandstouren, erforderlichem “Reisebegleiter”, etc. Also wird Libyen erst einmal von unserer Reiseroute gestrichen. SCHADE! Nicht nur fuer uns, sondern auch wegen unserer Helfer. Yahia, der mit viel Engagement von Stralsund aus alles organisiert hat und Christiane, die auch noch dem x-ten Beamten die Kopie irgendeines Dokumentes mailte. Herzlichen Dank euch beiden!

Sonnabend, 11.04.2009

Allsonnabendliches gemeinschaftliches “Mittagessen” der Mahdia-Seglergemeinde in einem “Einheimischen”-Restaurant der Stadt. Hassan, der Inhaber hat 25 Jahre in der Schweiz als Koch gearbeitet und freut sich riesig, extra fuer uns zu kochen. Wie immer bisher schmeckt es allen seeeehr gut und das ausgiebige Lob zaubert ein breites Lachen in Hassans Gesicht. Auf dem Nachhauseweg bin ich auf der Suche nach ein paar klWir wuenschen euch allen frohe Ostern!einen Zweigen fuer einen Bordosterstrauss. Ueberall Palmen, denkbar ungeeignet dafuer weil einfach zu gross. Es findet sich aber doch noch ein anderes unbekanntes Gruen, das sich inzwischen redlich bemueht, (behaengt mit kleinen hoelzernen Hasen) ein bisschen Osterstimmung unter Deck zu verbreiten. - Abends nimmt der Wind zu, alle Leinen werden gecheckt. Bei dem sanften Schaukeln werden wir wieder himmlisch schlafen! - Unsere Post war heute immer noch nicht da ...

Sonntag, 12.04.2009

Von wegen himmlischer Schlaf! Mit bis zu 45 kn ( 9 Bft.) zerrt der Wind an den Booten. Da schaukelt nichts mehr sanft. Gegen 3 Uhr rollt sich das Vorsegel einer franz. Yacht auf und kraenkt sie gefaehrlich. Da wir im Paeckchen liegen, haben natuerlich auch alle anderen was davon. Die Maenner  koennen das Segel mit viel Muehe bergen und eine Stunde spaeter bin ich mit nassem Schlafanzug (Regen) wieder an Bord. Der Sturm bleibt uns heute den ganzen Tag erhalten. Ganz klar, Bettwetter....! Frohe Ostern!

Dienstag, 14.04.2009

Die Segler-Gemeinde von Mahdia befindet sich in Aufloesung. Wir brechen heute auf, Richtung Djerba. Auf unsere Post warten koennen wir auch woanders und dort unten ist zur Zeit das schoenste Wetter. Gerhard hat dasselbe Ziel (als Einhandsegler allerdings in Etappen) und die franzoesische Yacht “Flo” mit Michelle und Florance segelt zu den Kerkennah-Inseln. Joern und Gabi haben morgen ihren Krantermin in der nahegelegenen Werft, so dass der Besucherkai zur Freude der Polizei-, Zoll- und Garde National-Beamten leer ist. Endlich koennen sie ihre ungeteilte Aufmerksamkeit wieder den staendig laufenden Fernsehern in den Dienstzimmern widmen. - Gestern haben wir uns alle noch einmal in einem nahe gelegenen Restaurant zu einem Abschiedsabend eingefunden. Bier, Wein und dazu Snacks, es wurde englisch, deutsch und franzoesisch geplaudert und irgendwer uebersetzte immer, so dass jeder mitlachen konnte. Trotz des langen Abends haben heute alle puenktlich abgelegt, wobei es bei der “Flo” sicher nicht ohne Aspirin ging ...

Mittwoch, 15.04.2009

Fuer die 130 sm bis zur Einfahrt in den Kanal von Houmt Souk, dem noerdlichen Hafen von Djerba, brauchten wir 29 Stunden. Einen neuen Streckenrekord haben wir damit sicher nicht aufgestellt, wir haben ja Zeit. Es ist 18 Uhr und wir koennten den 4 sm langen Kanal noch bequem schaffen, um gemeinsam mit den dutzenden heimfahrenden Fischern bei Tageslicht anzukommen, aber irgendwie haben wir noch keine Lust auf einen Hafen. Marion hat einen Ankerplatz im Westen der Insel ausgemacht und braucht mich nicht lange zu ueberreden. Wir drehen ab und segeln noch 15 sm weiter, in die beginnende Daemmerung hinein. In Gedanken sehen wir uns bereits mit einem Glas Rotwein im Cockpit sitzen, vor Anker schaukelnd, um uns herum nur Meer ... Soweit die Theorie. In der Praxis steht Marion die letzten Meilen vorn am Bug und haelt Ausschau nach Netzen und unbeleuchteten Fischerbooten, waehrend wir uns vorsichtig durch das Flachwasser ins Lee der Insel vortasten. Nach einer Stunde am Bugkorb friert man / FFahrt in die Daemmerungrau auch bei noch 17°C und wir sind froh, als wir den Ankerplatz endlich erreichen. Anker raus und einfahren. Schlurf, schuerf, ... Seegras! Alles wieder hoch und noch einmal. Dann noch einmal und noch einmal ... die Ankerwinde glueht schon! Immer wieder dasselbe! Offensichtlich sind die letzten sandigen Stellen auf Grund schon dick mit Seegras bewachsen. Nach dem ?ten Versuch gebe ich erstmal auf. Es ist inzwischen 23 Uhr, wir sind hungrig und muede. Ich lasse den Anker einfach runterplumpsen, 50 m Kette hinterher laufen und das Boot treiben. Wir haben ca. 20 sm Platz in Lee, also genug Zeit zum Essen. - Trotz mittlerweile recht kraeftigem Wind hat sich die “Mira” in der Zeit keinen Meter wegbewegt und wir beschliessen, einfach hier zu bleiben. Statt Romantik im Cockpit gibt’s “verschaerften Ankeralarm” und der Kpt zieht mit Kopfkissen und Decke zum Schlafen in den Salon.

 

Donnerstag, 16.04.2009

Wir werden wach, der Wind pfeift aber die Sonne lacht und wir befinden uns immer noch am selben Platz. Prima! Nach ausgiebigem Fruehstueck gehen wir ankerauf und nehmen Kurs auf den Kanal zum Hafen von Houmt Souk. Der Wind dreht fast augenblicklich auf NO (voll auf die Nase) und frischt merklich auf. Bis zur Hafeneinfahrt sind es nur 15 sm, aber vorher muessen wir durch den betonnten Kanal, der vor Jahren (!) auf ca. 4 m Tiefe ausgebaggert wurde. Gleich daneben ist alles flach, 0,7 m oder sogar 0,3 m ... beinahe wie Hiddensee. Laut Abbildung in unserem “Imray” stehen alle Tonnen in einer Linie und sind mit 190° anzusteuern, laut Text stehen sie nicht in einer Linie (?!) Na, das kann ja heiter werden! Wir entscheiden uns fuer die Textvariante, ignorieren die erste Tonne und halten tapfer 190°. Der Tiefenmesser macht’s spannend. 4,1 m, 2,5 m, 3,9 m, ... Um das Elend nicht mit ansehen zu muessen, verteile ich schon die Fender und Leinen an Steuerbord und Backbord. Ein Blick in die Runde sorgt fuer den naechsten Adrenalin-Schub: mit uns wollen zeitgleich noch diverse kleine und grosse Fischerboote in den Hafen und ausserdem noch mindestens sechs der grossen hoelzernen Touri-Vergnuegungs-Piratenschiffe. Die Fischer sehen das ganz entspannt, winken und gruessen, auch die ueberholenden “Piratendampfer” mit lautstarker Musik und zum Tanzen animierter, groelender Touri-Meute. Der Wind drueckt uns kraeftig nach Steuerbord. Kurz vor der Hafeneinfahrt stoppt das Piratenschiff vor uns auf - upps!! Ein Ausweichen ist nicht moeglich, aber es geht schon wieder weiter. Da kam nur ein kleines Fischerboot in die Quere... Im Hafenbecken ist alles am Sortieren, der eine will nach hier, der andere nach da und der naechste nach dort. Wir mittendrin, Ausschau haltend nach einer Moeglichkeit zum Anlegen oder Ankern. Da winkt es von einer franzoesischen Yacht an Steuerbord herueber, dort koennen wir laengsseits gehen. Noch schnell die naechsten, gerade in den Hafen gelaufenen Piratendampfer umkurven, Fender alle auf die rechte Seite und anlegen. Wie immer: die Leinen sind noch gar nicht fest, da stehen schon zwei Polizisten bereit und wollen gleich die Papiere sehen. Insgesamt kommen sechs Mann und alles in allem dauert es geschlagene zwei Stunden bis wir uns endlich umziehen und in die Stadt gehen koennen.

Freitag, 17.04.2009

Es blaest immer noch kraFallen fuer Krake und Coeftig aus NO und das soll auch ein paar Tage so bleiben. Demzufolge ist der Hafen gerammelt voll mit kleinen und grossen Fischerbooten. An den Kaimauern im gesamten Hafen liegen Berge von Amphoren, die, von den Fischern zum Meeresgrund hinabgelassen, Kraken und Tintenfischen auf “Wohnungssuche” zum Verhaengnis werden. Eine linke, aber offensichtlich erfolgreiche Fangmethode. - Ein kleines, ca. 30 m langes Stueck am Ende der Westmole ist fuer Yachten reserviert und reicht zur Zeit fuer vier Segelyachten, verschnuert zu zwei Paeckchen. Der “Marina-Capitan” kann es gar nicht erwarten, dass wir heute in sein Buero kommen und er erscheint gleich nach dem Fruehstueck mit ausgefuellter Quittung und Prospekten unterm Arm zum Kassieren an Bord. 12 TD pro Tag ohne Strom und Wasser (knappe 7 €), hoppla! Aber der fuer einen tunesischen Fischerhafen zu hohe Preis erklaert sich schnell: in diesem Teil des Hafens entsteht eine Marina mit 200 Liegeplaetzen. Von den Steganlagen noch keine Spur, aber die Hochglanzprospekte und die Preislisten sind schon gedruckt und danach wird auch kassiert. Man kann eben nicht alles haben.

Sonntag, 19.04.2009

Die vergangenen drei Tage haben wir fuer ausgiebige Erkundungstouren quer durch Houmt Souk, die Hauptstadt von Djerba, genutzt und sind auf eine Menge historischer und religioeser Sehenswuerdigkeiten gestossen. Als erstes stand die grosse 800 Jahre alte Festung “Bordj el-Kebir” auf unserem Plan. Fast die ganze Zeit waren wir dort alleine und uns draengte sich der Vergleich mit Rom auf, wo vor lauter Touristen kaum noch etwas von den alten Steinen zu sehen war. Um so mehr geniessen wir die Stille hier. In der Stadt findet man ueberall die landestypische Architektur mit Kuppeln und Tonnengewoelben, dazwischen franzoesische Kolonialbauten mit hohen Fenstern und Tueren und offenen Gaerten. Mittendrin massiv gebaute, weiss getuenchte Moscheen, von denen uns die “Djami’et-Turuk” (Tuerkenmoschee) mit ihrem bleistiftaehnlichem Minarett und die “Mosquée des Etrangers” (Fremdenmoschee) am besten gefallen. Fuer uns Unglaeubige sind sie natuerlich nicht zugaenglich. Ausserdem gibt es noch zwei ehemalige Karawansereien ( frueher als Unterkunft von Haendlern, Pilgern oder Reisenden genutzt, mit Platz und Verpflegung fuer deren Kamele und Pferde), die um- und ausgebaut auch heute als Hotels genutzt werden. Houmt Souk hat wie fast alle tunesischen Staedte einen labyrinthartigen Souk und dicht dabei zwei MaAlte Karawanserei in Houmt Soukrkthallen, eine fuer Obst und Gemuese, die andere fuer Eier, Fisch und Fleisch. Dort haengen ueber den Metzgertheken die Kuh-, Ziegen- und Kamelkoepfe wie Trophaeen und am Fischstand nebenan werden kleine, an Schnueren aufgereihte Fische, per Meter versteigert. - Inzwischen sind wir schon recht heimisch in Houmt Souk und haben sogar zwei Internet-Raeume entdeckt, bisher aber noch keinen freien Platz erwischt. Wir sind auch noch auf der Suche nach einem Vermieter fuer Motorraeder, wir moechten uns natuerlich gerne den “Rest” der Insel ansehen, die schon bei Homer als “Insel der Lotosesser” erwaehnt wurde. Die hier angespuelte Crew des Odysseus wollte gar nicht wieder weg, allerdings gab es damals auch noch nicht die vielen Hotels am Strand (ausserhalb der Stadt, in der “Zone Touristique”). - Unsere Post ist immer noch nicht angekommen. Bis Mittwoch wollen wir noch warten.

Montag, 20.04.2009Unterwasserschiffkosmetik

Marion hat heute Waschtag und ehe ihr Worte wie “... das Deck koennte aber auch mal wieder eine Waesche vertragen...” ueber die Lippen kommen versuche ich, mich schnell nuetzlich zu machen. Das 20°C warme Hafenwasser verleitet mich zu einem Inspektionstauchgang. Der Neopren passt irgendwie nicht mehr so richtig, bis Marion mich aufklaert: ich habe mich verkehrt herum reingezwaengt. Deswegen ist der Reissverschluss am Bauch und die Knie hinten. Andersrum sitzt er dann auch deutlich besser und ich verschwinde im trueben Nass. Zu sehen ist so gut wie gar nichts und so taste und fuehle ich ziemlich nutzlos am Unterwasserschiff rum. Natuerlich kann ich das nicht zugeben und so schabe ich ein wenig hier, stochere ein wenig da und kletter nach einer Stunde mit wichtiger Mine zurueck auf’s Deck. “Alles o.k. da unten!” Marion hilft ihrem Helden aus dem “Unterwasserstrampler”, waescht und frottiert ihn und hat wenig spaeter ihren neuen Pflegefall: er hoert links nichts und hat gaaanz dolle Ohrenschmerzen! Dabei hatte sie gerade erst gestern die Mobilat Salbungen seiner Mahdia-Verletzungen abgesetzt.

Dienstag, 21.04.2009

Immer mehr Fischerboote kommen auf unsere Hafenseite. Mittlerweile liegen sie in 6er Paeckchen aber das scheint noch ausbaufaehig zu sein. Ein Sturm mit 9 Bft. aus NW ist angesagt und wir liegen an der geschuetzten Seite der Mole. Selbst unser franzoesischer Nachbar Michel zeigt leichte Zeichen von Nervositaet und nestelt an seinen Leinen rum. Dabei schien mir der Bewuchs unter ihrem Boot (von Marion liebevoll “Mutterschiff” getauft) ein sicheres Zeichen dafuer, dass sie bereits an der Kaimauer festgewachsen sind. Gemeinsam spannen wir zwei zusaetzliche Leinen und zotteln nochmal an den anderen. Die Fischer basteln derweil fleissig weiter an ihren “Riesenpaeckchen”. Ich stelle erste Ueberlegungen an, wieviele Schiffchen jetzt noch dazukommen muessten, damit man trockenen Fusses von einer Hafenseite zur anderen gelangt, ohne Jesus zu heissen.

Mittwoch, 22.04.2009

Dass mit dem Sturm war irgendwie ein Reinfall. Dafuer haben unsere Nachbarn wohl entschieden, wenn wir an ihnen “dranhaengen” muessen sie sich auch um uns kuemmern und nehmen uns mit zu einem Freund. Dort koennen wir unseren Laptop zwecks Internetzugang “einstoepseln” und sind somit e-mail- und Wettermaessig mal wieder aktuell. Eine Unterhaltung faellt schwer, Michele spricht ueberhaupt kein Englisch, seine Frau Claude nur ein paar Worte. Wir schildern mit Hand und Fuss unsere Suche nach einem Moterrollerverleih und bekommen den entscheidenden Tipp: in der Naehe vom Hotel “Isis”, in de... sind wir schon da? ...r “Zone Touristique”, versehen mit einer in undeutlichem franzoesisch genuschelte Entfernungsangabe. Wir meinen was mit sechs Kilometer verstanden zu haben und wandern mal eben los, uns die Sache anzuschauen. Immer am Wasser entlang hat Marion wie immer viel Freude an Blumen, Strauechern, Steinen, Krabbelkaefern, Muscheln, ......und noergelndem Wandergefaehrten. Kilometersteine am Strassenrand mit  “Houmt Souk 7 km   ... 8 km   ... 9 km ” lassen erste Zweifel aufkommen, bei 12 km sind wir sicher: wir muessen unbedingt die franzoesischen Zahlen ueben! Am Ende sind es 16 km als wir tatsaechlich vor dem Rollerverleiher stehen. Natuerlich hat er fuer uns einen passenden Roller, koennen wir gleich morgen um 9 Uhr abholen, kostet 45 Dinar pro Tag. Wir wollen zwei Tage mieten, kein Problem, mittels Stift und Zettel meistert er auch diese schwierige mathematische Herausforderung, ... macht 100 Dinar! Nur wenig spaeter werden wir uns aber doch handelseinig und nehmen den Motorroller auch gleich mit und nicht erst morgen um Neun! Und weil es so schoen war, fahren wir erstmal zu einer besonders angepriesenen Landzunge fuer einen gaaaanz ausgedehnten Strandspaziergang.

Freitag, 24.04.2009Unser roter Rennroller

Gegen 17 Uhr kurven wir durch die “Zone Touristique” und versuchen in dieser Hotelstadt mit den riesigen, kuenstlichen  Gruenanlagen das “Isis” zu finden, um den kleinen Roller zurueckzugeben. Hier Sackgasse, grosse Mauern, die naechste Strasse auch wieder Sackgasse, Mauer, massive Tore und ein Wachposten. Die Touristen sind wohlbehuetet und von der Aussenwelt abgeschirmt. Als erfahrene Scouts finden wir natuerlich den “Rollermann” wieder, der ganz verzweifelt auf das ziemlich vollgemodderte Moped guckt. Kleine Rache fuer den nur halbvollen Tank bei der Uebergabe. - Donnerstag frueh schwingen wir uns auf den knallroten Roller und starten erst einmal Richtung Sueden. Nach 8 km sind wir schon in La Ghriba, wo wir uns die bereits 2500 Jahre alte juedische Synagoge ansehen (natuerlich mit entsprechender Kopfbedeckung!).Waehrenddessen sind mehrere Uralte Moschee unterwegsorthodoxe Juden mit dem Studium der Thora beschaeftigt, die sie, sich vor und zurueck wiegend, halblaut lesen. 2002 war die Synagoge Ziel eines Terroranschlages, bei dem 21 Menschen starben. Das macht die Strassensperre und das Aufgebot an Polizei und Sicherheitskontrollen verstaendlich. Nach uns fallen vier Busse voller Touristen lautstark in die Synagoge ein und wir machen uns schnell aus dem Staub. Weiter nach Sueden. Auf beiden Seiten der Strasse riesige Olivenhaine mit zum Teil uralten Baeumen darin. Staedte, Palmen, dazwischen kleine Getreidefelder (ich frage mich, wie sich die Pflanzen in dem losen Sand festhalten?), es wir bergig. In Ajim sehen wir uns den Fischereihafen an, dann geht’s auf der Kuestenstrasse wieder zurueck. Pause am Strand, Halt bei der “Sidi Djimour”-Moschee, da ist ein schoener Sandweg und wir fahren einfach querfeldein ... Heute haben wir die Mitte und Ostseite der Insel auf dem Plan. Die Straende siAm Ende der Landzunge das Bordj  Kastilnd fantastisch, das Meer tuerkisblau. Eine Art Chott (Salzsee) liegt vor uns, ewig weit, darueber flirrende Hitze. Ueberall sind Reifenspuren erkennbar, da muessen wir rein! Der Kpt dreht am Gashebel und es geht ab. Am Horizont, in der Luft schwebend, kann man den “Bordj Kastil” erkennen, den wir nach ca. einer Stunde “Fahrt” durch Modderloecher und losen Sand erreichen. Der Zahn der Zeit hat maechtig an der Burg genagt. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Spaeter kommen wir durch Palmwaelder, dann wieder wuestenaehnliche Landschaften, an vielen alten Moscheen und Bauernhoefen vorbei die Trutzburgen gleichen, natuerlich finden wir punische Ruinen, rollern durch kleine Doerfer mit winkenden, gruessenden Einwohnern, immer querfeldein (dieser gelungene Satz ist eine Kreation des Kpt :) ... und stellen irgendwann fest: oh, wir muessen langsam zurueck. Blick zur Sonne, da lang ...

Mittwoch, 29.04.2009

Rege Betriebsamkeit an Bord - morgen wollen wir die Leinen loswerfen und Richtung Malta segeln. Davor ist noch einiges zu erledigen . So haben wir uns heute vormittag schon mal probehalber von der “Cadaques”, unserem “Mutterschiff” abgenabelt und sind auf die andere Seiete des Hafens gefahren, zum Dieselbunkern. Dann schnell wieder zurueck! Michele stand auch schon mit allen Leinen bereit und hat uns empfangen. Spaeter werden beide Vorsegel runtergenommen weil an den Rollanlagen was geaendert werden muss, anschliessend alles wieder raufzotteln. Wasser muss noch gebunkert werden, dazu duerfen wir den nachbarlichen Schlauch benutzen, der schon entsprechend der Strecke bis zum Wasserhahn (ca. 150 m) verlaengert wurde. Der Kpt nutzt die Gelegenheit zu einer schnellen Reinigung des Decks (vor lauter Salz und Sand kann man auch beinahe nichts mehr anfassen). Zur Kaffeepause sitzen wir dann mit Claude, Michele und zwei dicken Woerterbuechern zusammen. Es ist doch erstaunlich, was man inzwischen auf Franzoesisch versteht, oder besser gesagt, sich zusammenreimt.

 

Donnerstag, 30.04.2009

Zuerst im Office die Gebuehr fuer die Nutzung der (noch zu bauenden) Marina entrichten, Polizei und Zoll von unserer geplanten Abreise unterrichten, zum Markt gehen und die Rucksaecke mit (preiswertem) Obst und Gemuese vollstopfen und auch die letzten Dinar noch in Milchkartons anlegen. Alles zum Schiff schleppen, versuchen es dort irgendwo zu verstauen und dann stehen die “Offiziellen” auch schon am Boot. Blaettern in den Paessen, stempeln derselben, Zollerklaerung, fluechtiger Blick ins Boot, Haendeschuetteln und “bon voyage - Gute Reise”! So einfach kann Ausklarieren sein. Nach fast acht Monaten in Nordafrika freuen wir uns auf neue Ziele (und auf Schinken!). Gestern erhielten wir eine Nachricht von der “Christina Lee”. Die Beiden sind immer noch auf Malta und warten jetzt auf uns. Leinen los!

Sonnabend, 02.05.2009

Der Wind hat sich die meiste Zeit mal wieder nicht an seine Absprachen mit den Metereologen gehalten. Meist zu schwach, dann zuviel und bei perfekter Staerke war garantiert die Richtung falsch. Ganze 52 Stunden quaelen wir uns mit den 225 Seemeilen rum und die einzige Abwechslung waren die Tiefflugumkreisungen durch italienische Militaerflugzeuge. Yachtwatching! Kurz vor 18.00 Uhr liegt die Mira mit gelber Einklarierungsflagge am Steg im Hafen von  Mgarr auf der Insel Gozo. Nur nichts ueberstuerzen, die Polizei hat schon Feierabend und in der Marina arbeitet jetzt sowieso keiner mehr. Immerhin koennen wir schon mal die Zollpapiere fertig machen. Das heisst, eigentlich ist sich der nette Beamte sicher, dass wir nichts zu verzollen haben. Er weiss natuerlich auch was sich alles auf Segelyachten befindet und fuellt dementsprechend die ganzen Formulare fuer uns aus. Wir duerfen selbstverstaendlich schon an Land und das lassen wir uns dann auch nicht zweimal sagen. Kurzer Stadtrundgang und schon sitzen wir in einem kleinen, rappelvollen Restaurant, wo wir uns eine Karaffe Hauswein und zwei riesige SCHINKEN-SALAMI-Pizzen schmecken lassen!

Sonntag, 03.05.2009

Nachdem wir heute frueh auch den Segen der Emigration-Police bekommen haben und im Marina-Office bei der Bekanntgabe der Liegegebuehr nicht in Ohnmacht gefallen sind, beschliessen wir, einige Tage hierzubleiben. Die Waschmaschine darf sich mal wieder ‘nen “Wolf laufen” und wir brechen derweil auf zum Sightseeing. Unsere Bootsnachbarn haben uns irgendwelche Tempel mit unaussprechlichem Namen empfohlen und wenig spaeter landen wir per Bus in der Inselhauptstadt Victoria. Es ist Sonntag, der letzte Bus Richtung Tempel ist weg und die Offerten der lauernden Taxifahrer scheinen wenig verlockend. So wichtig sind uns die alten Steine dann auch wieder nicht und Victoria ist ja schliesslich auch sehenswert.

Montag, 04.05.2009

Heute haben wir es dann doch noch geschafft, den Ggantija Tempel zu besuchen. Gay und Graham sind schon ganz frueh von ihrem Ankerplatz in die Mgarr-Marina geweht und waren auch sofort der Meinung, dass ein wenig KultuTemplewatching mit Gay und Grahamr nicht schaden kann. Zu viert machen wir uns also dann im “Insel-Oldtimer-Bus” auf den kurzen Weg. Mehr als 5600 Jahre soll die Tempelanlage alt sein und damit die aelteste der Welt. Ich bin bei solchen Superlativen immer etwas skeptisch, immerhin bin ich auch schon der groessten Wanderduene Europas an verschiedenen Orten begegnet. Aber vielleicht war das auch nur ein Beweis fuer ihre ausgedehnten “Wanderungen”. In den Tempeln jedenfalls sollen die Insulaner schon 3500 Jahre vor Jesus irgendeiner Fruchtbarkeitsgoettin gehuldigt haben. Mittlerweile sind sie aber alle zum Christentum uebergetreten und die heidnische Anlage somit ausser Betrieb. Ganz sicher bin ich mir da aber auch nicht! Einige “mittelalterliche” deutschsprachige Damen hockten dort voller Hingabe in irgendwelchen alten Opferloechern, verharrten in merkwuerdigen Posen, meditierten still vor sich hin und tauschen sich zwischendurch immer mal wieder darueber aus, an welcher Stelle des Tempels sie in welcher Haltung von welchen Energien durchstroemt wurden. Wenn wir ihrem kultigen Treiben noch ein wenig laenger zugeschaut haetten, waeren wir heute bestimmt auch noch Zeuge eines Menschenopfers geworden.

Dienstag, 05.05.2009

Gay machte gestern den Vorschlag “we make a barbecue tomorrow” und hat schwupps schon mal gleich Fleisch gekauft. Natuerlich hatten beide Frauen sofort Ideen BBQfuer diverse Salate dazu, es fehlte nur noch an dem entsprechenden Gemuese. Dieses wird jeden Tag zwischen neun und elf Uhr am anderen Ende der Stadt vom “Gemuese-LKW” herab verkauft. Graham hat WICHTIGE DINGE in seinem Motorraum zu erledigen und mangels einer aehnlich cleveren Ausrede schiebe ich dann also den “Einkaufs-Caddy” hinter zwei schnatternden Frauen her, quer durch die Stadt. Die naechsten Stunden wird in zwei Bordkuechen eifrig gewerkelt und fuer die Maenner heisst es: bloss nicht im Weg stehen! Puenktlich zur Lunchtime (damit bezeichnen die Englaender irgendeinen imaginaeren Zeitpunkt zwischen Fruehstueck und Abendbrot - in unserem Fall ist es drei Uhr) schleppen wir dann die halbe Inneneinrichtung der “Christina Lee” sowie Unmengen von Schuesseln, Koerben, Tellern, Kuehlboxen etc. an die Badestelle neben der Marina. Graham am Grill verwandelt Fleischberge in leckere Steaks, dazu gibt es “Mira-Salat”, “Christina Lee-Salat”, dazu Salat und noch einen Salat. Und da beide Frauen offensichtlich Angst hatten, dass ihre Maenner verhungern koennten, hat Gay noch Couscous gemacht und Marion ein Ciabatta-Brot gebacken.- Sonnenuntergang, dazu lecker Bier (Graham) und  Radler (alle anderen); uns geht’s mal wieder richtig gut!

