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Sonntag, 14.12.2008 Wir wachen auf und es bläst wieder heftig. Der Wind hat wohl gestern nur mal eine kurze Pause gemacht. Fahrradfahren fällt damit aus - da mir die Knochen eh noch weh tun, bin ich ganz froh darüber. Marion will unter Deck ein wenig Montag, 15.12.2008 Pantelleria, 20 Uhr. Zwei dunkle Gestalten bewegen sich vom Hafen in Richtung Stadtzentrum.... An einer Mauer gegenüber dem “Khamma-Hotel” bleiben wir stehen, holen den Laptop aus dem Rucksack und klappen ihn auf. “Mist, hier ist auch kein Netz!” Also wieder alles verstauen und weiter geht es an der Promenade entlang. Auf Höhe eines Cafés stehen Bänke, dort setzen wir uns und klappen den Laptop wieder auf. “Da kommt jemand, lass die mal erst vorbei ”, also wieder alles im Rucksack verstauen. ... Aber der “Jemand” ist Martino und er geht nicht an uns vorbei, sondern kommt mit grossem “Hallo” auf uns zu, begrüsst uns überschwenglich, stellt uns seinen Freund vor und nimmt uns kurzerhand mit in das Café. Er besteht darauf, uns einen Espresso auszugeben und erzählt beinahe ohne Punkt und Komma. Halb Englisch, halb Italienisch. Von der Insel, von seinem Hobby (er ist Amateurfunker), von seinen Autos, ... und stellt uns noch mehr Insulaner vor. Einer von ihnen, schon ein bisschen beschwipst und zahnlos, erzählt von seinem Dorf Siba. Dort gibt es etwas ausserhalb in den Bergen eine Grotte, in der heisser Wasserdampf austritt, sozusagen eine “Natur-Sauna”, und die müssten wir uns unbedingt ansehen. Klingt echt gut (das letzte Bad ist schon ´ne Weile her). Wenn morgen schönes Wetter ist fahren wir da bestimmt mal mit den Rädern hoch. - Um 23 Uhr schliesst das Café und wir lehnen Martinos Angebot, uns zum Boot zu fahren dankend ab und reden uns mit einem Nachtspaziergang raus. Immerhin sind jetzt noch 19°C Aussentemperatur, die haben wir hier auch nicht alle Tage (und wir wollen unsere Suche nach einem offenen Netz in der Stadt noch fortsetzen). Auf dem Platz vorm Rathaus haben wir Glück. Wir sitzen auf einer Parkbank unter Palmen und können hier endlich mal wieder unsere Internetseite aktualisieren. Dienstag, 16.12.2008 Morgens 8 Uhr klingelt in Berlin das Telefon und wir haben ein verschlafenes Geburtstagskind am Hörer, Nadja. In Berlin ist es kalt, 2°C. ... Wir haben heute Traumw Sonnabend, 20.12.2008 Draussen sind 14°C und gerade hat es gehagelt. Richtig dicke Körner sind auf die “Mira” geprasselt. Seit ein paar Tagen haben wir rechtes Winterwetter mit viel Wind und Regen. Offensichtlich sammeln sich über Pantelleria alle Wolken des südlichen Mittelmeeres und regnen sich hier ab. Darum waren wir auch nur noch einmal mit den Rädern unterwegs und haben uns den Hafen von Scauri angesehen, in den wir uns eventuell “verlegen” wollten. Allerdings wurde der Plan sofort verworfen als wir gesehen haben, was für ein gewaltiger Schwell in den Hafen steht. Von der Handvoll Fischerbooten, die wild auf den Wellen tanzten, schwammen bereits zwei kieloben. Da bleiben wir doch lieber wo wir sind! In Pantelleria liegen wir schön geschützt und, wie angenehm, ganz umsonst. Wenn wir mit vollen Einkaufsbeuteln durch die Stadt buckeln sammelt uns schon mal ein Einheimischer auf und fährt uns zum Boot. Was will man mehr? Besseres Wetter vielleicht ... Seit heute sind wir auch nicht mehr alleine im Hafen. Eine 16er “Reinke” hat sich dazu gesellt. |
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Sonntag, 21.12.2008 Vierter Advent. Pünktlich zum Winteranfang scheint die Sonne wieder und sofort fallen Marion noch ein paar Sehenswürdigkeiten ein, die wir unbedingt noch anschauen müssen. Also schwingen wir unsere inzwischen durchtrainierten Körper auf die Fahrräder, um mit stahlharten Waden und Lederhaut am Hintern auch noch die letzten Bergetappen zu bezwingen. Arco de´ll Elefante heisst unser Ziel und natürlich wird auf dem Weg dorthin keine noch so steile Abfahrt zu irgendeinem niedlichen Fischerdorf oder Kap ausgelassen. Meist trifft Marion dann auch noch einen Hund, der bisher noch nicht von ihr gestreichelt worden ist und anschliessend strampeln wir dann wieder bergauf, zurück zur Strasse. Dabei entdecken wir in Gadir, direkt am Meer Thermalquellen, die so heiss sind, dass man nicht die Hand hineinhalten kann. Wieder nichts mit Baden! Am Arco de´ll Elefante, benannt nach einem Rüsseltier, machen wir nicht nur unsere Fotos sondern auch kehrt. Für die 15 km Rückweg verzichtet Marion auf die seitlichen Abstecher, dafür haben wir jetzt aber auch strammen Gegenwind, so dass wir sogar bergab meist kräftig in die Pedale treten müssen. - Später stehen Gabi und Jörn von der anderen Reinke am Boot und fragen, ob wir auf ein Glas Wein mit in die Stadt kommen. Wir sind schon wieder soweit zu Luft gekommen, dass wir ja sagen können. Es wird dann doch mehr als das eine Glas und als der Wirt um 22 Uhr die Stühle hochstellt haben wir noch soviel zu erzählen, dass die “Runde” kurzerhand an Bord der “Mira” fortgesetzt wird. Montag, 22.12.2008 Wir sin Dienstag, 23.12.2008 Wir sind erst gegen 2.30 Uhr ins Bett gekommen und nach dem zweiten Abend mit reichlich Wein sehen wir ziemlich zertreten aus (da fehlt uns wirklich das Training). Also lassen wir erstmal alles ganz langsam angehen. Mein Kpt hatte für heute die Abfahrt zurück nach Tunesien geplant, aber die verschieben wir auf morgen. Wir verstauen alles in Ruhe, damit wir fahrbereit sind, bunkern abends noch Käse, Schinken, Salami, ... und gehen heut mal früh in die Koje. Oder auch nicht - gegen Mitternacht sind wir mit Laptop im Gepäck ein letztes Mal in die Stadt gegangen. Einige Häuser sind geschmückt (vor allem die an der Promenade), aber bei weitem nicht so extrem wie man das aus Deutschland kennt. Auf dem Platz vor dem Rathaus ist eine Tanne aufgestellt und mit Geschenkpäckchen und Lichtern behängt worden. Sie sieht etwas mitgenommen aus. Sicherlich war der Platz auf der Fähre, mit der sie auf die Insel gekommen ist, etwas zugig. Die Palmen im Zentrum von Pantelleria haben auch beinahe alle eine Lichterkette um den “Bauch”- das sieht ganz lustig aus (andere Bäume gibt es hier eben nicht). Weinachten im Süden ... Auguri di Buone Feste Donnerstag, 25.12.2008
Dienstag, 30.12.2008 Wir liegen immer noch an der Pier vor der “Capetainerie”, oder besser gesagt vor der Terrasse des daneben befindlichen Restaurants. Ab morgens 8 Uhr bis 22 Uhr werden wir beschallt mit tunesischen Volksweisen bis hin zum Hip-Hop. Die musikalischen Übergänge sind fliessend. Einen anderen Platz hat man nicht für uns und wir sind trotzdem froh, dass wir noch bleiben können. So oft wie möglich “verkrümeln” wir uns in den Ort. Monastir ist eine grosse Stadt, zentral gelegen mit Flugplatz, Bus und Bahn, einer knuffigen Altstadt, drei Häfen, einer “Zone Touristique” mit diversen mehr oder weniger schönen Hotels, einem alten Wehrkloster (Ribat, 796 gegründet), das auch schon öfter als Filmkulisse diente z.B. für “Das Leben des Brian” von Monty Mittwoch, 31.12.2008 Seit gestern Abend haben wir Nachbarn. Die “Sagitta3”, eine Bavaria unter österreichischer Flagge. Nun wirds natürlich eng hier. Wenn jetzt noch ein Boot die Marina zw. Einklarieren anläuft, müsste es an einem von uns festmachen. Wir werden leicht nervös. Doch von der Capetainerie lässt sich niemand blicken und wir verhalten uns auch ganz still und unauffällig. Im Laufe des Tages lernen wir die “Ösis” von nebenan kennen, Gerlinde und Erwin aus Wien und ihre zwei Gäste, Daniela und Gerald. Wie immer unter “Seefahrern” gibt´s ne Menge zu erzählen und es dauert auch nicht allzu lange, da haben wir uns für den Abend im Restaurant gleich um die Ecke verabredet. Ist ja auch viel schöner, als alleine Silvester zu feiern. Der Kpt findet in einer unserer Bilgen noch eine Flasche “Rotkäppchen-Sekt” und so können wir gebührend das Neue Jahr begrüssen. Da unsere Seenotraketen noch alle ganz “frisch” sind gibt´s auch kein Geballer zum Jahreswechsel. Nur ganz vereinzelt sieht man mal ein paar Silvesterraketen. |
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Sonntag, 04.01.2009 Ein Glück, dass Kleidung auf de Dienstag, 06.01.2009 Heut sind unsere beiden “Alpenbewohner” wieder nach Hause geflogen. Eine Woche lang haben wir uns jeden Abend durchfüttern lassen oder haben zusammen gekocht, viel Wein getrunken, auch etwas Wasser, haben gefachsimpelt oder einfach nur geschladdert, dabei CD`s und Tipps getauscht, zwischendurch auf den Verkauf des Bootes angestossen, uns so manchen Wiener Slang ins Hochdeutsche übersetzen lassen, Pläne geschmiedet und von fernen Ländern geträumt, kurz, es war eine schöne Woche! Und vielleicht sehen wir uns im Sommer in Griechenland. Mittwoch, 07.01.2009 Wir sitzen beim Frühstück, da klopft Maschut am Boot, der gute Geist der Marina und die zweite Hand des Hafenkapitäns. Sieht ganz so aus, als müssten wir “unseren” Platz jetzt räumen. Immerhin werden wir schon 14 Tage an der Einklarierungspier geduldet, konnten die Abfahrt unter Angabe verschiedener Gründe (zu schlechtes Wetter, zu gutes Wetter, tolle Stadt, netter Hafenkapitän, ... Schleim, Schleim, Augenaufschlag) immer noch ein paar Tage aufschieben. Mein Kpt muss mit in das Marina-Office. Rein auf Verdacht beginne ich schon mal damit, einiges zu verstauen und im Boot seeklar zu machen. Nach einer ganzen Weile kommt Renè zurück und gibt Entwarnung. Beim Hafenkapitän kam natürlich als erstes die Frage, ob wir heute abfahren, woraufhin Renè was von Wetter etc murmelte. Na, das übliche Hin und Her eben. Ob wir denn schon wüssten, wohin wir fahren, wo wir den Winter über bleiben wollten? “Nein.” Noch ein bisschen Geziere und dann kam die Überraschung: sie haben einen Liegeplatz für uns! Juhu! Kurz darauf gehen wir mit Maschut zu dem Steg, den Platz ansehen. Na ja, die Einfahrt wird ein bisschen hakelig werden, es ist sehr eng und in die Lücke selbst werden wir uns nur mittels Leinen verholen können. Also los! ... Wir haben noch gar nicht ganz fest gemacht, da zeigt sich schon die erste Nachbarin, eine Französin, ca 65, die in fliessendem Englisch munter drauf los erzählt. Danielle. Sie lebt hier bis zum März allein auf ihrem Boot. Alle anderen Boote scheinen unbewohnt zu sein. Na dann! Das ist jetzt also unser “beinahe Wohnsitz” in Monastir. Sonnabend, 10.01.2009 Es ist für uns schon zur Gewohnheit geworden: am Sonnabend ist Markttag! Danielle hat uns natürlich auch schon Dienstag, 13.01.2009 Vor drei Tagen hat mich irgendwas in den Rücken “gebissen”, “geschossen”, wie auch immer, d.h. ich bin mächtig “lahm”. Aber wir haben ja eine riesige Bordapotheke, von unseren beiden “Doctores” liebevoll zusammengestellt, und da bin ich auch fündig geworden. Salbe und Tabletten (von Andreas extra beschriftet für uns Nichtmediziner :) Es ist heut auch schon etwas besser. Der Kpt hatte schon unsere Fahrräder zusammen gebaut und musste nun die Probefahrt - mal eben 20 km nach Sousse und zurück - alleine machen. Es hat auch wieder eine rege Bau- und “Basteltätigkeit” eingesetzt. Das Ein oder Andere ist zu reparieren, zu warten, umzubauen. Zu tun gibt`s immer. Ich hab derzeit aber den Schonplatz am Laptop und bringe die site auf den neuesten Stand. Manchmal haben wir sogar ein “Netz”. Es ist allerdings sehr schwach und arbeitet im “Schneckentempo”, so dass schon das Öffnen einer Mail ganz schön nervenaufreibend und zeitintensiv ist. Zum Übertragen der “Site” hat es bisher nicht gereicht. Mittwoch, 14.01.2009 Mein Kpt steckt schon den zweiten Tag im Motorraum und taucht nur zu den Mahlzeiten ölverschmiert auf. Ölwechsel am Generator, beim Motor und Getriebe. Im Augenblick schraubt er gerade die Flex-Kupplung ab, da sie sich durch Vibrationen gelockert hat und inzwischen leicht schief sitzt. Irgendwas ist immer ... |