Mittwoch, 06.05.2009

Heute wollen beide Crews zur Nachbarinsel, nach Valletta segeln. Aber gaaaanz in Ruhe! Erstmal ausgiebig frueValletta in Sichthstuecken, duschen, eine letzte Waschmaschine anwerfen, Wasser bunkern, Liegegebuehr bezahlen, sich den “Einkaufs-Caddy” von Gay und Graham borgen und im Supermarkt Getraenke bunkern, alles im Boot verstauen, ins Hafenbecken springen um den “fluechtigen” Einkaufs-Caddy vor’m Absaufen zu retten, nochmal duschen. Es ist 14 Uhr als wir endlich die seglerische Herausforderung, zur Bewaeltigung der 15 sm bei 2 Bft. Wind in Angriff nehmen. Auf zwei Booten sind die Angelhaken fast vor den Mooringleinen  im Wasser und dann duempeln wir der alten Kreuzritter-Festung entgegen. Und nachdem gegen sieben Uhr zwei Anker vor der historischen Kulisse von Valletta ins Wasser plumpsen, muessen sich zwei Bordfrauen Gedanken ueber das Abendbrot machen. Fisch gibt es aber bei keiner.    

Montag, 11.05.2009

Seit heute sind wir alleine an unserem Ankerplatz vor Valletta. Die “Christina Lee” ist in eine “Marina um die Ecke” gefahren, Wasserbunkern, Shoppen und Waeschewaschen. Marion hat ja Glueck, dass sie einen so umsichtigen Skipper hat, der sich fast nie bekleckert und dementsprechend auch kaum etwas in ihrem Waeschekorb. “So um die Ecke” ist hier sowieso alles, die Republik Malta ist insgesamt vielleicht halb so gross wie Ruegen und eigentlich sind es drei Inseln, Malta, Gozo, dazwischen Comino. Geherrscht hat hier auch so ziemlich mal jeder, der im Mittelmeer jemals was zu sagen hatte, aber am beruehmtesten waren sicher die Kreuzritter des Malteserordens (Johanniterorden). Das waren die mit dem roten Umhang und weissem Kreuz darauf (genau, wie auf der Aquavitflasche!) Die haben auch die Hauptstadt Valletta, eine beeindruckende Festungsanlage, gebaut. Inmitten dieser gewaltigen Wehrmauern unzaehlige Kirchen, wie es sich fuer einen richtigen Orden gehoert. Wir haben nicht mal versucht sie alle anzuschauen, die “Schiffswrack-Kirche des heiligen Paulus” war allerdings ein Muss! Da waren wir sogar zweimal drin, da beim ersten Besuch die heiligen Reliquien von einer Gruppe “Dauerbeter” blockiert waren. Den Knochensplitter vom Apostel wollte ich nun mal sehen. Der gute Paulus ist hier bei seiner Fahrt nach Rom gestrandet und da schon mal hier, hat er den Insulanern mal gleich das Christentum ans Herz gelegt. Damit war er so erfolgreich, dass die Araber sie waehrend ihrer spaeteren Herrschaft nicht mehr davon abbringen konnten. Dafuer haben diese den Maltesern ihre Sprache dagelassen, das Maltesische ist zu 70 Prozent arabischen Ursprungs, wird aber mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Zum Glueck fuer alle Nicht-Malteser ist aber Englisch auch noch Amtssprache. Wie ganz Malta ist auch Valletta nicht wirklich gross und beim Schlendern durch die Strassen und Gassen ist man in jeder Richtungen schnell wieder an seinen riesigen Verteidigungsmauern und Zitadellen angelangt, die meist herrliche Ausblicke bieten. Per Bus, von denen viele schon OldtimerValletta waren als die Briten Malta 1964 in die Unabhaengigkeit entliessen, kommt man unkompliziert und preiswert ueber die ganze Insel. Wir waren in Rabat in den St. Paul Katakomben, deren Gaenge u. Kammern sich kilometerweit unterirdisch erstrecken, in Medina, der alten, von den Arabern erbauten Hauptstadt mit seiner 19 m hohen Stadtmauer, haben uns Kirchen, alte Festungen, Staedte, Graeber, .......angesehen, zwischendurch einfach mal in einem Strassencaffee gesessen  Cappuccino, Bier oder Wein getrunken, sind durch Haefen, Marinas und Parkanlagen gelaufen, waren bei Schiffsausruestern shoppen, haben einen Supermarkt “gepluendert” (jetzt weiss man erst was es in Tunesien alles NICHT gibt!), das fehlende Hafenhandbuch Griechenland gekauft, zwischendurch auf der “Christina Lee” oder “Mira” gesessen, geschladdert oder was getrunken, mit den Beiden die Powerboote beim “grossen Preis von Valletta” angefeuert, Hafenrundfahrt gemacht, .....  Wie haben wir das alles eigentlich geschafft? Morgen wollen wir nochmal auf die andere Seite von Valletta zum “Supermarkten” und dann einen neuen Ankerplatz suchen. Wir brauchen RUHE und ERHOLUNG!

Donnerstag, 14.05.2009

Den dritten Tag schaukeln wir an unserem Anker in der “Blauen Lagune” von  Comino. Wirklich eine herrliche Ankerbucht mit kristallklarem Wasser, was unzaehlige Bootsbesitzer und Ausflugsschiffe dazu veranlasst, aus allen Ecken der Insel hierher zu pendeln um Touristen abzuladen. Diese werden aber gegen 16 Uhr wieder mitgenommen und dann kann man die Bucht (mit einer Handvoll weiterer Segelyachten) geniessen. Zumindest bis zum naechsten Tag 10 Uhr! Gestern war wieder Barbecue am Strand. Ich konnte vor unserer Abfahrt der Versuchung nicht widerstehen, im Supermarkt die Fleischtheke leerzuraeumen und so durfte Graham sich ausgiebigst mit der Grillzange austoben. Erst gegen Mitternacht haben dann zwei Skipper versucht ihre Schlauchboote wenigstens in die ungefaehre Richtung der ankernden Boote zu steuern. War ein sehr langer und lustiger Abend, nur zur heutigen Inselwanderung sind wir dann etwas verspaetet und leicht geschwaecht angetreten. Tolle Buchten, einsame Straende, steile Klippen, Kaninchen, Rebhuehner und die zwei letzten Inseleinwohner. Wir haben jetzt alles gesehen! Im einzigen Hotel der Insel koennen wir sogar ins Internet, Post und Wetter checken. Marion findet den Beweis, dass die Kinder doch an den Muttertag gedacht haben und ich die Vorhersage der Metereologen fuer eine steife Brise heute Nacht und Morgen. Diesmal scheinen sie richtig geraten zu haben, die “Mira” zerrt schon recht kraeftig an ihrem Anker. Fuer unser Abendprogramm im “Hafenkino” ist vor zwei Stunden noch die etwas groesser geratene Version einer Segelyacht in die Bucht gerauscht. Mit Schwung laesst der Skipper den Anker neben uns ins Wasser rauschen, gruesst kurz herueber, streift sich die Handschuhe ab und schreitet in den Salon. Seitdem ist seine Crew, drei Philippinos, damit beschaeftigt die Yacht zu schrubben, zu wienern, zu polieren, ....... 

Freitag, 15.05.2009Wir sind das linke Boot

Die “Christina Lee” hat heute frueh aufgegeben und ist zur Nachbarinsel in die Marina Mgarr gefahren. Graham moechte mal wieder in Ruhe schlafen. Bis auf unseren “exclusiven” Nachbarn haben wohl auch alle anderen Boote die Schaukelei satt, oder mangelndes Vertrauen in die Haltekraft ihres Ankers. Da wir wenig Lust verspueren bei den Wellen mit dem Schlauchboot an Land zu fahren ist heute Faulenzen angesagt. ”Die Olsenbande” zum Fruehstuecksfernsehen (hatten wir schon seit Monaten nicht mehr!) und den Rest des Tages schauen wir der Crew unseres Nachbarn beim unablaessigen Putzen der Yacht zu. Was zum Teufel gibt es an einem Heckkorb ueber drei Stunden lang zu wienern?

Sonnabend, 16.05.2009

Das mit dem Wind hat sich gestern Nachmittag gelegt, dafuer hatten wir dann eine wunderbare Duenung in der Bucht. Die ganze Nacht ueber haben zwei Yachten fuerchterlich in den Wellen gerollt und in deren Inneren zwei Crews in ihren Kojen. Entsprechend unausgeschlafen duerfte die Nachbarcrew dann auch beim morgendlichen Putzen des bereits Geputzten gewesen sein. Als gegen Mittag dann auch noch eine Gewitterfront heranzieht hat der Skipper wohl die Nase voll und geht Anker auf. Jetzt haben wir die Blaue Lagune ganz fuer uns alleine! Wir beschliessen das Elend auszusitzen, heute an Bord fleissig zu sein und noch eine dritte Nacht mit “Schleuder-Kojen” in Kauf zu nehmen.

Mittwoch, 20.05.2009

Wir hatten die “Blaue Lagune” noch zwei Tage fast fuer uns alleine nur ein, zwei weitere Boote konnten sich fuer die Schaukelei erwaermen. Aber seit Montag “steppt hier wieder der Baer”. Ein gutes Dutzend Yachten haben ihre Anker ins Wasser geworfen (genau so!) und dazwischen heizen die kleinen Faehren und Motorboote mit neuen Tagesgaesten hin und her. Als sich dann gestern Abend auch noch ein grosses “Partyschiff” mit einer groelenden Meute an Bord in die Bucht schiebt, den Anker wirft um dann bis weit nach Mitternacht alles im Umkreis von mehreren Meilen mit seiner (graesslichen) Musik zu beschallen, reicht es uns: Ortswechsel! Gay und Graham, seit gestern schaukeln sie wieder neben uns, stellen ebenfalls fest, dass ihr Musikgeschmack nicht ganz getroffen wurde und so gehen wir gemeinsam Anker auf mit Ziel Gozo, Dwejra Bay. Nach zweistuendiger Motorfahrt (der Sundowner auf der Christina LeeWind kommt mal wieder direkt von vorn) schlaengeln wir uns am “Fungus Rock” vorbei in die Bucht, die mit ihren steil abfallenden Felsen ringsherum an einen grossen Kessel erinnert. Klasse Echo hier! Das Wasser ist kristallklar und so koennen wir unseren in 12m Tiefe perfekt eingegrabenen Anker direkt von Bord kontrollieren. Den Sundowner gibt’s an Bord der “Christina Lee”- wir geniessen die absolute Stille, die nur mal von Vogelgezwitscher unterbrochen wird. Hobbyornithologe Graham kriegt sich vor Begeisterung gar nicht mehr ein. Lesebrille auf der Nase, sein schlaues Vogelbuch auf den Knien ahmt er mit ernster Mine den Rufen der verschiedenen Voegel nach. Sehr zur Freude seines Publikums ...     

Donnerstag, 21.05.2009

Gozo ist die noerdliche und kleinere Insel des Staates Malta, auf der es eher etwas ruhiger zugeht. Beinahe rundherum ist Steilkueste und kreuz und quer auf der Insel sind ein paar Staedchen verstreut, die so wohlklingende Namen haben wie Xewkija, Ghajnsielem, Xaghra, Mgarr ... und jede hat natuerlich ihren eigenen prunkvollen Dom oder zumindest eine grosse Kirche. Dazwischen kleine Felder und Weinberge, der Rest ist ziemlich trocken (aehnlich dem aeusserst leckerem Inselkaese aus Schafs- oder Ziegenmilch). Im Nordosten befindet sich die Ramla Bay, wo Odysseus, nach seinem Schiffbruch von der Nymphe Calypso gerettet, 7 Jahre mit ihr zusammen lebte. - Die Jagd scheint auf Gozo Volkssport zu sein. Ganz oben auf den Klippen kann man mehrere Dutzend kleiner Unterstaende fuer die Jaeger sehen, wo sie im Fruehjahr und Herbst auf die durchziehenden Zugvoegel “warten”. Ueberall begegnen wir Eidechsen, Gekkos und den kleinen sandfarbenen Hasen. Letzteren sogar des oefteren treibend im Meer. Scheinbar klappt es bei der wilden Flucht ueber die Klippen nicht immer mit dem Abbremsen vorm Abgrund. -  Wir verbringen den Tag mit dem Erkunden der Umgebung und schnorcheln um die naeheren Felsen, u.a. dem “Fungus Rock”, der aufgrund eines seltenen heilkraeftigen Pilzes beruehmt ist, der darauf waechst/wuchs. Die Fische zu seinen Fuessen sind auch nicht schlecht. - Am spaeten Nachmittag erscheint in der Bucht ein indisches Filmteam, das einige Szenen fuer einen neuen “Bollywood”-Streifen hier drehen will. Hinter der Hauptdarstellerin rennt permanent ein Typ mit ‘nem Sonnenschirm hinterher und “beschattet” sie. Irgendwie bringt mich das auf Ideen bezueglich neuer Aufgaben fuer meinen Kpt :)

 

Freitag, 22.05.2009

Heute laden wir unsere englischen Nachbarn in unser Dinghi und tuckern gemeinsam in die naechste Bucht, vorbei am “Krokodilfelsen” (bei Tauchern sehr beliebt), am “Blauen Fenster”, einer durch Wind und Wellen “bearbeiteten” Felsformation, und fahren durch einen hohen natuerlichen Tunnel auf tiefblauem Wasser in den dahinter liegenden Hafen des Doerfchens Dwejra. Zu Fuss geht’s dann direkt auf das kleine Plateau des “Fensters” und zur Feier des Tages gibt’s fuer jeden dort oben ein kleines eiskaltes Bier. Was fuer ein wunderschoeDas Blaue Fensterner Platz, und die Aussicht erst - wir lassen uns Zeit! Danach wieder bergab und wir bestaunen das “Blaue Loch”, 60 m tief. Im kristallklaren Wasser steigen erst Blasen, dann mehrere Taucher auf, die absolut begeistert sind. Graham moechte am liebsten gleich seine Tauchausruestung holen, aber Gay bremst ihn. Im Ort kommen wir mit einem Einheimischen ins Gespraech, der uns erzaehlt, dass heut Abend in der Inselhauptstadt Victoria ordentlich was los ist, irgendein Festival. Und schon ist es beschlossene Sache, um 20 Uhr gehen wir los. ... es geht stramm bergauf, die Sonne macht ueberhaupt noch keine Anstalten unterzugehen und es ist dementsprechend heiss. Ausserdem hat keiner so richtig Ahnung, wie weit es eigentlich bis Victoria ist. Ein paar Kilometer eben. Trotz schneller Gangart erreichen wir unser Ziel erst um 21.45 Uhr und brauchen erst mal ein kuehles Bier und was zu Essen. Nebenbei kriegen wir heraus wo heute was los ist, u.a. soll eine “U2-Coverband” spielen. Super! - Auf der ersten Buehne toben sich noch Vorbands aus und wir duerfen ein Schlagersternchen Maltas in viel zu kurzem Kleid erleben. Eine Buehne weiter gibt’s das “Mamma-Mia Musical” und wir alten Maedchen huepfen uns schon mal warm :) Buehnenwechsel, immer noch rockige Vorbands, Warten auf “U2”. Irgendwann, lange nach Mitternacht,  ist Gay muede und wir entern ein Taxi, das uns so weit wie moeglich an unsere stockdunkle einsame Ankerbucht faehrt. Erstaunlicherweise verknackst sich auf dem restlichen Naturpfad keiner den Knoechel oder sonstige Koerperteile und wir finden sogar unser Dinghi fuer die naechtliche Ueberfahrt ...

Sonnabend, 23.05.2009

“Habt ihr noch Brot?”, Graham klopft an unser Cockpit. “Nein!”, also haben wir fuer heute eine Aufgabe: BROT KAUFEN! Einige Buchten weiter ist ein kleiner Ort, da wollen wir unser Glueck versuchen. Schnell alle “landfein” machen und ab ins Schlauchboot. Ausserhalb unserer schoenen Ankerbucht ist das Meer doch bewegter als wir dachten. Nach mehr als einstuendiger Fahrt klettern wir beinahe trocken an Land. “Brot kann man nur in Victoria kaufen, der einzige kleine Markt hier hat seit Wochen zu.” Den “Eingeborenen” ist es sichtlich peinlich und sie entschuldigen sich ausgiebigst dafuer. Der Bus faehSonnenuntergang am Fungus Rockrt in eineinhalb Stunden, wir schaffen also noch ein kaltes Bier an der Uferpromenade. Dann geht’s nach Victoria, dort in den Supermarket. Weil alles so schoen lecker aussieht, landen neben dem Brot auch gleich noch einige andere Dinge im Einkaufswagen: Schinken, Salami, Wein, ..... Alles in Tueten verstauen, zum Bus schleppen und geduldig auf die Abfahrt warten. Zurueck in Xlendi versuchen wir, die vollen Plastiktueten heil zum Strand zu bringen, ins Schlauchboot zu werfen, irgendwo noch Platz fuer uns Vier zu finden und gaaaaanz  vorsichtig heimtuckern. Arg durchgeweicht, hieven wir dann spaeter unsere “Beute” ins Cockpit. Gerade mal SECHS Stunden hat der Brotkauf gedauert!

Dienstag, 26.05.2009

Gegen 12 Uhr ziehen wir die italienische Gastlandsflagge hoch, wir sind kurz vor Sizilien. Nachdem wir noch einen Hafentag in Mgarr eingelegt hatten, zum Wasserbunkern, Deckschrubben, Waschmaschinendauerrennen, Bettenwechsel, Einkaufen, unter Deck alles wienern, zwischendurch desoefteren duschen, ... haben wir gestern Mittag ausklariert, den Bug in Richtung Sizilien gedreht und die Segel gesetzt. Zuerst war nur die Rede von einem kurzen Stopp auf dem Weg nach Griechenland, aber irgendwie scheinen Vulkane auf Marion eine gewisse Faszination auszuueben. Aetna, Stromboli “... und so weit ist es doch gar nicht.” Wir haben ja gluecklicherweise Zeit und Pizza schmeckt schliesslich auch lecker... Unterwegs widerstehen wir tapfer der Versuchung den Motor zu starten, obwohl wir zeitweise so langsam sind, dass wir ums Boot schwimmen koennten.

Mittwoch, 27.05.2009

Syrakus - die heutige Stadt nimmt nur einen bescheidenen Teil der Flaeche des antiken Syrakusai ein, das vor ueber 2000 Jahren das wirtschaftliche, politische, aber auch das wissenschaftlich kulturelle Zentrum von Sizilien war. Hier trafen sich Dichter und Philosophen aus der gesamten griechischen Welt. Mit der Eroberung durch die Roemer 212 v.Chr. verlor die Stadt wie der Rest der Insel ihren Glanz ... Trotzdem wollen wir die einstige Millionenstadt gesehen haben und versenken unseren Anker in der grossen Bucht davor, wo schon ca. zwanzig Boote aus allen moeglichen Laendern liegen. Unter ihnen entdecken wir die “Monade” aus Belgien, mit Marc und Casper an Bord. Irgendwo trifft man sich wohl doch immer wieder, das Mittelmeer ist ja sooo klein. Syrakus gefaellt uns so gut, dass wir noch bleiben.

Donnerstag, 28.05.2009alte Saeulen mitten in der Stadt

Wir sitzen noch im Schlafanzug als Marc ans Boot klopft. Sein Motor will nicht, ob René nicht mal gucken koennte. Er kann und eine halbe Stunde spaeter verrichtet der Motor der “Monade” wieder pflichtgemaess seinen Dienst. Anschliessend steht fuer uns das antike Syrakus auf dem Plan, oder besser gesagt die Reste davon. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Wallfahrtskirche “Sant.d.Madonna delle Lacrime”vorbei, einem riesigen und aeusserst haesslichem Betonbau, und wir kommen nicht umhin, einen Blick hineinzuwerfen. 1958 hat hier das Madonnenbild geweint und daraufhin wurde diese Unmenge Beton hierher gestellt. Das Innere ist einfach und beeindruckend, die Akkustik schlichtweg umwerfend!! Weiter geht’s zum Grab des Archimedes (das war der mit ”Heureka, ich hab’s!” in der Badewanne). Wir laufen meilenweit um alte Steine, wobei Marions Hauptaugenmerk wie immer den Blumen, Baeumen, Schmetterlingen, ... dazwischen gilt, weswegen wir recht langsam voran kommen. Roemisches Amphitheater links, griechisches Theater rechts, hier eine Grotte, dort stehende und liegende Saeulen ... Uns tun irgendwann die Fuesse weh und wir haben Hunger! Trotzdem schaffen wir noch den Besuch beim Erzbischof von Sizilien, d.h. zumindest seines Amtssitzes, der Kathedrale von Syrakus. Diese wurde dem antiken Athena-Tempel aus dem 5.Jhd.v.Chr. einfach “uebergestuelpt”, dadurch ist der Uralttempel natuerlich bestens erhalten. - Das Beste zum Schluss: eine Trattoria, rammelvoll, ohrenbetaeubender Laerm durch lamentierende Italiener (so sind sie halt), Unterhaltung nicht moeglich - aber die Pizza suuuuper lecker!

Sonnabend, 30.05.2009

Vor der Abfahrt nach Norden gehen wir erst nochmal shoppen im “Lidl”. Bei dem Angebot kann man ja fast feuchte Augen kriegen! Anschliessend alles zum Dinghi buckeln, kurz bei Marc und Casper vorbei zum Verabschieden und dann alles schnell verstauen und zusammenraeumen. Aber erstmal taucht Heinrich aus der Schweiz mit seinem Schlauchboot auf. Er liegt hier auch mit seiner Reinke und will schladdern. Gutes timing! Um 14.30 Uhr lichten wir endlich den Anker. Wind und Welle legen gut zu, trotzdem ist unser geplanter Ankerplatz nicht vor Mitternacht zu erreichen. Also umdisponieren und puenktlich zum Sonnenuntergang inspizieren wir eine kleine Bucht bei den “Zyklopen-Inseln”. Ganz schoener Schwell, aber wir sind ja nicht verwoehnt, es wird schon gehen. Zyklopen sehen wir keine mehr, schnell ist es stockdunkel. Vielleicht morgen frueh.

Sonntag, 31.05.2009Wo ist der Aetna ?

Gut durchgerollt und etwas zertreten quaelen wir uns aus den Kojen. Zyklopen sind immer noch nicht zu sehen (haben ja vielleicht Sonntags frei). Wir sitzen gerade beim Fruehstueck, als lautstarker Gesang aus der kleinen Kirche herueber schallt. Hier ist die Welt noch in Ordnung! In letzter Zeit haben wir so viele Kirchen besucht, eigentlich muessten wir schon mit einstimmen koennen. Aber mit vollem Mund singt man ja auch nicht. Heute wollen wir zum italienischen Festland ruebersegeln, zur Stiefelspitze, um uns sozusagen am “grossen Zeh” einen Ankerplatz als gute Startposition fuer die morgige Passage der “Strasse von Messina” zu suchen. Dicke fette Wolken haengen ueber Sizilien und so hat Marion gleich was zu bemaengeln: “Der Aetna ist gar nicht zu sehen!” Das ist er dann auch die ganze Fahrt ueber nicht, dafuer haben wir mehr als zwei Stunden lang Begleitung von Delphinen.

Dienstag, 02.06.2009

Eine Sturmwarnung hat uns in den Hafen von Reggio di Calabria getrieben und jetzt druecTrubel an der Promenade in Reggio di Calabriakt uns ein strammer NW seit zwei Tagen an die hohe Kaimauer. Mit uns eine Handvoll weiterer Yachten, wie wild im Schwell der vorbeifahrenden Schnellfaehren tanzend. Dazwischen dutzende Angler, deren Sehne sich mit schoener Regelmaessigkeit in den, mit Hoechstgeschwindigkeit drehenden Fluegeln unseres Windgenerators, verfaengt (sehr zur Freude des Kpt’s!) - Eine schoene Stadt ist Reggio nicht gerade, kein Wunder, wird sie doch immer wieder von Erdbeben heimgesucht und zerstoert. Zuletzt 1908 und 1980. Daher gibt es nicht mehr viele historische Bauwerke, die meisten der vorhandenen sind eigentlich “nur” Nachbauten. Dafuer herrscht in der gesamten Stadt zurzeit Volksfeststimmung. Pfingstwochenende mit anschliessendem Nationalfeiertag, ganz Calabrien scheint nach Reggio zu stroemen, um herausgeputzt an der kilometerlangen palmenumsaeumten Uferpromenade zu flanieren. Wohin man blickt Buden, Rummel, Strassenmusikanten, bunte Luftballons, Zuckerwatte, die Gelaterias und Cafés sind voll, ueberall strahlende Gesichter. Darueber lacht die Sonne, der kraeftige Wind hat die Wolken weggeputzt und so laesst sich sogar der Aetna gegenueber mal sehen.

Mittwoch, 03.06.2009

Gestern sind noch ein paar Yachten reingeweht und jetzt ist der Hafen voll. An uns “haengt” jetzt Vadek (62) aus Szczecin mit seinem Acht-Meter-Booetchen. Von seiner Duschdarbietung im Cockpit war Marion sehr angetan (Anmerkung Bordfrau: So’n Quatsch!), ich hab den Bauch gleich ein Stueck weiter eingezogen. Bisher haben wir gedacht, dass die “Mira” wie bloed im Schwell der vorbei fahrenden Schnellfaehren tanzt, aber bei seinem Boot warten wir jedes Mal auf einen Ueberschlag oder Doppelten Rittberger. Wie er dabei nachts schlafen kann bleibt fuer uns ein Raetsel. Vielleicht angeschnallt?

Donnerstag, 04.06.2009

7 Uhr, mein Kpt tappert schon durchs Boot. Ist er aufgeregt weil wir heute durch die “Strasse von Messina” fahren? Viel hat man schon darueber gehoert: starker Wind und Stroemung, z.T. Strudel im Wasser, viel Grossschiffsverkehr, ... Nein, ich glaube nicht. Seine erste Aufgabe ist mal wieder, den Windgenerator von diversen Metern Angelsehne zu befreien. Dann schnell fruehstuecken und Leinen los (das ist gar nicht so einfach weil die Poller etc hier im Hafen alle unheimlich rostig sind, die Leinen kleben daran wie an Widerhaken). Der Wind der letzten Tage hat den Himmel blank geputzt und wir koennen auf der anderen Uferseite wunderschoen den Aetna mit seinen 3363 m und Schneehaeubchen sehen. Kaum haben wir Reggio d.C. verlassen sind wir auch schon in der “Strasse von Messina”. Viel los ist hier ja nicht gerade. Von den Faehren mal abgesehen, die die Strasse von beiden Ufern aus durchqueren, sind wir ganz allein. Keine Frachter, Containerschiffe weit und breit. Auch kein Sturm. Aber unter uns, im Wasser, geht die Post ab.Hier stroemt das warme Wasser des Tyrrhenischen Meeres in das kaeltere, salzigere Ionische Meer. Noch dazu steigt der Meeresgrund von ca. Ankern unterm Stromboli1000 m auf 90 m an. Wir haben teilweise einen Gegenstrom von 3,5 kn und schieben uns langsam durch die Strudel. Mittendrin laeuft der Strom mit uns, ein bisschen weiter wieder gegen uns. Ganze 20 sm ist die “Strasse von Messina” lang. Das Tyrrhenische Meer empfaengt uns spiegelglatt und ohne Wind. Eine alte Duenung steht hier aber noch, die meinen Lieblingsplatz im Bugkorb zur kleinen Achterbahn werden laesst. Das Wasser ist wunderbar klar und die Sonnenstrahlen fallen senkrecht hinab ins tiefe Blau. Unser heutiges Ziel, die Insel Stromboli, ist schon lange vorher in Sicht und gegen 18.40 Uhr faellt unser Anker auf 14 m Tiefe an der NO-Seite vor San Vincenzo. Schnell ist das Schlauchboot startklar gemacht und wir setzen ueber an den schwarzen Strand. Durch den Ort geht’s in Richtung Observatorium, wo sich eine Pizzeria befindet, von deren Terrasse man die Eruptionen des Stromboli direkt beim Essen beobachten kann (fuer die Faulis). Natuerlich wird die Pizza dabei kalt ...

Freitag, 05.06.2009Krach! Baeng! Boom!

Hobbyvulkanologe Marion zieht es dann heute doch in Richtung Gipfel des Stromboli (924 m). Es mangelt zwar an eingeborenen Traegern, aber sie hat ja mich. Auf dem unendlich langen staubigen und steilen Pfad denke ich die meiste Zeit an ein eiskaltes Bier und ab und zu auch, dass ausser uns keiner so bloed ist, bei 30°C hier raufzuklettern. Wir treffen unterwegs allerdings noch eine polnische schweisstriefende Wandergruppe. Am Aussichtspunkt, auf ca 900 m Hoehe angekommen, zaubere ich zwei Dosen Prosecco aus meinem Marschgepaeck und so geniessen wir angemessen die “Stromboli-Show” vor uns. Der Vulkan schlaeft nie, er raucht ohne Unterlass und alle 5-20 min laesst er Druck ab. Weisser Rauch, dunkler Qualm, tiefes Grummeln, pfeifendes Ausspucken von FBeobachtungsposten in 900 m Hoeheeuer und Lavastuecken. Die gluehenden Brocken poltern in grossen Spruengen die “Sciara del Fuoco”(Feuerrutsche) hinab, und landen mit gewaltigem “Zisch” im Meer. Seit ueber 2000 Jahren werden seine Eruptionen beschrieben. Sie sind so regelmaessig, dass der Stromboli Vulkanforschern aus aller Welt als “Schulbeispiel” dient. Sogar die Seefahrer der Antike haben sich schon an der “uralten Fackel” orientiert. Kennung: Blink, Rot, Wiederkehr ca 900 sek, Tragweite 20 sm, je nachdem. - Zurueck am Boot bekommen wir eine Sturmwarnung fuer heute Nacht. Der Ankergrund ist hier mies und so verholen wir uns als letztes Boot zaehneknirschend an eine der 30 Euro-Moorings. Wir werden sicherlich wieder fuerchterlich in den Wellen rollen, dank 3 t - Gewicht am anderen Ende der Mooring aber immer an der selben Stelle.

Sonnabend, 06.06.2009

Als wir um 9 Uhr endlich aus der rollenden Koje fallen, liegen nur noch zwei Boote hier. Unsere “Leidensfaehigkeit” ist wohl schon ausgepraegter als bei den vielen Chartercrews. Wir fahren ins Lee der Insel und treiben in ruhigem Wasser vor der Feuerrutsche des Vulkans. Duschen, Fruehstueck, Abwaschen und dazu die “Spuckshow”. Dann weiter nach Panarea. Die naechste Sturmwarnung kommt ueber Funk durch und wir beschliessen, vor San Pietro zu Ankern. Bei dem verkrauteten Grund bleibt es beim Versuch. Also wieder an eine Mooring (den Preis kennen wir ja schon). Dafuer ist der kleine lebhafte Ort wirklich huebsch und wir haben mal eine ruhige Nacht.

Sonntag, 07.06.2009

Bei unserer Inselwanderung entdecken wir eine herrliche, gut geschuetzte Ankerbucht. Nachdem Marion alle Pflanzen unterwegs bestaunt und angefasst hat, wir zwischen den Resten einer Bronzezeitsiedlung am Cap Milazzese ein kaltes Bier geniessen, ich in einer dramatischen Rettungsaktion des, vom Winde verwehten Sonnenhutes meiner Angebeteten, meine Kletter- und Schwimmkuenste unter Beweis stelle, wir natuerlich noch ein Eis schlecken, steuern wir die “Mira” in besagte Bucht. Es pfeift zwar immer noch ganz nett, aber wir haben hier fast keine Welle und sandigen Ankergrund. Das gibt ‘nen Ruhetag!

Montag, 08.06.2009

Emsiges Werkeln an Bord (ein “Ruhetag” bedeutet ja nicht, dass man faul abhaengt). Am fruehen Nachmittag satteln wir aber unser Schlauchboot und sausen mal schnell zu den 1,5 sm entfernten Inselchen Lisca Bianca und Bottaro, die wir dann  sehr langsam umrunden. Hier soll es schoene Gasaustritte unter Wasser geben, sozusagen “Whirlpool a’la vulcano”. Als wir schon fast komplett rum sind und wieder zurueck fahren wollen, entdecken wir grosse Strudel im Wasser. Das muss es sein! Der kleine Anker wird ueber Bord gekickt und mein Kpt stuerzt sich todesmutig mit Schnorchel und Taucherbrille ins blaue Nass. Weisungsgemaess bewache ich das Boot und beobachte ihn gespannt. Er taucht auf und haelt jubelnd den Daumen nach oben. Das will ich natuerlich auch sehen! Mit Taucherbrille und Schnorchel bewaffnet schwimme ich VORSICHTIG auf die, vom Meeresboden aufsteigenden Luftblasen zu. Es sind bestimmt fuenf grosse Austritte, die glitzernden “bubbles” sehen in der Menge aus wie Saeulen. Seltsam schoen, da durch zu schwimmen. Das Wasser ist hier kaelter und die Blaeschen sind wie Peeling auf der Haut. Toll! Spaeter schwimme ich noch einmal durch diesen “Pool” und stelle fest, dass er ganz schoen mieft. Naja, Schwefel eben...

 

Dienstag, 09.06.2009Salina - Vulkankraterquerschnitt

Zum Glueck liegt hier alles dicht beieinander, so dass wir morgens nicht in Hektik verfallen. Wir wollen zur Insel Salina. Damit es im Logbuch nicht ganz so albern aussieht segeln wir noch einmal um die  Insel herum. Dabei segeln wir auch durch einen versunkenen, halbierten Vulkankrater.  Unser Anker faellt dann vor Rinella, einem kleinen Fischerdoerfchen, um das der Tourismus bisher einen grossen Bogen gemacht hat. Ist aber trotzdem ganz nett hier und als die einzigen Gaeste geniessen wir auf der Restauranttarrasse nicht nur einen Superausblick (auf die ankernde “Mira” und schneebedeckten Aetna), sondern auch die absolut leckeren “Spaghetti Eoliana”.

Mittwoch, 10.06.2009

Wenn man ganz ehrlich ist, es stinkt hier. Wir ankern vor Vulcano. Der Namensgeber ist zwar schon seit ueber 100 Jahren nicht mehr ausgebrochen, aber ueberall blubbert und brodelt es vor sich hin. Gleich nebenan sind heisse Quellen und eine grosse Schlammgrube. Darin sitzen die Leute bis zum Hals in der Pampe und warten, dass sich die Haut wieder strafft oder die Pickel weggehen. Werden wir auch mal testen. Dazwischen kommt ueberall heisser Schwefeldampf aus der gelb verfaerbten Erde - und der STINKT.

Donnerstag, 11.06.2009Das macht Mut

Staendig kommen uns schweisstriefende, staubbedeckte Leute mit dicken Wanderschuhen entgegen. Der Aufstieg zum Krater des Vulkans ist hier ein MUSS, vorzugsweise am kuehlen Morgen. Erfahrungsgemaess sind Vulkane aber auch Mittags noch da, so das wir schoen ausschlafen, in Ruhe Fruehstuecken und uns anschliessend auf den Weg machen. Selbiger ist dann lang, steil, staubig und (zumindest auf dem Hinweg) fuehrt immer Bergauf. Oben kann man sich dann entscheiden: super Aussicht nach allen Seiten auf Meer Inseln, Aetna, Stromboli oder sonstige qualmmal Dampf ablassenende Berge oder man schaut einfach nach unten: in den Krater! Einmal auf dem Kraterrand rundherumwandern, damit man die Groesse nicht nur sieht, sondern auch fuehlt und dann durch die Desinfektion. Auf einem ca 100 Meter Stueck steigen dicke, fette, gelbe, stinkende Schwefeldaempfe auf. Es sieht irgendwie fuerchterlich ungesund aus, “beisst” in der Nase, die Augen traenen, mann bekommt keine Luft, aber wenn man durch ist hat sich mit Sicherheit auch die letzte Bakterie verabschiedet. Porentief rein! Dann rutschen, stolpern und schlittern wir wieder abwaerts durch die Staubwolken und unten angekommen haben wir uns eins verdient: Ein riesiges, eikaltes Bier! Oder auch Zwei! Wie gesagt, der Aufstieg ist ein MUSS!

Freitag, 12.06.2009

Mein Fruehsport findet heute im Meereswhirlpool am Strand statt. An einigen Stellen steigt dort heisser Schwefeldampf auf, Mann sitzt im p...warmen Wasser und laesst sich “beblubbern”. Schoene Massage, aber geruchsintensiv! Beim Fruehstueck wird dann der stinkende Schlamm abgewaehlt. Die Vorstellung wie sich Generationen von Touristen in der Moddergrube sitzend gegenseitig die Pickel ausdruecken, hat Marion die Sache irgendwie verleidet. Desweiteren glaubt sie gewisse Aehnlichkeiten bezueglich Konsistenz und Geruch mit dem Inhalt unseres Grauwassertanks erkannt zu haben. Also Tschuess  Aeolische Inseln, wir gehen Anker auf, Kurs Syrakus. Strasse von Messina, die “Zweite”! Einzig bemerkenswert: eine grosse Schildkroete, die an uns vorbeipaddelt. Die Ueberraschung kommt erst ein paar Meilen spaeter. Innerhalb von Minuten wird aus schoenstem Kaffefahrt-Segeln eine Sturmfahrt. Es pfeifft, ueberall Schaumkaemme, dicke Wellen, Wasser in der Luft, aber die Richtung stimmt. Nach vier immer am Aetna langStunden Rauschefahrt faellt der Anker in der geschuetzten Bucht von Taormina.

Sonnabend, 13.06.2009

Fruehstueck im Cockpit und wir geniessen die Aussicht. Der schneebedeckte Gipfel des Aetna und genau ueber uns, auf dem Felsvorsprung des Monte Tauro wie eine Terasse gelegen, hat der Ort Taormina schon Geheimrat Goethe begeistert. Und noch ein Stueck hoeher, auf dem Gipfel liegt wie ein Schwalbennest Castelmola. Wir widerstehen der Versuchung eines Landgangs und gehen Anker auf, fuer die letzten 50 Meilen bis Syrakus. Was wir gestern an Wind zuviel hatten wurde heute eingespart. Es ist wieder stockdunkel als unser Anker faellt.

Dienstag, 16.06.2009

Jetzt haben wir uns erst mal ein eiskaltes Alster verdient. Zisch! Drei Tage sind wir schon am werkeln, die “Mira” ist wieder wie aus dem Ei gepellt, Waesche gewaschen, Wasser ist gebunkert und die Vorraete sind aufgefuellt. Von der Wasserliene ist nichts mehr zu sehen, es liegt nicht an unserem Uebergewicht! Alleine an Getraenken haben wir 300l gekauft und davon sind nur ganze zwei Liter Grappa! Echt schweisstreibende Angelegenheit bei ueber 30°C. Mit dem Dinghy an Land fahren, dann bis zum “Lidl” wandern, im wohlklimatisiertem Einkaufsparadies dem Shoppingwahn froenen, mit dem “Lidl-Einkaufswagen” durch die Stadt schieben, alles ins Schlauchboot tragen, moeglichst trocken zurueck zur “Mira”, ausladen und wieder von vorne. Das Ganze vier mal! Anschliessend die Berge von Getraenken und Lebensmittel versuchen, noch irgendwo im Schiff unterzubringen und dabei Vorraete entdecken, von deren Existenz man schon nichts mehr ahnte. Ist jetzt aber alles erledigt (“Lidl” hat seine Einkaufswagen auch alle wieder), werden noch einen Internetroom heimsuchen zwecks Windfiles, in die schon getestete Trattoria einfallen, uns mit einer lecker Pizza belobigen und dann gehts Anker auf, ins Land des Ouzo!  

Mittwoch, 17.06.200Wo bleibt der Wind?9

Genau 12 sm sind wir von Syrakus entfernt, da schlaeft der Wind schon ein. Marion ist praktisch veranlagt und beschliesst, die Zeit des Rumduempelns gleich sinnvoll zu nutzen. Mein “Albert-Einstein-Look” stoesst ihr bereits eine Weile auf und schwups, hat sie Schere, Kamm und Rasierer in der Hand. Stillsitzen ist zwar nicht meine Lieblingsbeschaeftigung, aber auch nicht besonders anstrengend. Da hat sie eindeutig den schwierigeren Part. Irgendwas wackelt immer, entweder das “Model”, die Friseuse oder das Boot mit Beiden. Trotzdem kann man das Ergebnis als gelungen bezeichnen. Und ein bisschen wachsen sie auch noch nach bis wir in Griechenland sind.

Donnerstag, 18.06.2009

Mussten die Nacht doch noch unter Motor laufen, da Null-Wind und die Stroemung uns langsam zurueck nach Italien trieb. Dafuer haben wir heut schoenen Segelwind. Die Richtung ist nicht ganz wie geplant, wir nehmen Kurs auf Kreta. Ist aber nicht weiter tragisch, da waren wir ja auch noch nicht.

Sonnabend, 20.06.2009

Um 16.30 Uhr faellt der Anker in der geschuetzten Bucht von Vathi, auf der Insel Ithaka. Lautstark schallt uns griechische Volksmusik entgegen, man feiert Hochzeit. Dass wir hier aufschlagen ist blanker Zufall, der (meist kaum vorhandene) Wind wollte es so. Es haette durchaus auch Korfu oder Kreta werden koennen. Drei Tage und fuenf Stunden haben wir fuer die 294 sm gebraucht, ich glaube, das ist neuer Negativrekord fuer diese Strecke. So ein bisschen hoffen wir aber, dass die vielen Schildkroeten, die unterwegs an uns vorbei geschwommen sind (entgegengesetzte Richtung! Sie haben uns nicht ueberholt!) noch laenger gebraucht haben. - Unser Weg zur Port-Police zwecks Erwerb des Traffic-Documents ist umsonst, man arbeitet erst am Montag wieder. Macht nichts, wir haben’s ja nicht so eilig. Dann setzen wir uns eben erstmal vor eine Taverna und trinken einen Ouzo.

 

Sonntag, 21.06.2009

Ithaka war die Heimat von Odysseus. Dementsprechend ueppig ist auch das Angebot der Souvenirshop’s an der Uferpromenade. Odysseus in Gips, in Ton, als Teller oder Tasse, T-Shirt, Tischdecke, ... es gibt eigentlich nichts, wo man ihn nicht aufgedruckt hat. Vielleicht Klopapier, aber sicher bin ich mir da auch nicht. Wir verzichten auf den Besuch einer Handvoll Steine, die mal (anders angeordnet) seinen Palast gebildet haben sollen, und faulenzen. Ausserdem muessen wir uns noch entscheiden, welche Route wir in die Aegaeis nehmen. Oberhalb der Peloponnes, durch den Golf von Korinth, oder unten um die “Finger” rum. Revierfuehrer und Hafenhandbuch sind sich einig und empfehlen die erste Variante. Sie ist deutlich kuerzer und der Wind weht stabil von achtern. Am Ende durchfaehrt man den 3 sm-langen Kanal von Korinth, einen der (im Verhaeltnis zur Laenge) teuersten der Welt und schon ist man in der noerdlichen Aegaeis, wo man auf die groesste Konzentration von Charterbooten in ganz Griechenland trifft. Wir finden es hier schon sehr voll! Die Suedroute ist laenger, mit windigen Cap’s, wobei gerade vor dem letzten, dem Cap Maleas, die Yachten oftmals eine Woche im Sturm festliegen, ehe sie weiter kommen. Soweit die Theorie. Wir koennen uns irgendwie nicht recht entscheiden und wollen abwarten, was der Wind “dazu meint”. Hier in der Bucht traegt er zur Entscheidungsfindung nicht sonderlich bei, mal schlaeft er, dann weht er leicht, dann wieder kraeftig und die Richtung aendert sich laufend. Sehr hilfreich!

Montag, 22.06.2009

Wir haben unser Traffic-DocMartin  ument, es ist riesengross und hat Platz fuer so viele Stempel, dass wir vermutlich die naechsten 200 Jahre in Griechenland bleiben koennen. Ein kurzer Regenschauer waescht das Deck sauber, hemmt aber unseren Elan bezueglich der Weiterfahrt. Neben uns liegt jetzt eine Reinke, man gruesst und wenig spaeter sitzt Martin bei uns zum Kaffee. Er ist gerade durch den Golf von Korinth gefahren und hat einige Tipps fuer Haefen und Ankerbuchten. Und sooo schlimm waere das mit den vielen Charterbooten auch nicht ... na gut, wir nehmen die Nordroute. So nach und nach erfahren wir, dass er mit seiner “Just do it” zuvor in der Tuerkei war, davor in Israel, davor im Roten Meer ... er ist auf den letzten Meilen einer Weltumsegelung! Wir trinken noch einen Kaffee, ein Bier, noch eins, ... es gibt ja sooo viel zu erzaehlen. Irgendwann fahren wir alle drei an Land, um Abendbrot zu essen und als der Wirt seine Taverna-Stuehle hoch stellt, auf “ein Glas Wein” zu Martin auf’s Schiff ... Und wenn wir nicht alle weiter muessten, wuerden wir immer noch sitzen und erzaehlen ... 

Dienstag, 23.06.2009

Heute geht’s aber wirklich los, Anker auf, schoener Wind - Genua raus. Nach 10 Minuten dreht der Wind, Genua einrollen, auf der anderen Seite ausrollen. Wind legt zu - Genua etwas einrollen, wenig spaeter Genua rein, Fock raus. Windrichtung aendert sich, nicht so schlimm - Selbstwendefock. Wind laesst nach, Fock rein - Genua raus. Wind nimmt wieder zu ... wofuer trainiere ich hier eigentlich?! Nach drei Stunden hab ich keine Lust mehr. Wir steuern die naechste Bucht an und werfen den Anker. Es blaesst grad mal wieder mit 25 kn. Wir sind immer noch auf Ithaka, aber immerhin schon 9 sm weiter. Gar nicht so schlecht fuer den ersten Tag.

Mittwoch, 24.06.2009

Der Wind hat gedreht, auf NW. Na, wir sind doch flexibel, also Kurs Sued zu den Peloponnes (das spart uns ueber 200 Euro Kanalgebuehren!). Dasselbe Programm wie gestern: Genua raus, Genua rein, Fock raus, dann wieder andersrum ... beim zwoelften Segelwechsel hoere ich auf, mitzuzaehlen. Die Ionischen Inseln - ein Eldorado fuer den sportlich ambitionierten Segler! Als der Anker dann endlich vor dem kleinen Fischerdorf Katakolon ins Wasser rauscht, hatten wir wirklich alles mal im Einsatz, von Motorfahrt, ueber Genua und Fock, sogar lange Zeit den Parasailor. Ganz in der Naehe befinden sich die Ueberreste des antiken Olympias. Uns zieht nichts mehr zu den alten Steinen, wir hatten unsere Olympiade heute schon!

Donnerstag, 25.06.2009

Die “Mira” schaukelt unterhalb des venezianisch-osmanischen Kastells von Methoni vor Anker, waehrend die Sonne langsam dahinter versinkt ... trifft irgendwie nicht ganz zu. Sie zerrt an ihrer Kette und es pfeift kraeftig. Ein Cap eben! Das Erste von dreien, den “Fingern” von Peloponnes. Dafuer war die Ueberfahrt mal wieder ganz nach unserem GeschmTeile der Festung, zugewachsen von Wildblumenack, moderate Welle, passender Wind und Sonne. Dasselbe Segel auf derselben Seite vom Start bis zum Ziel.

Freitag, 26.06.2009

“Willst du dir denn gar nicht die Festung ansehen? Tomaten haben wir auch keine mehr.” Dieser Argumentation kann Mann sich einfach nicht verschliessen, also ist heute Ruhetag - Landgang! Die Festungsanlage ist riesig, ueppig mit Wildblumen bewachsen und so sind wir einige Zeit beschaeftigt. Schnell noch Einkaufen, ein wenig aufraeumen, der Bordfrau auf der Badeplattform die Haare schneiden (sie traegt jetzt so eine Art Windfluechterfrisur), nochmal an Land, lecker Moussaka essen - an so einem freien Tag ist echt nicht viel dran.

Sonnabend, 27.06.2009

Heute umrunden wir den zweiten Peloponnes-Finger und haben dabei mal wieder den “Bilderbuch-Cap-Effekt”: von einem Augenblick auf den naechsten knallt es los. Um so schneller erreichen wir unser Tagesziel, die fast rundum von Bergen eingeschlossene Bucht von Kayio. In der beginnenden Daemmerung hat es fast etwas gruseliges, als wir uns, an den hohen Felswaenden vorbei, langsam hinein schieben. Eher ein Hexenkessel als eine idyllische Ankerbucht. Wir verkruemeln uns in eine Ecke wo schon eine Handvoll Yachten Schutz vor den kraeftigen Fallboen sucht.

Sonntag, 28.06.2009

Bordfrau fuehlt sich zur Insel Nisos Kithera hingezogen, also wird das unser heutiges Ziel. Nebenbei erfahre ich, dass dort ja auch die Aphrodite geboren wurde. Der Wind zeigt sich von seiner besten Seite und irgendwie sind wir zu schnell. Ich vertiefe mich in die Karte “... wenn wir jetzt weitersegeln schaffen wir heute noch Cap Maleas (den letzten “Finger”) und morgen Vormittag koenntest du schon auf einer Kykladen-Insel deiner Wahl vor Anker liegen ...” Ich brauche meine Aphrodite nicht lange zu ueberzeugen - sooo wichtig ist ihr die Insel dann auch nicht. Und ueberhaupt, es ist auch gar nicht sicher mit dem Geburtsort, Zypern erhebt schliesslich auch den Anspruch ... Wir passieren Cap Malea in gebuehrendem Abstand und, war ja klar, Windrichtung aendert sich um fast 180°. Genua rueber nach Steuerbord, also einrollen ... uppps! Nichts geht mehr! Am Bug untersuche ich das Produkt franzoesischer Ingenieurkunst, Deckel und Boden der Refftrommel haben sich abgeloest. Der Klecks Kleber hat wohl nicht gereicht. Ich vertraue dem Meer einige wichtige Erkenntnisse ueber den Geisteszustand der Produzenten an, rolle die Genua mit der Hand ein und wir duempeln die restlichen 60 sm bei 2-3 Bft unter der Fock dahin.

Montag, 29.06.2009

Am spaeten Nachmittag erreichen wir die Insel Milos und fahren in die grosse Bucht hinein, die durch einen Vulkanausbruch vor ewig langer Zeit entstanden ist (dabei wurde die Insel beinahe in zwei Haelften gerissen). Die FelseAnkernachbar vor Adhamasn links und rechts schimmern mal weiss, rot, gruen, gelb, braun oder schwarz und obenauf sitzen die, fuer die Kykladen so typischen weissen Doerfer. - Hier auf Milos wurde uebrigens 1820 von einem, fuer seine Feldmauern steinesammelnden Bauern die “Venus von Milo” gefunden, die heutzutage im Louvre in Paris steht (und damals hatte sie noch beide Arme. Die Franzosen waren ganz scharf auf die Venus, dann kamen noch die Tuerken dazwischen und in dem entstandenen Tohuwabohu sind dann die Arme verschwunden.) - Unser Anker faellt vor Adhamas, einem kleinen Hafenstaedtchen. Direkt neben uns, hochhausgleich, die “Celebration of the Sea”, ein Kreuzfahrtschiff mit Heimathafen Nassau, Bahamas. Wie klein unser Boot doch ist ...

Dienstag, 30.06.2009

Ich kann Marions Begeisterung fuer “die schoene Bucht mit den huebschen Haeuschen” irgendwie noch nicht teilen. Mein Werkzeug ist auf dem Deck verteilt und ich hocke missmutig vor der Genua-Rollanlage, um diverse, unterwegs erdachte Reparaturversionen zu verwerfen ... fehlendes Teil, nicht praktikabel, kein Schweissgeraet, kein Kran, ... Die Sonne kracht auf mein schwer arbeitendes Hirn und jetzt kommt auch noch Marion und macht bloede Vorschlaege. Das hier ist MAENNERARBEIT! Schlauchschellen! So’n Quatsch ... naja, ... obwohl ... wenn man ... “Ausserdem hab ich die Groesse gar nicht!” Beilaeufig erwaehnt Bordfrau, dass es im Ort einen Schiffsausruester gibt. Das Schauchboot knallt in’s Wasser und tatsaechlich: es gibt sie, extra starke Ausfuehrung, Edelstahl und passende Groesse. Eine Stunde spaeter laesst sich die Genua wieder muehelos ein- und ausrollen und die Anlage fuer die Fock ist auch gleich umgebaut. ... “Hach, mein lieber Schatz, wollen wir uns nicht mal langsam dieses wunderhuebsche Hafenstaedtchen anschauen?” ...

Mittwoch, 01.07.2009

Schon bei der morgendlichen Schwimmrunde ist uns klar, heute gibt’s wohl keinen Wind. Na, vielleicht sieht es um die Ecke ja ganz anders aus und frohen Mutes lichten wir den Anker. NO an Milos entlang, an den senkrecht aus den Meer aufragenden Glaronisia-Inseln vorbei, die wie angespitzte Bleistifte aussehen, und noch ein paar Meilen weiter - immer noch kein Wind. Was soll’s, dann muss eben der Motor wieder ran. Gegen 17 Uhr liegen wir in der Bucht von Vathi B (Insel Folegandros) in maessigem Schwell und hoffen instaendig, dass der noch abnimmt. Mit uns schaukelt hier eine 12er Reinke namens “Pegasus”, deren Besatzung uns in feinstem “Saeggsch” einen Gruss zuruft (sie sind doch ueberall :). Klar zum Landgang und nach einigem Suchen entdecken wir doch eine Stelle, wo wir ohne Ueberschlag anlanden koennen. Ueber die Terrasse einer Taverne (wir machen gleich mal das Abendbrot klar) fuehrt ein staubiger schmaler Weg bergauf und -ab. Hier auf diesem felsig kargen Eiland waechst nicht allzuviel und die Sonne brennt noch gnadenlos. Also nur bis zu den zwei kleinen Kapellen und dann zurueck. In der Taverne sind wir die einzigen Gaeste, werden liebevoll umsorgt und man schmeckt, dass alles selbst und frisch gekocht wird (der Koch ist 80!) Auch der Hauswein ist nicht zu verachten und ich muss meinen Kpt bremsen, bevor er sich mit der Belegschaft verbruedert. - Im Dunkeln knattert unser Aussenborder durch die stille Bucht. Der Schwell hat sich Gott sei Dank gelegt.

Donnerstag, 02.07.200Unterhalb der Stadt Thira9

Schon wieder steht ein Vulkan auf unserer “Tourenliste”, einer der Superlativen - Santorini. Seine Caldera (der “Rest” des weggesprengten Vulkankegels) soll 5 x so gross wie die des Krakatoa bei Java sein und der Ausbruch um 1645 v.Chr. soll 3 x heftiger als dessen gewesen sein. Der Ausbruch soll eine Welle von 60 - 100 m Hoehe ausgeloest haben, die sich mit 160 kmh ausbreitete. Die Ascheschicht auf Kreta soll 10 - 75 cm dick gewesen sein ... (War hier einst Atlantis, die Stadt, die im Meer versank?) Hut ab! Das muessen wir uns unbedingt ansehen! - Die “Mira” laeuft (leider) wieder unter Motor quer durch die Caldera, unterhalb der weissen Staedte Oia und Thira, die direkt oben auf dem Kraterrand gebaut wurden. In der beginnenden Daemmerung erstrahlt alles in zartem Rot bis Lila. Vor Thira liegen fuenf Kreuzfahrtschiffe und daraus laesst sich schliessen, dass da oben in der Stadt doch schon ‘ne Menge Leute unterwegs sind. Fuer uns ist hier in diesem Hafen kein Platz und wir werfen unseren Anker an den Aussenrand des Kraters auf der Suedseite.