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Donnerstag, 15.01.2009 Um die Mittagszeit klingelt unser Handy, Angelika und Peter rufen an. Sie irren schon eine Weile durch die Marina und können die “Mira” nirgends entdecken. Kurze Wegbeschreibung und bald darauf können wir die beiden “Wüstenfüchse” an Bord begrüssen. Grosse Freude! Vor zwei Monaten hatten wir uns in Tabarka kennengelernt und alle finden es super, dass wir uns vor ihrer Abreise aus Tunesien noch einmal treffen. Gemeinsam machen wir uns anschliessend auf die Suche nach einem Stellplatz für ihren Unimog (der eigentlich gar keiner ist :), den sie gleich neben der Marina parken dürfen. Dann noch kurz bei der Polizei melden, auch dort ist alles ganz unkompliziert. Und zur Feier des Tages suchen wir abends unser “Stamm-Restaurant” heim und lassen es uns bei tunesischem Wein und Pizza gut gehe Sonntag, 18.01.2009 Als “Ortsansässige” übernehmen wir den Part der Reiseleitung. Stadtbesichtigung, Ribat und natürlich unbedingt der Souk am Sonnabend, von dem wieder mal alle ganz fasziniert waren. An den Abenden kochen wir abwechselnd und dann gibt es, sozusagen als Nachtisch, Fotos von Libyen und der Tunesischen Wüste. Besonders schön sind die Sanddünenbilder! Angelika und Peter erzählen begeistert von ihren Touren, berichten über die unwahrscheinliche Gastfreundschaft in Libyen und vielen anderen Erlebnissen. Klingt wirklich toll, da müssen wir unbedingt auch mal hin! Wir kontern mit Fotos von Albanien und Rumänien aus unseren “Landrover-Zeiten”.und natürlich “frischen” Segelbildern. - Den Sonntag verbringen die Männer hauptsächlich mit “Basteleien” an den Laptops und nach dem Kaffee flüchten wir Frauen in die Stadt zum Shoppen. Nein, keine Klamotten, kein Schmuck, keine Schuhe und auch keine Teppiche! Wir shoppen in der Markthalle, frisches Gemüse und Fleisch für´s Abendessen. Und nicht zu vergessen den Wein, den es hier offiziell eigentlich erst ab 20 Uhr zu kaufen gibt. Montag, 19.01.2009 Heute steht das 20 km entfernte Sousse auf unserem Plan, wir haben aber keine Ahnung, wie wir am besten dorthin kommen. Bus, Zug oder Taxi? Auf dem Steg treffen wir Nachbarin Danielle, die uns sofort “aufklärt”: Zug. Der fährt alle halbe Stunde und kostet pro Person 1,30 TD. Fein, also ab zum Bahnhof! - Sousse hat eine schöne Medina, die von engen Gassen durchzogen wird. Auch hier gibt es ein Ribat (Wehrkloster) und noch dazu eine grosse Kasbah (Zitadelle), und alles wird von einer hohen, wehrhaften Stadtmauer umgeben. Ausserdem soll hier auch ein Rotlichtviertel sein und unsere M Dienstag, 20.01.2009 Wir sitze Donnerstag, 22.01.2009 Er ist da. Der Wind. Die “Mira” schaukelt fröhlich hin und her und der Windmesser schwingt sich schon mal bis 39 - 40 kn auf. Mangels Sprayhoud (wann kommt die eigentlich von der Reparatur zurück?) hatten wir über Cockpit und Niedergang eine Plane gespannt, die wir nun schleunigst evakuieren. Ich rette auch gleich die schlagende tunesische Flagge, bevor es sie ganz zerlegt. Na, immerhin regnet es nicht und es sind noch 13 Grad draussen. - An Bord wieder “Bastelarbeiten”. Sonnabend, 24.01.2009 Heute ist wieder Markttag. Wir haben dort bestimmt zwei Stunden verbracht und jetzt ist unsere Bilge aufgefüllt mit frischem Obst und Gemüse für die nächsten Tage. Nun müssen wir nur noch in die Markthalle der Medina, um Fleisch und Brot zu kaufen. Natürlich drehen wir in der Halle auch wieder die Extra-Runde in der Fischabteilung. Wie die Fische wohl alle heissen mögen? Was macht man damit? Die meisten sind recht klein und haben sicher viele Gräten. Aber heute ist auch ein grosser Thunfisch im Angebot, von dem nur noch ein Drittel übrig ist. Der Verkäufer schneidet für seine Kunden fein säuberlich 1 cm-dicke Scheiben von dem festen, rötlichen Fleisch. Stunden könnte man hier zubringen! - Auf dem Rückweg kommen wir durch eine kleine Strasse, in der ich vor Tagen einen Friseur für Frauen entdeckt habe (für Männer gibt es an jeder Ecke einen). Bevor ich rapunzelähnlich Probleme habe, den Niedergang rein und raus zu kommen, wollte ich dort mal reinschauen. Der Eingang ist dicht mit Gardinen verhängt und auch zum Fenster kann man nicht hineinsehen. Und Männer haben hier mal gerade gar keinen Zutritt! Ich wühle mich durch die Gardinen und frage auf Englisch und mit entsprechenden Gesten, ob sie mir wohl die Haare schneiden würden. Grosse Freude, alle sind ganz aus dem Häuschen! Offensichtlich verirrt sich hier hinein kaum ein Ausländer. Natürlich! Und schon sitze ich auf dem Frisierstuhl. Ausser der “Chefin” sind noch neun weitere Frauen/Mädchen in dem kleinen Raum, die zur Familie gehören oder nur befreundet sind und sich gemeinsam die Zeit vertreiben. Alle sprechen Arabisch oder Französisch und ich werde wortreich zu meinen Wünschen befragt. Mit Händen und Füssen, etwas Englisch, sehr wenig Französisch und viel Lachen kriegen wir das hin. Es kommt noch eine junge Frau dazu, die offensichtlich extra angerufen wurde, und die wirklich sehr gut Englisch spricht. Wir unterhalten uns nebenher und sie dolmetscht ein wenig. Alle haben viel Spass und “hüpfen” schon mal um den Frisierstuhl herum, um besser sehen zu können. Sie bewundern meine hellen Augen. Zwischendurch beraten sie, die Haare könnten auch gleich gefärbt werden. Welche Farbe? Ehe ich mich versehe, halte ich zwei grosse Bücher mit Farbbeispielen in den Händen. Alle raten einstimmig zu schwarz. Oh nein. Mit Müh und Not kann ich sie von ihrem Plan abbringen. Na gut, aber dann schminken! “A little bit only, please.” Was folgt ist das volle Programm: Augenbrauen, Maskara, Lidstrich und -schatten, Lipgloss, etwas Rouge. Ganz zum Schluss noch etwas Rosenwasser auf die Haare (sie lieben es)- fertig! Bevor ich mich verabschiede stellen sich alle mit Namen vor und es wird ausführlich berichtet, ob es sich um eine Nachbarin, eine Tochter oder Freundin handelt ... Mein Kpt erkennt mich trotz der grossen Verschönerung wieder und ich darf, ohne mich ausweisen zu müssen, an Bord kommen. Dienstag, 27.01.2009 Meine ohnehin recht ausgeprägte “Bastelleidenschaft” nimmt zur Zeit geradezu exzessive Ausmasse an. Es gibt eigentlich keinen Bereich an Bord, an dem nichts zerlegt, abgebaut oder einfach nur zur Kontrolle geöffnet ist. Da sind zum Einen die notwendigen Reparaturen und Wartungsarbeiten, einige Umbauten und Änderungen oder einfach nur “Projekte”, die wir vor unserer Abfahrt nicht mehr geschafft haben (Aussendusche) oder die nicht ganz so wichtig waren (die immer noch fehlenden Abdeckungen unter den Salonfenstern, wozu ich einfach noch keine Lust hatte und die ich wohl auch weiter vor mir herschiebe). Dafür entdeckt man dann beim Abarbeiten der Checkliste neue “Problemfälle”, wie an den beiden Rollanlagen der Vorsegel oder diverse beschädigte Umlenkrollen. Ersatz dafür ist hier auch nicht zu beschaffen, es ist also Improvisationstalent gefragt. Leider wird meine Freude am “Zerlegen” der Schiffseinrichtung und dem Verteilen von Werkzeugen und Einzelteilen über das gesamte Schiff nicht von allen Besatzungsmitgliedern geteilt. Dafür erfüllt sich Marion morgen einen ganz speziellen Wunsch: sie schickt mich in die Wüste! |
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Mittwoch, 28.01.2009 Gegen 18 Uhr: wir schaukeln beide auf dem Rücken eines laut und unanständig blubbernden Dromedars (wahrscheinlich hat es gerade seinen Monatsvorrat von ca. 400 l Wasser getrunken?) durch die Wüste, dem Sonnenuntergang entgegen. Weitere Karawanenmitglieder sind Ursula von der französischen Yacht “Kheops”, ihre Schwiegertochter Letitia und deren Freund Fabian. In schwarz-weisse Gewänder gehüllt, mit einem Turban auf dem Kopf gehören wir einfach in die Wüste! Links von uns fällt plötzlich die Sonne glutrot und kitschig (aber schöön!) hinter ein paar Palmen in den Sand und ist in Nullkommanichts auch schon verschwunden ... Seit heute früh sind wir fünf mit Fahrer Moiz im Landcruiser unterwegs, Richtung tunesischer Wüste und Atlas-Gebirge. Als erstes Ziel der Tour erreic Donnerstag, 29.01.2009 ... um 4.45 Uhr klingelt der Wecker! ... Boaaah! Schnell anziehen, frühstücken. Alle fünf sehe Montag, 02.02.2009 Der “Arbeitsalltag” hat uns wieder. Marion versucht sich unter Deck an allerlei Umräum-, Sortier- und Reinigungsarbeiten und ist bemüht, mich nach draussen zu verbannen. Sie betrachtet mich als so eine Art Hemmschuh für ihre Bemühungen um ein ordentliches, aufgeräumtes, sauberes und wohnliches Schiff. Das Wetter ist super, ich hab auf Deck auch genug zu tun und so ist der Bordfrieden gesichert. Die meiste Zeit verbringe ich damit, Ersatzteile zu suchen bzw. Alternativlösungen, denn hier vor Ort ist eh nichts zu bekommen Dank des Fahrrades bin ich glücklicherweise sehr beweglich und ich falle mittlerweile im hiesigen Verkehrsgeschehen kaum noch auf. Wenn man einige grundlegende Regeln beachtet ist es gar nicht so schwierig und man kommt zügig durch das Chaos. So vermeide man auf jeden Fall das Anzeigen eines Spurwechsels oder Abbiegens. Das irritiert nur die anderen Verkehrsteilnehmer! Einbahnstrassen befahre man als Rad- oder Mopedfahrer zwingend entgegengesetzt der Fahrtrichtung, aber auch bei zweispurigen Strassen gerne auf der Gegenfahrbahn. Im Dunkeln auf gar keinen Fall Licht anmachen ... Irgendwie kommt mir dieses System sehr entgegen, nur Marion hatte so ihre Probleme damit. Mittlerweile bewegt sie sich aber auch schon recht sicher durch die Stadt (Anmerkung Bordfrau: ... auch ohne Stützräder!) Dienstag, 03.02.2009 Hektische Reisevorbereitungen. Der Heilige Vater, sowie unsere Freunde, Sven und Christiane aus Stralsund, haben (an)gerufen und so “eilen” wir nach Rom. Morgen geht es nach Tunis und von dort startet am Donnerstag das Flugzeug. Während Marion (ganz Frau) schon mal anfängt, ihren Rucksack zu packen (...welche, der siebenundzwanzig auf dem Sonnabend-Markt erworbenen Jeans soll ich denn nur mitnehmen? ...), verfalle ich (typisch Mann) in leichte Panik: “... Hach, ich hab ja gar nichts anzuziehen! ...Und zum Friseur muss ich auch noch! ...”Aber vorher muss ich schnell noch ein paar Werkstätten abradeln, damit sie nicht während unserer Abwesenheit die, in Auftrag gegebenen, Teile anderweitig verkaufen. Dann in die Medina zwecks neuer Hose, wo mir eine nette Verkäuferin die Entscheidung abnimmt. Darauf hetze ich zum Friseur, der diesmal gar nicht erst fragt, wie es werden soll, und gleich loslegt. Als ich in Marions Sichtweite komme legt sie spontan fest, mich nie wieder allein zum Friseur zu lassen. ”Und in Rom setzt du am besten eine Mütze auf!” Ich trau mich aber trotzdem noch, durch die Marina zu laufen, um uns bei der “Capetanerie”, bei der Guardia National, Zoll und an Bord der “Kheops” abzumelden. Und bis Morgen sind die Haare ja schon wieder ein Stück nachgewachsen. Mittwoch, 04.02.2009 Ein bisschen stolz sind wir schon auf uns, dass wir das nervige Gebimmel des Weckers um 6.30 Uhr nicht ignoriert haben. Wir haben ihn weder ausgeschlagen, noch nach ihm geworfen und sind (gefühlt) mitten in der Nacht aufgestanden. Marion frühstückt in aller Seelenruhe (ihre Sachen sind gepackt), ich stopfe hastig ein paar Pullover in meinen Rucksack. “Wo ist eigentlich meine Winterjacke?” Da Marion weiss, wo was liegt, werde ich auch rechtzeitig fertig. Wir würgen uns nebst Gepäck in ein Taxi und fahren zum Busbahnhof, wo wir gleich weitergereicht werden an ein Sammeltaxi nach Tunis. Das is
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Donnerstag, 05.02.2009 Noch früher aufstehen. Um 8.30 Uhr startet das Flugzeug bei strahlendem Sonnenschein in Tunis und setzt 9.55 Uhr in Rom zum Landeanflug an. Von der “Ewigen Stadt” ist leider wenig zu sehen: Wolken, Wolken, Wolken. Aber immerhin regnet es nicht. Unsere Rucksäcke erscheinen unversehrt auf dem Gepäcklaufband und so können wir gleich die nächste “Etappe” in Angriff nehmen, vom Flughafen zum Bungal ... obwohl sie inzwischen wieder in Bergen von Arbeit versinkt und hinter den grossen Stapeln von Briefen und Akten kaum noch zu sehen ist, hat Christiane sich liebenswürdigerweise die Zeit genommen und unseren gemeinsamen Romaufenthalt in folgenden Zeilen zusammengefasst (DANKE :)!!! Donnerstag, 12.02.2009 Mit Marion und René in Rom So, da wollen wir die beiden Reisenden mal kurz dem Logbuchstress entheben, damit sie auch wirklich Urlaub vom Urlaub haben. Ist ja auch ziemlich anstrengend-ständig unter warmer Sonne, täglich das rauschende Meer und dann auch noch über den richtigen Formulierungen fürs Logbuch brüten müssen - das geht nun wirklich nicht auf Dauer ;-) Statt, wie ursprünglich mal geplant, uns gemütlich für ein paar Tage auf der MIRA einzunisten und persönlich deren Zustand und den von Marion und René in Augenschein zu nehmen, haben Capitana und Capitano kurzfristig beschlossen uns während unseres Italienurlaubes sozusagen auf halbem Weg entgegenzukommen, damit wir endlich mal wieder ein paar Tage gemeinsam verbringen können. (vielleicht wollten sie auch nur unserer Invasion an Bord der MIRA vorbeugen - wer weiss…) René, der Meister der Organisation, hatte eine echte Perle an Roms Stadtrand ausfindig gemacht, die ab 05.02. unsere Basis sein sollte. Schon während der Hinfahrt haben wir uns voller Vorfreude vorgestellt, wie die Beiden wohl 8 Monate Globetrotterleben verändert haben könnten - lange Bärte (naja, Marion wohl eher nicht) dunkelbraune Runzeln überall - war ja ne lange Fahrt… Überraschung in Rom - die Tür des Bungalows flog auf - da standen die Beiden unverändert knackig und fröhlich, es gab sooo viel zu erzählen. Wir hätten eigentlich auch tagelang bei Wein und lecker Pizza sitzen und schwatzen können - gäbe es da nicht unser Sightseeing-Programm! Rom ist ja schließlich auch eine unglaublich interessante Stadt an der eig |