Sonnabend, 04.07.2009Thira-der Ausblick ist phantastisch

Der gestrige Tag ist wirklich damit vergangen, einen geeigneten Ankerplatz zu finden. Donnerstagnacht haben wir kaum ein Auge zugemacht wegen Schwell und Wind, der uns genau quer in der Welle hielt. - Heute machen wir uns stadtfein, werfen das Dinghy ins Wasser und stehen 10 min spaeter an der Bushaltestelle in Perissa, Richtung Thira. Die Entfernungen sind hier nicht so riesig und selbst von der Busstation in Thira geht’s nur zweimal um die Ecke, schon stehen wir direkt am Rand der Caldera. Der An- und Ausblick ist phantastisch, die weissen Haeuser der Stadt “klammern” sich in atemberaubender Lage an den Hang. Haeuserwuerfel, Tuerme, Kuppeln, Treppen, schmale Gaesschen, ... jede Menge Leute, jede Menge Sonne, jede Menge heiss. Vor unseren Fuessen das komplette Kraterrund, wo sich einstmals der Vulkankegel erhob (heute reicht er bis 400 m hinab in die Tiefe). Zum kleinen Stadthafen fuehrt eine steile Treppe hinunter und es gibt eine Seilbahn. Um den Menschenmassen zu entfliehen und etwas fuer Beine und Po zu tun waehlen wir die Treppe. Hier wiederum stehen bestimmt 100 Esel, die alle auf einen zahlenden Reiter warten. Sie stehen hier schon laenger und tagtaeglich, dementsprechend ist der Zustand der Treppe. Vor lauter Mist kann man mitunter die Steine auf den Stufen nicht mehr erkennen. Das stinkt zum Himmel! Wir sind tapfer und schaffen es bis hinab zum Hafen, der nur noch von Touribooten und zum Ausbooten der Kreuzfahrtpassagiere genutzt wird. Pause muss sein und es ist immer noch heiss - in einer kleinen Taverne direkt am Kai geniessen wir ein kuehles Bier, lecker griechischen Salat mit Tzaziki und das Gewimmel im Hafen. Leute aus aller Herren Laender, kunterbunt. - Fuer den Rueckweg versucht mein Kpt unauffaellig, mich in Richtung Seilbahn zu ziehen. Null Chance! ...wir haben die Stufen nicht gezaehlt ... Die “Heimfahrt” mit dem Bus entwickelt sich zur Inselrundfahrt (wir haben die lange Route erwischt) und so sehen wir noch einiges mehr von Santorini. Vorm langen, gut besuchten Sandstrand von Perissa schaukelt die “Mira”, geduldig auf uns wartend und wir freuen uns auf ihr schattiges Cockpit und ein kuehles Alster!

Sonnabend, 11.07.2009

Fruehstueck. Die morgendliche Schwimmrunde hat uns die Augen geoeffnet und wir sitzen mit je einer Schale Cornflakes mit frischem Obst (die light-Version bei der derzeitigen Waerme) im Cockpit. Ort des Geschehens: Ormos Dhendros, eine kleine Bucht an der S-Seite der Insel Dhenoussa. Die Bucht hat einen schoenen Sandstrand und dort sind einige Zelte aufgeschlagen, anscheinend ein FKK-Camp mit hauptsaechlich maennlichen Bewohnern. Amuesant wird es, als eine der Frauen direkt am Wasser vor aller Augen ausgiebigst und ohne Scheu ihre Fruehgymnastik treibt. Ausser ihr bewegt sich niemand, gespannte Stille ueber dem Camp. Sie dehnt und streckt sich - das volle Programm. Nach einer Viertelstunde ist die Show vorbei, sie geht in ihr Zelt ... darauf kommt Bewegung in die Herrengesellschaft: Badezeit! (Zufall oder nicht?) Ja, Fruehstuecksfernsehen macht Spass! - 10.30 Uhr gehen wir Ankerauf und verlassen die letzte Insel der Kykladen, die auf unserem Weg lag. - Seit Santorini stand bei uns Inselhuepfen auf dem Plan. Das gestaltete sich so, dass wir morgens unseren schlauen “Imray” (Hafenhandbuch) befragt haben, ein bisschen herumgeblaettert und mit dem Finger auf eine der Inseln gepiekt haben, unser Tagesziel. Der Segelwind hat uns zwar manchmal ”haengen” lassen, aber bei nur 20 sm Entfernung war das nicht weiter tragisch. Ueberraschenderweise fanden wir auf den, lt. Reisefuehrer touristisch voll erschlossenen Inseln Ios und Naxos wunderschoene, ruhige Buchten mit herrlich langen Sandstraenden. Besonders gefiel uns Ormos Kalandro auf Naxos, die Landschaft ist hier ganz anders. Hohe Berge, dazwischen goldgelbe Weizenfelder, wilder rotbluehender Oleander entlang der Sandwege, eine Handvoll kleiner Haeuser (nachts noch ohne Licht), eine winzige schneeweisse Kapelle, ein kleiner EU-finanzierter ungenutzter Hafen (mit Festbeleuchtung!), kaum Badegaeste am Strand und abendAuf Insel Dhenoussas zwei Schaefer, die ihre recht grossen Herden begleitet von lautem Glockengebimmel an den naechtlichen Ruheplatz treiben. Vogelgezwitscher, Grillengezirpe, Sonne - mehr nicht. Eine ausgedehnte Wanderung ist hier ein Muss! Dabei entdecken wir eine monstroes grosse Spinne, aehnlich einer Wespenspinne nur um einiges groesser, die sich bei unserem Anblick schon die Chelizeren (Mund-, Beisswerkzeuge) wetzt. Mir stellen sich augenblicklich die Haare auf und ich trete unauffaellig den Rueckzug an. René folgt mir aehnlich unauffaellig ...Natur pur! - Zwei Tage spaeter faellt unser Anker eine Insel weiter, vor Konfonisia, direkt vor der kleinen Hafenstadt. Hier koennen wir mal wieder bequem unsere Obst- und Gemuesevorraete aufstocken und den Trubel in der Stadt geniessen. UND: lecker “Klops” (beinahe so gross wie bei unserem Lieblingsgriechen Jorgos in Stralsund) und Moussaka essen in einer kleinen unscheinbaren Taverna in der zweiten Reihe. - Heute Abend aber werden wir die erste Dodekanes-Insel unserer Wahl anlaufen, Patmos (sie soll einst von Zeus persoenlich vom Meeresgrund an die Oberflaeche gebracht worden sein!). Spaeter wurde der Lieblingsjuenger von Jesus, der Johannes naemlich, vom roemischen Kaiser Domitian hierher verbannt und hatte in einer hiesigen Felshoehle von Gott geschickte Visionen, in denen ihm der Untergang der Welt gezeigt wurde (die Offenbarung, Neues Testament). Jedes Jahr pilgern tausende Glaeubige nach Patmos und besonders zu Ostern muss hier “der Teufel los sein”. Die Insel ist uebersaet mit Kirchen und Kapellen ... Das muessen wir uns einfach mal ansehen!

 

Sonntag, 12.07.2009

Wasch-, Putz- und Basteltag!! Hier gibt es frisches Wasser zu bunkern!

Montag, 13.07.2009

Zu Ehren von besagtem Johannes hat irgendwer vor eintausend Jahren eine kleine Kirche oberhalb der Heiligen Hoehle auf dem Berg gebaut. Und weil die Seeraeuber immer gestaenkert haben wurde drumherum ein Wehrkloster mit 15 m hoher Mauer errichtet und daran kleben sich duckende kleine Kirchen und Haeuser. Das Ganze ist heute die InselhauptstadIm Kloster von Patmost, Chora, und zaehlt zum Weltkulturerbe. Nur eine knappe Stunde Fussweg von unserem Liegeplatz in Skala entfernt ist es unser heutiges Ziel. Die Kirche ist wirklich klitzeklein, die Waende -ach ja, die Apokalypse- mit fuerchterlich Bildern bemalt, so duester, dass man zum Glueck die Haelfte davon nicht mehr sehen kann und wo noch Platz war, mit goldenem Krimskrams zugestellt. Wir opfern Johannes einen Euro und zuenden zwei Kerzen an (wer weiss wofuer ...). Da eh Kulturtag ist werfen wir weitere 12 Euro in den Klingelbeutel des danebensitzenden Museeumswaechters und bestaunen uralte Buecher, Pergamente, Urkunden, Ikonen, Zepter, Kronen, Kirchengewaender, ... Irgend ein Witzbold hat sogar noch ein paar alte griechische Steine mit reingeschleppt. Danach geht es ausserhalb der Mauern weiter, bei ueber 30°C schleppen wir uns durch die Gassen, die oft nur noch schmale Gaenge sind, bestaunen die vielen kleinen Haeuser, Kirchen und Kapellen, irgendwie alles mehr Wehranlage als Wohnkomfort. Wir widerstehen der Versuchung, uns in Petrus und Johannesden unzaehligen Souvenirshops mit Heiligenbildern zu bevorraten und wandern irgendwann abwaerts, Richtung Hafen. Ob es nun am Inselkoller liegt, an der Hitze oder der Beginn der Apokalypse ist, wir gehen getrennte Wege. Einer ist stinkig, der Andere hat kleine Hoerner ...

Dienstag, 14.07.2009

Heute sind wir genau ein Jahr unterwegs und 4.817,1 sm “liegen” hinter den beiden Kielen der “Mira”. Wir zwei “Stinker” haben uns wieder lieb und es steht die Apokalypse Teil II auf dem Plan (ob das ma’gut geht?): die Hoehle, in der Johannes die Stimme seines Chefs (Gott) vernommen haben will/soll. Von dem Loch im Felsen ist nicht mehr so wirklich viel zu sehen, drumherum wurde ein Kirchlein gebaut und da herum noch ein Kloesterlein ... Im Eingang sitzt ein langbaertiger, finster blickender Pope. Wir sind ganz still und setzen uns brav hin. Naja, Felsen, goldener Krempel, Ikonen, duester! Vielleicht hatte Johannes bei der Umgebung einfach nur Alptraeume? Und was hat er ueberhaupt in der Hoehle gemacht, seinen Rausch ausgeschlafen? Vermutlich wird man weiter die Bibelversion verbreiten und nicht meine. (Anmerkung Bordfrau: vielleicht haette ich lieber den Text fuer den heutigen Tag verfassen sollen ...?) - Wir machen uns auf den Weg zur Hafenpolizei, den laengst faelligen Juli-Stempel fuer unser Traffic-Document zu bekommen. Drei junge Maedels in Uniform schauen uns ganz wichtig an. Na Klasse! Wir laecheln besonders nett und reichen unsere Unterlagen ueber den Schalter. Sie brauchen auch die Versicherungspolice. Da unsere aktuelle auf dem Postweg nach Tunesien verloren gegangen ist,  geben wir den blauen Schein vom Vorjahr ab (faellt ja vielleicht nicht auf). “Bitte sehr”, ich laechle noch mehr, nur noch einen Hauch vom bloeden Grinsen entfernt. Aufmerksam wird genau dieser Zettel studiert, hin und her gewendet. Ob uns die griechischen Inseln gefallen, fragt eins der Maedels. “Und wie!” Ueberschwenglich lobpreist Marion sie alle, Hauptsache, der abgelaufene Versicherungsschein wird endlich zur Seite gelegt. Die Maedels schauen etwas freundlicher. Krach, krach! Die zwei wichtigen Stempel zieren unser Document. Schnell die Genuehr entrichten und nichts wie weg. - Gestern haben wir in der Stadt ein Café mit Wi-Fi entdeckt und haben dafuer den Laptop mit dabei. Der Genuss zweier Biere versetzt uns in die Lage, unsere mails zu lesen, und kurz mit “Heimathafen Stralsund” zu skypen. “Mira an Bodenstation ...”

Mittwoch, 15.07.2009

...Mann oh Mann oh Mann der Wein von Samos ... wollte ich heute abend eigentlich schon lauthals singen, aber irgendwie sind wir heute früh nicht recht aus den Puschen gekommen. Irgendwas apocalyptisches scheint die Insel aber auch zu haben. Als wir gestern abend zum Boot kamen klatschte es immer schön mit der (zum Glück stabilen) Badeplattform an die Kaikante. Das Nachbarboot hatte beim Ankerauf unseren gleich mit rausgehoben. Das passiert hier andauernd  und statt unser Jubiläum bei Wein und Bifteki zu feiern “parken” wir das Boot um. Vor Anker im Hafenbecken, ein Glas Wein in der Hand geniessen wir im windgeschützten Cockpit das Nachtprogramm. Der Anker einer Megayacht slipt, sie geht Ankerauf, zieht weitere Anker mit raus, die nächste Yacht geht auf Wanderschaft, holt einen fremden Anker mit rauf .... die Nächste .... was für ein Gewusel nachts, bei Sturm und auf engstem Raum. Die Reihe an der Kaikante war heute morgen dann gut gelichtet. Wir verschieben unser “Jubiläumsdinner” auf heute abend und sind beide fleissig, schoen getrennt, einer im Motorraum und einer im Salon.

Donnerstag, 16.07.2009

Arbeiten die Wettergurus eigentlich immer noch mit Fröschen oder raten die einfach? Schöne 4 Bft. waren uns versprochen, losgefahren sind wir bei Fünf und angekommen bei SIEBEN! Der Vorteil, wir waren schnell, der Dreck der Kaikante von Patmos ist vom Deck gespült und die 36 Grad Aussentemperatur sind nicht so drückend. Das mit dem “Wein von Samos” testen wir dann morgen, bei dem Wind müssen wir uns die Aktion mit dem Schlauchboot dann doch nicht geben! Ausserdem gibt es hier auch noch irgendeinen Tempel man kann ja nicht das ganze Geld für Bifteki ausgeben und ausserdem ist es schön kühl hier!und Höhlen und alte Steine ..... und vermutlich eine Million Touristen!

Sonnabend, 18.07.2009

Der Hafen von Samos war der erste organisierte und bewirtschaftete Hafen der Antike. Also nicht einfach nur Galeere an irgendeinen Felsen binden, nein - hier gab`s Mole, Trinkwasser, Proviant und bestimmt auch ein Seemannsheim. Reste der damaligen Hafenmauern sind jedenfalls heute noch Bestandteil der Hafenbefestigung. Und die Stadt heisst auch nicht mehr Samos, eine der Reichsten der Antike und über 80000 Einwohnern, sondern Pythagorion. Zu Ehren des Mathematikers und Philosophen Pythagoras, der hier geboren wurde. Das war der mit dem Dreieck und dem Satz des .... Ein weiteres gewaltiges Bauwerk jener Zeit, ein über tausend Meter langer Tunnel zur Wasserversorgung der Stadt, von zwei Seiten gleichzeitig durch den Berg getrieben, wird heute sinnvoller genutzt. Gegen eine Gebühr von vier Euro lässt man Touristen durchlaufen. Unbedingt anschauen soll man sich auch den grossen Tempel der Göttin Hera. Wir natürlich so blöd und rennen auch gleich los. Sind ja nur sieben Kilometer und Bewegung tut gut. Aber nicht bei 38 Grad!!!! Eine Beach-Bar auf halben Weg. Bier FÜNF EURO - wir haben trotzdem Zwei getrunken! Irgendwann dann eine Säule und ein Haufen alter Steine - Toll! - Wir sind gleich noch zwei Kilometer weiter bis zum nächsten Dorf. Kaltes Bier und Wasser für den Rückweg kaufen.

Sonntag, 19.07.2009

Heute Bettenwechsel! Das heisst jetzt nicht, dass jeder mit seinem Kopfkissen von der Vorderkabine nach Achtern zieht, sondern Marion wechselt die Bezüge und Laken. Nein nicht von links nach rechts - wir haben gestern einen Waschsalon entdeckt und der wird heute heimgesucht. Richtig frische Bettwäsche - auf meiner Seite war`s eigentlich ja noch nicht nötig ...... Bohab vergessen wer hier mal gewohnt hat - alte Steine eben.rdfrau sieht das natürlich gaaaanz anders!

Montag, 20.07.2009

Mit ganz langsamen Bewegungen, möglichst die Schattenseite nutzend, haben wir uns heute das quirlige Städtchen angeschaut. Mit meiner Vermutung, dass hier eine Million Touristen unterwegs sind lag ich allerdings daneben. Es müssen zwei Millionen sein! Dazwischen ein paar freundlich grinsende Einwohner, die versuchen bunte Tücher, T-Shirt`s, Ouzo, Fetakäse oder andere Souvenirs an den Mann bzw. Frau zu bringen. Die restlichen hier lebenden Nachfahren Pythagoras haben ein Restaurant eröffnet oder eine Bar. Kluge Rechner! Über die Stadt und Hafen wacht eine alte Burg, die wiederum auf den Resten eines römischen Palastes steht .... Samos war schon bei den römischen Kaisern als “Urlaubsinsel” sehr angesagt, auch Kleopatra hatte hier eine Sommerresidenz. Überall trifft man auf Reste alter Mauern, Paläste, Kirchen ... aber das ist ja wohl irgendwie in ganz Griechenland so. Ein bisschen mit der Hacke im Vorgarten rumstochern und schwupp, hat man einen alten Tempel ausgebuddelt Wir wollen morgen weiter, aber eins muss ich vorher noch wissen, wie schmeckt er nun - der “Wein von Samos”!

Dienstag, 21.07.2009

Er ist eigentlich eher ein Likör, ähnlich Portwein. Gestern abend haben wir uns “landfein” gemacht um auch noch das, für uns letzte “Inselgeheimnis” zu lüften. Wir sitzen am Hafen, geniessen den Sonnenuntergang, die Aussicht auf die nur zwei Meilen entfernte türkische Küste mit dem imposanten Berg “Mykali” (oh, das ist ja schon Asien!), das Bifteki und den Wein. Der Schweiss läuft nicht mehr ganz so doll und während wir langsam am Gestühl festkleben sinnieren wir über die Wetterprognosen, die zum Wochenende 41 Grad vorhersagen. Und da kommt uns so eine Idee ...... Gleich nach dem Frühstück ab ins Schlauchboot und in ein Cafe mit Internet. Zwei Stunden später ist alles erledigt, wir werden uns trennen! Na ja, zumindest für zwei Wochen. Marion hat für morgen ein Flugticket nach Berlin - Kinder erschrecken, Oma`s besuchen und eine riesige Auftragsliste abarbeiten.

Mittwoch, 22.07.2009

Früh um Fünf haben wir unser Schlauchboot gestern an die Hafenmauer gebunden. In den Bar`s lungerten noch die letzten Gäste rum. Der Flugplatz ist nur drei Kilometer entfernt, pünktlich liefere ich Rucksack und Marion ab, noch ein bisschen drücken, eine Träne wegwischen und kurz nach Sieben winke ich von der schaukelnden “Mira” dem Flugzeug hinterher

Donnerstag, 23.07.2009

Ich habe einen Pickel! Das ist eigentlich Marion`s Part, aber scheinbar kennt die Evolution keinen Stillstand. Ich entwickele mich zur Bordfrau. Habe mich heute auch schon beim Ausfegen und Abwaschen erwischt. Und in regelmässigen Abständen hole ich kleine Behälter aus dem Kühlschrank und esse Vitamine. OK, das Obst hatte Marion vorher schon geschält und in mundgerechte Stücke geschnitten, aber die Symptome sind eindeutig. schnelles Reisen

Freitag, 24.07.2009

Stephan und Tina, meine kleine Schwester, haben angerufen, sie landen Sonntag früh auf Mykonos. Knappe 90 Meilen und ich habe so auch weniger Gelegenheit das Boot zuzumölen, was ich dann alles wieder selbst aufräumen müsste. Also nix wie hin. Kaum aus der Abdeckung von Samos raus fing der Spass an. Über eine Stunde 6 Bft, die restliche Zeit Sieben! Der Vorteil des “Einhandsegelns” ist, dass einen niemand ermahnt wenn man bei einem Manöver mal “Sch...” schreit. Mit satten 35 Knoten Wind wehe ich dann in eine Ankerbucht am Südende von Fournoi. Kuschlig, klein und für mich ganz allein. Oh Gott, jetzt mutiert er auch noch zum Poet!

 

Sonnabend, 25.07.2009Käptn`s-Dinner

Was an Wind gestern reichlich war, fehlte heute zeitweise. Ein Mix aus Fock, Genua und Motorfahrt. Die letzten Stunden war es dann aber doch wieder recht sportlich. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreiche ich dann die vermutlich nervtötendste Insel des gesamten Mittelmeeres. An den Stränden dröhnt grässliche Musik, alles ist zugebaut, in den Buchten reihen sich die Mega-Motoryachten wie auf einer Perlenschnur - was wollen die alle hier? Im Halbdunkel versuche ich eine Stunde lang meinen Anker in Ornos-Bay einzufahren, um mich herum schwirren Jetskis und Dinghis wie die Fliegen und aus allen Richtungen werde ich zugedröhnt. Ich lasse mir mein lecker Abendbrot aber nicht vermiesen: Tomate, Mozarella, gefüllte Weinblätter und Brot - den vierten Tag! Morgen ist Stephan ja da, der kann soooo lecker kochen.

Sonntag, 26.07.2009

Mittels von Boot zu Boot ”Weiterruf - Technologie” gelingt es den beiden am Ufer wartenden mich aus dem Deckswaschwahn zu reissen und wenig später sind Gepäck und Urlauber an Bord. Drücken, Schütteln, den Begrüssungs - Drink in der Hand stellen wir erste Überlegungen an, in welcher der vielen Tavernas am Ufer wir denn wohl tafeln sollten, als das Boot nebst Anker durch die Bucht treibt. Der Wind weht mehr als kräftig, über eine Stunde versuchen wir den Traum vom lecker Abendessen aufrecht zu halten, aber der Anker hält einfach nirgends. Also Ortswechsel, zwei Buchten weiter Sandstrand. Der Anker hält auf Anhieb, nur die dröhnende Techno-Mugge vom Ufer irritiert meine Gäste ein wenig. Von wegen verträumte einsame Buchten ...der Reiseführer gibt Auskunft: ... Paradise - Beach, der beliebteste Partystrand der Jugendlichen ... Irgendwas essen müssen die aber zwischendurch auch mal und voller Hoffnung machen wir uns auf die nasse Überfahrt mit dem Schlauchboot. Infernalischer Lärm, mit eingezogenem Bauch schiebe ich mich durch die, in knappen Bikinis steckenden, wild im Rhythmus zuckenden Körper Richtung Futterstelle. Eingeölte Vortänzer in Stringtanga - kurz überlege ich mit Stephan ob das auch ein Job für uns wäre, Tina schiebt uns weiter. Am Imbiss dann die Ernüchterung - Fast-Food zu Gourmet-Preisen - halbtaub, verständigen wir uns mit Handzeichen - DANKE! Dann lieber gefüllte Weinblätter mit Brot ohne TomTina u. Stephan - keine Technofansaten - es geht doch nichts über eine abwechslungsreiche Bordverpflegung!

Mittwoch, 29.07.2009

Meinen Urlaubern hat sich der Reiz der Ankerbucht nicht so recht erschlossen (dabei gab es sogar Musik bis früh um Sieben!), sie wollen weiter. Also lassen wir uns nach Paros rüberwehen, wo wir in einer geschützten Bucht, mit einem Dutzend weiterer Yachten darauf warten, dass der Meltemi ein bisschen weniger bläst. Wird wohl noch zwei, drei Tage dauern. Inzwischen lernen Tina und Stephan sparsam mit Wasser umzugehen, nicht überall gegen zu laufen, Bord-WC zu bedienen, Knoten “machen”, Schlauchboot steuern ....

 

Freitag, 31.07.2009wir sind nicht allein

Eine weitere “Mira”, Heimathafen London, ankert in der Bucht. Freude, winke, winke, ein bisschen small talk - meine Crew zeigt sich unbeeindruckt. Sie können jetzt Steuerbord von Backbord unterscheiden, es zieht sie auf die See! 6 Bft. - wenn sie unbedingt wollen. Tagelang hatte der Wind Zeit, auf der Ägäis hübsche Wellen zu formen. Beim Anblick, einer, sich verkrampft im Cockpit festklammernden Tina, die jetzt weiss was der Ausdruck “geschützte Ankerbucht” bedeutet, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Stunden später ist sie erlöst, wir ankern in einer kleinen Bucht vor der Insel Sifnos. “Ruhig und kaum Touristen” - so ganz auf dem Laufenden ist der Reiseführer dann doch nicht. Sandstrand, links ein ehemaliges Kloster, auf den Hügeln ringsum strahlend weisse Kapellen, ein kurzer Fussweg zur Nachbarbucht, ein uriges Fischerdorf, am kleinen Anleger schaukeln eine Handvoll Fischerbötchen, (nach Stephan`s Theorie vom Tourismusministerium finanziert, für eine authentische Atmosphäre!) - jetzt alles fest in der Hand der Touristen ... in unserer kleinen Bucht geht`s noch ein wenig familiärer zu, in der Taverne wird man mit Handschlag verabschiedet, “Wasserkanister füllen? - kein Problem - nehmt soviel ihr wollt”. Uns gefällt`s hier.als Steward taugt er nicht so recht

Sonnabend, 01.08.2009

Meine Fähigkeiten als Steward sind noch verbesserungswürdig. Beim Servieren des Frühstücks verziere ich mein Bein mit einer dekorativen Brandwunde. Ein Grund, meine Beteiligung an der Wanderung nach Kastro, einem kleinen, am Felsen “klebenden” Inseldörfchen abzusagen. Endlich mal Zeit für mich alleine! Boot aufräumen, ausfegen, wischen .... ich merke wie sehr mir Marion fehlt. Noch ein bisschen “basteln” und schon ist mein freier Tag um, Stephan und Tina winken am Ufer ....

 Montag, 03.08.2009

Gestern sind wir weitergesegelt zu den “kleinen Kykladen”, der Insel Iraklia. Die Bucht von “Ayios Yeoryios” hatte ich schon mit Marion in Augenschein genommen, aber voll vorgefunden, was bedeutet, es lagen drei Yachten dort. Diesmal sind wir die Einzigen. Mitten im Dorf eine einfache Taverne, allabendlicher Treffpunkt - hier herrscht die Oma! Die Hände in den breiten Hüften, wacht sie vorm Grill stehend über ihr Reich. Es wird gegessen was auf den Tisch kommt und es erscheint auch irgendwie klüger , die Teller brav leer zu essen. Eigentlich ist gegrillter Octopus ja nicht so unbedingt mein Ding ...

Für heute steht der Besuch einer Tropfsteinhöhle auf der anderen Inselseite auf dem Programm. Das unterirdische Labyrinth soll sich bis zur zehn Kilometer entfernten Nachbarinsel Ios hinziehen. Erst mal eine Stunde bis zur “Inselhauptstadt” ...na ja, ihr seid ja noch jung ...wandern. Zehn Häuser, eins davon eine Taverne. Ein Bierchen zur Erfrischung! Eine alte Oma schüttelt den Kopf - zur Höhle wollt ihr, das ist soweit und dann bei dieser Hitze! Da geht man ganz früh am Morgen los. Na ja, ihr seid ja noch jung - Unsere Körper straffen sich augenblicklich und voller Elan schreiten wir weiter, der Weg führt durch eine kleine Schlucht, windet sich einen Berg hinauf, auf der anderen Seite wieder hinunter ...  der Reiseführer veranschlagt für die Strecke eineinhalb Stunden - wir schaffen es in Zwei! Irgendwie müssen die Insulaner mit unserem Kommen gerechnet haben und den Weg schon vorab nach uns benannt: Eselspfad! Vorm Eingang sonnt sich eine Schlange, die aber bereitwillig Platz macht. Für Tina ist das Thema damit gelaufen. Stephan und ich kriechen also alleine durch den etwa drei Meter langen “Eingang”. Ein grosser Raum, links ein kleiner Altar , Stalagmiten, Stalaktiten, im Licht unserer Stirnlampen meinen wir Fledermäuse an der Decke zu sehen. Wir tasten uns weiter, mehrfach zweigen Gänge oder Nebenräme ab - wer auch immer die Idee mit der vom Eingang ins Innere reichenden Leine hatte, wir sind ihm dankbar. Es ist beeindruckend, aber irgendwie auch gespenstisch - Höhlenforscher gehört eindeutig nicht zu meinen Wunschberufen. Nach knapp hundert Metern muss die wartende Tina als Grund für unsere Umkehr herhalten. Wir stolpern zurück Richtung Ausgang, kriechen bäuchlings ins Freie - “Sorry Schlange, wir schon wieder” (das arme Tier hat heute richtig Stress) - und sehnen uns schlagartig zurück nach der angenehme Kühle im Inneren! Der Rückweg scheint doppelt so lang und es wirkt wenig schwungvoll, wie wir uns die letzten Stufen zur Taverne hinaufziehen. Zwei Stunden später, gestärkt durch “Speis und Trank”, trauen wir uns weiter. Wir laufen der Oma in Arme, die wiederum den Kopf schüttelt - “so eine Unvernunft, aber ihr werdet heute gut schlafen!” - auf die Uhr schauend fängt sie an unsere “Zeit” auszurechnen. Wir können noch schnell einwerfen, dass wir ja schon zwei Stunden in der Taverne sitzen, um nicht allzu schlecht abzuschneiden. Wenig später sitzen wir auf der Ladefläche eines Pickup, der uns bis vor die “Haustür” fährt. Noch im Cockpit sitzend, fängt der Erste an zu schnarchen - die Oma hatte Recht!

Mittwoch, 05.08.2009

Die Füsse im Wasser, der Hintern... oh Dhenoussa, du geizt nicht mit deinen Reizen ... im Sand, ringsum nackte Mädels. Stephan und ich wissen gar nicht wo wir zuerst weggucken sollen. Ab und zu schwimmen wir auf ein kaltes Getränk zur “Mira” rüber und lassen uns anschliessend wieder in den heissen Sand plumpsen. Dhenoussa heisst dieses schöne Eiland und die Ormos Dhendros, in der wir ankern ist fest in der Hand der Nacktbader. In der Nachbarbucht, eine viertel Stunde Fussweg über den Berg, liegt das kleine Fischerdorf Stavros. Taverne direkt am Hafen, hier sitzt man wirklich in der ersten Reihe. Die Bedienung rasselt schnell die Handvoll Gerichte runter, die es heute gibt - es schmeckt, ist aber alles irgendwie im Öl ertränkt. Die Leute hier scheinen das aber zu mögen, die Taverne ist rammelvoll, der Unterhaltungswert entsprechend hoch. Wir schliessen uns der allgemeinen Sitte an, mittels Ouzo die Magenverträglichkeit der Speisen herzustellen.... Nicht ein “schwerer Kopf” hat uns dann heute dazu bewogen nicht, wie geplant nach Patmos weiterzusegeln, sondern der fehlende Wind. Die Entscheidung einen Strandtag einzulegen ist uns nicht schwer gefallen, die Badebucht hat scYamas !hliesslich schon so ihre Reize.

Freitag, 07.08.2009

Patmos, die Zweite! Der Wind war gestern nicht besser, es war keiner da. Das schont die Segel! Da Marion und ich erst vor vier Wochen hier waren, schicke ich meine Urlauber alleine auf Besichtigungstour. Der “Steward” widmet sich derweil schon mal der Bootsreinigung. Fegen, wischen, ... hatte ich das nicht gerade erst gemacht? Heute haben wir unseren Abschiedsabend. Tina und Stephan fahren morgen mit der Fähre weiter nach Lipsis und ich zurück nach Samos.

Sonnabend, 08.08.2009

Es wurde ein langer Abend. Die Beiden sind trotzdem pünktlich aus der Koje, kurzes Schütteln und Drücken, weg sind sie. Wir hatten schöne zwei Wochen zusammen - bis zum nächsten Mal! Ich gönn mir noch eine Runde Schlaf, es sind ja nur 35 Meilen bis Samos. Die werden dann auch sportlich abgesegelt und kurz nach Sieben fällt der Anker vor Pythagorion/Samos. Am Montag kommen unsere nächsten “Urlauber” Angela und Andreas. Aus der Traum vom geruhsamen Sonntag. Deck schrubben, Fenster putzen, Polster ausstauben, Betten neu beziehen, alles wischen, Wäscherei aufsuchen ... die Liste ist lang!

 

Montag, 10.08.2009noch sind sie weiss!

Alles glänzt wieder, Boot und Kpt. sehen aus wie neu, pünktlich halb Zehn stehe ich am Flughafen. Die Spuren, die Stephan`s Haarscherer auf meinem Kopf hinterlassen haben, veranlassen Marion zu dem kurzzeitigen Versuch eine Bekanntschaft mit mir zu verleugnen. Da Andreas u. Angela mich aber erkennen küsst Marion dann doch noch den Richtigen. Sektfrühstück an Bord, Sachen verstauen, Geschenke verteilen, ins Wasser springen, zwischendurch mal ein Bierchen, Landgang, noch ein Bierchen, Bifteki essen, Ouzo trinken, .... Schwupp, der erste Urlaubstag ist weg!

Dienstag, 11.08.2009

Kaffeeduft weckt uns, Frühstückseier stehen auf dem Tisch - Andreas bittet zum Essen. Wer hat hier eigentlich Urlaub? Also werden erst mal die Rollen an Bord neu verteilt: ich bleibe Kpt., Frühstück machen abwechselnd, ... Wir gehen Anker auf, Kurs Süd. Die nächsten zwei Wochen werden wir gemeinsam bis Rhodos segeln, wo wir unsere beiden Urlauber dann braungebrannt, wohlgenährt und hoffentlich erholt, wieder “aussetzen”. Andreas und Angela wollen für die Zeit auch das Tagebuch schreiben, so dass ich (zu Marion´s Freude) die nächsten vierzehn Tage unsere Site nicht mit poetischen Ergüssen und ellenlangen Schachtelsätzen verunstalten kann!

Reisebericht von Angela und Andreas:

Jetzt, wo es kalt und dunkel wird in Deutschland, erinnert man sich gern an seinen wunderschönen Segelurlaub mit Marion und Rene zurück. Leider musstet Ihr sehr lange darauf warten, entschuldigt!

Am 10.08. mit Bordfrau Marion im Gepäck vom Heimaturlaub, kamen wir gut gelaunt in Samos an. Rene erkannten wir gleich an den Waden, mit seiner  neuen Frisur kam Marion erst nach ein paar Tagen zurecht, man kann ihAngela in Wanderschuhenn eben nicht allein lassen, den Guten. Angekommen an Bord, bekamen wir zunächst ein paar kleine Instruktionen vom Käpten zwecks Wasser- und Stromverbrauch, Toilettenbenutzung, Dingihandhabung und Windgenerator. Die Ecken und Kanten an Bord haben wir dann bis zum Schluss „vermessen“, es wurden aber kontinuierlich weniger „Anstöße“. Am 23.08. konnte man dann sagen, dass wir auch die letzten Feinheiten des Segelalltags für Urlauber beherrschten. Wanderschuhe im Dingi lassen, Füße abspülen wenn es unter Deck geht und möglichst unter Deck „Puschen“ anziehen. Durch ständige Vorbildwirkung unserer Gastgeber, haben wir Tag für Tag dazugelernt. In unserem verzweifelten Versuch, uns doch noch irgendwie nützlich zu machen, durften wir zumindest jeden zweiten Tag das Frühstück servieren. Eure Tomatenknobi-Kreation gibt es bei uns leider nur am Wochenende, hat aber in der Familie schon viele Liebhaber gefunden.

Da Rene und Marion Samos schon kannten,  führten sie uns geduldig zu den Sehenswürdigkeiten. Denkmal des Pythagoras, alte römische Bäder und ein vor 2000 Jahren geschaffenes Bewässerungssystem. Zwei Tage später ging es weiter nach Agathonisi, eine wunderhübsche Ankerbucht, ideal zum Schnorcheln und Beobachten der vielen bunten Fische. Andreas versuchte sich als Angler, aber die Fische waren schlauer. Da wir aber in der Bilsch (?) ein ganzes Nest mit Hühnereiern vorfanden, gab es zum Abendbrot gefühlte drei Kilo Eiersalat und keinen Fisch.

Nächste Station war die Insel Patmos mit ihrer starken religiösen Vergangenheit. Hier hat der heilige Johannes die Apokalypse geschrieben. Auch hier wurden wir wieder an viele geschichtsträchtige Orte geführt, das Kloster der Apokalypse, das Kloster des Heiligen Johannes, die Chora, …Ankerplatz vor Leros.herzlichen Dank für Eure geduldigen Erläuterungen.

Von Patmos ging es über Lipsi nach Leros. Die alles überragende Ritterburg in Leros war unser Wanderziel. Im Vorhof der Burg befindet sich ein ehemaliges Kloster, zu dem wir über eine lange ansteigende Straße gelangten. Unsere Männer lechzten nach einem kühlen Bier, glücklicherweise fanden wir auf dem Rückweg die Treppe in das Dorf (362 Stufen laut Andreas) und damit auch zu einer Erfrischung. In Leros machte ich dann abends Bekanntschaft mit Oktopus gegrillt. Ich wollte es unbedingt mal probieren. Ca. 20cm langer gnubbliger Strang, serviert mit einer Gurkenscheibe für 8.50€… nein das wird bestimmt nicht mein Favorit. Leros und Lipsi sind niedliche kleine Inseln, die vom Tourismus noch nicht so überlaufen sind. Nächste Nacht Anker vor Pserimos und Sternschnuppen zählen….

Andreas Angst, die Bordtoilette zu verstopfen, stellte ihn (und uns) jeden Morgen wieder vor neue Herausforderungen (…Überraschungen…) War es die Fahrt zur Taverna vom Vorabend (Klo wurde für gut befunden- Druck des Knopfes bei 11.00 Uhr), der Schwimmausflug an Land (mit Müh’ und Not gegen den Strom zurückgekehrt) oder der Hang an der Badeleiter in „Kimmenspülgeschwindigkeit“ (Originalton Rene) – es war immer wieder ein Abenteuer für Andreas (und uns). Erst danach konnte man sich entspannt dem Sodoku widmen.

Vorbei an Kos und „türkischer Landzunge“ ging es nach Symi. Symi ist berühmt für seine Schwammf... und zwischendurch immer mal Füße kühlenischerei,  Reste einer mittelalterlichen Ritterburg und sein Kloster, welches noch bewohnt ist. Unser abendlicher Besuch desselben vermittelte uns ein unglaublich meditatives Gefühl, am nächsten Morgen wurden dort Unmengen an Touristen abgeladen, so dass man nur noch im „Gänsemarsch“ durch die Räume „gedrückt“ wurde. Auf Symi wurde Andreas endlich in die einheimische Fischerei eingeführt. Nachdem all die Tage seine Angelversuche ohne Erfolg waren, konnte er auf Symi beobachten, wie eine „Mama“ im Minutentakt die Fische aus dem Wasser holte, während „Papa“ auf den Nachwuchs aufpasste. Ihr Trick: Teig (Rezept bleibt geheim) wird mit Spucke angefeuchtet, um den Haken gewickelt und schon beißen die Fische. Das Abendbrot für die Familie war gesichert, während wir vergeblich auf einen selbstgefangenen Fisch warten mussten. Von Symi aus segelten wir nach Rhodos, unserer letzten Insel.

Die Zeit war viel zu kurz, um Rhodos zu erkunden. Wir sahen uns den Großmeisterpalast und viele kleine Gassen an, hatten gemütliche Stunden in einigen Tavernas und mussten dann irgendwann nachts leider zurück zum Flughafen. Es war ein wunderschöner Urlaub mit Euch beiden, wir danken Euch. Die Sonne, das Wasser, der Wind und das Boot - ideal , um alles herum zu vergessen. Wir sind beeindruckt von Euren erworbenen Englischkenntnissen und freuen uns schon darauf, mal eine Bestellung auf vietnamesisch oder mexikanisch zu erleben. Wenn das nicht ein Wink mit dem Zaunpfahl war…..

Montag, 24.08.2009

Heute früh um 3 Uhr wurde noch mal heftig geschüttelt, umarmt und gedrückt - das Taxi mit unseren beiden Urlaubern fährt los, Richtung Flughafen. Eigentlich wie geplant, nur dass wir beide die Braungebrannten, Erholten und Wohlgenährten sind! Angela und Andreas waren kaum zu bremsen beim Putzen und Wegwischen, wir mussten sie fast aus der Küche schubsen um auch mal das Frühstück zu machen, mit Strom und Wasser waren sie so sparsam, dass wir das Gefühl hatten es wird immer mehr im Tank, wir wurden von morgens bis abends verwöhnt, man kann sich einfach keine besseren Gäste wünschen - kurzum: Wir waren die Urlauber! Na ja, für die Ziegenpopulation der hiesigen Inseln ist es allerdings ganz gut das wir nicht mehr zusammen dort sind. Die waren aber auch immer sooo lecker, frisch aus dem Ofen!                                                                                                                                     Nachmittags Kettenrasseln - neuer Nachbar. Er ruft und winkt - Mustafa nebst Frau, sie sind für einen Tag aus der Türkei rüber gesegelt, haben kein Schlauchboot mit - der Hafen ist voll - ob wir sie evtl. mal an Land bringen könnten? Natürlich können wir und wenig später ist er ausgeträumt, der Traum vom ruhigem Abend, zeitigem Schlafengehen ... Mustafa besteht darauf, uns am Abend zum Essen einzuladen!

Freitag, 28.08.200wat hä`m wi lächt !9

Seit drei Tagen wohnt Ulf bei uns. Nicht wirklich, aber kurz nach dem Frühstück taucht er meist auf und nach Mitternacht rudert er dann wieder zu seiner “Hannelore”. Dienstag hat er bei uns angeklopft, ob wir evtl. Bücher zu tauschen haben und seit dem “hängen” wir zusammen. Ulf ist so alt wie wir, lebt seit neun Jahren auf dem Boot, ist in der Zeit dreimal über den Atlantik und einmal um die Welt gesegelt und jetzt auf dem Weg von Israel nach Barcelona. Wir haben jede Menge zu erzählen, noch viel mehr Spass miteinander, verstehen uns einfach super und irgendwie schiebt jeder seine Abreise hinaus. Eine “entdeckte” Wäscherei, wichtige zu kopierende Dokumente, der Kühlschrank müsste mal abgetaut werden, ein neuer Grund findet sich immer! Aber morgen soll es nun wirklich weitergehen - die “Mira” nach Osten und die “Hannelore” nach Westen! Nur noch mal nach dem Wetterbericht schauen ...

Sonnabend, 29.08.2009... mal kurz auf °n Kaffee

Ulf kommt wie üblich rüber gepaddelt, auf einen Abschiedskaffee - dann noch einen ... Irgendwann stellen wir fest, dass es schon ganz schön spät ist, ohnehin schon wieder einiges im Wäschekorb liegt und wir auch noch nicht auf der Stadtmauer gewandert sind. Wir fahren morgen! Den Wäschekorb in der Wäscherei entleeren, Aufgang zur Stadtmauer suchen - “Geöffnet für Rundgang nur bis 13. Uhr” - dann eben nicht! Machen wir halt einen Kulturtag und laufen durch den “Palast des Grossmeisters vom Johanniterorden”. Der Palast ist wie sein Meister, nämlich gross und so sind wir einige Zeit beschäftigt, bis wir (fast) alles gesehen haben. Marions persönlicher Favorit waren die Unmengen, mit (teils akrobatischen) erotischen Szenen versehenen Teller, Amphoren und Wandmalereien, ich konnte mich da eindeutig mehr für Schwert, Rüstung und Keulen begeistern. Abends dann das unwiderruflich letzte Abschiedsessen mit Ulf an Bord der Mira! Bordfrau achtet streng auf Anzahl und Promille der ausgereichten alkoholischen Getränke, damit morgen nicht “schwere Köpfe” als neuer Grund für einen Aufschub der Abreise herhalten müssen.

Sonntag, 30.08.2009

Wir haben es tatsächlich geschafft! Nur EIN Abschiedskaffe, drücken, Küsschen, winke, winke, Anker hoch, Segel raus und weg! In Rauschefahrt Richtung Türkei, an deren Küste wir ja eigentlich schon seit Wochen “entlangschaben”. Wir haben keine Lust auf irgendwelchen Papierkram am Sonntag und biegen daher vier Meilen vor Marmaris in eine kleine Seitenbucht ab. Anker wieder raus, die gelbe Flagge bleibt noch unten. Marion bemerkt dass wir in Asien sind, somit einen neuen Erdteil erreicht haben und das doch einen “Willkommensschluck” wert sei. (Ja, sie kann auch grosszügig sein bei der Ausgabe alkoholischer Getränke!) Mangels kaltem Sekt tut es dann auch ein lauwarmer Grappa!

Montag, 31.08.2009

Ausgiebig gefrühstückt, wir fühlen uns bereit für die Prozedur des Einklarieren. Leichte Verständigungsschwierigkeiten bei der Funkanmeldung in der “Marina Marmaris” können unsere “Anlandung” nicht verhindern. Wenig später steht der erste “Agent” am Boot. Er übernimmt für uns die Anmeldeformalitäten. Ist ja ein netter Zug von ihm, aber auf Nachfrage nuschelt er dann etwas von Freundschaftspreis und bescheidenen 50 Euro, die er dafür nur berechne. Da laufen wir dann lieber selber! Im Marina-Office erklärt ein freundlicher MitarbeMarmaris - nicht wirklich schön, aber lautiter uns dann die Reihenfolge der notwendigen Behördenbesuche. Zuerst das Traffic-Document bei der “Chamber of Shipping” holen, dann zum Harbourmaster, dann zum Zoll, anschliessend Gesundheitsbehörde, Polizei,.... Dabei zeigt sein Finger auf dem Stadtplan auf, am jeweils entgegengesetzten Ende der Stadt liegende, Punkte. Nachdem wir die erste Hürde, den “Erwerb” des Traffic-Document” für 45,- Euro gemeistert haben, finden wir auch den Harbourmaster. Hier geht dann dann nichts mehr. Seit diesem Jahr gibt es ein neues Gesetz in der Türkei, wonach Yachten über Zehn Tonnen Verdrängung ... blah, blah, blah ... Einklarieren nur über Agenten! Natürlich stehen auch gleich welche bereit und alle arbeiten nahezu selbstlos für nur 50,- Euro. Zähneknirschend drücken wir dann Einem unsere Dokumente in die Hand, zahlen den “Freundschaftspreis”, weitere 12,- Euro für irgend einen anderen Stempel und eine Stunde (und 107,- Euro!!!) später halten wir unsere abgestempelten Pässe und Dokumente für die Türkei in der Hand. Selbst die Gesundheitsbehörde hatte, ohne uns je gesehen zu haben, keinerlei Bedenken gegen unsere Einreise.

Mittwoch, 02.09.2009

Zwei Tage Marmaris sind genug. Die Stadt lebt vom Tourismus und genauso sieht sie auch aus. Hotels, Nachtclubs, Restaurants, Souvenirläden und dazwischen überall emsige Verkäufer. Es scheint nichts zu geben, was man hier nicht finden kann, ausgenommen vielleicht Schlaf. Dafür sorgen diverse Discos am Strand oder auf vorbeifahrenden Booten, die einen allesamt lautstark mit den derzeit aktuellen Hits vertraut machen. Da bedauere ich fast, wieder so gut hören zu können. Mit leicht entzündeten Trommelfellen und zuckenden Gliedern gehen wir Anker auf und erreichen bei schönstem Segelwetter schnell unserer heutiges Ziel, die Bucht Ekincik Limani. Von hier aus wollen wir die Felsengräber am Dalyan Fluß und die ausgegrabenen “Reste” des antiken Caunos besichtigen. Da wir nicht die Einzigen mit diesem Plan sind, liegen hier dutzende kleine Ausflugsboote für diese Fahrt bereit. Der Revierführer warnt bereits vor den etwas “abgehobenen” Preisvorstellungen der Betreiber dieser Boote und er hat recht! Entweder hat jahrelange intensive Sonneneinstrahlung auf den Kopf doch eine schädigende Wirkung auf die Hirne oder die Jungs sind einfach nur gierig: 130,- Euro für den Trip, das heisst, eine Strecke von insgesamt knapp 10 Seemeilen. Felsengräber gibt es woanders auch und ausgegrabene Steine sowieso! Dafür war das Essen im kleinen Strandrestaurant super und preiswert. Die Hirnschädigungen scheinen sich also nicht flächendeckend auszubreiten!

Freitag, 04.09.2009Rocktombs - wir haben sie alle gefunden

Wir haben viel Geld gespart und sind weitergesegelt in den Golf von Fethiye. Überall kleine und grosse Ankerbuchten, Inseln, Natur pur, dazu Sonne satt und Wassertemperaturen von knapp 30 Grad. Kein Wunder das es hier von Segel- und Motoryachten aller Art und Grössen nur so wimmelt. Eigentlich wollen wir in die Tomb-Bay (Gräber-Bucht) aber die Idee hatten auch schon dutzende andere Boote und so eng mögen wir es dann auch nicht. Die daneben liegende Bucht hat zwar mit Round-Bay (Rundbucht) keinen so originellen Namen, dafür teilen wir sie uns mit nur drei weiteren Booten. Zu den Felsengräbern “nebenan” gelangen wir dann auf einem recht abenteuerlichen Pfad. Wie immer kommen erst gegen Mittag los, brennt die Sonne gnadenlos, klettern und rutschen wir in “Crocs” durch Fels und Schotter und “behindert” Marion ständig unser Vorwärtskommen zwecks Betrachtung diverser Bäume, Sträucher oder kleiner Krabbelkäfer. Der Pfad ist teilweise völlig zugewachsen, das Interesse sMarion bekommt Hungerich auf dermassen schweisstreibende Art mit den Bestattungsritualen längst untergegangener Kulturen zu beschäftigen, scheint nicht sonderlich ausgeprägt. Wir finden aber alle Felsengräber und natürlich sind wir auch zu jedem hochgeklettert. Irgendwann stossen wir in einer kleinen Nebenbucht auf Spuren der modernen Zivilisation in Form eines Strandrestaurants mit kaltem BIER ! Marion ist bemüht, mich recht unauffällig an einen Tisch zu schieben, da nicht nur ich klatschnass geschwitzt bin, sondern auch meine Hose. Na ja, die Wasserflecken dort lassen natürlich viel Spielraum für Spekulationen über ihre Entstehung. Wir lassen uns das Bier schmecken, dann noch eins, wandern macht hungrig - also gibt`s auch gleich was zu essen, dazu noch ein Bierchen ... irgendwie reicht am Ende dann unser Geld nicht aus. Macht gar nichts, können wir ja später vorbeibringen - meint der Kellner und verabschiedet sich überschwenglich von uns. Das machen wir dann auch, nachdem wir zwei Stunden später wieder auf der “Mira” sind, diesmal allerdings in Gleitfahrt mit dem Schlauchboot!

Sonntag, 06.09.2009in Fethiye - Muezin statt Disco

Irgendwann ist mir ein Stück Zahn abgebrochen und bisher habe ich die “Reparatur” erfolgreich vor mir hergeschoben. Jetzt “tuckert” er aber so vor sich hin und Marion lässt keine Ausreden mehr gelten - DU GEHST ZUM ZAHNARZT! Wir segeln die 12 Meilen auf die andere Seite des Golfes nach Fethiye. Über der Stadt (natürlich) Felsengräber, die Reste einer alten Festung, davor eine riesige Marina und am Ende eine schöne rundum geschützte Ankerbucht. Und statt Disco-Gedröhn schallt lautstark der “Gesang” des Muezin zu uns herüber.

Mittwoch, 09.09.2009

Tapfer hab ich beim Zahnarzt fast zwei Stunden lang mein M... aufgerissen. Er hat auch gleich einen zweiten “Sanierungsfall” entdeckt und sich dann voller Hingabe mit Spritze, Bohrer, Spachtel und ähnlichen Gerätschaften zwischen meinen Kiefern ausgelassen. Am Freitag wird mir dann noch ein neues Krönchen aufgesetzt und schon kann der Kpt. wieder kraftvoll zubeissen. Einzig unser Zeitplan gerät etwas durcheinander uRocktombs über der Stadtnd wir müssen ein geplantes Treffen mit Freunden auf Kreta absagen. Ansonsten lassen wir es uns in Fethiye gutgehen. Mit dem Schlauchboot geht`s in die Marina (wo es sogar bewacht wird), Supermarkt gleich am Steg und man ist mitten in der Stadt. Wir haben fast alle Felsen-, Sarkophag- und Tempelgräber besichtigt, sind zu den Resten der Festung raufgestiegen, haben die “Altstadt” in alle Richtungen durchstreift, Souvenir-, Parfüm- und andere Verkäufer erfolgreich abgeschüttelt, uns schwergetan, sich bei der Vielzahl an Restaurants und lecker duftenden Imbissständen für DEN Richtigen zu entscheiden, haben dort so lecker (und preiswert) gegessen, dass wir uns am nächsten Abend gleich wieder dort niedergelassen haben und wir hatten unsere ersten Regentropfen seit über DREI Monaten. Das war gestern Morgen und hat ungefähr 5 Minuten gedauert. Nicht weit entfernt von uns, an der Westküste zwischen Istanbul und Bodrum hat es aber gewaltige Überschwemmungen mit bisher 11 Todesopfern gegeben, wie wir heute in den Nachrichten hören.

Donnerstag, 10.09.2009leerstehende Häuser als Touristenattraktion

Um unsere “Zwangspause” in Fethiye nicht nur zwischen Souvenirständen zu verbringen, sind wir heute mal früh aus der Koje gesprungen und haben uns einen Roller gemietet. Nach dem Studium diverser Reiseführer markiert Marion auf einer Karte mehrere Punkte und reicht sie ihrem Chauffeur. Zunächst geht es nach Kayaköy, einer Geisterstadt. Bis 1923 von Griechen bewohnt, die sie dann im Zuge des “Bevölkerungsaustausches” zwischen Griechenland und der neugegründeten Türkei verliessen. 3500 leere Häuser, Kirchen, Kapellen, dazwischen ein paar Ziegen und Kühe. Das Ganze wird touristisch sehr vermarktet (selbst Kamelreiten ist im Angebot) aber irgendwie nicht so unser Ding. Also lassen wir den Roller wieder aufheulen und ab geht´s nach Tlos. Zumindest die halbe Strecke, dann reisst der Gasbowdenzug. Sinnigerweise tut er das bergauf, kurz hinter einer Ortschaft. Bergab zurückrollen bis zu einem winzigen Busdepot, wo wir willkommene Abwechslung sind und die Männer sofort hilfsbereit ihre Handys zücken, um unseren Vermieter über Zustand und Aufenthaltsort seines Rollers zu informieren. Keine Stunde später rollen wir auf neuem Fahrzeug weiter zur Ruinenstadt Tlos. Teilweise auf einem Fels gelegen, bietet die Stadt (genauer gesagt deren Reste) einen spektakulären Anblick. Burg, Akropolis, Amphitheater, römisches Bad, Felsengräber, Steinsarkophage, jede Menge Steine und Säulen und als Marion dann auch noch Ziegen entdeckt, gerät unser Zeitplan völlig durcheinandzurück von der Expeditioner. Schnell noch den, von einer Oma (natürlich geschält) gereichten Pfirsich verspeisen und weiter geht´s. Einige, in die verkehrte Richtung gefahrenen Kilometer und eine Eisess-Pause später wird die Route zusammengestrichen. Xanthos, die nächste Ruinenstadt entfällt, dafür fahren wir zum Canyon von Saklikent. Schon im letzten Dorf vor dem Canyon war klar, dass wir eine Touristenattraktion erwischt haben. Wirklich jeder Einwohner hatte seine Teppiche und Sitzkissen vor´s Haus gelegt, daneben ein Schild “Kebab 5 Lira” gestellt und winkt nun aufgeregt den Vorbeifahrenden zu. In den Canyon kommen wir dann erst mal ganz bequem, auf einem an der Felswand “klebenden” Steg. Zumindest die ersten 300 Meter. Danach erst mal ein kurzes Stück durch den eiskalten Bach und ab da kann man, wenn man sportlich genug ist, den Canyon über seine gesamte Länge von 18 Kilometern durchlaufen, -klettern, durchs Wasser waten, sich durch Spalten zwängen, unter riesigen Felsbrocken durchkriechen .... Teilweise 20 Meter breit, links und rechts von 300 Meter hohen Felsen begrenzt, ist er an anderen Stellen noch knapp einen Meter breit und von so vielen herabgestürzten, festklemmenden Felsbrocken bedeckt, dass man meint, durch einen Tunnel zu kriechen. Ein absolut beeindruckendes Naturerlebnis und nur die langsam knapp werdende Zeit bremst meinen “Forscherdrang”. Klatschnass und ziemlich ausser Atem wanke ich dann irgendwann durch den Fluss zu meiner sehnsüchtig wartenden Liebsten. Sie hat bereits eine Abkürzung für den Rückweg ausgemacht, die uns dann abseits der touristischen Pfade tatsächlich bis nach Fethyie bringt. Dort wartet der Vermieter im Stockdunkeln bereits auf seinen Roller und wir auf unser Abendessen.