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Freitag, 13.02.2009 ... trotz dieser markanten Wochentag-, Datumskombination sind wir wieder gut in Tunis angekommen. Aber vonwegen “aufwaermen”! Schon bei der Landung fliegen wir durch dicke graue Wolken und der Regen prasselt nur so auf das Flugzeug. Was ist das denn?! Wintereinbruch in Tunesien? Offensichtlich ist die ganze Kaelte, die bisher in Europa festhing, ueber das Mittelmeer nach Afrika gezogen. Immerhin regnet es nicht als wir schwer bepackt mit unseren Rucksaecken vom Louage-Sammelplatz zur Marina runterbuckeln (aber diese Art Last tragen wir ja gern: Kaese, Schinken, Grappa, Kaffee, Lakritzschnecken und einige Ersatzteile fuers Boot). Und ab morgen ist auf jeden Fall Schal angesagt! Sonnabend, 14.02.2009 Ab heute ist es vorbei mit dem Faulenzen (haha)! Dabei war der Romaufenthalt alles andere als das. Ich moechte echt mal wissen, was wir dort zu Fuss an Kilometern zurueckgelegt haben. Aber der kurze Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt, diese Stadt MUSS man einfach gesehen haben! - Fuer uns heisst es jetzt in die Haende spucken, ganz fleissig sein und die Zeit bis zum Wochenende nutzen, denn ab da hat sich Besuch angemeldet: Tina, meines Kpt’s kleinste Schwester, und ihr Mann Stephan kommen. Sonnabend, 21.02.2009 Die Woche ist um und viele der Arbeiten, die auf dem Plan standen, sind erledigt. Selbstverstaendlich (!) sind auch wieder neue hinzu gekommen. Leider hat sich einen Tag nach unserer Rueckkehr aus Rom auch das ohnehin schon schlechte offene Wifi-Netz “verabschiedet”, so dass an ein Aktualisieren unserer Internet-Seite zur Zeit nicht zu denken ist. - Heute lassen wir aber alles so wie es ist und fahren mit der Bahn in das ca. Sonntag, 22.02.2009 Wir haben ein Bombenwetter fuer unsere Besucher bestellt - es hat geklappt! Die Montag, 23.02.2009 Wind, kalt und Regen. Naja, auch hier ist Winter. Heute haben wir uns in Sousse verabre Donnerstag, 26.02.2009 Stephan moechte gerne mal segeln und heute soll es sein. So einfach losfahren darf man in Tunesien aber nicht, wir muessen uns in der Capetanerie abmelden, einen Vordruck ausfuellen und danach auch noch der Polizei Bescheid sagen. Dort wird umstaendlich die Akte “Mira” herausgesucht, darin mit Bleistift der Vermerk “Promenade” (Spazierfahrt) angebracht und nach Abgleich der Passdaten ist der Ausflug auch hier genehmigt. Die Paesse von Tina und Stephan werden sicherheitshalber bis zu ihrer Rueckkehr einbehalten. Zum Zoll brauchen wir erstaunlicherweise nicht... Wir warten noch ein wenig , denn der Wind ist mit 5 Bft recht frisch und es steht eine nette Welle draussen. Mit Hilfe von Maschu, dem guten Geist der Marina, und ein paar anderen Helfern faedeln wir uns spaeter aus der schmalen Luecke und dann geht’s auf See. Segel raus und die “Mira” laeuft los. Wir wollen zur Insel Kuriat, dort kurz ankern zum Kaffeetrinken und dann wieder zurueck. Tina macht die Schaukelei wenig aus, aber Stephan stellt bald fest, dass Segeln nicht unbedingt sein Ding ist. Also kuerzen wir das Ganze ab, fahren eine Wende. Der Wind nimmt ein wenig ab und wir wehen mit 4 Bft noch im Hellen in die Marina, wo wir die “Mira” bei der Tankstelle festmachen fuer den Fall, dass wir morgen noch einmal rausfahren wollen. Dann heisst es wieder zurueckmelden bei Capetanerie und Polizei und anschliessend gibt’s lecker Abendbrot im Restaurant um die Ecke. Tina und Stephan schlafen heute Nacht mal an Bord und “entsagen” dem Luxus ihres Hotels (grosses Bad, Dusche, Stehhoehe, ...). Freitag, 27.02.2009 Heute ist natuerlich das “Kaffeefahrtwetter” schlechthin: Sonne satt, kein Wind! Aber Stephan moechte doch lieber festen Boden unter den Fuessen haben und so verholen wir die “Mira” wieder in ihre kleine Box (ich glaub, sie ist fast ein bisschen traurig, dass sie da wieder rein muss. Viel zu lange liegt sie jetzt schon hier und es wird Zeit, dass wir los kommen). Mein Kpt macht sich mit seinem Schwager auf zum Kaffeetrinken und wichtigen Maennergespraechen in einem der umliegenden Restaurants, waehrend ich mir auf dem Steg von Tina die Haare schneiden lasse (kann sie prima, Danke :) Prompt gibt es dazu von den Franzosen der Nachbarboote lustige Kommentare, die wir meist gar nicht verstehen aber uns selbstverstaendlich mitfreuen. - Ein letzter gemeinsamer Stadt- und Strandspaziergang und dann heisst es auch schon wieder Abschied nehmen. Morgen ganz frueh fliegen die beiden zurueck in das kalte Deutschland. Montag, 02.03.2009 Gegen Mittag steht jemand bei uns am Steg: “Ah, auch eine Reinke!” Wir kommen ins Gespraech und lernen in der Kuerze der Zeit Heinz und seine Frau Meike aus Berlin kennen, die eine selbstgebaute Hydra namens “Kikam” ihr Eigen nennen. Da sie noch heute ablegen und Richtung Malta segeln bekommen wir von ihnen ganz schnell ganz viele Tipps rund Mittelmeer, auf dem sie schon seit zwei Jahren unterwegs sind. Warum hat man die beiden nicht frueher schon mal getroffen? Mittwoch, 04.03.2009 Wir versuchen, unsere weit “verstreuten” Teile wieder einzusammeln. Die Gasflaschen sind natuerlich noch nicht voll. Aber morgen, auf jeden Fall uebermorgen! Ist aber nicht so schlimm, der Wetterbericht sagt stuermisches Wetter voraus. Dafuer wohnt Marions Laptop wieder an Bord. Auf der neu eingebauten Tastatur liegen die Buchstaben mal wieder ganz woanders, Montag, 09.03.2009 9.00 Uhr, das Thermometer zeigt strahlend 22°C an. Was fuer ein Wetter! - Seit zwei Tagen haben wir wieder ein offenes “Netz” und konnten endlich mal die Site aktualisieren. Nur mit den Fotoseiten von Januar und Februar klappt es aus irgendeinem Grund einfach nicht. Haben mehrfach gesendet aber nichts passiert (?!) Heute beim Fruehstueck kommt uns endlich die Erleuchtung. Manchmal brauchts eben etwas laenger... Mein Kpt baut/bastelt an Deck und hat gerade mal 10 Minuten gebraucht um seine “Tobehose” einmal der Laenge nach aufzureissen. Gut, dass die Sachen hier auf dem Markt so billig sind. |
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Mittwoch, 11.03.2009 Wir haben heute Besuch aus K Freitag, 13.03.2009 Gleich nach dem Fruehstueck machen wir uns auf zum Louage-Sammelplatz -wir muessen mal raus aus Monastir! Das Sammeltaxi Richtung Sousse ist schnell voll besetzt und schon geht es los. Von dort kommt man in alle Richtungen gut weiter und wir entscheiden uns spontan fuer Hammamet, wo die riesige Marina “Yasmin” mit Liegeplaetzen fuer ueber 700 B Sonnabend, 14.03.2009 Gegen 10 Uhr sind wir auf dem Weg zur Capetainerie, um einen Blick in unser kleines Postfach zu werfen: leer. Wir fassen vorsichtshalber nochmal hinein - wirklich leer). Schade! Dann gehen wir eben in die Markthalle, um unsere Obst- und Gemuesevorraete aufzustocken. Das Wetter ist mal wieder phantastisch, in Deutschland ko Sonntag, 15.03.2009 “What shall we do with the drunken sailor ... early in the morning?” Etwa um 10 Uhr sind die ersten leise gemurmelten Worte meines Kpt vernehmbar: “Haben wir noch Kopfschmerztabletten?” Eine Stunde spaeter und nach einem heissen tuerkischen Kaffee kommt wieder Leben in den Mann. Er hat sich heute mit Christian verabredet, um einen Blick auf dessen Ladegeraet zu werfen, das wahrscheinlich defekt ist (ob der Kopf schon in den Motorraum der “Kheops” passt?) Er passt! Nach anschliessender ausgiebiger Verabschiedung, Umarmung und dem Austausch aller moeglichen guten Wuensche verlassen wir Ursula und Christian und schwingen uns auf die Fahrraeder, um uns den grossen Katamaran im Fischereihafen von Monastir anzusehen. Die Crew ist leider nicht an Bord, so dass wir uns das “Monster” , das inzwischen aufgebockt an Land steht, n Montag, 16.03.2009 Mein Kpt nimmt heut das Projekt Aussendusche in Angriff, das bisher mangels konkretem Plan immer wieder verschoben wurde. Nach anfaenglicher Diskussion ueber einige Details beginnt er erstmal mit dem Ausraeumen der Backskiste. Ich backe derweil einen Kuchen, da sich fuer den Nachmittag eventuell Gaeste angesagt haben: Gay und Graham von der “Christina Lee” (Engl.), die wir das erste Mal in Melilla getroffen haben, und Marc und Casper von der “Monade” (Belg.), an dessen 32er Bavaria wir in Kelibia ins Paeckchen gelegt worden waren. Der Kuchen ist fertig (das ganze Boot schnuppert), die Schlagsahne ist geschlagen - keiner kommt. Na dann bekomm Dienstag, 17.03.2009 Aussendusche, Teil II. Wegen der bekannt akribischen Bauweise des Kpt wird das Projekt erst heute fertig gestellt. Am Nachmittag ist alles fertig, er raeumt zusammen und wir machen uns ueber den letzten Kuchen her. 10 Minuten spaeter stehen Marc und Casper vorm Boot. Sie haben Glueck, zwei Stuecke sind noch uebrig. Als alles “vernichtet” ist kommen auch Gay und Graham... Zwischendurch fahren wir schnell mal zur Capetainerie, um in unser Postfach zu sehen und die Sekretaerin Corinn empfaengt uns schon strahlend mit zwei Zetteln. Natuerlich sind beide Pakete von verschiedenen Postaemtern abzuholen! ... Mittwoch, 18.03.2009 Die ganze Stadt hat geflaggt. Ueberall Wimpelketten, dazwischen massenhaft das strahlende face des Praesidenten Ben Ali. Laut unserem Reisefuehrer ist heute kein Feiertag - dann ist es wohl wegen unseren Paketen. Wir satt Donnerstag, 19.03.2009 Bis heute haben wir gedacht, wir haetten alles fertig und waeren bis auf ein paar Kleinigkeiten startklar. Weit gefehlt! Bis 18.30 Uhr haben wir beide stramm zu tun, dann ist aber Feierabend. Noch schnell was auf der “Kheops” abwerfen, dann zur “Dhamma”, von Francesco, Stephanie und den Kids verabschieden, anschliessend bei Marc und Casper vorbei schauen, die uns noch beim Abendessen Gesellschaft leisten. Und waehrend wir uns mit Marc unterhalten schafft Casper es immer wieder, die volle Aufmerksamkeit zu erlangen, indem er staendig und gaaaaanz fuerchterlich pupst. Das stinkt nicht einfach nur, uns traenen jedesmal die Augen! Aber vielleicht ist das auch einfach nur seine Art sich zu verabschieden. Irgendwann muessen wir seinetwegen fluchtartig das Lokal verlassen - Danke Casper! |