Sonnabend, 12.09.2009

Gestern Nachmittag hatte ich meinen letzten Termin beim Zahnarzt und so sind wir abfahrbereit. Wenn der Wettergott sich nicht entschlossen hätte, uns den vermissten Regen der letzten drei Monate in einem Stück nachzuliefern. Seit gestern Abend regnet es immer wieder wolkenbruchartig und damit haben wir einen Grund, noch nicht loszusegeln. Als der, für die Aussenreinigung Verantwortliche, betrachte ich mit einer gewissen Begeisterung, wie der Regen so meinen Job erledigt. Marion verteilt derweil Schüsseln unter einige tropfende Luken und an mich einen neuen Job: die Luken müssen dicht!

Sonntag, 13.09.2009

Die Sonne scheint wieder und wir sind früh Anker auf. Der Wind bläst nicht nur perfekt aus Nord, er ist über unser Lob so angetan, dass er sich im Laufe des Tages immer mehr ins Zeug legt. Die Genua wird immer kleiner und irgendwann ist sie ganz weg und wir rauschen nur noch mit der Fock mit 7,5 Knoten dahin. Da unser Kreta-Treffen ja zugunsten meines Zahnersatzes ins Wasser gefallen ist, haben wir noch eine knappe Woche mehr Zeit für die Türkei. Und da hat Marion noch ein Ziel ausgemacht. Für heute flüchten wir zum Abend aber erst mal hinter eine Halbinsel in der Nähe des Städtchen Kas, wo der Wind zwar immer noch wie wild bläst aber keine Wellen mehr sind und wir hoffentlich eine ruhige Nacht haben werden.

Montag, 14.09.2009

Bei 5-6 Windstärken macht das Segeln richtig Spass - zumindest, wenn man Richtung Osten unterwegs ist. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel, die Bucht Ücagiz Limani. Schmale Einfahrt, rundum geschützt, super Ankergrund, Wassertemperatur knapp 30 Grad - besser geht nicht! Marion klart das Boot auf und ich düse mit dem Schlauchboot schon mal zum einzigen Dorf um eine Möglichkeit zum “anlanden” zu suchen. Din Hassan`s guter Stubeie im Bau befindlichen neuen Stege werden durch ein Boot der Coastgard und ein Schild “Anlegen verboten” blockiert. Die einzige Möglichkeit bieten die drei Pontons der dahinter befindlichen kleinen Restaurants. Gewunken wird auf allen Dreien heftig, ich entscheide mich für den Mittleren. Mit “Bester Koch vom Mittelmeer” wirbt Hassan recht selbstbewusst. Es ist natürlich kein Problem, dass ich nichts essen möchte - ich kompensiere es trotzdem durch die Bestellung eines Bieres. Hassan scheint seit zwei Jahrzehnten eine Legende unter den Seglern zu sein, die Wände sind voll mit Fotos, Auszügen aus nautischen Revierführen, Dankschreiben oder Veröffentlichungen diverser (oft prominenter) Fahrtensegler. Er ist darüber hinaus ein echt sympathischer Typ und so sitze ich wenig später dann doch mit meiner Liebsten am gedeckten Tisch. Hassan am Grill, seine Frau kocht und Töchterchen serviert. Es geht doch nichts über ein gut geführtes Familienunternehmen. Über den selbstgewählten Titel liesse sich vielleicht streiten, aber es ist echt lecker!

Dienstag, 15.09.2009... noch nicht versunken ...

Nach dem Frühstück geht`s mit dem Dingi erst mal in die vorgelagerten Kekova-Bucht, zur “versunkenen Stadt”. Die antiken Ruinen “schmiegen” sich entlang eines Berghangs, nur ein kleiner Teil von ihnen befindet sich unter Wasser. Ein wenig Phantasie gehört allerdings dazu, die Reste von Häusern, Treppen und Mauern dort zu erkennen. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt das antike Simena, auf dessen Resten teilweise die Handvoll Häuser des heutigen Kale stehen. Auf einem Berghang gelegen, überragt von einer Burgruine bietet der Ort ein malerisches Bild und ist auch heute noch ausschliesslich mit dem Boot zu erreichen. Anlegen können wir natürlich nur aist auf jeder Ansichtskarten einem “Restaurant-Steg”, also erst mal ein kaltes Bier. Zisch! Der Ort ist schnell durchwandert (müsste eigentlich “durchklettert” heissen) und die Burg auch. Darin ein, aus dem Fels geschlagenes, Amphitheater (das kleinste Lykiens) und an den angrenzenden Berghängen, zwischen uralten Olivenbäumen, Dutzende Steinsarkophage. Einer von Ihnen, halb im Wasser stehend, findet sich als Foto in jedem Reiseführer und dementsprechend auch in den Fotoalben von Generationen daran vorbeigeschobener Touristen wieder. Irgendwann sind wir genug rumgeklettert und lenken unser Dingi zurück in unsere Bucht, vorbei an den wild rufend und winkenden Nachbarn, an den Steg von Hassan.

 Mittwoch, 16.09.2009Nikolaus - Fans in heiligen Räumen

Das wichtigste Ziel auf Marion`s noch zu besichtigender Wunschliste, das antike “Myra”, liegt ca 30 km entfernt und es fährt kein Bus. Hassan hat natürlich eine Lösung parat, wir können seinen (schon etwas betagten) Kleinbus nehmen. Nur schön langsam sollen wir fahren, wobei Zustand der Strasse und des Fahrzeuges ohnehin keine anderen Möglichkeiten zulassen. Unser erstes Ziel ist die Kirche des Nikolaus von Myra. Das war echt der Typ, für den sich heute die Kinder in Nordeuropa zum Stiefelputzen verleiten lassen. Im dritten nachchristlichen Jahrhundert hier als Bischof tätig, knüpften sich schnell zahlreiche Legenden und Wundergeschichten um ihn und machten die auf seinem Grab errichtete Kirche zu einem viel besuchten Wallfahrtsort. Jedenfalls bis die Eroberungen durch Piraten, Araber bzw. diverse Erdbeben die Sache mit dem Souvenirverkauf erst mal für knapp tausend Jahre beendeten. Im 19. Jahrhundert wurde die Nikolauskirche für die christliche (vornehmlich othodoxe) Welt “wiederentdeckt” und ist heute wieder Wallfahrtsort, nebst marktwirtschaftlichen Begleiterscheinungen. Ikonen, Kerzen, Matroschkas, Schneekugeln, bemalte Fingerhüte, kleine Nikoläuse, grosse Nikoläuse, (vermutlich auch welche zum Aufpusten) - und alles auf kyrillisch. Wir haben Glück und finden einen ruhigen Moment zur Besichtigung der Kirche, bevor sich die nächsten “Reisebussladung” russischer Touristen kamerabewaffnet durch die heiligen Gemäuer schiebt und mit Tränen in den Augen und einer Hand auf dem Deckel des (leeren) Nikolaussarkophages schluchzend davor zusammensackt. Weiter geht`s zur berühmten Meernekropole von Myra (hab ich vom Reiseführer abgeschrieben, heisst: “Totenstadt am Meer”, obwohl hier vom Meer auch in der Antike nichts zu sehen war.). Darunter auch gleich das Amphitheater, nebst Steinen, Säulen, diverser steinerner Reliefe, Imbissständen, Getränkeverkäufer, Sonnenbrillenverkäufer, Ikonenverkäufer, Tuchverkäufer, Verkäufer von Bauchtänzerinnenkostümen, ..... Wir fahren noch zum antiken Hafen, das heisst, zu den Ständen, die auf dem Gelände des früheren Hafens stehen und haben für heute genug. Langsam, wie gewünscht, fahren wir zurück und sind froh, wieder im (noch) beschaulichen Dörfchen Ücagiz zu sein. Hassan ist froh, sein Auto wiederzuhaben und wir freuen uns auf die, für heute bestellte “HASSAN`S UNVERGESSLICHE FISCHSUPPE”. Eigentlich müsste sie Fischeintopf heissen und ist ausserdem von seiner Frau gekocht, aber unvergesslich ist sie - so was von lecker! Und da es unser letzter Abend ist, sitzen wir noch seeehr lange zusammen ....

Donnerstag, 17.09.2009winkt noch mal zum Abschied

Am 28. September steigen Marion`s Freundin Silke nebst “Anhang”, Matzi, zu uns an Bord. Das Ganze passiert 800 Seemeilen entfernt, in Malta. Wenn wir vor den Beiden da sein wollen, müssen wir langsam los. Vor der Abfahrt noch schnell die bemängelten Luken abdichten, frisches Gemüse bunkern, Abschiedsbier bei Hassan trinken, dort alle schütteln und drücken und eh wir dann loskommen ist es auch schon halb Fünf. Auf dem Handy entdecken wir eine SMS von Mike und Jaqueline, von denen wir uns vor einem Jahr bei unserem ersten Stop in Kühlungsborn verabschiedet haben. Sie machen gerade Urlaub auf Rhodos, ob wir in der Nähe sind? Kurzes Kartenstudium, Rhodos liegt fast auf unserem Weg, ein kleines Zeitpolster haben wir auch, SMS zurück: wir sind morgen da!

Freitag, 18.09.2009

Vor Rhodos treiben immer wieder Luftmatratzen an uns vorbei. Wir erwägen kurz, sie alle einzusammeln und einen gutgehenden Luftmatratzenhandel am Strand der Insel aufzuziehen, aber die Saison ist da ja auch fast vorbei und wir müssen ja auch gleich weiter. Also belassen wir es bei einer Matratze. Am Nachmittag, nach knapp 100 sm fällt der Anker in der Bucht von Lindos. Halten tut er dann erst beim zweiten Versuch, Boot aufklaren, Schlauchboot “wässern”, ein bisschen “landfein” machen, dann ist auch schon fast der “Termin” mit den Beiden ran. Wir schaffen es gerade noch eine kleine Runde durch den hübschen Ort zu drehen, da stehen Mike und Jaqueline auch schon vor uns. Grosse Freude allerseits, Drücken, Küsschen, Taverne suchen. Ein Jahr ist lang, es gibt jede Menge zu erzählen, zu schladdern, zu lachen, zu staunen , zu tratschen, ... das “Stühlerasseln” der Kellner ist das Zeichen zum Aufbruch. Wir müssen morgen weiter, “... also liebe Männer, es geht nicht noch in eine Bar!” Grosses Verabschieden, wir haben uns sehr gefreut und hoffen doch auf das nächste Treffen  in einem Jahr!

Freitag, 25.09.2009 17.30 Uhr

Vor einer Woche sind wir in Lindos Ankerauf gegangen. Es folgen zwei Tage “Vollwaschgang” für die “Mira”. Hart am Wind und mehr unter als auf dem Wasser geht`s langsam Richtung Kreta. Die neu abgedichteten Luken sind für das überkommende Wasser kein Hindernis und auch an vielen neuen, bisher unbekannten Stellen, rinnt, tropft oder läuft es nass und salzig von Decken, Wänden und Schränken. Die einzig trockene Kabine ist achtern. Marion verlegt und verklebt Müllsäcke an Wänden und Fussböden um das Wasser in halbwegs kontrollierte Bahnen zu lenken. U-Boot fahren kann nicht aufregender seeiner der schönen Tagein. Alle Fenster und Türen fest verrammelt, der Autopilot kümmert sich um den Kurs und die Crew klammert sich jeweils in einer Ecke fest und ausser Lesen kann man nichts machen. Am dritten Tag dreht der Wind auf, für uns günstigen, Nordost und beschert uns eine super Reisegeschwindigkeit! Mit gereffter Fock und ein paar Quadratmeterchen Gross “fliegen” wir mit sieben bis acht Knoten durch die stockdunkle Nacht. Vierundzwanzig Stunden später kracht es laut, die Fock schlägt wie wild. Ein Block ist gebrochen (Bruchlast 4,0 t !, ha,ha) Der Wechsel auf dem ständig überspülten, achterbahnmässigen Vordeck ist eine schöne sportliche Herausforderung. Natürlich passiert so was immer nur Nachts! Ein nicht funktionierender Deckstrahler kommt auch gleich auf meine “Aufgabenliste”. Die Liste wird auch noch etwas länger, bis wir nach 710 Seemeilen das Fort St. Elmo vor Valletta passieren und der Anker in einer Seitenbucht des Grand Harbour fällt.

Montag, 28.09.2009

Am Sonnabend sind wir noch rümit der Nummer trat man früher im Zirkus aufber nach Gozo in die Marina Mgarr gefahren um, versehen mit den Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation ( Wasser und Strom ) aus der arg strapazierten “Mira” ein Urlaubsschiff zu machen. Während ich die äussere Salzkruste entferne, wischt Marion das dabei eingedrungene Wasser im Inneren weg. Nebenbei Waschmaschine anwerfen, sich nach einer Stunde wundern, dass die Wasserpumpe immer noch läuft, dreihundert Liter Wasser aus dem Schiff pumpen und wischen, in einer “Schlangenmensch” ähnlichen Pose im (gefühlt) 50° warmen Motorraum die millimetergenau eingepasste Waschmaschine aus ihrer Verankerung zerren, demontieren, reparieren, wieder reinwuchten und nach vier Stunden erneut mit Wäsche vollstopfen ... es ist irgendwann stockdunkel, wir hundemüde und unsere Liste eigentlich nicht kürzer. Gestern mit Volldampf weiter, Betten beziehen, Waschmaschine zum Glühen bringen, innen alle Wände, Decken, Böden (und darunter), schrubben und polieren, die Doradelüfter an Deck demontieren, zerlegen, reinigen, neu eindichten, diverse weitere Leckstellenalles sauber - sie können kommen! abdichten, defekter Deckstrahler, kein AIS-Empfang,  .... Es gibt noch viele weitere Punkte und alles schaffen wir nicht, aber die “Mira” glänzt und die Crew duftet wieder als wir heute Nachmittag nach Valletta zu unserem “alten” Ankerplatz segeln. Da Marion befürchtet, dass bei vier Personen und Gepäck, die lange Schlauchboot-Überfahrt nicht für alle trocken endet, entwickelt sie den Plan mit der Busfahrt. Die führt dann in etwa einmal um die halbe Insel, aber wir stehen trotzdem pünktlich halb Neun, wenige Sekunden vor dem Eintreffen unserer neuen Urlauber auf dem Bus-Terminus und nehmen Silke und Matzi in Empfang. Grosse Freude, Umarmung, die Zwei zieht es erst mal in ein Strassencafè. Die Abstimmung der Öffnungszeiten selbiger mit dem Busfahrplan bedarf allerdings noch einer Optimierung. Immerhin fährt noch ein Nachtbus, bis ca zwei Kilometer vor unseren Ankerplatz. Für den Ortskundigen und ohne Gepäck keine Hürde, wir machen natürlich den grösstmöglichen Umweg und tragen dabei Rucksäcke und Taschen als ob wir ein Basislager am Mount Everest errichten wollen. Die Beiden versuchen das Gewicht damit zu rechtfertigen, dass zwei Drittel des Inhalts aus Geschenken und Mitbringseln für uns bestehen, was zwar nicht stimmt, aber an Bord ist für uns dann doch erst mal ein bisschen Weihnachtsbescherung.

Freitag, 02.10.2009

Gerade mal einen Tag haben wir u... zwischendurch immer mal in den Schatten ...nsere Urlauber durch die Strassen, Gassen, Treppen, Plätze und Mauern von Valletta geschoben, da werden auch schon Worte wie “ ... Badebucht ... Sonnendeck ... “ leise gemurmelt. Also segeln wir mit den “Kulturbanausen” erst mal nach Comino zur Blue Lagoon. Abends Traumankerbucht, wird sie tagsüber wieder zur nervigen Touristenmeile. Wir ziehen mit beiden eine Runde über die Insel, baden, lesen, faulenzen - sie haben es nicht anders gewollt! Gestern abend dann dicke, fette, Gewitterwolken und wenig später kracht es auch schon. Blitze zucken rundherum, Sturmböen peitschen, die Yachten zerren wie wild an ihren Ketten. Unser Anker hält, nebenan, ein Franzose geht auf  “Wanderschaft”. Unsere Urlauber finden es spannend, wir weniger, da wir einem benachbarten Charterboot gefährlich nahe kommen. Die Crew hatte sich, da ihr Anker nicht hielt, einfach an einer Mooring für die Tagesausflugsboote festgemacht und schwojt jetzt natürlich nicht wie alle anderen Ankerlieger. Acht Mann sitzen in Vollkombi und leuchtendroter Rettungsweste im Cockpit und starren auf unser Boot - auf die Idee einfach ihre Festmacherleine zu verlängern kommt keiner! Noch etwas “zertreten” sind wir dann heute Vormittag Ankerauf, Ziel Dwejra Bay hinter dem Fungus Rock. Natürlich hat der Wind auf Südwest gedreht und so kreuzen wir fleissig gegenan. Die Wellen sind auch ganz hübsch und so spritzt und kracht es entsprechend. Unsere Urlauber haben ihr nächstes Abenteuer! Der strenge Blick meiner Bordfrau, sowie die Falte auf ihrer Stirn sind für mich das Zeichen, die “Männerspielchen” zu beenden und so dreht die “Mira” brav ihren Bug in die Richtung Marsalforn Bay. In der Bucht liegen wir gut geschützt vor Wind und Welle, nur nicht vor dem einsetzenden Regen, der uns die Lust auf den Landgang nimmt. Macht nichts, müssen eben Silke und Matzi kochen!

Sonnabend, 03.10.2009

Matzi hat Geburtstag und so wird erstmal entsprechend gedrückt, geschüttelt und beschenkt. Sekt gibt`s keinen, die See ruft! Die Einfahrt am Fungus Rock ist nicht passierbar, dafür bieten die brechenden Wellen ein beeindruckendes Bild. Noch ein Kap, danach fast keine Wellen mehr - mit Rauschefahrt vorm Wind setzen wir unsere ungeplante Inselumrundung Richtung Mgarr fort. Wir brauchen weder Strom noch Wasser, also fällt der Anker vor dem Hafen! Es gibt selbstgebackenen Geburtstagskuchen und “Anstossen” können wir auch endlich. ein Reiseleiter muss gut zu erkennen sein!

Montag, 05.10.2009

Wir nehmen unsere Aufgabe als Reiseveranstalter ernst und so ging`s für die Reisegruppe “Mira” gestern zur Inselhauptstadt, nach Victoria. Festung, schmale Gassen, alte Häuser - lange ist man nicht unterwegs, die Stadt ist nicht gross. Die meiste Zeit haben wir dann auch vor “Tapie`s Bar”, auf dem (klitzekleinen) Marktplatz in der Sonne sitzend mit “Leute-beobachten” zugebracht. Abends hatte Matzi dann zum Geburtstagsdinner eingeladen! Lecker! Auf dem (späten) Rückweg sehen wir die “Christina Lee” in der Marina liegen. Heute Vormittag sind wir natürlich erst mal rübergefahren zu Gay und Graham. Grosses Hallo, Drücken, Küsschen - die Beiden hatten die “Mira” bei ihrer gestrigen Ankunft schon neben der Hafeneinfahrt liegen sehen. Wir verabreden uns für nächste Woche, heute wollen wir erstmal mit unseren Urlaubern weitersegeln.

Donnerstag, 08.10.2009

Es ging dann doch noch mal zu... sind wir schon braun ? ...m Fungus Rock, wo wir den Ankerplatz ganz für uns allen hatten. Wandern zum berühmten Felsen “Blue Window”, mit obligatorischem Drink obendrauf, zum “Blue Hole”(Loch), mittelalterlichem Wachturm, mit dem Schlauchboot in die vielen Höhlen an der Felsküste, durch den schmalen Felsspalt in den kleinen Binnensee, Eisessen, Baden, auf den hundert Meter hohen Klippen entlangwandern und klettern, postkartenreife Sonnenuntergänge - wir haben mit Silke und... Reisegruppe Mira on tour ... Matzi nichts ausgelassen. Das Nachtsegeln zurück nach Valletta erfolgte dann dank eingeschlafenem Wind etwas weniger romantisch unter Maschine. Gestern dann noch mal schlendern durch Vallettas Strassen und Gassen, Shoppen, Strassencafe, lecker Abendessen ... Heute Mittag wird das Dingi dann mit dem (noch genauso schweren) Gepäck, nebst vier Personen beladen und alle klettern in Valletta trocken hinaus. Am Busterminal bekommt Matzi (als Berliner Busfahrer) fast feuchte Augen bei den vielen schönen Oldtimerbussen, bevorzugt dann aber doch das bequemere Taxi. Nochmal schnell drücken und küssen - kommt gut nach Hause ihr Beiden und besucht uns wieder!

 

Wir nehmen dann natürlich den Bus um zur anderen Seite der Stadt zu fahren und den Rest des Tages damit zu verbringen, bei dmal schnell die Mängelliste abarbeiteniversen Schiffsausrüstern Ersatzteile zu kaufen.

Montag, 12.10.2009

Schon drei Tage lang wird repariert, wichtige Ersatzteile nachgekauft, wieder gebastelt, beim Schiffsausrüster “auch ganz wichtige Teile” entdeckt und gekauft, weitergebaut und mittlerweile ist fast alles fertig. Eigentlich wollten wir heute schon nach Mgarr zu Gay und Graham, warten aber immer noch auf den Anruf, dass wir ein, zum Schweissen abgegebenes, Teil abholen können. Der Arbeitsstil ist hier “mediterran”, es heisst also Geduld haben!

Mittwoch, 14.10.2009

Wir schaukeln immer nocDauer-Baustelle MIRAh vor Valletta. Eigentlich hatte ich Montag abend gedacht “basteltechnisch” mal wieder auf dem laufenden zu sein, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ..... Das Abwaschwasser läuft nicht ab - ah Grauwassertank voll - kein Problem:  umpumpen!  Pumpe anschalten - gruml,gruml - nichts passiert. Pumpe zum (?)-ten mal kaputt? Dienstag dann alles auf die Ersatzpumpe umbauen - einschalten - rödel,rödel - wieder nix! Beide Pumpen ausbauen, demontieren, ( in Gedanken den französischen Produzenten dazu gratulieren, dass er gerade nicht in der Nähe ist), das stinkende Abwasser aus den Bilgen wischen, Pumpen reparieren, wieder zusammenbauen - sich überlegen das “Abpumpsystem” gleich komplett umzuändern - Busfahrt ans andere Ende der Stadt und entsprechend Teile dafür kaufen - alles zusammenbauen und kurz vor Mitternacht Pumpe wieder einschalten. Alles läuft super - bis ich bemerke, dass die Schläuche an mehreren Stellen undicht sind. Jetzt wird das stinkende Abwasser auch gleichzeitig noch zerstäubt, was die Geruchsentfaltung optimiert. Bilge wieder sauber wischen, Bordfrau beruhigen, schlafen gehen. Mittwoch dann erstmal Busfahrt zu den Schiffsausrüstern, neue Schläuche kaufen, drei Stunden später in die Bastelhose steigen, den Rest des Tages in meiner “Gülle-Ecke” bauen - zwischendurch Bordfrau (deren Nase eindeutig feiner zu sein scheint als meine) versichern, dass der Gestank irgendwann auch wieder weggeht - und gegen Abend ganz stolz die Pumpe einschalten. Sie macht genau das, was sie soll: abpumpen - noch stolzer lege ich einen Hebel um - jetzt saugt die andere Pumpe. “ Warum nicht gleich so! ” meine ich im Gesicht meiner Bordfrau lesen zu können und  “... aber stinken tut es immer noch ...” kann ich sogar hören.

 

Freitag, 16.10.2009

Irgendwie traue ich unseren Grauwasserpumpen nicht mehr so richtig und so sind wir gestern nochmals zum Schiffsausrüster, um eine Reservepumpe zu kaufen. Marion`s Ofenteil war auch endlich fertig geschweisst, woraufhin ich sofort “Entenbraten” in meine zukünftige “Essenwunschliste” mit aufnehme.

Ansonsten verbringen wir den gestrigen und heutigen Tag mit Werftbesuchen, Mailschreiben, Angeboten einholen und dabei immer “mit dem Zirkel auf der Seekarte. Wir müssen unbedingt mal aus dem Wasser, unsere Mira “untenrum ein wenig liften” und wissen noch immer nicht wo. Spätestens Ende November wollen wir auf den Kanaren sein und das sind auch so über 1800 Seemeilen - also keine grossen Extraschlenker, die Werft darf gern auf der Strecke liegen! Die Angebote in Malta liegen bei über 1500 €, das würden wir schon gerne halbieren. Abends dann unsere “Hafenrunde”, der Spaziergang durch die “Grand Harbour Marina” um die Ecke. Ohnehin immer gefüllt mit sehr “beeindruckenden” Yachten, liegen hier jetzt auch noch die teilnehmenden Boote des morgen beginnenden “Rolex Middlesea Race” - Männerträume von chic und elegant bis krass und hightec.

Sonnabend, 17.10.2009

Mehrere Kanonenschüsse leiten das heutige “Frühstücksfernsehen” ein. Während wir uns im Cockpit die Stullen in den Mund schieben segeln die “Rolex - Cup” Yachten vor uns entlang. Echt tolles Programm! Wir nutzen den Tag für einen letzten ausgiebigen Spaziergang durch Valletta - um Fort St. Elmo, “Wasserfront”, Strassencafe, ... Morgen geht`s dann nach Mgarr in die Marina. Wird höchste Zeit: Strom ist knapp, Wasser alle, Waschkorb randvoll und die “Christina Lee” wartet auch auf uns.

Sonntag, 18.10.2009

War ja irgendwie klar, dass der Wind dreht wenn wir nach Mgarr wollen. Hilft alles nix, wir haben einen Termin. Also hoch mit dem Anker. Drei Motorstunden später erreichen wir dann frisch “eingesalzen” den Hafen, wo uns Gay und Graham schon wild winkend die Mooringleinen entgegenstrecken. Ich habe gerade noch genug Zeit, das Deck wieder abzuspülen (wobei Marion unter Deck die Wassereinbrüche beseitigt), da schnuppert es auch schon lecker von Bord der “Christina Lee”. Nicht nur, dass es sehr praktisch ist zum Essen einfach auf ein Boot weiter zu klettern, es schmeckt dort auch immer super! Thema Nummer Eins ist unser morgen früh beginnender Tauchlehrgang. Das wurde bei unserem Kurzbesuch vor zwei Wochen abgesprochen und Graham hat in der Zwischenzeit alles organisiert.

Montag, 19.10.2009

Sechs Uhr, der Wecker schreit und enoch etwas verkrampftes Lächelns ist noch dunkel. Um ACHT (!) Uhr beginnt unser Tauchkurs. Gay ist froh, dass Marion dabei ist und umgekehrt. William stellt sich uns vor. Er ist Schotte und ausserdem unser “Dive-Instructor”. In der kommenden Woche hat er somit die Aufgabe, den zwei (leicht zitternden) Frauen und mir das Tauchen beizubringen. Erstmal verpasst er jedem eine Ausrüstung. Danach sechs Stunden Theorie. An sich kein Problem, wenn es in dem Unterrichtsraum nicht so a....kalt wäre. Zwischen Lehrbüchern, -filmen und Fragebögen klappern wir in T-Shirt, kurzen Hosen und Gummilatschen und sind froh als es endlich raus in die Sonne, zu unserem ersten Tauchgang geht. Wir machen eine tolle Figur in unseren “Unterwasserstramplern” aus Neopren, zumindest solange bis wir auch den Rest der Ausrüstung angelegt haben. Weste, Bleigewichte, Pressluftflasche - die Gewichte summieren sich - ,so dass die Knie auf dem kurzen Weg zum Wasser immer weiter einknicken. Das Anlegen der Flossen in der leichten Brandung sieht noch weniger elegant aus und die, sich daran anschliessenden unkontrollierten ersten Bewegungen unter Wasser sind glücklicherweise für die an Land stehenden Beobachter unsichtbar. William ist erstmal ausreichend mit den beiden “Grazien in Neopren” beschäftigt. Mal veätsch, wieder zuerst eingeschlafenrsucht er, Gay zu “erwischen”, die sich einfach nicht entscheiden kann ob sie an die Oberfläche schiessen oder auf den Grund sacken soll, dann versucht er Marion zu beruhigen, dass auch aus ihrem Mundstück auf jeden Fall genug Sauerstoff kommt, wieder ein Griff nach Gay, ... Marion entscheidet sich dann aber doch für die, ihr heute etwas sicherer erscheinende Variante mit dem Atmen über Wasser und “schleppt” sich nebst Ausrüstung an Land. Gay bleibt irgendwann unten und wir können unsere erste Unterrichtsstunde unter Wasser durchführen. Fazit : Tauchen ist anstrengend - zumindest für den Tauchlehrer! Für uns dann aber auch noch - als wir uns mühsam aus den ganzen Plünnen schälen, die Ausrüstung auseinander nehmen, zur Tauchbasis bringen, alles mit Süsswasser waschen, zum Trocknen aufhängen, ... Zurück an Bord schnell duschen, Abendbrot essen und schwupp, die Lehrbücher auf den Tisch. Zwölf Seiten später schnarche ich schon, Marion wenige Seiten danach ...

Dienstag, 20.10.2009Hurra, bestanden!

An das nervige Geklingel mitten in der Nacht sind wir nun ja schon gewöhnt. Heute sind wir schlauer und treten in langen Hosen, Socken, Schuhen und Pullover zum Unterricht an. Wie gehabt, Lehrbuch, Film und Fragebögen, nur diesmal nicht mit klappernden Zähnen. Dann die Ausrüstung in den Jeep und ab ans Meer. William nimmt erstmal Marion an die Hand zum Einzeltauchgang. Eine halbe Stunde später tauchen beide wieder auf, Marion übers ganze Gesicht strahlend und William mit fast zerquetschter Hand. Dann Unterwasserunterricht für alle, Mittagspause, nochmals tauchen, Ausrüstung ablegen, zur Basis, alles waschen, wegräumen, noch mal Theorie, ... Abends dann duschen, Bratei und am Tischwar doch kinderleicht einschlafen - auch ohne Lehrbuch und trotz des mittlerweile recht kräftigen Windes. Der Schlaf dauert nicht allzu lang, gegen drei Uhr bricht unsere Mooringleine und den Rest der Nacht bringen wir damit zu, die “Mira” davon abzuhalten, das Nachbarboot zu zertrümmern, eine neue Mooring zu finden, unser Boot daran festzumachen ... Kurz vorm Weckerklingeln sitzen wir mit müden Augen endlich beim Kaffee.

Freitag, 23.10.2009

Hurra, wir sind Taucher! Die letzte theoretische Prüfung (Quiz genannt) liegt hinter uns, die letzten praktischen Übungen, Gay schwimmt jetzt fast immer in der Tiefe, wo sie auch sein soll, Marion atmet (fast) entspannt durch den Lungenautomaten, William`s Hand wird nicht mehr zerquetscht, ... Zur Belobigung spendiere ich mir eine eigene Tauchausrüstung und wir alle vier uns ein leckeres Abendessen - so richtig schön spiessig, mit Stoffserviette, Weinkarte, Besteck von aussen nach innen ...

Sonntag, 25.10.200... irgendwas ist immer, immer ist irgendwas ...9

Vor unserer Abfahrt wollte (sollte) ich die Luken im Vorschiff komplett neu einsetzen. Die alte Dichtmasse hat zwar gut zwischen Lukenrahmen und Farbe abgedichtet, nur die Farbe hat sich vom Deck gelöst. Das hatte sie gehässigerweise bereits während der Bauzeit am gesamten Schiff gemacht, weshalb wir sie durch Sandstrahlen auch komplett entfernen liessen. Ausser unter den bereits montierten Luken und genau da läuft das Wasser mittlerweile recht ungehemmt zwischen Farbe und Aludeck hindurch ins Schiff. Sehr zur Begeisterung der Bordfrau, die ihre Freude in solchen Momenten auch gerne mit dem Rest der Crew teilt. Also das Problem nicht länger vor mir herschieben, Deckenplatten abnehmen, Luken abschrauben, herausnehmen, alte Dichtmasse entfernen, neue aufbringen, Decksuntergrund abschleifen, reinigen, Luke einsetzen, festschrauben, Deckenplatten wieder ran ... Klingt recht einfach, hat aber ganze zwei Tage gedauert. Dicker Wasserstrahldauertest - kein Tropfen mehr innen! Na bitte, wieder ein Punkt weniger auf meiner “to-do-Liste”. Morgen soll der Wind auch wieder abnehmen, da könnten wir doch noch einen Tauchgang machen?...

Montag, 26.10.2009

Kein Tauchwetter, dafür erinnert Bordfrau an den defekten Dieselgenerator. Ach ja, wollt ich ja auch noch erledigen. Vermutlich ist nur ein Kondensator kaputt, also steht Busfahrt nach Victoria auf dem Plan. Der einzige Schiffsausrüster dort führt so ein Teil nicht, macht aber erst mal gar nichts. Chef, Chefin, Verkäuferin, weitere Kunden oder dort nur zufällig Rumstehende beratschlagen lautstark und wortgewaltig, wer im Ort solch einen Kondensator wohl haben könne. Die verschiedensten Varianten werden ausdiskutiert, wieder verworfen (irgendwie kennt hier jeder jeden) und am Ende einigt man sich auf einen Laden ganz in der Nähe. Und sie haben recht! Mit dem guten Stück eilen wir dann zurück nach Mgarr ( im wahrsten Sinne des Wortes; wir verpassen nämlich unseren Bus und laufen) und eine halbe Bastelstunde später läuft der Generator und die Kontrollanzeige verkündet, dass er dabei brav 230 Volt ins Bordnetz speist. Das ging mir jetzt irgendwie zu schnell und so belobige ich mich noch mit dem Umbau unserer Toilettenspülung. Dank sich nicht mehr bewegendem Seeventil (Absperrhahn), komme ich dann doch zu meinem Tauchgang, um den Borddurchlass von aussen zu verschliessen und nach erfolgter Reparatur wieder zu öffnen.

 Dienstag, 27.10.2009Händchenhalten ist wichtig

Im Augenblick läuft Marion mit dermassen stolzgeschwellter Brust herum, sie hätte gute Chancen, sich als Model für Damenunterwäsche in XXL zu bewerben. SIE WAR IM “BLUE HOLE” TAUCHEN! Beeindruckend ist dieses “blaue Loch” in den Klippen schon, das in sechs und zwölf Meter Tiefe eine Verbindung mit dem Meer hat. Gerade mal zwei Wochen ist her, da standen wir dort mit Silke und Matzi und haben ehrfurchtsvoll auf die verwegenen Taucher geschaut, die in dieses gespenstische Loch hinabstiegen. So dramatisch war`s dann aber gar nicht. Glücklicherweise wussten wir vorher nicht wo wir tauchen und dann ging alles so schnell, dass Marion gar nicht gross Zeit hatte darüber nachzudenken wo sie gerade reinklettert. William war als “InBLUE HOLE - jetzt blubbern sie nur nochstructor” dabei (Anfang`s auch zum Händchenh alten) und die Papageienfische, Zackenbarsche und anderen bunten “Unterwasserbewohner” lenken schnell ab. Eine halbe Stunde entlang den Klippen, dann geht`s auch schon wieder ins “Blue Hole” und drei Minuten später an die Oberfläche. Cool! Ich gönne mir am Nachmittag mit Graham noch einen zweiten Tauchgang, was ein schnelles Entschlummern nach dem Abendbrot garantiert.

Mittwoch, 28.10.2009

Die Frauen brauchen heut mal frei - “Christina Lee” bekommt morgen Besuch, da will Gay das Boot vorher noch mal “cleanen” und Marion meint auch, nach meinen letzten Basteleien die “Mira” einer kompletten Innenreinigung unterziehen zu müssen. Männertauchtag dann eben. Vormittags noch mal “Blue Hole” am Nachmittag ”Inlandsea”, ein kleiner Salzwassersee, der durch einen langen Tunnel mit dem Meer verbunden ist. Bis 28 m tief, schmal und am Ende sieht man einen hellen Streifen als Ausgang. Höhlentaucher zählt nicht zu meinen Berufungen! Zurück im Hafen schnuppert es schon lecker von der “Mira”. Marion hat heute zum Essen eingeladen - typisch deutsch - Sauerkraut mit Bratwurst! Nicht, dass wir in Mgarr einen Traditionsverein gründen wollen, Gay wollte einfach mal Sauerkraut essen. Lecker!

Freitag, 30.10.2009

Seit gestern versuchen wir, das Boot zur Abfahrt fertig zu machen. Schlauchboot reinigen, auf dem Vordeck verzurren, Rigg und Motor checken, Einkaufen, nach Marsalforn zur Tauchbasis fahren unsere Ausrüstung “einsammeln”,( Marion probiert mal eben noch schnell neue Neoprenanzüge an ), alles an Bord schleppen, feststellen, dass irgendwie nicht alles rauf passt,  überlegen von welchem “Quatsch” man sich trennen könnte, .....Deck noch mal schrubben, Wasser bunkern, .... Morgen abend wollen wir los. Vorher müssen wir uns aber noch im “GlenEagles” mittels Biertrinken einen WiFi - Zugang erschleichen, um an die aktuellen Windfiles zu kommen.

Montag, 02.11.2009

Wir haben es aTotal erledigt!!m Sonnabend tatsächlich geschafft abzulegen. Das Schwerste dabei waren nicht die eineinhalb Stunden die ich vorher benötigte um die Muschelkolonien am Schiff von einer Mitreise abzuhalten, sondern der Abschied von der “Christina Lee”. Es war schon traurig, Gay und Graham ein letztes mal zu drücken und die Leinen loszuwerfen. Mittlerweile sind wir den dritten Tag auf See und Marion ist aus einem anderen Grund schon wieder traurig. Unser neuestes Crewmitglied hat uns gerade verlassen. Heute Vormittag ist ein kleiner Vogel ganz erschöpft im Cockpit gelandet. Wobei ich das Manöver eher als Absturz bezeichnen würde. Seit dem blüht Marion in ihrer neuen Mutterrolle auf - Nest bauen, über seinen Schlaf wachen, Wasser verabreichen, füttern, .... Als sie bemerkt, dass ihr gefiederter Liebling m... und einen Happs für die Mama ...it Vorliebe Fliegen aus ihrer Hand frisst, wird das ganze Schiff durchsucht und auch das letzte verängstigte Insekt erlegt. Natürlich ist es ein Mädchen, wie “Vogelmama” sofort feststellt. Falls schlafen, fressen und Cockpit vollsch.... spezifische Merkmale zur Geschlechtsbestimmung von Vögeln sind, hat sie auf jeden Fall recht. Auf jeden Fall hat sie ihn nach einem halben Tag an Bord wieder soweit aufgepäppelt, dass er ( sie? ) seinen Weg nach Afrika fortsetzen kann. Hoffe, das macht sie mit mir jetzt auch noch - haben Sturmwarnung für Morgen und mit vollem Bauch schaukelt es einfach schöner.

Mittwoch, 04.11.2009

Frühstück in Tabarka. War so eigentlich nicht geplant, schmeckt aber trotzdem. Montag nacht, etwas früher als erwartet, legte der Wind auf 6-7 Bft. zu und drehte freundlicherweise auf West, also dahin, wo wir hinwollen. Haben uns daraufhin entschlossen, das Elend vor Anker auszusitzen und Kurs auf das 30 sm entfernte Cap Serrat/Tunesien genommen. Kurs Süd-Süd-West, kleinste Beseglung, hart am Wind durchs Wasser stampfend, verkriechen wir uns am frühen Morgen hinter dem Cap. Marion hat der “Tunesian Coast Guarde” über Funk gerade versichert, dass wir harmlose Segler mit dem Bedürfnis nach etwas Schlaf sind, da legt der Kpt. auch schon fest: das geht hier mal gar nicht! Wind gegen Welle, die “Mira” rollt, als ob sie Schwung für einen Überschlag holt. Blick auf die Karte, nächste Möglichkeit zum Verstecken ist Tabarka. Noch mal 35 sm, Bordfrau mault kurz, nickt dann aber tapfer. Also Anker wieder hoch. Dem Wind ist es wichtig uns zu beweisen, dass er noch mehr drauf hat und die Wellen haben mittlerweile genau die richtige Höhe für einen “Luken-Dichtigkeits-Dauertest”. Brauchen dann auch zwölf Stunden für das Stückchen, aber die Luken sind dicht! Kurz nach Acht schieben uns die Wellen durch die Hafeneinfahrt und mit zwei Stunden ging auch das Einklarieren erstaunlich schnell, insbesondere da wir einige Beamte stören mussten, die sich schon zum Schlafen niedergelegt hatten. Das tun wir dann auch - ich schon im Salon, mit dem Kopf auf dem Tisch.

Freitag, 06.11.2009

Der Tag beginnt mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad, wir können die Toilette nicht benutzen. Die Ansaugöffnung für das Spülwasser befindet einen Meter über dem Boden - wir stehen an Land. Gestern hatten wir uns als Erstes die Wetterprognose besorgt. Für die nächste Woche ausschliesslich Westwind in unterschiedlichen Stärken, nichts, was zum sofortigen Aufbruch verleitet. Auf der anderen Seite des Hafens hatten wir eine kleine We150 t Kran - da kann Bordfrau ruhig drin sitzen bleibenrft bemerkt und wenn wir hier eh festsitzen könnte man ja vielleicht auch gleich ... ? Den Rest des Tages verbringen wir mit der Suche nach dem Verantwortlichen für den Kran, dem für den Stellplatz, dem Herrscher über den “Kärcher”, jemandem, der für Schleif- und Malerarbeiten zuständig ist, ... Obwohl (ausser uns) alle nur französisch sprechen finden wir sie alle, werden uns über die Arbeiten und Preis einig, besorgen die erforderlichen behördlichen Freigaben, sind immer wieder beeindruckt, wie viele Leute man doch damit beschäftigen kann mit wichtiger Mine daneben zustehen während einer arbeitet ... und hingen dann am Abend tatsächlich am Kranhaken. Der “Kärcher - Verantwortliche” hat seinem “Kärcher - Bediener” gezeigt was er abspritzen soll und heute haben dann drei “wichtige” Männer einem Vierten erklärt, was er an der “Mira” zu schleifen hat. Vermutlich hat er das auch vorher gewusst, da es ja augenscheinlich sein Job ist das Unterwasserschiff von Booten abzuschleifen.im Schiff hält man`s nicht aus

Sonnabend, 07.11.2009

Es dröhnt und dröhnt, der “Schleifmaschinen - Bediener” schiebt sein Gerät voller Hingabe seit zwei Tagen unter uns am Schiff entlang. Mehrfach hat er Prognosen über das bevorstehende Ende seiner Tätigkeit aufgestellt, aber irgendwie gelangt er immer wieder aufs neue in Schleifekstase. Ist ja schön, dass er so voller Hingabe werkelt, aber es nervt! Inzwischen habe ich einen Borddurchlass in der Küche eingebaut, damit das Abwaschwasser direkt ins Meer fliessen kann und nicht mehr in den Grauwassertank. Endlich können wir die Kaffetassen im Waschbecken ausspülen und müssen nicht mehr raus, um die Reste ins Meer zu kippen. Man wird ja schliesslich nicht jünger, aber anscheinend immer bequemer!

Sonntag, 08.11.2009

Unser “Untermieter” mit seinem dröhnenden Maschinchen hat zusammengepackt und sein Werk für vollendet erklärt. Vermutlich hängt das aber mit dem einsetzenden Regen zusammen, er hätte bestimmt soooooo gerne noch weiter geschliffen. Der für das Streichen des Antifouling Verantwortliche hat sich Marion auch schon vorgestellt. Er kann aber heute nicht streichen - es regnet. Kluger Mann!

Dienstag, 10.11.2009

Unser Maler erscheint alle paar Stunden um uns zu versichern, dass er sofort anfängt sobald der Regen aufhört. Es hat allerdings nicht den Anschein, dass das jemals passiert. Es muss sich gerade um eine Neuauflage der Sintflut handeln. Marion entdeckt auch prompt zwei neue Leckstellen. Hört das eigentlich nie auf irgendwo zu tropfen ?

Mittwoch, 11.11.2009

Es regnet, es regnet und es regnet ! Heute Nachmittag soll aber Schluss damit sein und auch mit den (gefühlt) arktischen Temperaturen (16 Grad, nachts sogar runter bis 12 Grad !!! ). Habe den elektrischen Heizer rausgekramt, der uns über den letzten Winter gebracht hat. Strom haben wir ja im Augenblick genug, auch wenn die Zuleitungen und Anschlüsse recht “abenteuerlich” sind.

Donnerstag, 12.11.2009wir werkeln fleissig vor uns hin

Meine Angebetete hat Geburtstag (sie ist tatsächlich noch jünger geworden), die Sonne scheint, nahezu Windstille und unser “Pinselschwinger” hat den ersten Anstrich fertig. Mit zunehmender Dauer seiner Tätigkeit neigt er allerdings immer mehr dazu, sich mit den vielen, ums Boot rumstehenden Männern zu verbünden um lauthals zu palavern. Ich muss ihn immer häufiger an den zweiten Anstrich erinnern. Wir erledigen unsere restlichen Arbeiten, bezahlen zwei Tage Standgebühr nach, klären den morgigen Krantermin ab, streiten uns wegen zuviel berechneter Kilowattstunden rum (was bei dem KW/h - Preis eigentlich Schwachsinn ist) und sind echt baff, dass bei unser Rückkehr auch die zweite Schicht Antifouling in Rekordzeit aufs Schiff gemalert wurde. Der Rest Farbe im Eimer lässt allerdings arge Zweifel aufkommen.

Freitag, 13.11.2009

Bei Tageslicht betrachtet waren meine gestrigen Zweifel mehr als berechtigt. Der zweite Anstrich beschränkte sich auf die Seiten, unten zwischen den Kielen schaut ja vielleicht keiner nach. Ich schon und bin entsprechend verärgert - NEIN, DER MALER BRAUCHT NICHT NOCH MAL ZU KOMMEN, ICH STREICH DAS SELBER!!! Der hinter mir drängelnde Kranfahrer trägt nicht gerade dazu bei, meine Stimmung zu heben. Na gut, wir hatten schliesslich einen Termin und er ab Mittag Feierabend. Ich bekomme den Farbeimer leer, Marion räumt im Boot alles zusammen und pünktlich 11.00 Uhr hängen wir wieder in den Gurten, um ins Wasser gesenkt zu werden. Der neue Borddurchlass ist dicht, wir schwimmen. Werftrechnung bezahlen, 20 Dinar Abzug für den zweiten Anstrich - alle sind wieder glücklich und zufrieden - bis auf den Maler. Wir fahren gleich noch 300 l tanken und danach in den Hafen. Wäsche waschen, aufklaren, einkaufen, verstauen - morgen wollen wir weiter, Inschallah! So Allah, Neptun, der Wettergott und die Behörden es wollen.

Wir sind frisch und duftig, gesättigt und haben die aktuelle Wettervorhersage. Zwar nicht ganz wie gewünscht, aber besser als in den letzten zehn Tagen. Werden also morgen ausklarieren und je nach Tagesform der Beamten früher oder später gen Westen segeln. 800 Seemeilen bis Gibraltar, also erst mal eine Woche Funkstille hier auf der Site.

Montag, 16.11.2009Leinen los in Tabarka

Am Sonnabend wurde es noch mal etwas hektisch, wie immer kurz vor der Abfahrt fallen uns diverse Dinge ein, die noch zu erledigen sind. Ein kleiner Vorrat von Marion`s Lieblingsschokolade muss noch gekauft werden, etwas Gemüse und Brot ist auch nicht verkehrt, ich brauche noch Motorenöl, danach in den Internetroom zwecks Post - 14 Mails, wir laden sie schnell auf einen Stick, lesen können wir sie unterwegs - Liegegebühr bezahlen, Deck waschen, Wasser bunkern, Ausklarieren, Leinen los!

Den dritten Tag bewegen wir uns jetzt zwischen algerischer Küste und dem “Dampfertreck” in Richtung Westen. Wir sind erstaunt, wieviel Schiffe unterwegs sind, hatten die Strecke irgendwie leerer in Erinnerung. Segel und Motor wechseln sich mit schöner Regelmässigkeit ab, der Autopilot kümmert sich um den Kurs und die Crew hat endlich mal wieder Zeit zum Lesen.

Dienstag, 17.11.2009Lesen bildet!

Die Sonne lacht, die Segel sind gefüllt und die Crew frönt weiterhin dem Müssiggang. Ich mit dem E-Book vor der Nase (ein Geschenk unserer Griechenland-Gäste Angela und Andreas - Dankeschön! - super praktisch!) und Marion die altertümliche gedruckte Variante. Sie versucht, ihren (zum Teil heimlich an Bord geschmuggelten) Vorrat an Büchern “wegzulesen”, damit wir sie dann dem nächsten deutschen Schiff das wir treffen “überhelfen” können. Das sollte unsere Wasserlinie um gut zehn Zentimeter auftauchen lassen. Ab und zu besuchen uns Delfine - stets grosse Freude von Marion - aber viel öfter die “grossen Pötte” - was ihr oft Schweissperlen auf die Stirn treibt. Sie bemängelt, dass die Dampfer in ihrer Wache immer besonders dicht an derBastelstube Mira “Mira” vorbei fahren, fast an der Bordwand schabend.

Mittwoch, 18.11.2009

Spiegelglatte See! Wir fahren unter Motor, was immer ein wenig nervtötend ist, seit unserem Werftaufenthalt aber ganz besonders. Wir hatten vorher immer ein “Jaulen” bei etwa 2200-2300 Umdrehungen vom Propeller. Wie ich mich belesen hatte, schafft ein leichtes Anfeilen der Abrisskante an den Propellerflügeln hier Abhilfe. Irgendwie habe ich wohl nicht richtig gelesen oder gefeilt, jedenfalls “jault” der Propeller jetzt IMMER. Und das nervt richtig! Die “Mira” schwimmt heute so schön aufrecht und Strom haben wir auch im Überfluss, das schafft Gelegenheit für diverse Bastel- und Reinigungsarbeiten. Morgen wollen wir kurz zum Tanken in Ghazaouet anlegen, dem letzten algerischen Hafen. Der Diesel ist billig und ausserdem haben wir eine algerische Gastlandsflagge, die möchte ja auch mal draussen hängen. Mittlerweile habe ich die Motordrehzahl fast auf Standgas reduziert, damit wir nicht zu schnell sind und in der Nacht ankommen. Wir machen immer noch 5 Knoten Fahrt, fast 3 Knoten Strom schieben uns! Bei den Funkern in der Umgebung scheint irgendeine Seuche ausgebrochen zu sein, auf dem Anrufkanal 16 wird nur noch gegrölt, geschrien und Musik angespielt. Schweinepest?

Donnerstag, 19.11.2009

Zur Einreise in Algerien empfehlen wir ja generell einen Tag, an dem die hiesige Nationalmannschaft ein Qualifikationsspiel für die Fussball-WM gewinnt. Aus Hafenhandbuch und den Berichten anderer Segler wussten wir schon, dass uns hier ein etwas grösserer Behördenaufwand erwartet. Tatsächlich kommen dann auch insgesamt acht verschiedenfarbig Uniformierte an Bord. Das wichtigste Thema, der Sieg Algeriens über die ägyptische Mannschaft! (Aha, die grassierende Funkseuche heute Nacht!) - toll, dass wir aus Deutschland kommen, weil Deutschland ja genau wie Algerien, eine der besten Fussballmanschaften hat - gefolgt von der Aufzählung historischer Grössen der deutschen Nationalelf. Die Problematik des Einklarierens interessiert nur am Rande, mit Freude füllen sie ungezählte Formulare für uns aus und nach nur einer Stunde ist alles erledigt und deklariert. Ein Zöllner kommt noch mal zurück, um Marion eine Tüte frischen Fisch in die Hand zu drücken. Willkommen in Algerien! Wir wollen noch in die Stadt, was mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, da wir kein Visa haben. Wir bekommen einen speziellen Passierschein zum Verlassen des Hafens und einen unauffälligen Begleiter. SchWillkommensgeschenk vom Zollwarzer Anzug, riesige Sonnenbrille und immer schön unbeteiligt wegguckend folgt er uns mit zwanzig Meter Abstand. Wir haben natürlich Spass daran besonders sinnlos hin und herzulaufen und machen uns Sorgen, als wir ihn irgendwann verlieren. Er wird doch hoffentlich alleine zurück finden? Überall um uns herum wird gehupt, Fahnen geschwenkt, gesungen und getanzt. Ganz Algerien scheint heute ein feiernder “Fussball-Fanblock” zu sein. Da die Banken ihre Tätigkeit bereits um 15 Uhr eingestellt haben und die Automaten unsere Karten ignorieren, werden wir regelrecht in die Illegalität getrieben und müssen “schwarz” Geld tauschen, um Brot, Kuchen und frisches Gemüse zu kaufen. Zurück an Bord konsultiert Marion ihr Fisch-Kochbuch und zwingt mich anschliessend, 27 kleinen Fischen mit einem spitzen Messer in den Po zu stechen, den Bauch aufzuschlitzen, die Innereien rauszunehmen und sie zu waschen. Kurz darauf schnuppert es verführerisch aus der Kombüse, zwei Pfannen kommen auf den Tisch und irgendwann reiben wir uns die Bäuche. War das lecker!

Freitag, 20.11.2009Hafenromantik

Der Plan mit dem Tanken geht nicht auf. Es ist Freitag, das heisst hier ist Sonntag, die Tankstelle im Hafen hat zu und die Banken auch. Somit kommen wir also weder an “offizielles” Geld zum Bezahlen noch an die Zapfpistole. Wir entschliessen uns zum Stadtbummel und die Portpolice sich ihrerseits dazu, uns ohne “Begleiter” rauszulassen. Ghazaouet ist keine wirklich schöne Stadt und die Felsen und das relativ reichliche Grün drumherum können diesen Eindruck nicht ändern. Die Kolonialbauten in der kleinen Altstadt sahen vor sehr langer Zeit sicher gut aus, heute blättert überall Farbe und Putz in grossen Stücken ab, ja ganze Etagen fehlen, die hölzernen Fensterläden vor den grossen Fenstern hängen windschief in ihren Angeln, wenn überhaupt. Am Marktplatz steht sogar noch eine kleine Kirche, in deren Seitenschiffen Obst- und Gemüsehändler ihre Waren feilbieten. Wir wollen gern auf den Felsen ausserhalb der Stadt, um auch einen Blick ins Hinterland und über die Stadt zu werfen. Dort oben steht ein winziges Häuschen, wahrscheinlich vom Militär, und als wir in den kleinen Weg der hinauf führt einbiegen, beginnt oben jemand wie wild zu winken, man könnte meinen es wäre Ikarus, der seinen ersten Flugversuch starten will. Irgendwann geht uns ein Licht auStadtbummel - auch Romantikf, der meint wirklich uns und augenscheinlich sollen wir nicht weiter rauf kommen. Als wir umdrehen hört das irre Winken auf. Na gut, dann eben die andere Richtung. So kommen wir in die Neubaugebiete der Stadt, die nicht weniger hässlich sind. Eine grosse Brücke führt über ein beinah trockenes Flussbett, alles ist voller Müll, der zum Teil brennt. Ah, die städtische Müllkippe, die sich bei starken Regenfällen selbsttätig im Meer entsorgt. Das genügt erstmal und wir setzen uns lieber in den Sonnenschein auf den Marktplatz, um einen leckeren supersuessen Tee zu trinken. Ein bisschen exotisch sind wir für die Einwohner schon und sie beobachten uns mit unverhohlenem Interesse. Sie grüssen freundlich und der Ein oder Andere fragt nach, ob wir die von dem Segelboot im Hafen wären (hat sich also schon rumgesprochen). Auf dem Rückweg kaufen wir uns zum Abendbrot ein Huhn vom Grill nebst Bratensud und Kartoffeln (selbst die Sosse wird in einem Beutel verpackt) und traben mit tropfendem Zahn zurück zur “Mira”. Feierabend!