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Freitag, 20.03.2009 Wahrhaftig! 10.30 Uhr, wir werfen die Leinen los und zotteln die “Mira” langsam aus ihrer kleinen Box und ueber die Mooringleinen der Nachbarboote. Dann schnell noch einmal Marc zuwinken, der uns dabei geholfen hat. Auch von der “Dhamma” winkts herueber - bye-bye Monastir! Der Wind kommt heute aus Nord, 4 Bft sind angesagt, das passt prima. Genua und Grosssegel raus. Nach ca 1 Stunde schlaeft der Wind fast ganz ein und der Motor muss ran. Soviel zum Wetterbericht! Kurswechsel, nachdem wir die Insel Kuriat passiert haben. Jetzt “zotteln” wir unseren quietschgelben Parasailor2 namens “Christel” heraus, den wir nach laengerem Hin und Her doch zum “Aufgehen” ueberreden koennen. Es ist einfach zu wenig Wind! 4-6 kn, laecherlich. Aber “Christel” mueht sich redlich. - Vor der Hafeneinfahrt von Mahdia klin Dienstag, 24.03.2009 Mahdia, eine knuffige, relativ kleine Stadt, hatte uns schon bei unserem Kurzbesuch Ende Februar gut gefallen. Inzwischen hat sich die Anzahl der Segelboote hier im Fischereihafen auf ganze fuenf erhoeht: Joern und Gabi mit ihrer “Reinke” und amerikanischer Flagge, Gerhard mit seinem Katamaran “Fun Too” unter schwedischer Flagge, wir als Ausnahme mit Schwarz-Rot-Gold, bei Graham und Gay baumelt die englische Flagge am Heck und gestern hat sich auch noch ein Franzose dazugesellt. Dazwischen liegen noch zwei tunesische Motorboote und schon ist der Platz an der Pier vor der Polizei mehr als voll. Alles ist eng zum “Paeckchen” geschnuert und den ganzen Tag, auch nachts, wuseln die Fischerboote kreuz und quer an uns vorbei. Wir fuehlen uns trotzd Donnerstag, 26.03.2009 Heute Abend sind wir bei Gay und Graham zum Essen eingeladen. Schon Stunden vorher schnuppert es lecker von nebenan zu uns herueber, hmmm! Als Graham dann auch noch anfaengt, den Salon zu saugen und alle Polster auszuklopfen, Servietten faltet und den Tisch dekoriert, frage ich doch noch mal nach, ob ich im Smoking erscheinen muss. Zum Glueck nicht, es wuerde reichen, wenn Marion das kurze Partykleid anzieht. Hungrig stehen wir dann auch puenktlich und (wie mutig) ohne Woerterbuch im Nachbarcockpit. Bootsbesichtigung muss erstmal sein und dann, ohne Aperitif (ach ja, keine Franzosen!), serviert Gay die Ergebnisse ihres mehr als sechsstuendigen Kochmarathons. Ich habe zwar keine Ahnung was ich da so alles esse, aber es ist sowas von lecker, dass es mir schwerfaellt, den Teller nicht abzulecken! Die Unterhaltung wird mit jedem Glas Wein fliessender und wenn Graham hin und wieder doch in seinen schnellen Slang verfaellt, wiederholt Gay brav noch mal alles im schoensten Schulenglisch fuer uns. Da die Beiden genau wie wir viel reisen und das ebenfalls eher abseits der ueblichen Touristenpfade, gehen uns die Themen nicht aus (genausowenig wie der Wein) und es wird ein langer und lustiger Abend. Ach ja, das Woerterbuch muss ich dann doch noch holen, damit Marion auch noch den Namen des letzten, fuer’s heutige Essen verwendeten Gewuerz erfaehrt: Cumin? “Ah Kreuzkuemmel”! Freitag, 27.03.2009 Um zu verhindern, dass ich mich heute den dritten Tag in Folge truebsinnig vor unseren Geraetetraeger hocke und ergebnislos darueber sinniere wie unser neues Solarpaneel sich dort am Besten unterbringen laesst, beschliesst Marion: heute ist Markttag! Das heisst, sie beschliesst nicht direkt, dass heute Markttag ist, der ist in Mahdia an jedem Freitag, sondern dass wir mal wieder auf Selbigen gehen. Nur 100 Meter Fussweg und wir sind mittendrin in dem bunten Gewirr von Buden, Verkaufsstaenden und Grabbeltischen, die sich an den Strassen und Freiflaechen entlang des Hafens aneinanderreihen. Wir schlendern (wenn man das Durchdraengeln denn so nennen will) die Reihen entlang und Marion hat wie immer viel Spass daran alles mal anzufassen. Natuerlich entdeckt sie auch wieder einen Hut- und Muetzengrabbeltisch, um dann voller Begeisterung bei sommerlichen Temperaturen diverse Winterkopfbedeckungen auszuprobieren. Gluecklicherweise kommt sie nicht auf die Idee auch noch eins dieser wirklich stockhaessslichen Modelle zu erwerben (Anmerkung Bordfrau: Sind Huete mit Federn etwa haesslich? Oder bunte Muetzen mit Troddeln?). Mehrfach kommen wir an Staenden mit Musik-CD’s vorbei, wo aus meterhohen Boxentuermen ohrenbetaeubender Laerm (Musik?) droehnt. Vermutlich um potentielle Kunden schon vor der anstehenden Preisverhandlung in die Knie zu zwingen. Obwohl wir nie direkt in die Naehe dieser Staende kommen, wirkt die Taktik bei uns. Fast willenlos zahlen wir die geforderten 2 Dinar fuer eine Saftpresse und schleppen uns zurueck in den Hafen. Freitag, 03.04.2009 Eigentlich sind wir abfahrbereit. Sonnabend, 04.04.2009 Der grosse Erfolg des gestrigen Menues erklaert sich vermutlich zum grossen Teil aus den perfekt gefalteten Servietten, meinem Anteil daran! Es hat allen lecker geschmeckt (obwohl Marion einige der vorbereitete Zutaten erst hinterher im Kuehlschrank wiederfand), wir hatten jede Menge zu erzaehlen, viel gelacht und nebenbei den Toern nach Libyen vorbereitet indem wir die Weinvorraete dezimiert haben. Einreise dort nur ohne Alkohol an Bord! Montag, 06.04.2009 In letzter Zeit scheint unsere Hauptbeschaeftigung im Warten zu bestehen. Na ja, im Bauen und Reparieren natuerlich auch, aber auf irgendwas warten wir immer. Besseres Wetter, Waeschesack, Pakete ... Unsere Hafenhandbuecher fuer das oestliche Mittelmeer sind immer noch nicht da. Also heute noch keine Abreise und auf Morgen hoffen! Dienstag, 07.04.2009 5.45 Uhr, unser Wecker laeuft schrill zur Hoechstform auf. Gay und Graham wollen in einer Viertelstunde ablegen mit Ziel Lampedusa und wenn wir nicht mit ihnen als Paeckchen dorthin wollen muessen wir uns vorher noch losbinden. Alle stehen bereit, bei der Polizei ist alles erledigt, nur der Zollbeamte ist nicht da. Kurz nach 8 Uhr erscheint auch er und als Gay und Graham seinen leise geaeusserten “Wunsch” nach einer Flasche Whiskey nicht erfuellen (sie haben einfach keinen mehr auf Vorrat), entwickelt sich ploetzlich die fehlende “Hull-ID-Nr” zum echten Problem. Gegen 9 Uhr wird es selbst den Kollegen von der Polizei zu dumm und sie reden beschwichtigend auf den Zoellner ein. Nach 30 Minuten koennen wir endlich die Leinen loesen und die “Christina Lee” darf den Hafen verlassen. Fuer sie ist Lampedusa nun nicht mehr im Hellen erreichbar. Mittwoch, 08.04.2009 Immer noch keine Post. Wir satteln unsere Drahtesel und fahren nach Salakta. Immer an der Kueste entlang, vorbei an Feldern, Schafherden mit kleinen Osterlaemmern. Gleich hinterm Sandstrand eine lange Reihe neu gebauter pompoeser Villen, dann wieder kleine Doerfer mit einfachen alten Haeusern und natuerlich Moscheen. Wir fahren ueber Sandwege, gesaeumt von Kakteen, die als Begrenzung der Felder dienen, dazwischen Palmen - Natur pur. In Salakta verwandelt sich der Sandweg ploetzlich in eine nagelneue, breite zweispurige Strasse aus feinstem Asphalt, die hier in diesem kleinen Ort voellig deplaziert wirkt. Vor dem Neubau standen links und rechts der alten Strasse grosse Baeume, heute findet man hier nicht mehr einen Zipfel gruen ... Leider! - Abends versuchen wir mal wieder per Telefon, ein paar Sachen fuer die Einreise nach Libyen zu klaeren. Wir erfahren erstmalig Preise fuer moegliche Reisen und sind sprachlos. Dass es nicht billig wird war uns klar, aber das uebersteigt unsere Vorstellung. Morgen bekommen wir nochmal alles schriftlich per e-mail. Donnerstag, 09.04.2009 In Schriftform sehen die Preise nicht besser aus und abends tagt der “Krisenstab” in Person von Gabi, Joern und uns beiden. Wie wir es auch hin und her drehen, alles in allem uebersteigen die Kosten das Budget, das wir zur Verfuegung haben und sind unserer Meinung nach in dieser Hoehe nicht gerechtfertigt. Sie unterscheiden sich doch ganz erheblich von den uns bisher bekannten Preisen fuer Inlandstouren, erforderlichem “Reisebegleiter”, etc. Also wird Libyen erst einmal von unserer Reiseroute gestrichen. SCHADE! Nicht nur fuer uns, sondern auch wegen unserer Helfer. Yahia, der mit viel Engagement von Stralsund aus alles organisiert hat und Christiane, die auch noch dem x-ten Beamten die Kopie irgendeines Dokumentes mailte. Herzlichen Dank euch beiden! Sonnabend, 11.04.2009 Allsonnabendliches gemeinschaftliches “Mittagessen” der Mahdia-Seglergemeinde in einem “Einheimischen”-Restaurant der Stadt. Hassan, der Inhaber hat 25 Jahre in der Schweiz als Koch gearbeitet und freut sich riesig, extra fuer uns zu kochen. Wie immer bisher schmeckt es allen seeeehr gut und das ausgiebige Lob zaubert ein breites Lachen in Hassans Gesicht. Auf dem Nachhauseweg bin ich auf der Suche nach ein paar kl Sonntag, 12.04.2009 Von wegen himmlischer Schlaf! Mit bis zu 45 kn ( 9 Bft.) zerrt der Wind an den Booten. Da schaukelt nichts mehr sanft. Gegen 3 Uhr rollt sich das Vorsegel einer franz. Yacht auf und kraenkt sie gefaehrlich. Da wir im Paeckchen liegen, haben natuerlich auch alle anderen was davon. Die Maenner koennen das Segel mit viel Muehe bergen und eine Stunde spaeter bin ich mit nassem Schlafanzug (Regen) wieder an Bord. Der Sturm bleibt uns heute den ganzen Tag erhalten. Ganz klar, Bettwetter....! Frohe Ostern! Dienstag, 14.04.2009 Die Segler-Gemeinde von Mahdia befindet sich in Aufloesung. Wir brechen heute auf, Richtung Djerba. Auf unsere Post warten koennen wir auch woanders und dort unten ist zur Zeit das schoenste Wetter. Gerhard hat dasselbe Ziel (als Einhandsegler allerdings in Etappen) und die franzoesische Yacht “Flo” mit Michelle und Florance segelt zu den Kerkennah-Inseln. Joern und Gabi haben morgen ihren Krantermin in der nahegelegenen Werft, so dass der Besucherkai zur Freude der Polizei-, Zoll- und Garde National-Beamten leer ist. Endlich koennen sie ihre ungeteilte Aufmerksamkeit wieder den staendig laufenden Fernsehern in den Dienstzimmern widmen. - Gestern haben wir uns alle noch einmal in einem nahe gelegenen Restaurant zu einem Abschiedsabend eingefunden. Bier, Wein und dazu Snacks, es wurde englisch, deutsch und franzoesisch geplaudert und irgendwer uebersetzte immer, so dass jeder mitlachen konnte. Trotz des langen Abends haben heute alle puenktlich abgelegt, wobei es bei der “Flo” sicher nicht ohne Aspirin ging ... Mittwoch, 15.04.2009 Fuer die 130 sm bis zur Einfahrt in den Kanal von Houmt Souk, dem noerdlichen Hafen von Djerba, brauchten wir 29 Stunden. Einen neuen Streckenrekord haben wir damit sicher nicht aufgestellt, wir haben ja Zeit. Es ist 18 Uhr und wir koennten den 4 sm langen Kanal noch bequem schaffen, um gemeinsam mit den dutzenden heimfahrenden Fischern bei Tageslicht anzukommen, aber irgendwie haben wir noch keine Lust auf einen Hafen. Marion hat einen Ankerplatz im Westen der Insel ausgemacht und braucht mich nicht lange zu ueberreden. Wir drehen ab und segeln noch 15 sm weiter, in die beginnende Daemmerung hinein. In Gedanken sehen wir uns bereits mit einem Glas Rotwein im Cockpit sitzen, vor Anker schaukelnd, um uns herum nur Meer ... Soweit die Theorie. In der Praxis steht Marion die letzten Meilen vorn am Bug und haelt Ausschau nach Netzen und unbeleuchteten Fischerbooten, waehrend wir uns vorsichtig durch das Flachwasser ins Lee der Insel vortasten. Nach einer Stunde am Bugkorb friert man / F |
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Donnerstag, 16.04.2009 Wir werden wach, der Wind pfeift aber die Sonne lacht und wir befinden uns immer noch am selben Platz. Prima! Nach ausgiebigem Fruehstueck gehen wir ankerauf und nehmen Kurs auf den Kanal zum Hafen von Houmt Souk. Der Wind dreht fast augenblicklich auf NO (voll auf die Nase) und frischt merklich auf. Bis zur Hafeneinfahrt sind es nur 15 sm, aber vorher muessen wir durch den betonnten Kanal, der vor Jahren (!) auf ca. 4 m Tiefe ausgebaggert wurde. Gleich daneben ist alles flach, 0,7 m oder sogar 0,3 m ... beinahe wie Hiddensee. Laut Abbildung in unserem “Imray” stehen alle Tonnen in einer Linie und sind mit 190° anzusteuern, laut Text stehen sie nicht in einer Linie (?!) Na, das kann ja heiter werden! Wir entscheiden uns fuer die Textvariante, ignorieren die erste Tonne und halten tapfer 190°. Der Tiefenmesser macht’s spannend. 4,1 m, 2,5 m, 3,9 m, ... Um das Elend nicht mit ansehen zu muessen, verteile ich schon die Fender und Leinen an Steuerbord und Backbord. Ein Blick in die Runde sorgt fuer den naechsten Adrenalin-Schub: mit uns wollen zeitgleich noch diverse kleine und grosse Fischerboote in den Hafen und ausserdem noch mindestens sechs der grossen hoelzernen Touri-Vergnuegungs-Piratenschiffe. Die Fischer sehen das ganz entspannt, winken und gruessen, auch die ueberholenden “Piratendampfer” mit lautstarker Musik und zum Tanzen animierter, groelender Touri-Meute. Der Wind drueckt uns kraeftig nach Steuerbord. Kurz vor der Hafeneinfahrt stoppt das Piratenschiff vor uns auf - upps!! Ein Ausweichen ist nicht moeglich, aber es geht schon wieder weiter. Da kam nur ein kleines Fischerboot in die Quere... Im Hafenbecken ist alles am Sortieren, der eine will nach hier, der andere nach da und der naechste nach dort. Wir mittendrin, Ausschau haltend nach einer Moeglichkeit zum Anlegen oder Ankern. Da winkt es von einer franzoesischen Yacht an Steuerbord herueber, dort koennen wir laengsseits gehen. Noch schnell die naechsten, gerade in den Hafen gelaufenen Piratendampfer umkurven, Fender alle auf die rechte Seite und anlegen. Wie immer: die Leinen sind noch gar nicht fest, da stehen schon zwei Polizisten bereit und wollen gleich die Papiere sehen. Insgesamt kommen sechs Mann und alles in allem dauert es geschlagene zwei Stunden bis wir uns endlich umziehen und in die Stadt gehen koennen. Freitag, 17.04.2009 Es blaest immer noch kra Sonntag, 19.04.2009 Die vergangenen drei Tage haben wir fuer ausgiebige Erkundungstouren quer durch Houmt Souk, die Hauptstadt von Djerba, genutzt und sind auf eine Menge historischer und religioeser Sehenswuerdigkeiten gestossen. Als erstes stand die grosse 800 Jahre alte Festung “Bordj el-Kebir” auf unserem Plan. Fast die ganze Zeit waren wir dort alleine und uns draengte sich der Vergleich mit Rom auf, wo vor lauter Touristen kaum noch etwas von den alten Steinen zu sehen war. Um so mehr geniessen wir die Stille hier. In der Stadt findet man ueberall die landestypische Architektur mit Kuppeln und Tonnengewoelben, dazwischen franzoesische Kolonialbauten mit hohen Fenstern und Tueren und offenen Gaerten. Mittendrin massiv gebaute, weiss getuenchte Moscheen, von denen uns die “Djami’et-Turuk” (Tuerkenmoschee) mit ihrem bleistiftaehnlichem Minarett und die “Mosquée des Etrangers” (Fremdenmoschee) am besten gefallen. Fuer uns Unglaeubige sind sie natuerlich nicht zugaenglich. Ausserdem gibt es noch zwei ehemalige Karawansereien ( frueher als Unterkunft von Haendlern, Pilgern oder Reisenden genutzt, mit Platz und Verpflegung fuer deren Kamele und Pferde), die um- und ausgebaut auch heute als Hotels genutzt werden. Houmt Souk hat wie fast alle tunesischen Staedte einen labyrinthartigen Souk und dicht dabei zwei Ma Montag, 20.04.2009 Marion hat heute Waschtag und ehe ihr Worte wie “... das Deck koennte aber auch mal wieder eine Waesche vertragen...” ueber die Lippen kommen versuche ich, mich schnell nuetzlich zu machen. Das 20°C warme Hafenwasser verleitet mich zu einem Inspektionstauchgang. Der Neopren passt irgendwie nicht mehr so richtig, bis Marion mich aufklaert: ich habe mich verkehrt herum reingezwaengt. Deswegen ist der Reissverschluss am Bauch und die Knie hinten. Andersrum sitzt er dann auch deutlich besser und ich verschwinde im trueben Nass. Zu sehen ist so gut wie gar nichts und so taste und fuehle ich ziemlich nutzlos am Unterwasserschiff rum. Natuerlich kann ich das nicht zugeben und so schabe ich ein wenig hier, stochere ein wenig da und kletter nach einer Stunde mit wichtiger Mine zurueck auf’s Deck. “Alles o.k. da unten!” Marion hilft ihrem Helden aus dem “Unterwasserstrampler”, waescht und frottiert ihn und hat wenig spaeter ihren neuen Pflegefall: er hoert links nichts und hat gaaanz dolle Ohrenschmerzen! Dabei hatte sie gerade erst gestern die Mobilat Salbungen seiner Mahdia-Verletzungen abgesetzt. Dienstag, 21.04.2009 Immer mehr Fischerboote kommen auf unsere Hafenseite. Mittlerweile liegen sie in 6er Paeckchen aber das scheint noch ausbaufaehig zu sein. Ein Sturm mit 9 Bft. aus NW ist angesagt und wir liegen an der geschuetzten Seite der Mole. Selbst unser franzoesischer Nachbar Michel zeigt leichte Zeichen von Nervositaet und nestelt an seinen Leinen rum. Dabei schien mir der Bewuchs unter ihrem Boot (von Marion liebevoll “Mutterschiff” getauft) ein sicheres Zeichen dafuer, dass sie bereits an der Kaimauer festgewachsen sind. Gemeinsam spannen wir zwei zusaetzliche Leinen und zotteln nochmal an den anderen. Die Fischer basteln derweil fleissig weiter an ihren “Riesenpaeckchen”. Ich stelle erste Ueberlegungen an, wieviele Schiffchen jetzt noch dazukommen muessten, damit man trockenen Fusses von einer Hafenseite zur anderen gelangt, ohne Jesus zu heissen. Mittwoch, 22.04.2009 Dass mit dem Sturm war irgendwie ein Reinfall. Dafuer haben unsere Nachbarn wohl entschieden, wenn wir an ihnen “dranhaengen” muessen sie sich auch um uns kuemmern und nehmen uns mit zu einem Freund. Dort koennen wir unseren Laptop zwecks Internetzugang “einstoepseln” und sind somit e-mail- und Wettermaessig mal wieder aktuell. Eine Unterhaltung faellt schwer, Michele spricht ueberhaupt kein Englisch, seine Frau Claude nur ein paar Worte. Wir schildern mit Hand und Fuss unsere Suche nach einem Moterrollerverleih und bekommen den entscheidenden Tipp: in der Naehe vom Hotel “Isis”, in de Freitag, 24.04.2009 Gegen 17 Uhr kurven wir durch die “Zone Touristique” und versuchen in dieser Hotelstadt mit den riesigen, kuenstlichen Gruenanlagen das “Isis” zu finden, um den kleinen Roller zurueckzugeben. Hier Sackgasse, grosse Mauern, die naechste Strasse auch wieder Sackgasse, Mauer, massive Tore und ein Wachposten. Die Touristen sind wohlbehuetet und von der Aussenwelt abgeschirmt. Als erfahrene Scouts finden wir natuerlich den “Rollermann” wieder, der ganz verzweifelt auf das ziemlich vollgemodderte Moped guckt. Kleine Rache fuer den nur halbvollen Tank bei der Uebergabe. - Donnerstag frueh schwingen wir uns auf den knallroten Roller und starten erst einmal Richtung Sueden. Nach 8 km sind wir schon in La Ghriba, wo wir uns die bereits 2500 Jahre alte juedische Synagoge ansehen (natuerlich mit entsprechender Kopfbedeckung!).Waehrenddessen sind mehrere Mittwoch, 29.04.2009 Rege Betriebsamkeit an Bord - morgen wollen wir die Leinen loswerfen und Richtung Malta segeln. Davor ist noch einiges zu erledigen . So haben wir uns heute vormittag schon mal probehalber von der “Cadaques”, unserem “Mutterschiff” abgenabelt und sind auf die andere Seiete des Hafens gefahren, zum Dieselbunkern. Dann schnell wieder zurueck! Michele stand auch schon mit allen Leinen bereit und hat uns empfangen. Spaeter werden beide Vorsegel runtergenommen weil an den Rollanlagen was geaendert werden muss, anschliessend alles wieder raufzotteln. Wasser muss noch gebunkert werden, dazu duerfen wir den nachbarlichen Schlauch benutzen, der schon entsprechend der Strecke bis zum Wasserhahn (ca. 150 m) verlaengert wurde. Der Kpt nutzt die Gelegenheit zu einer schnellen Reinigung des Decks (vor lauter Salz und Sand kann man auch beinahe nichts mehr anfassen). Zur Kaffeepause sitzen wir dann mit Claude, Michele und zwei dicken Woerterbuechern zusammen. Es ist doch erstaunlich, was man inzwischen auf Franzoesisch versteht, oder besser gesagt, sich zusammenreimt. |
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Donnerstag, 30.04.2009 Zuerst im Office die Gebuehr fuer die Nutzung der (noch zu bauenden) Marina entrichten, Polizei und Zoll von unserer geplanten Abreise unterrichten, zum Markt gehen und die Rucksaecke mit (preiswertem) Obst und Gemuese vollstopfen und auch die letzten Dinar noch in Milchkartons anlegen. Alles zum Schiff schleppen, versuchen es dort irgendwo zu verstauen und dann stehen die “Offiziellen” auch schon am Boot. Blaettern in den Paessen, stempeln derselben, Zollerklaerung, fluechtiger Blick ins Boot, Haendeschuetteln und “bon voyage - Gute Reise”! So einfach kann Ausklarieren sein. Nach fast acht Monaten in Nordafrika freuen wir uns auf neue Ziele (und auf Schinken!). Gestern erhielten wir eine Nachricht von der “Christina Lee”. Die Beiden sind immer noch auf Malta und warten jetzt auf uns. Leinen los! Sonnabend, 02.05.2009 Der Wind hat sich die meiste Zeit mal wieder nicht an seine Absprachen mit den Metereologen gehalten. Meist zu schwach, dann zuviel und bei perfekter Staerke war garantiert die Richtung falsch. Ganze 52 Stunden quaelen wir uns mit den 225 Seemeilen rum und die einzige Abwechslung waren die Tiefflugumkreisungen durch italienische Militaerflugzeuge. Yachtwatching! Kurz vor 18.00 Uhr liegt die Mira mit gelber Einklarierungsflagge am Steg im Hafen von Mgarr auf der Insel Gozo. Nur nichts ueberstuerzen, die Polizei hat schon Feierabend und in der Marina arbeitet jetzt sowieso keiner mehr. Immerhin koennen wir schon mal die Zollpapiere fertig machen. Das heisst, eigentlich ist sich der nette Beamte sicher, dass wir nichts zu verzollen haben. Er weiss natuerlich auch was sich alles auf Segelyachten befindet und fuellt dementsprechend die ganzen Formulare fuer uns aus. Wir duerfen selbstverstaendlich schon an Land und das lassen wir uns dann auch nicht zweimal sagen. Kurzer Stadtrundgang und schon sitzen wir in einem kleinen, rappelvollen Restaurant, wo wir uns eine Karaffe Hauswein und zwei riesige SCHINKEN-SALAMI-Pizzen schmecken lassen! Sonntag, 03.05.2009 Nachdem wir heute frueh auch den Segen der Emigration-Police bekommen haben und im Marina-Office bei der Bekanntgabe der Liegegebuehr nicht in Ohnmacht gefallen sind, beschliessen wir, einige Tage hierzubleiben. Die Waschmaschine darf sich mal wieder ‘nen “Wolf laufen” und wir brechen derweil auf zum Sightseeing. Unsere Bootsnachbarn haben uns irgendwelche Tempel mit unaussprechlichem Namen empfohlen und wenig spaeter landen wir per Bus in der Inselhauptstadt Victoria. Es ist Sonntag, der letzte Bus Richtung Tempel ist weg und die Offerten der lauernden Taxifahrer scheinen wenig verlockend. So wichtig sind uns die alten Steine dann auch wieder nicht und Victoria ist ja schliesslich auch sehenswert. Montag, 04.05.2009 Heute haben wir es dann doch noch geschafft, den Ggantija Tempel zu besuchen. Gay und Graham sind schon ganz frueh von ihrem Ankerplatz in die Mgarr-Marina geweht und waren auch sofort der Meinung, dass ein wenig Kultu Dienstag, 05.05.2009 Gay machte gestern den Vorschlag “we make a barbecue tomorrow” und hat schwupps schon mal gleich Fleisch gekauft. Natuerlich hatten beide Frauen sofort Ideen Mittwoch, 06.05.2009 Heute wollen beide Crews zur Nachbarinsel, nach Valletta segeln. Aber gaaaanz in Ruhe! Erstmal ausgiebig frue Montag, 11.05.2009 Seit heute sind wir alleine an unserem Ankerplatz vor Valletta. Die “Christina Lee” ist in eine “Marina um die Ecke” gefahren, Wasserbunkern, Shoppen und Waeschewaschen. Marion hat ja Glueck, dass sie einen so umsichtigen Skipper hat, der sich fast nie bekleckert und dementsprechend auch kaum etwas in ihrem Waeschekorb. “So um die Ecke” ist hier sowieso alles, die Republik Malta ist insgesamt vielleicht halb so gross wie Ruegen und eigentlich sind es drei Inseln, Malta, Gozo, dazwischen Comino. Geherrscht hat hier auch so ziemlich mal jeder, der im Mittelmeer jemals was zu sagen hatte, aber am beruehmtesten waren sicher die Kreuzritter des Malteserordens (Johanniterorden). Das waren die mit dem roten Umhang und weissem Kreuz darauf (genau, wie auf der Aquavitflasche!) Die haben auch die Hauptstadt Valletta, eine beeindruckende Festungsanlage, gebaut. Inmitten dieser gewaltigen Wehrmauern unzaehlige Kirchen, wie es sich fuer einen richtigen Orden gehoert. Wir haben nicht mal versucht sie alle anzuschauen, die “Schiffswrack-Kirche des heiligen Paulus” war allerdings ein Muss! Da waren wir sogar zweimal drin, da beim ersten Besuch die heiligen Reliquien von einer Gruppe “Dauerbeter” blockiert waren. Den Knochensplitter vom Apostel wollte ich nun mal sehen. Der gute Paulus ist hier bei seiner Fahrt nach Rom gestrandet und da schon mal hier, hat er den Insulanern mal gleich das Christentum ans Herz gelegt. Damit war er so erfolgreich, dass die Araber sie waehrend ihrer spaeteren Herrschaft nicht mehr davon abbringen konnten. Dafuer haben diese den Maltesern ihre Sprache dagelassen, das Maltesische ist zu 70 Prozent arabischen Ursprungs, wird aber mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Zum Glueck fuer alle Nicht-Malteser ist aber Englisch auch noch Amtssprache. Wie ganz Malta ist auch Valletta nicht wirklich gross und beim Schlendern durch die Strassen und Gassen ist man in jeder Richtungen schnell wieder an seinen riesigen Verteidigungsmauern und Zitadellen angelangt, die meist herrliche Ausblicke bieten. Per Bus, von denen viele schon Oldtimer Donnerstag, 14.05.2009 Den dritten Tag schaukeln wir an unserem Anker in der “Blauen Lagune” von Comino. Wirklich eine herrliche Ankerbucht mit kristallklarem Wasser, was unzaehlige Bootsbesitzer und Ausflugsschiffe dazu veranlasst, aus allen Ecken der Insel hierher zu pendeln um Touristen abzuladen. Diese werden aber gegen 16 Uhr wieder mitgenommen und dann kann man die Bucht (mit einer Handvoll weiterer Segelyachten) geniessen. Zumindest bis zum naechsten Tag 10 Uhr! Gestern war wieder Barbecue am Strand. Ich konnte vor unserer Abfahrt der Versuchung nicht widerstehen, im Supermarkt die Fleischtheke leerzuraeumen und so durfte Graham sich ausgiebigst mit der Grillzange austoben. Erst gegen Mitternacht haben dann zwei Skipper versucht ihre Schlauchboote wenigstens in die ungefaehre Richtung der ankernden Boote zu steuern. War ein sehr langer und lustiger Abend, nur zur heutigen Inselwanderung sind wir dann etwas verspaetet und leicht geschwaecht angetreten. Tolle Buchten, einsame Straende, steile Klippen, Kaninchen, Rebhuehner und die zwei letzten Inseleinwohner. Wir haben jetzt alles gesehen! Im einzigen Hotel der Insel koennen wir sogar ins Internet, Post und Wetter checken. Marion findet den Beweis, dass die Kinder doch an den Muttertag gedacht haben und ich die Vorhersage der Metereologen fuer eine steife Brise heute Nacht