Sonnabend, 21.11.2009was mach ich bloß mit euch?

Der Wecker schreit uns früh aus dem Bett. Schnell waschen, frühstücken, ... Heute wollen wir all das erledigen, was gestern nicht möglich war. Mit Geld, Pässen und VISA-card bewaffnet stehen wir vorm Policeoffice, um unseren Passierschein zu holen, aber es ist niemand da. Irgend jemand erklärt uns dann, dass der Sonnabend ebenfalls zum muslimischen Wochenende gehört, die Banken auch heute zu sind und hier niemand arbeitet. Also sitzen wir heute im Hafen fest, dürfen nicht einmal hinaus in die Stadt. Noch ein “verschenkter”Tag, aber daran ist nichts zu ändern. Sch.....! - Grosses Gewusel im Fischerhafen, in dem wir auch unseren Liegeplatz haben. Beinahe alle Boote waren über Nacht draussen auf dem Meer und kommen jetzt nacheinander mit ihrem Fang heim. Von überall wird gewinkt und gegrüsst, vom Kutter vor uns ruft einer der Männer etwas auf französisch zu mir herüber.man nehme drei Tintenfische, reichlich Knoblauch, einen Liter Wein, ... Davon verstehe ich mal überhaupt nichts (ausser vielleicht “Fisch”), strahle ihn an und winke kurz zurück. Es dauert nicht lange, da steht eben dieser Mann vor der “Mira” und reicht uns einen Beutel herüber. “Gratuit” (umsonst) sagt er, lacht. Wir bedanken uns für das Geschenk und werfen einen ersten Blick in die Tüte: Kraken! Ein Kauderwelsch aus Tentakeln, einige gucken uns an, verändern ihre Färbung - frisch gefangen eben. Und so viele(wir zählen später 12 Stück)! Das Fischkochbuch liegt von vor zwei Tagen noch draussen - was macht man mit einem Kraken?! Und während mein Kpt sich daran macht, die ersten zu “putzen”, entlasse ich die fünf lebendigsten unauffällig in die Freiheit. - 19 Uhr, es schnuppert aus der Pantry, drei Kraken liegen seit 2 Stunden in der Röhre, sie brauchen halt etwas länger. Die anderen sind eingefroren. Der Kpt verausgabt sich heute vorm Herd und meint, Kochen hätte ihm schon immer Spass gemacht. Naja, warum nicht? Dann lasse ich mich eben verwöhnen! 

Sonntag, 22.11.2009... horch, wie schön das gluckert ...

Es ist Sonntag, hier also “Montag” und ich hocke endlich mit der Zapfpistole über der Tanköffnung. Das bedurfte allerdings umfangreicher Vorarbeit. Frühmorgens die Portpolice heimsuchen zwecks Passierschein für den Stadtbesuch, dann in den Fischereihafen zur Tankstelle, um den Literpreis zu erkunden, kurzer Überschlag - wir brauchen also etwa 12000 Dinar - ab zur Bank, sich von hilfsbereiten Turbanträgern das Prozedere des hiesigen Bankgeschäftes erklären lassen, die Dinars eintauschen - bloss an die wichtige Umtauschbescheinigung denken! - zurück zum Boot, aufgeregte Polizisten beruhigen, dass wir nur auf die andere Hafenseite zum Tanken fahren, dort noch ein wenig warten bis die Tankwarte unser Bankdokument für gut befunden haben und dann doch lieber warten bis ein Offizieller eintrifft, der alles noch mal absegnet und schon sprudelt der Dieselkraftstoff! Das alles nimmt man doch gerne in Kauf, selbst die zwei Tage Wartezeit, bei einem Literpreis von knapp 13 Cent! 115 Euro haben wir getauscht, tanken dafür 875 Liter! Dann noch mal in die Stadt, um Brot, Gemüse, Obst zu kaufen und versuchen, das “schwarz” getauschte Geld auszugeben. Motorenöl ist die Lösung des Problems ( die exakt selben Kanister standen für den vierfachen Preis bei mir im Tankstellenregal! ), die nächsten zwei Ölwechsel sind gesichert. Schnell noch einen Tee trinken, dann hasten wir mit unseren Einkaufstüten zum Hafen. Hier wimmelt es heute nur so von Uniformierten. Wir tauschen unseren Passierschein gegen Pass und erklären, dass wir weiter wollen. Ja, kein Problem, wir sollen ablegen. Häh???? Kommen Polizei und Zoll zum Boot? Nein, alles ok, wir können einfach losfahren. Wir fragen drei mal nach - es bleibt dabei. Ein “Unauffälliger” begleitet uns zum Boot und beobachtet (natürlich unauffällig) wie wir die Leinen loswerfen. Vom Fischerboot nebenan wird aufgeregt gewunken - wo wollt ihr hin, sie wollen uns noch Fisch bringen für heute Abend! Danke, wir haben noch so viel Oktopus! Merci Algerie, au revoir!

Dienstag, 24.11.2009

Wir dümpeln wieder auf dem Atlantik. Eigentlich wollten wir ja noch in Gibraltar stoppen, aber der Wind pfiff gerade so schön passig, dass wir darauf verzichteten und gestern Nacht die Strasse von Gibraltar passiert haben. Irgendwie hat das auch mit der Tide gerade ganz gut hingehauen, so dass wir lange Zeit mit 8,5 Knoten durch die etwas konfuse See und Strudel torkelten. Dazu jede Menge Schiffsverkehr - war schon spannend! Ein Schlepper zog dermassen kurz vor uns rüber, ich hätte fast nach der Handbremse getastet. Dafür kann der Wind sich heute nicht so richtig zu irgendwas entschliessen. Mal ein Hauch, so dass er uns mit zwei Knoten lustlos vor sich herschiebt, dann wieder nix und Motorfahrt. Wir beschliessen, das Elend morgen zu beenden, nach Rabat zu fahren und dort auf Wind zu warten.

Mittwoch, 25.11.2009

Vorsichtig haben wir uns heute Vormittag Rabat genähert, wir haben keinen Hafenplan hierfür. Bevor wir uns über Funk melden, kommt uns schon ein grosses Schlauchboot entgegen - “Welcome in maroc!” - es ist der Pilot (Lotse) - wir sollen ihm folgen. Erstes Problem gelöst. Das Nächste ist für Marion die Dünung, die in der Hafeneinfahrt steht. Schiebt uns jedesmal gewaltig, am liebsten würde sie ja noch mal schnell auf den Topf verschwinden. Geht aber nicht, sie hat mit Fendern und Leinen zu tun. Ein Stück den Fluss hinauf, links ein Ponton, wir sollen dort festmachen zum Einklarieren. Schon sind die Uniformierten an Bord, “woher und wohin des Wegs?” - haben Spass daran, durch diverse Schränke und unters Schlauchboot zu kriechen, so emsig war bisher noch niemand. Vielleicht hätten wir als letzten Hafen nicht Algerien angeben sollen, der fehlende Stempel im Pass (da wir dort kein Visa hatten, wurde auch keine Ein-und Ausreise abgestempelt), scheint sie doch sichtlich zu verwirren. Wir bekommen dann aber unsere Stempel und anschliessend vom Marina-Office einen Liegeplatz zugewiesen. Natürlich wieder mit Pilot vorneweg.

Donnerstag, 26.11.200Bordfrau im Putz- u. Waschwahn9

Die Marina ist neu, nicht zu gross, gut belegt und erstaunlicherweise auch schon fertig. Na ja schliesslich wohnt der König ja auch um die Ecke. Die Seglergemeinde hier ist ein buntes Völkchen, die Franzosen sind mal nicht in der Überzahl! Für Sonnabend haben wir schon die erste Einladung zum Barbecue und - Blick auf die Windvorhersage - auch zugesagt. Ach ja, es gibt Internet an Bord! Soll zwar gerade nicht funktionieren, tut es aber doch. Haben erstmals direkt Kontakt mit Arnim und Barbara, die sich mit ihrer “Shassada” schon von Rostock bis zu den Kanaren “durchrepariert” haben. Gestern abend waren wir noch in der nahegelegene Medina von Sale, um uns in das Gewusel zu stürzen. Wir genossen dbloß nicht im Weg stehen!as Gedränge und Gefeilsche in den Gassen, nahmen ein lecker Drei-Gänge-Menü ( 3,80 Euro für zwei Personen) in einem kleinen Imbiss, streichelten uns hinterher über die dicken Bäuche und freuten uns, mal wieder zusammen ins Bett zu gehen. Etwas missverständliche Formulierung, es geht um den gemeinsamen Schönheitsschlaf, was auf See wegen der Wachen nicht funktioniert! - Bordfrau hat sich heute mit Waschmaschine, Besen und Staubsauger unter Deck zurückgezogen und mich mit klaren Anweisungen ins Cockpit verbannt: Hier nicht so nackt rumsitzen, nicht nach anderen Frauen schielen, E-Mail beantworten und endlich die Site aktualisieren!

Sonnabend, 28.11.2009

Heute ist hier irgendwie grosser “Schafskopfkokeltag”. An jeder Strassenecke ein Lagerfeuer mit einer Gruppe Männer drumherum und Dutzende abgehackte Schafsköpfe werden einzeln über dem Feuer geroestet bis sie kohlrabenschwarz sind. Stinkt bestialisch, scheint allen viel Freude zu bereiten. Später erfahren wir, dass das zum “Aid el-Kebir”Fest gehört, das zu Ehren Abrahams gefeiert wird, der seinen Sohn Isaak Gott opfern wollte. In jeder marokkanischen Familie wird ein Hammel geschlachtet, wer keinen hat kauft vorher einen, lässt ihn zwei Tage bei sich wohnen (auf dem Balkon z.B.), macht ihn dann “kalt” und gibt Bedürftigen davon. Aha! - Wir wollen heute dem König mal einen Besuch abstatten und finden auf halbem Weg die Chellah, eine ehemalige römische Siedlung, jetzt Nekropole (Totenstadt). Endlich mal wieder alte Steine! Ist aber schön, viel Grün (für Marion), Reste der Römerbauten, Grabstätten, das zerfallene Mausoleum des “schwarzen” Sultan Abou el-Hassan, eine heilige Quelle und jede Menge Stunser Party-Schaf Dolly, aus altem Socken und Wolle gebasteltörche, was Marion etwas die Schweisstropfen auf die Stirn treibt :...es wird doch nichts passieren?... Das Tor zum Königspalast erreichen wir dann recht spät und werden von den Wachen freundlich abgewiesen. ”Demain” (morgen). Zähneknirschend machen wir uns auf den langen Rückweg, darüber spekulierend, ob seine Majestät grundsätzlich abends niemanden empfängt oder nur uns nicht, oder ob er einfach nur am Lagerfeuer in seinem Vorgarten sitzt und beim “Schafskopfkokeln” nicht gestört werden will.

Sonntag, 29.11.2009

Marina-Barbecue. Das sollte eigentlich gestern stattfinden, wurde aber wegen der hiesigen Festlichkeiten verschoben. Ach ja, das “Verbrennen” der Schafsköpfe soll Glück bringen. Scheint aber zfür Segler gibt es kein schlechtes Wetterumindest wettertechnisch nicht richtig geklappt zu haben, denn es stürmt und regnet in Strömen . Richtige Fahrtensegler schreckt so ein Wetter nicht, ausserdem liegen zwei Schafe zum Grillen bereit, (böse Zungen behaupten, die haben vorher zwei Tage bei Giselle und Roger, den Organisatoren der Party, mit auf dem Boot gewohnt) diverse Salate, Tajjinen etc. sind vorbereitet. Als wir zu dieser grellbunten lustigen Truppe stossen, ist der Grossteil schon sehr fröhlich und Verständigungsschwierigkeiten gibt es nicht. Wie viele Länder sind hier vertreten? Egal, es macht Spass und es schmeckt hervorragend! Auf winzigen Grills wird von einigen Marokkanern das Fleisch zubereitet. Alle haben Getränke mitgebracht, woraus reihum in die Tassen und Gläser der Umstehenden nachgeschenkt wird. Da landet schon mal Whiskey auf dem Rest Rotwein oder Bier auf Cola-Vodka. Beim “Gruppengespräch” also immer schön mit einer Hand die Tasse zuhalten, das reduziert den Aspirinkonsum am nächsten Tag doch beträchtlich. Englisch, französisch sowie Hände sind wie immer die “Amtssprache”, wir lernen Christa und Marcel aus der Schweiz kennen, die sich freuen, auch endAnstehen für Nachschlaglich mal wieder deutsch sprechen zu können. Das tut auch unser holländischer Nachbar Otto, dessen Einladung zur Nachfeier auf seinem Boot wir leider ausschlagen müssen - wir wollen morgen weitersegeln!

Montag, 30.11.2009

Manchmal macht es sich schon bezahlt, auf die weisen Ratschläge der Bordfrau zu hören und rechtzeitig mit dem “Feiern” aufzuhören. Ausgeruht und ohne “dicken Kopf” stehen wir Punkt Neun im Marinaoffice um zu erfahren, dass der Hafen gesperrt ist. Morgen auch noch, aber am Mittwoch soll wieder offen sein. Klasse, wegen fehlendem Wind sind wir nach Rabat abgedreht, um darauf zu warten und wenn er dann bläst, kommen wir nicht aus dem Hafen! Was soll`s, bekommt der König eben eine zweite Chance, uns kennenzulernen. Wir wandern nochmals Richtung Palast, um uns am Tor dann belehren zu lassen, dass wir ohne unsere Pässe nicht auf das Gelände kommen. DANN EBEN NICHT! Etwas lustlos laufen wir durch die Medina von Rabat, wo wegen der Feierlichkeiten nur wenige Läden geöffnet haben. Beim Ribat entdecken wir so eine Art Park - viele Pflanzen - Marion - grosse Freude! An der Hafeneinfahrt schauen wir auf die hereinrollenden Wellen - na gut, da möchten wir wirklich nicht durchfahren. Gestern wollte ein etwas kleinerer Segler noch raus, er ist durchgekentert und liegt jetzt wieder in der Marina. Ohne Mast! Da kaufen wir dann lieber noch Kuchen und besuchen Christa und Marcel auf ihrer “Deception”

Dienstag,  01.12.2009

Vor einer Woche haben Gasflaschenfüllen auf Fahrtenseglerartwir unsere letzte Gasflasche angeschlossen und da wir ja Zwangspause haben, kann ich die zwei leeren Flaschen auch hier füllen. Mir wurde die “Fahrtensegler-Methode” des Befüllens schon mehrfach erklärt und Marcel hat auch das Equipment, sowie eine volle einheimische Gasflasche. Die “Versuchsanordnung” ist schnell aufgebaut und schon zwei Stunden später mache ich mich mit Marion auf, die nunmehr leere marokkanische Gasflasche wieder gegen eine volle zu tauschen. “... gleich wenn ihr in die Medina kommt, sind rechts zwei Läden ...” Das stimmt soweit, nur dass die immer noch alle geschlossen haben, wegen den Feierlichkeiten (von denen eigentlich keiner genau sagen kann wie lange die noch dauern). Mit unserer 12-Kilo-Gasflasche erregen wir aber genug Aufmerksamkeit, dass man uns immer wieder anspricht und um die nächsten zwei Ecken schickt, weil genau dort ein Laden auf hätte. Irgendwann haben wir einen Führer, der die Sache sehr persönlich nimmt und uns durch die engsten Medinagassen auf der verzweifelten Suche nach einer vollen Gasflasche schleift. Ja wenn wir so was banales wie ein ausgeweidetes Schaf oder ein halbes Kamel bräuchten - aber eine volle Gasflasche! Uns ist das eigentlich schon lange egal und wir wollen nur noch nach Hause, da hat sich unser “Führer” tatsächlich bis zu einer Gasse durchgefragt, wo wir zwischen Eingeweiden und Ziegenköpfen auch volle Gasflaschen finden. Wir sind froh, dass er uns auch wieder aus dem Gewusel herauslotst und erstaunt, dass er jegliche Bezahlung ablehnt. An Bord werden die Flaschen wieder angeschlossen und wir gehen erst mal zur “Deception”, um Marcel vom ausgeprägten Kadavergestank seiner derzeitigen Eigentumsgasflasche zu berichten. Irgendwie findet Christa, dass es sich bei einer Flasche Wein besser über solche Themen reden lässt, bei zweien noch besser, .....

Mittwoch, 02.12.2009

Diesmal kam Marions Ratschlag zu spät, oder ich hab ihn nicht mehr so richtig gehört - wir sind gRush hour am Behörden-Pontonestern auf schweizer Hoheitsgebiet “versackt”! Da die Beiden seit vielen Jahren unterwegs sind gab es aber auch immer noch was zu fragen und zu erzählen (und Christas Weinvorräte scheinen endlos). Wir schaffen es trotzdem früh aus der Koje, versuchen vergeblich, die wiederum leere “Stinkeflasche” von Marcel umzutauschen, kaufen noch Brot und Kuchen für die Fahrt, bezahlen in der Marina und verabschieden uns bei der “Deception”. Ausser ihren guten Wünschen begleitet uns jetzt auch noch “Lilly”, Marcels Lieblings-Angelköder. Marion fand es gestern sehr wichtig, von meinen bisherigen vergeblichen Angelversuchen zu berichten! - Wir werfen die Leinen los und mit uns noch einige weitere Boote. “Rush Hour” am Behörden-Ponton, wir drehen Kreise bis wir an der Reihe sind um anzulegen, Zoll und Polizei in die Schränke schauen und die Pässe abstempeln zu lassen. Dann wirklich die Leinen los, auf den “Pilot” warten, der uns bis auf`s Meer lotst und dann heisst es endlich Segel setzen, Autopilot einschalten und - Mittagsschlaf für den Kpt! Vor uns liegen 580 Seemeilen, da wollen wir doch mal keine Hektik aufkommen laLilly wird spitz gemachtssen.

Freitag, 04.12.2009

Gegen Mittag dreht der Wind und kommt genau von achtern (für den Laien: von hinten). Jetzt schlägt die große Stunde für unseren Parasailor namens “Christel” und der Kpt buckelt den Segelsack auf das Vordeck. Das Setzen dieses Segels ist für uns jedesmal aufs neue spannend - eine Unmenge quietschgelben leichten Tuches quillt aus dem Bergesack (wie der Name schon sagt, man kann damit das Segel auch wieder einfangen), außerdem diverse Leinen unterschiedlicher Farbe, die einen ausgeprägten Hang dazu haben, sich zu vertörnen und zu verknoten. Dementsprechend benötigen wir (inzwischen schon weniger) Zeit, alles zu entwirren, das Segel hochzuziehen und ihm einen guten Stand zu geben. Ist aber erst einmal alles an seinem Platz, kann man das Segel getrost vergessen, es sei denn, der Wind dreht völlig. Die “Mira” scheint die “Christel” zu mögen und so beginnt eine schnelle Rauschefahrt. Prompt kommt auch eine große Schule Delphine ans Boot und die Geschwindigkeit scheint ihnen zuzusagen, denn sie bleiben zwei Stunden lang und vollführen links und rechts der “Mira” die tollkühnsten Sprünge, wobei sie mitunter bis zu 2 Metern hoch aus dem Wasser schnellen und dabei zu rufen scheinen: ”Guck mal, was ich kann!” Das ist schöner als jedes Fernsehprogramm! - Zum Abend nimmt der Wind zu und wir beobachten “Christel”, die das erste Mal über Nacht draussen bleiben darf. Der Autopilot hat “alle Hände voll zu tun” wegen der hohen Wellen, die das Heck seitlich wegdrücken, aber “Christel” zieht und zieht. Unser Speedometer geht rauf bis 9,7kn! Whow!

Sonntag, 06.12.2009

9.30 Uhr. Nikolaustag! In den Kpt.-Hausschuhen stecken zwei Apfelsinen. Freue mich schon auf das Getodder wenn er nach dem Schlafen versucht, sie anzuziehen ... - Mit dem letzten Sonnenstrahl ist auch der Wind gestern zu Bett gegangen  und wir haben “Christel” wieder eingepackt. Seitdem dröhnt uns der “Jockel” die Ohren voll und verrichtet brav seinen Job. Dunkle Berge an Backbord -Lanzarote, der Himmel ist bewölkt, leichte Dünung, kaum ein Schiff unterwegs. Noch 103 sm bis Gran Canaria, Las Palmas. Freuen uns schon mächtig auf Barbara und Arnim von der “Shassada”, Ingrid und Fritz von der “Pico”, Gerlinde und Erwin von der “Sagitta 3”, Gudrun und Hans von der “Crisadee”, ... und wer weiß, wen wir noch alles wiedersehen werden.

Montag, 07.12.2009

Damit es auch noch mal spannend wird, rumst es 30 sm vor Gran Canaria gewaltig. Bordfrau treibt es die Schweissperlen auf die Stirn, mich unter die Bodenbretter. Alles trocken, uff!, draussen - stockdunkel - ist auch nichts mehr zu sehen, wir sind mal wieder froh, ein Aluboot zu haben. Kurz vor 3 Uhr schieben wir uns langsam in den Hafen von Las Palmas und da die “Shassada” uns vorab ihre Position gemailt hatte, finden wir auch das Ankerfeld nebst einem Plätzchen für uns. An der Kette schaukelnd haben wir uns dann schon einen “Wilkommens - Schluck” Wein verdient. Die Nacht ist kurz, 9.30 Uhr klopft Arnim an die Bordwand und von der Mole schallt Barbaras (gewaltige) Stimme herüber - die “Shassada” heisst uns wilkommen! Kurz darauf rudert Ingrid von der “Pico” herüber, drückt uns und empfiehlt uns, erst mal ins Bett zu gehen und auszuschlafen. Wir sehen wohl noch ziemlich “zertreten” aus.

Dienstag, 08.12.2009... da gehn wir erst mal in die Richtung ...

Wir bekommen den Tip mit den Sandfiguren am Strand auf der anderen Seite der Halbinsel von Las Palmas. Da hier Feiertag ist, können wir eh nichts erledigen und wandern los. Mit sicherem Gespür natürlich erstmal in die falsche Richtung. Macht nichts, Marion liebt Strandspaziergänge und die rumliegenden oben-ohne Mädels tragen auch sehr zum Erhalt meiner Wanderbereitschaft bei. Wir finden die Kunstwerke dann am entgegengesetzten Ende, gleich neben einem Weihnachtsbaum unter Palmen. Lauter Heilige aus Sand - die Motivwahl vielleicht etwas einseitig, aber in der Ausführung deutlich besser alsSandkasten für Grosse die Sandburgen, die ich früher gebaut habe. Als wir mit unserem Schlauchboot zurück wollen, fangen uns Fritz und Ingrid von der “Pico” ab. Essen ist fertig, wir sollen an Bord kommen! Wir versuchen erst gar nicht zu widersprechen, Kürbissuppe ‘a la Ingrid, Haifischpfanne ‘a la Fritz, Früchte zum Dessert, das Ganze abgerundet mit Wein. Es schmeckt noch leckerer als es klingt und da wir uns seit zwei Jahren nicht gesehen haben, gibt es soviel zu erzählen, dass das Abrunden mit dem Wein sich sehr lange hinzieht.

Mittwoch, 09.12.2009echte Fischköppe - Barbara und Arnim

Der Weg an Land führt über die “Shassada”. Sie liegen schon in der Marina nebenan, wir binden unser Schlauchboot immer an ihrem Heck fest und kommen dann genau bis ins Cockpit. Arnim und Barbara haben erstmal so eine Art persönliche Patenschaft übernommen, den Liegeplatz schon für uns reserviert, Duschschlüssel in die Hand gedrückt, uns mit Infos vollgetopft und natürlich aufgepasst, dass wir nicht hungrig oder durstig an Land umherirren. Kaffee und Gebäck je Schiffsüberquerung sind ja schon Standard, für heute ordnet Barbara auch gleich Abendbrot an. Unsere halbherzigen Ausreden lässt sie nicht gelten - zum Glück auch! Ich hoffe nur, dass die Beiden wirklich schon satt sind, als ich auch noch den Rest des leckeren Curry auf meinen Teller schaufle.

Donnerstag, 10.12.2009

Nachdem wir schon lange auf der Suche sind, viel recherchiert, verglichen, Mails verschickt, Angebote eingeholt und verworfen haben, haben wir uns heute endlich einen Wassermacher gekauft. Es ist unser Wunschgerät, es ist auf Lager und die Preisvorstellungen von Käufer und Verkäufer differierten nicht zu sehr. Zukünftig wird Marion also mit dem Finger auf jeden Schmutzfleck an Deck zeigen, auf dass ich ihn mit reichlich Wasser abwasche, um das teure Gerät auch ja ordentlich zu nutzen. Und weil wir eh schon beim Geldausgeben sind haben wir unserem Genuasegel auch gleich noch neue Schotleinen gegönnt. Jetzt müssen wir nur noch überlegen wen wir heute zum Abendbrot besuchen ...

Sonnabend, 12.12.2009

Gestern dreht der Wind auf Süd und somit können die Wellen ungebremst durch das nach Süden offene Ankerfeld rollen. Das bringt Bewegung in die Boote und ringsum rasseln die Ankerketten, der Trend geht eindeutig zum geschützten Liegeplatz in der Marina nebenan. Am Anmeldeponton der Rezeption herrscht Hochbetrieb und ringsum drehen wartende Yachten ihre Kreise. Wir erwischen einen Liegeplatz am Ponton T, fast neben der “Shassada” und dank kräftigem Seitenwind wird das Anlegen noch mal spannend. Mit Schiebeunterstützung des Marina-Schlauchbootes und vieler helfender Hände am Steg klappt aber alles supe.... und bei Buntwäsche nimmst du dann ...r. Zum Arbeiten kommen wir jetzt nicht mehr, zu viele neue Nachbarn - irgendwo quatscht man sich immer fest. Abends sitzen wir dann auf der “Shassada”, so dass Barbara uns gleich wieder mit durchfüttert. Für heute wollen wir uns mal mit einem Essen revanchieren, die letzten algerischen Tintenfische müssen dran glauben. “Pulpo auf Zwiebel-Knoblauchbett, ertränkt in Rotweinsosse” - irgendwie misslingt mir die Kreation heute, aber die Beiden schlingen es trotzdem tapfer runter. So schnell werden sie sich vermutlich nicht wieder zu einem Essen auf der “Mira” überreden lassen.

Sonntag, 13.12.2009

Hektische Betriebsamkeit an Bord - Marion packt Sachen. Wir fliegen heute nach Deutschland und werden vermutlich erst nach Weihnachten zurück kommen. Der aktuelle Wetterbericht aus Stralsund lässt allerdings berechtigte Zweifel an meinem Geisteszustand beim Kauf der Flugtickets zu - MINUS EIN GRAD! Hier ist es zwar auch kühler geworden, aber immerhin sind es noch 23 Grad. Werde in den untersten Fächern erst mal nach langen Hosen, Pullovern und festen Schuhen suchen - Marion hat ihren Rucksack selbstverständlich schon gepackt, jetzt weist sie Barbara in die Bedienung unserer Waschmaschine ein  ---->

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