und Morgen. Diesmal scheinen sie richtig geraten zu haben, die “Mira” zerrt schon recht kraeftig an ihrem Anker. Fuer unser Abendprogramm im “Hafenkino” ist vor zwei Stunden noch die etwas groesser geratene Version einer Segelyacht in die Bucht gerauscht. Mit Schwung laesst der Skipper den Anker neben uns ins Wasser rauschen, gruesst kurz herueber, streift sich die Handschuhe ab und schreitet in den Salon. Seitdem ist seine Crew, drei Philippinos, damit beschaeftigt die Yacht zu schrubben, zu wienern, zu polieren, ....... Freitag, 15.05.2009 Die “Christina Lee” hat heute frueh aufgegeben und ist zur Nachbarinsel in die Marina Mgarr gefahren. Graham moechte mal wieder in Ruhe schlafen. Bis auf unseren “exclusiven” Nachbarn haben wohl auch alle anderen Boote die Schaukelei satt, oder mangelndes Vertrauen in die Haltekraft ihres Ankers. Da wir wenig Lust verspueren bei den Wellen mit dem Schlauchboot an Land zu fahren ist heute Faulenzen angesagt. ”Die Olsenbande” zum Fruehstuecksfernsehen (hatten wir schon seit Monaten nicht mehr!) und den Rest des Tages schauen wir der Crew unseres Nachbarn beim unablaessigen Putzen der Yacht zu. Was zum Teufel gibt es an einem Heckkorb ueber drei Stunden lang zu wienern? Sonnabend, 16.05.2009 Das mit dem Wind hat sich gestern Nachmittag gelegt, dafuer hatten wir dann eine wunderbare Duenung in der Bucht. Die ganze Nacht ueber haben zwei Yachten fuerchterlich in den Wellen gerollt und in deren Inneren zwei Crews in ihren Kojen. Entsprechend unausgeschlafen duerfte die Nachbarcrew dann auch beim morgendlichen Putzen des bereits Geputzten gewesen sein. Als gegen Mittag dann auch noch eine Gewitterfront heranzieht hat der Skipper wohl die Nase voll und geht Anker auf. Jetzt haben wir die Blaue Lagune ganz fuer uns alleine! Wir beschliessen das Elend auszusitzen, heute an Bord fleissig zu sein und noch eine dritte Nacht mit “Schleuder-Kojen” in Kauf zu nehmen. Mittwoch, 20.05.2009 Wir hatten die “Blaue Lagune” noch zwei Tage fast fuer uns alleine nur ein, zwei weitere Boote konnten sich fuer die Schaukelei erwaermen. Aber seit Montag “steppt hier wieder der Baer”. Ein gutes Dutzend Yachten haben ihre Anker ins Wasser geworfen (genau so!) und dazwischen heizen die kleinen Faehren und Motorboote mit neuen Tagesgaesten hin und her. Als sich dann gestern Abend auch noch ein grosses “Partyschiff” mit einer groelenden Meute an Bord in die Bucht schiebt, den Anker wirft um dann bis weit nach Mitternacht alles im Umkreis von mehreren Meilen mit seiner (graesslichen) Musik zu beschallen, reicht es uns: Ortswechsel! Gay und Graham, seit gestern schaukeln sie wieder neben uns, stellen ebenfalls fest, dass ihr Musikgeschmack nicht ganz getroffen wurde und so gehen wir gemeinsam Anker auf mit Ziel Gozo, Dwejra Bay. Nach zweistuendiger Motorfahrt (der Donnerstag, 21.05.2009 Gozo ist die noerdliche und kleinere Insel des Staates Malta, auf der es eher etwas ruhiger zugeht. Beinahe rundherum ist Steilkueste und kreuz und quer auf der Insel sind ein paar Staedchen verstreut, die so wohlklingende Namen haben wie Xewkija, Ghajnsielem, Xaghra, Mgarr ... und jede hat natuerlich ihren eigenen prunkvollen Dom oder zumindest eine grosse Kirche. Dazwischen kleine Felder und Weinberge, der Rest ist ziemlich trocken (aehnlich dem aeusserst leckerem Inselkaese aus Schafs- oder Ziegenmilch). Im Nordosten befindet sich die Ramla Bay, wo Odysseus, nach seinem Schiffbruch von der Nymphe Calypso gerettet, 7 Jahre mit ihr zusammen lebte. - Die Jagd scheint auf Gozo Volkssport zu sein. Ganz oben auf den Klippen kann man mehrere Dutzend kleiner Unterstaende fuer die Jaeger sehen, wo sie im Fruehjahr und Herbst auf die durchziehenden Zugvoegel “warten”. Ueberall begegnen wir Eidechsen, Gekkos und den kleinen sandfarbenen Hasen. Letzteren sogar des oefteren treibend im Meer. Scheinbar klappt es bei der wilden Flucht ueber die Klippen nicht immer mit dem Abbremsen vorm Abgrund. - Wir verbringen den Tag mit dem Erkunden der Umgebung und schnorcheln um die naeheren Felsen, u.a. dem “Fungus Rock”, der aufgrund eines seltenen heilkraeftigen Pilzes beruehmt ist, der darauf waechst/wuchs. Die Fische zu seinen Fuessen sind auch nicht schlecht. - Am spaeten Nachmittag erscheint in der Bucht ein indisches Filmteam, das einige Szenen fuer einen neuen “Bollywood”-Streifen hier drehen will. Hinter der Hauptdarstellerin rennt permanent ein Typ mit ‘nem Sonnenschirm hinterher und “beschattet” sie. Irgendwie bringt mich das auf Ideen bezueglich neuer Aufgaben fuer meinen Kpt :) |
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Freitag, 22.05.2009 Heute laden wir unsere englischen Nachbarn in unser Dinghi und tuckern gemeinsam in die naechste Bucht, vorbei am “Krokodilfelsen” (bei Tauchern sehr beliebt), am “Blauen Fenster”, einer durch Wind und Wellen “bearbeiteten” Felsformation, und fahren durch einen hohen natuerlichen Tunnel auf tiefblauem Wasser in den dahinter liegenden Hafen des Doerfchens Dwejra. Zu Fuss geht’s dann direkt auf das kleine Plateau des “Fensters” und zur Feier des Tages gibt’s fuer jeden dort oben ein kleines eiskaltes Bier. Was fuer ein wunderschoe Sonnabend, 23.05.2009 “Habt ihr noch Brot?”, Graham klopft an unser Cockpit. “Nein!”, also haben wir fuer heute eine Aufgabe: BROT KAUFEN! Einige Buchten weiter ist ein kleiner Ort, da wollen wir unser Glueck versuchen. Schnell alle “landfein” machen und ab ins Schlauchboot. Ausserhalb unserer schoenen Ankerbucht ist das Meer doch bewegter als wir dachten. Nach mehr als einstuendiger Fahrt klettern wir beinahe trocken an Land. “Brot kann man nur in Victoria kaufen, der einzige kleine Markt hier hat seit Wochen zu.” Den “Eingeborenen” ist es sichtlich peinlich und sie entschuldigen sich ausgiebigst dafuer. Der Bus faeh Dienstag, 26.05.2009 Gegen 12 Uhr ziehen wir die italienische Gastlandsflagge hoch, wir sind kurz vor Sizilien. Nachdem wir noch einen Hafentag in Mgarr eingelegt hatten, zum Wasserbunkern, Deckschrubben, Waschmaschinendauerrennen, Bettenwechsel, Einkaufen, unter Deck alles wienern, zwischendurch desoefteren duschen, ... haben wir gestern Mittag ausklariert, den Bug in Richtung Sizilien gedreht und die Segel gesetzt. Zuerst war nur die Rede von einem kurzen Stopp auf dem Weg nach Griechenland, aber irgendwie scheinen Vulkane auf Marion eine gewisse Faszination auszuueben. Aetna, Stromboli “... und so weit ist es doch gar nicht.” Wir haben ja gluecklicherweise Zeit und Pizza schmeckt schliesslich auch lecker... Unterwegs widerstehen wir tapfer der Versuchung den Motor zu starten, obwohl wir zeitweise so langsam sind, dass wir ums Boot schwimmen koennten. Mittwoch, 27.05.2009 Syrakus - die heutige Stadt nimmt nur einen bescheidenen Teil der Flaeche des antiken Syrakusai ein, das vor ueber 2000 Jahren das wirtschaftliche, politische, aber auch das wissenschaftlich kulturelle Zentrum von Sizilien war. Hier trafen sich Dichter und Philosophen aus der gesamten griechischen Welt. Mit der Eroberung durch die Roemer 212 v.Chr. verlor die Stadt wie der Rest der Insel ihren Glanz ... Trotzdem wollen wir die einstige Millionenstadt gesehen haben und versenken unseren Anker in der grossen Bucht davor, wo schon ca. zwanzig Boote aus allen moeglichen Laendern liegen. Unter ihnen entdecken wir die “Monade” aus Belgien, mit Marc und Casper an Bord. Irgendwo trifft man sich wohl doch immer wieder, das Mittelmeer ist ja sooo klein. Syrakus gefaellt uns so gut, dass wir noch bleiben. Donnerstag, 28.05.2009 Wir sitzen noch im Schlafanzug als Marc ans Boot klopft. Sein Motor will nicht, ob René nicht mal gucken koennte. Er kann und eine halbe Stunde spaeter verrichtet der Motor der “Monade” wieder pflichtgemaess seinen Dienst. Anschliessend steht fuer uns das antike Syrakus auf dem Plan, oder besser gesagt die Reste davon. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Wallfahrtskirche “Sant.d.Madonna delle Lacrime”vorbei, einem riesigen und aeusserst haesslichem Betonbau, und wir kommen nicht umhin, einen Blick hineinzuwerfen. 1958 hat hier das Madonnenbild geweint und daraufhin wurde diese Unmenge Beton hierher gestellt. Das Innere ist einfach und beeindruckend, die Akkustik schlichtweg umwerfend!! Weiter geht’s zum Grab des Archimedes (das war der mit ”Heureka, ich hab’s!” in der Badewanne). Wir laufen meilenweit um alte Steine, wobei Marions Hauptaugenmerk wie immer den Blumen, Baeumen, Schmetterlingen, ... dazwischen gilt, weswegen wir recht langsam voran kommen. Roemisches Amphitheater links, griechisches Theater rechts, hier eine Grotte, dort stehende und liegende Saeulen ... Uns tun irgendwann die Fuesse weh und wir haben Hunger! Trotzdem schaffen wir noch den Besuch beim Erzbischof von Sizilien, d.h. zumindest seines Amtssitzes, der Kathedrale von Syrakus. Diese wurde dem antiken Athena-Tempel aus dem 5.Jhd.v.Chr. einfach “uebergestuelpt”, dadurch ist der Uralttempel natuerlich bestens erhalten. - Das Beste zum Schluss: eine Trattoria, rammelvoll, ohrenbetaeubender Laerm durch lamentierende Italiener (so sind sie halt), Unterhaltung nicht moeglich - aber die Pizza suuuuper lecker! Sonnabend, 30.05.2009 Vor der Abfahrt nach Norden gehen wir erst nochmal shoppen im “Lidl”. Bei dem Angebot kann man ja fast feuchte Augen kriegen! Anschliessend alles zum Dinghi buckeln, kurz bei Marc und Casper vorbei zum Verabschieden und dann alles schnell verstauen und zusammenraeumen. Aber erstmal taucht Heinrich aus der Schweiz mit seinem Schlauchboot auf. Er liegt hier auch mit seiner Reinke und will schladdern. Gutes timing! Um 14.30 Uhr lichten wir endlich den Anker. Wind und Welle legen gut zu, trotzdem ist unser geplanter Ankerplatz nicht vor Mitternacht zu erreichen. Also umdisponieren und puenktlich zum Sonnenuntergang inspizieren wir eine kleine Bucht bei den “Zyklopen-Inseln”. Ganz schoener Schwell, aber wir sind ja nicht verwoehnt, es wird schon gehen. Zyklopen sehen wir keine mehr, schnell ist es stockdunkel. Vielleicht morgen frueh. Sonntag, 31.05.2009 Gut durchgerollt und etwas zertreten quaelen wir uns aus den Kojen. Zyklopen sind immer noch nicht zu sehen (haben ja vielleicht Sonntags frei). Wir sitzen gerade beim Fruehstueck, als lautstarker Gesang aus der kleinen Kirche herueber schallt. Hier ist die Welt noch in Ordnung! In letzter Zeit haben wir so viele Kirchen besucht, eigentlich muessten wir schon mit einstimmen koennen. Aber mit vollem Mund singt man ja auch nicht. Heute wollen wir zum italienischen Festland ruebersegeln, zur Stiefelspitze, um uns sozusagen am “grossen Zeh” einen Ankerplatz als gute Startposition fuer die morgige Passage der “Strasse von Messina” zu suchen. Dicke fette Wolken haengen ueber Sizilien und so hat Marion gleich was zu bemaengeln: “Der Aetna ist gar nicht zu sehen!” Das ist er dann auch die ganze Fahrt ueber nicht, dafuer haben wir mehr als zwei Stunden lang Begleitung von Delphinen. Dienstag, 02.06.2009 Eine Sturmwarnung hat uns in den Hafen von Reggio di Calabria getrieben und jetzt druec Mittwoch, 03.06.2009 Gestern sind noch ein paar Yachten reingeweht und jetzt ist der Hafen voll. An uns “haengt” jetzt Vadek (62) aus Szczecin mit seinem Acht-Meter-Booetchen. Von seiner Duschdarbietung im Cockpit war Marion sehr angetan (Anmerkung Bordfrau: So’n Quatsch!), ich hab den Bauch gleich ein Stueck weiter eingezogen. Bisher haben wir gedacht, dass die “Mira” wie bloed im Schwell der vorbei fahrenden Schnellfaehren tanzt, aber bei seinem Boot warten wir jedes Mal auf einen Ueberschlag oder Doppelten Rittberger. Wie er dabei nachts schlafen kann bleibt fuer uns ein Raetsel. Vielleicht angeschnallt? Donnerstag, 04.06.2009 7 Uhr, mein Kpt tappert schon durchs Boot. Ist er aufgeregt weil wir heute durch die “Strasse von Messina” fahren? Viel hat man schon darueber gehoert: starker Wind und Stroemung, z.T. Strudel im Wasser, viel Grossschiffsverkehr, ... Nein, ich glaube nicht. Seine erste Aufgabe ist mal wieder, den Windgenerator von diversen Metern Angelsehne zu befreien. Dann schnell fruehstuecken und Leinen los (das ist gar nicht so einfach weil die Poller etc hier im Hafen alle unheimlich rostig sind, die Leinen kleben daran wie an Widerhaken). Der Wind der letzten Tage hat den Himmel blank geputzt und wir koennen auf der anderen Uferseite wunderschoen den Aetna mit seinen 3363 m und Schneehaeubchen sehen. Kaum haben wir Reggio d.C. verlassen sind wir auch schon in der “Strasse von Messina”. Viel los ist hier ja nicht gerade. Von den Faehren mal abgesehen, die die Strasse von beiden Ufern aus durchqueren, sind wir ganz allein. Keine Frachter, Containerschiffe weit und breit. Auch kein Sturm. Aber unter uns, im Wasser, geht die Post ab.Hier stroemt das warme Wasser des Tyrrhenischen Meeres in das kaeltere, salzigere Ionische Meer. Noch dazu steigt der Meeresgrund von ca. Freitag, 05.06.2009 Hobbyvulkanologe Marion zieht es dann heute doch in Richtung Gipfel des Stromboli (924 m). Es mangelt zwar an eingeborenen Traegern, aber sie hat ja mich. Auf dem unendlich langen staubigen und steilen Pfad denke ich die meiste Zeit an ein eiskaltes Bier und ab und zu auch, dass ausser uns keiner so bloed ist, bei 30°C hier raufzuklettern. Wir treffen unterwegs allerdings noch eine polnische schweisstriefende Wandergruppe. Am Aussichtspunkt, auf ca 900 m Hoehe angekommen, zaubere ich zwei Dosen Prosecco aus meinem Marschgepaeck und so geniessen wir angemessen die “Stromboli-Show” vor uns. Der Vulkan schlaeft nie, er raucht ohne Unterlass und alle 5-20 min laesst er Druck ab. Weisser Rauch, dunkler Qualm, tiefes Grummeln, pfeifendes Ausspucken von F Sonnabend, 06.06.2009 Als wir um 9 Uhr endlich aus der rollenden Koje fallen, liegen nur noch zwei Boote hier. Unsere “Leidensfaehigkeit” ist wohl schon ausgepraegter als bei den vielen Chartercrews. Wir fahren ins Lee der Insel und treiben in ruhigem Wasser vor der Feuerrutsche des Vulkans. Duschen, Fruehstueck, Abwaschen und dazu die “Spuckshow”. Dann weiter nach Panarea. Die naechste Sturmwarnung kommt ueber Funk durch und wir beschliessen, vor San Pietro zu Ankern. Bei dem verkrauteten Grund bleibt es beim Versuch. Also wieder an eine Mooring (den Preis kennen wir ja schon). Dafuer ist der kleine lebhafte Ort wirklich huebsch und wir haben mal eine ruhige Nacht. Sonntag, 07.06.2009 Bei unserer Inselwanderung entdecken wir eine herrliche, gut geschuetzte Ankerbucht. Nachdem Marion alle Pflanzen unterwegs bestaunt und angefasst hat, wir zwischen den Resten einer Bronzezeitsiedlung am Cap Milazzese ein kaltes Bier geniessen, ich in einer dramatischen Rettungsaktion des, vom Winde verwehten Sonnenhutes meiner Angebeteten, meine Kletter- und Schwimmkuenste unter Beweis stelle, wir natuerlich noch ein Eis schlecken, steuern wir die “Mira” in besagte Bucht. Es pfeift zwar immer noch ganz nett, aber wir haben hier fast keine Welle und sandigen Ankergrund. Das gibt ‘nen Ruhetag! Montag, 08.06.2009 Emsiges Werkeln an Bord (ein “Ruhetag” bedeutet ja nicht, dass man faul abhaengt). Am fruehen Nachmittag satteln wir aber unser Schlauchboot und sausen mal schnell zu den 1,5 sm entfernten Inselchen Lisca Bianca und Bottaro, die wir dann sehr langsam umrunden. Hier soll es schoene Gasaustritte unter Wasser geben, sozusagen “Whirlpool a’la vulcano”. Als wir schon fast komplett rum sind und wieder zurueck fahren wollen, entdecken wir grosse Strudel im Wasser. Das muss es sein! Der kleine Anker wird ueber Bord gekickt und mein Kpt stuerzt sich todesmutig mit Schnorchel und Taucherbrille ins blaue Nass. Weisungsgemaess bewache ich das Boot und beobachte ihn gespannt. Er taucht auf und haelt jubelnd den Daumen nach oben. Das will ich natuerlich auch sehen! Mit Taucherbrille und Schnorchel bewaffnet schwimme ich VORSICHTIG auf die, vom Meeresboden aufsteigenden Luftblasen zu. Es sind bestimmt fuenf grosse Austritte, die glitzernden “bubbles” sehen in der Menge aus wie Saeulen. Seltsam schoen, da durch zu schwimmen. Das Wasser ist hier kaelter und die Blaeschen sind wie Peeling auf der Haut. Toll! Spaeter schwimme ich noch einmal durch diesen “Pool” und stelle fest, dass er ganz schoen mieft. Naja, Schwefel eben... |
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Dienstag, 09.06.2009 Zum Glueck liegt hier alles dicht beieinander, so dass wir morgens nicht in Hektik verfallen. Wir wollen zur Insel Salina. Damit es im Logbuch nicht ganz so albern aussieht segeln wir noch einmal um die Insel herum. Dabei segeln wir auch durch einen versunkenen, halbierten Vulkankrater. Unser Anker faellt dann vor Rinella, einem kleinen Fischerdoerfchen, um das der Tourismus bisher einen grossen Bogen gemacht hat. Ist aber trotzdem ganz nett hier und als die einzigen Gaeste geniessen wir auf der Restauranttarrasse nicht nur einen Superausblick (auf die ankernde “Mira” und schneebedeckten Aetna), sondern auch die absolut leckeren “Spaghetti Eoliana”. Mittwoch, 10.06.2009 Wenn man ganz ehrlich ist, es stinkt hier. Wir ankern vor Vulcano. Der Namensgeber ist zwar schon seit ueber 100 Jahren nicht mehr ausgebrochen, aber ueberall blubbert und brodelt es vor sich hin. Gleich nebenan sind heisse Quellen und eine grosse Schlammgrube. Darin sitzen die Leute bis zum Hals in der Pampe und warten, dass sich die Haut wieder strafft oder die Pickel weggehen. Werden wir auch mal testen. Dazwischen kommt ueberall heisser Schwefeldampf aus der gelb verfaerbten Erde - und der STINKT. Donnerstag, 11.06.2009 Staendig kommen uns schweisstriefende, staubbedeckte Leute mit dicken Wanderschuhen entgegen. Der Aufstieg zum Krater des Vulkans ist hier ein MUSS, vorzugsweise am kuehlen Morgen. Erfahrungsgemaess sind Vulkane aber auch Mittags noch da, so das wir schoen ausschlafen, in Ruhe Fruehstuecken und uns anschliessend auf den Weg machen. Selbiger ist dann lang, steil, staubig und (zumindest auf dem Hinweg) fuehrt immer Bergauf. Oben kann man sich dann entscheiden: super Aussicht nach allen Seiten auf Meer Inseln, Aetna, Stromboli oder sonstige qualm Freitag, 12.06.2009 Mein Fruehsport findet heute im Meereswhirlpool am Strand statt. An einigen Stellen steigt dort heisser Schwefeldampf auf, Mann sitzt im p...warmen Wasser und laesst sich “beblubbern”. Schoene Massage, aber geruchsintensiv! Beim Fruehstueck wird dann der stinkende Schlamm abgewaehlt. Die Vorstellung wie sich Generationen von Touristen in der Moddergrube sitzend gegenseitig die Pickel ausdruecken, hat Marion die Sache irgendwie verleidet. Desweiteren glaubt sie gewisse Aehnlichkeiten bezueglich Konsistenz und Geruch mit dem Inhalt unseres Grauwassertanks erkannt zu haben. Also Tschuess Aeolische Inseln, wir gehen Anker auf, Kurs Syrakus. Strasse von Messina, die “Zweite”! Einzig bemerkenswert: eine grosse Schildkroete, die an uns vorbeipaddelt. Die Ueberraschung kommt erst ein paar Meilen spaeter. Innerhalb von Minuten wird aus schoenstem Kaffefahrt-Segeln eine Sturmfahrt. Es pfeifft, ueberall Schaumkaemme, dicke Wellen, Wasser in der Luft, aber die Richtung stimmt. Nach vier Sonnabend, 13.06.2009 Fruehstueck im Cockpit und wir geniessen die Aussicht. Der schneebedeckte Gipfel des Aetna und genau ueber uns, auf dem Felsvorsprung des Monte Tauro wie eine Terasse gelegen, hat der Ort Taormina schon Geheimrat Goethe begeistert. Und noch ein Stueck hoeher, auf dem Gipfel liegt wie ein Schwalbennest Castelmola. Wir widerstehen der Versuchung eines Landgangs und gehen Anker auf, fuer die letzten 50 Meilen bis Syrakus. Was wir gestern an Wind zuviel hatten wurde heute eingespart. Es ist wieder stockdunkel als unser Anker faellt. Dienstag, 16.06.2009 Jetzt haben wir uns erst mal ein eiskaltes Alster verdient. Zisch! Drei Tage sind wir schon am werkeln, die “Mira” ist wieder wie aus dem Ei gepellt, Waesche gewaschen, Wasser ist gebunkert und die Vorraete sind aufgefuellt. Von der Wasserliene ist nichts mehr zu sehen, es liegt nicht an unserem Uebergewicht! Alleine an Getraenken haben wir 300l gekauft und davon sind nur ganze zwei Liter Grappa! Echt schweisstreibende Angelegenheit bei ueber 30°C. Mit dem Dinghy an Land fahren, dann bis zum “Lidl” wandern, im wohlklimatisiertem Einkaufsparadies dem Shoppingwahn froenen, mit dem “Lidl-Einkaufswagen” durch die Stadt schieben, alles ins Schlauchboot tragen, moeglichst trocken zurueck zur “Mira”, ausladen und wieder von vorne. Das Ganze vier mal! Anschliessend die Berge von Getraenken und Lebensmittel versuchen, noch irgendwo im Schiff unterzubringen und dabei Vorraete entdecken, von deren Existenz man schon nichts mehr ahnte. Ist jetzt aber alles erledigt (“Lidl” hat seine Einkaufswagen auch alle wieder), werden noch einen Internetroom heimsuchen zwecks Windfiles, in die schon getestete Trattoria einfallen, uns mit einer lecker Pizza belobigen und dann gehts Anker auf, ins Land des Ouzo! Mittwoch, 17.06.200 Genau 12 sm sind wir von Syrakus entfernt, da schlaeft der Wind schon ein. Marion ist praktisch veranlagt und beschliesst, die Zeit des Rumduempelns gleich sinnvoll zu nutzen. Mein “Albert-Einstein-Look” stoesst ihr bereits eine Weile auf und schwups, hat sie Schere, Kamm und Rasierer in der Hand. Stillsitzen ist zwar nicht meine Lieblingsbeschaeftigung, aber auch nicht besonders anstrengend. Da hat sie eindeutig den schwierigeren Part. Irgendwas wackelt immer, entweder das “Model”, die Friseuse oder das Boot mit Beiden. Trotzdem kann man das Ergebnis als gelungen bezeichnen. Und ein bisschen wachsen sie auch noch nach bis wir in Griechenland sind. Donnerstag, 18.06.2009 Mussten die Nacht doch noch unter Motor laufen, da Null-Wind und die Stroemung uns langsam zurueck nach Italien trieb. Dafuer haben wir heut schoenen Segelwind. Die Richtung ist nicht ganz wie geplant, wir nehmen Kurs auf Kreta. Ist aber nicht weiter tragisch, da waren wir ja auch noch nicht. Sonnabend, 20.06.2009 Um 16.30 Uhr faellt der Anker in der geschuetzten Bucht von Vathi, auf der Insel Ithaka. Lautstark schallt uns griechische Volksmusik entgegen, man feiert Hochzeit. Dass wir hier aufschlagen ist blanker Zufall, der (meist kaum vorhandene) Wind wollte es so. Es haette durchaus auch Korfu oder Kreta werden koennen. Drei Tage und fuenf Stunden haben wir fuer die 294 sm gebraucht, ich glaube, das ist neuer Negativrekord fuer diese Strecke. So ein bisschen hoffen wir aber, dass die vielen Schildkroeten, die unterwegs an uns vorbei geschwommen sind (entgegengesetzte Richtung! Sie haben uns nicht ueberholt!) noch laenger gebraucht haben. - Unser Weg zur Port-Police zwecks Erwerb des Traffic-Documents ist umsonst, man arbeitet erst am Montag wieder. Macht nichts, wir haben’s ja nicht so eilig. Dann setzen wir uns eben erstmal vor eine Taverna und trinken einen Ouzo. |
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Sonntag, 21.06.2009 Ithaka war die Heimat von Odysseus. Dementsprechend ueppig ist auch das Angebot der Souvenirshop’s an der Uferpromenade. Odysseus in Gips, in Ton, als Teller oder Tasse, T-Shirt, Tischdecke, ... es gibt eigentlich nichts, wo man ihn nicht aufgedruckt hat. Vielleicht Klopapier, aber sicher bin ich mir da auch nicht. Wir verzichten auf den Besuch einer Handvoll Steine, die mal (anders angeordnet) seinen Palast gebildet haben sollen, und faulenzen. Ausserdem muessen wir uns noch entscheiden, welche Route wir in die Aegaeis nehmen. Oberhalb der Peloponnes, durch den Golf von Korinth, oder unten um die “Finger” rum. Revierfuehrer und Hafenhandbuch sind sich einig und empfehlen die erste Variante. Sie ist deutlich kuerzer und der Wind weht stabil von achtern. Am Ende durchfaehrt man den 3 sm-langen Kanal von Korinth, einen der (im Verhaeltnis zur Laenge) teuersten der Welt und schon ist man in der noerdlichen Aegaeis, wo man auf die groesste Konzentration von Charterbooten in ganz Griechenland trifft. Wir finden es hier schon sehr voll! Die Suedroute ist laenger, mit windigen Cap’s, wobei gerade vor dem letzten, dem Cap Maleas, die Yachten oftmals eine Woche im Sturm festliegen, ehe sie weiter kommen. Soweit die Theorie. Wir koennen uns irgendwie nicht recht entscheiden und wollen abwarten, was der Wind “dazu meint”. Hier in der Bucht traegt er zur Entscheidungsfindung nicht sonderlich bei, mal schlaeft er, dann weht er leicht, dann wieder kraeftig und die Richtung aendert sich laufend. Sehr hilfreich! Montag, 22.06.2009 Wir haben unser Traffic-Doc Dienstag, 23.06.2009 Heute geht’s aber wirklich los, Anker auf, schoener Wind - Genua raus. Nach 10 Minuten dreht der Wind, Genua einrollen, auf der anderen Seite ausrollen. Wind legt zu - Genua etwas einrollen, wenig spaeter Genua rein, Fock raus. Windrichtung aendert sich, nicht so schlimm - Selbstwendefock. Wind laesst nach, Fock rein - Genua raus. Wind nimmt wieder zu ... wofuer trainiere ich hier eigentlich?! Nach drei Stunden hab ich keine Lust mehr. Wir steuern die naechste Bucht an und werfen den Anker. Es blaesst grad mal wieder mit 25 kn. Wir sind immer noch auf Ithaka, aber immerhin schon 9 sm weiter. Gar nicht so schlecht fuer den ersten Tag. Mittwoch, 24.06.2009 Der Wind hat gedreht, auf NW. Na, wir sind doch flexibel, also Kurs Sued zu den Peloponnes (das spart uns ueber 200 Euro Kanalgebuehren!). Dasselbe Programm wie gestern: Genua raus, Genua rein, Fock raus, dann wieder andersrum ... beim zwoelften Segelwechsel hoere ich auf, mitzuzaehlen. Die Ionischen Inseln - ein Eldorado fuer den sportlich ambitionierten Segler! Als der Anker dann endlich vor dem kleinen Fischerdorf Katakolon ins Wasser rauscht, hatten wir wirklich alles mal im Einsatz, von Motorfahrt, ueber Genua und Fock, sogar lange Zeit den Parasailor. Ganz in der Naehe befinden sich die Ueberreste des antiken Olympias. Uns zieht nichts mehr zu den alten Steinen, wir hatten unsere Olympiade heute schon! Donnerstag, 25.06.2009 Die “Mira” schaukelt unterhalb des venezianisch-osmanischen Kastells von Methoni vor Anker, waehrend die Sonne langsam dahinter versinkt ... trifft irgendwie nicht ganz zu. Sie zerrt an ihrer Kette und es pfeift kraeftig. Ein Cap eben! Das Erste von dreien, den “Fingern” von Peloponnes. Dafuer war die Ueberfahrt mal wieder ganz nach unserem Geschm Freitag, 26.06.2009 “Willst du dir denn gar nicht die Festung ansehen? Tomaten haben wir auch keine mehr.” Dieser Argumentation kann Mann sich einfach nicht verschliessen, also ist heute Ruhetag - Landgang! Die Festungsanlage ist riesig, ueppig mit Wildblumen bewachsen und so sind wir einige Zeit beschaeftigt. Schnell noch Einkaufen, ein wenig aufraeumen, der Bordfrau auf der Badeplattform die Haare schneiden (sie traegt jetzt so eine Art Windfluechterfrisur), nochmal an Land, lecker Moussaka essen - an so einem freien Tag ist echt nicht viel dran. Sonnabend, 27.06.2009 Heute umrunden wir den zweiten Peloponnes-Finger und haben dabei mal wieder den “Bilderbuch-Cap-Effekt”: von einem Augenblick auf den naechsten knallt es los. Um so schneller erreichen wir unser Tagesziel, die fast rundum von Bergen eingeschlossene Bucht von Kayio. In der beginnenden Daemmerung hat es fast etwas gruseliges, als wir uns, an den hohen Felswaenden vorbei, langsam hinein schieben. Eher ein Hexenkessel als eine idyllische Ankerbucht. Wir verkruemeln uns in eine Ecke wo schon eine Handvoll Yachten Schutz vor den kraeftigen Fallboen sucht. Sonntag, 28.06.2009 Bordfrau fuehlt sich zur Insel Nisos Kithera hingezogen, also wird das unser heutiges Ziel. Nebenbei erfahre ich, dass dort ja auch die Aphrodite geboren wurde. Der Wind zeigt sich von seiner besten Seite und irgendwie sind wir zu schnell. Ich vertiefe mich in die Karte “... wenn wir jetzt weitersegeln schaffen wir heute noch Cap Maleas (den letzten “Finger”) und morgen Vormittag koenntest du schon auf einer Kykladen-Insel deiner Wahl vor Anker liegen ...” Ich brauche meine Aphrodite nicht lange zu ueberzeugen - sooo wichtig ist ihr die Insel dann auch nicht. Und ueberhaupt, es ist auch gar nicht sicher mit dem Geburtsort, Zypern erhebt schliesslich auch den Anspruch ... Wir passieren Cap Malea in gebuehrendem Abstand und, war ja klar, Windrichtung aendert sich um fast 180°. Genua rueber nach Steuerbord, also einrollen ... uppps! Nichts geht mehr! Am Bug untersuche ich das Produkt franzoesischer Ingenieurkunst, Deckel und Boden der Refftrommel haben sich abgeloest. Der Klecks Kleber hat wohl nicht gereicht. Ich vertraue dem Meer einige wichtige Erkenntnisse ueber den Geisteszustand der Produzenten an, rolle die Genua mit der Hand ein und wir duempeln die restlichen 60 sm bei 2-3 Bft unter der Fock dahin. Montag, 29.06.2009 Am spaeten Nachmittag erreichen wir die Insel Milos und fahren in die grosse Bucht hinein, die durch einen Vulkanausbruch vor ewig langer Zeit entstanden ist (dabei wurde die Insel beinahe in zwei Haelften gerissen). Die Felse Dienstag, 30.06.2009 Ich kann Marions Begeisterung fuer “die schoene Bucht mit den huebschen Haeuschen” irgendwie noch nicht teilen. Mein Werkzeug ist auf dem Deck verteilt und ich hocke missmutig vor der Genua-Rollanlage, um diverse, unterwegs erdachte Reparaturversionen zu verwerfen ... fehlendes Teil, nicht praktikabel, kein Schweissgeraet, kein Kran, ... Die Sonne kracht auf mein schwer arbeitendes Hirn und jetzt kommt auch noch Marion und macht bloede Vorschlaege. Das hier ist MAENNERARBEIT! Schlauchschellen! So’n Quatsch ... naja, ... obwohl ... wenn man ... “Ausserdem hab ich die Groesse gar nicht!” Beilaeufig erwaehnt Bordfrau, dass es im Ort einen Schiffsausruester gibt. Das Schauchboot knallt in’s Wasser und tatsaechlich: es gibt sie, extra starke Ausfuehrung, Edelstahl und passende Groesse. Eine Stunde spaeter laesst sich die Genua wieder muehelos ein- und ausrollen und die Anlage fuer die Fock ist auch gleich umgebaut. ... “Hach, mein lieber Schatz, wollen wir uns nicht mal langsam dieses wunderhuebsche Hafenstaedtchen anschauen?” ... Mittwoch, 01.07.2009 Schon bei der morgendlichen Schwimmrunde ist uns klar, heute gibt’s wohl keinen Wind. Na, vielleicht sieht es um die Ecke ja ganz anders aus und frohen Mutes lichten wir den Anker. NO an Milos entlang, an den senkrecht aus den Meer aufragenden Glaronisia-Inseln vorbei, die wie angespitzte Bleistifte aussehen, und noch ein paar Meilen weiter - immer noch kein Wind. Was soll’s, dann muss eben der Motor wieder ran. Gegen 17 Uhr liegen wir in der Bucht von Vathi B (Insel Folegandros) in maessigem Schwell und hoffen instaendig, dass der noch abnimmt. Mit uns schaukelt hier eine 12er Reinke namens “Pegasus”, deren Besatzung uns in feinstem “Saeggsch” einen Gruss zuruft (sie sind doch ueberall :). Klar zum Landgang und nach einigem Suchen entdecken wir doch eine Stelle, wo wir ohne Ueberschlag anlanden koennen. Ueber die Terrasse einer Taverne (wir machen gleich mal das Abendbrot klar) fuehrt ein staubiger schmaler Weg bergauf und -ab. Hier auf diesem felsig kargen Eiland waechst nicht allzuviel und die Sonne brennt noch gnadenlos. Also nur bis zu den zwei kleinen Kapellen und dann zurueck. In der Taverne sind wir die einzigen Gaeste, werden liebevoll umsorgt und man schmeckt, dass alles selbst und frisch gekocht wird (der Koch ist 80!) Auch der Hauswein ist nicht zu verachten und ich muss meinen Kpt bremsen, bevor er sich mit der Belegschaft verbruedert. - Im Dunkeln knattert unser Aussenborder durch die stille Bucht. Der Schwell hat sich Gott sei Dank gelegt. Donnerstag, 02.07.200 Schon wieder steht ein Vulkan auf unserer “Tourenliste”, einer der Superlativen - Santorini. Seine Caldera (der “Rest” des weggesprengten Vulkankegels) soll 5 x so gross wie die des Krakatoa bei Java sein und der Ausbruch um 1645 v.Chr. soll 3 x heftiger als dessen gewesen sein. Der Ausbruch soll eine Welle von 60 - 100 m Hoehe ausgeloest haben, die sich mit 160 kmh ausbreitete. Die Ascheschicht auf Kreta soll 10 - 75 cm dick gewesen sein ... (War hier einst Atlantis, die Stadt, die im Meer versank?) Hut ab! Das muessen wir uns unbedingt ansehen! - Die “Mira” laeuft (leider) wieder unter Motor quer durch die Caldera, unterhalb der weissen Staedte Oia und Thira, die direkt oben auf dem Kraterrand gebaut wurden. In der beginnenden Daemmerung erstrahlt alles in zartem Rot bis Lila. Vor Thira liegen fuenf Kreuzfahrtschiffe und daraus laesst sich schliessen, dass da oben in der Stadt doch schon ‘ne Menge Leute unterwegs sind. Fuer uns ist hier in diesem Hafen kein Platz und wir werfen unseren Anker an den Aussenrand des Kraters auf der Suedseite. Sonnabend, 04.07.2009 Der gestrige Tag ist wirklich damit vergangen, einen geeigneten Ankerplatz zu finden. Donnerstagnacht haben wir kaum ein Auge zugemacht wegen Schwell und Wind, der uns genau quer in der Welle hielt. - Heute machen wir uns stadtfein, werfen das Dinghy ins Wasser und stehen 10 min spaeter an der Bushaltestelle in Perissa, Richtung Thira. Die Entfernungen sind hier nicht so riesig und selbst von der Busstation in Thira geht’s nur zweimal um die Ecke, schon stehen wir direkt am Rand der Caldera. Der An- und Ausblick ist phantastisch, die weissen Haeuser der Stadt “klammern” sich in atemberaubender Lage an den Hang. Haeuserwuerfel, Tuerme, Kuppeln, Treppen, schmale Gaesschen, ... jede Menge Leute, jede Menge Sonne, jede Menge heiss. Vor unseren Fuessen das komplette Kraterrund, wo sich einstmals der Vulkankegel erhob (heute reicht er bis 400 m hinab in die Tiefe). Zum kleinen Stadthafen fuehrt eine steile Treppe hinunter und es gibt eine Seilbahn. Um den Menschenmassen zu entfliehen und etwas fuer Beine und Po zu tun waehlen wir die Treppe. Hier wiederum stehen bestimmt 100 Esel, die alle auf einen zahlenden Reiter warten. Sie stehen hier schon laenger und tagtaeglich, dementsprechend ist der Zustand der Treppe. Vor lauter M Sonnabend, 11.07.2009 Fruehstueck. Die morgendliche Schwimmrunde hat uns die Augen geoeffnet und wir sitzen mit je einer Schale Cornflakes mit frischem Obst (die light-Version bei der derzeitigen Waerme) im Cockpit. Ort des Geschehens: Ormos Dhendros, eine kleine Bucht an der S-Seite der Insel Dhenoussa. Die Bucht hat einen schoenen Sandstrand und dort sind einige Zelte aufgeschlagen, anscheinend ein FKK-Camp mit hauptsaechlich maennlichen Bewohnern. Amuesant wird es, als eine der Frauen direkt am Wasser vor aller Augen ausgiebigst und ohne Scheu ihre Fruehgymnastik treibt. Ausser ihr bewegt sich niemand, gespannte Stille ueber dem Camp. Sie dehnt und streckt sich - das volle Programm. Nach einer Viertelstunde ist die Show vorbei, sie geht in ihr Zelt ... darauf kommt Bewegung in die Herrengesellschaft: Badezeit! (Zufall oder nicht?) Ja, Fruehstuecksfernsehen macht Spass! - 10.30 Uhr gehen wir Ankerauf und verlassen die letzte Insel der Kykladen, die auf unserem Weg lag. - Seit Santorini stand bei uns Inselhuepfen auf dem Plan. Das gestaltete sich so, dass wir morgens unseren schlauen “Imray” (Hafenhandbuch) befragt haben, ein bisschen herumgeblaettert und mit dem Finger auf eine der Inseln gepiekt haben, unser Tagesziel. Der Segelwind hat uns zwar manchmal ”haengen” lassen, aber bei nur 20 sm Entfernung war das nicht weiter tragisch. Ueberraschenderweise fanden wir auf den, lt. Reisefuehrer touristisch voll erschlossenen Inseln Ios und Naxos wunderschoene, ruhige Buchten mit herrlich langen Sandstraenden. Besonders gefiel uns Ormos Kalandro auf Naxos, die Landschaft ist hier ganz anders. Hohe Berge, dazwischen goldgelbe Weizenfelder, wilder rotbluehender Oleander entlang der Sandwege, eine Handvoll kleiner Haeuser (nachts noch ohne Licht), eine winzige schneeweisse Kapelle, ein kleiner EU-finanzierter ungenutzter Hafen (mit Festbeleuchtung!), kaum Badegaeste am Strand und abend |
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Sonntag, 12.07.2009 Wasch-, Putz- und Basteltag!! Hier gibt es frisches Wasser zu bunkern! Montag, 13.07.2009 Zu Ehren von besagtem Johannes hat irgendwer vor eintausend Jahren eine kleine Kirche oberhalb der Heiligen Hoehle auf dem Berg gebaut. Und weil die Seeraeuber immer gestaenkert haben wurde drumherum ein Wehrkloster mit 15 m hoher Mauer errichtet und daran kleben sich duckende kleine Kirchen und Haeuser. Das Ganze ist heute die Inselhauptstad Dienstag, 14.07.2009 Heute sind wir genau ein Jahr unterwegs und 4.817,1 sm “liegen” hinter den beiden Kielen der “Mira”. Wir zwei “Stinker” haben uns wieder lieb und es steht die Apokalypse Teil II auf dem Plan (ob das ma’gut geht?): die Hoehle, in der Johannes die Stimme seines Chefs (Gott) vernommen haben will/soll. Von dem Loch im Felsen ist nicht mehr so wirklich viel zu sehen, drumherum wurde ein Kirchlein gebaut und da herum noch ein Kloesterlein ... Im Eingang sitzt ein langbaertiger, finster blickender Pope. Wir sind ganz still und setzen uns brav hin. Naja, Felsen, goldener Krempel, Ikonen, duester! Vielleicht hatte Johannes bei der Umgebung einfach nur Alptraeume? Und was hat er ueberhaupt in der Hoehle gemacht, seinen Rausch ausgeschlafen? Vermutlich wird man weiter die Bibelversion verbreiten und nicht meine. (Anmerkung Bordfrau: vielleicht haette ich lieber den Text fuer den heutigen Tag verfassen sollen ...?) - Wir machen uns auf den Weg zur Hafenpolizei, den laengst faelligen Juli-Stempel fuer unser Traffic-Document zu bekommen. Drei junge Maedels in Uniform schauen uns ganz wichtig an. Na Klasse! Wir laecheln besonders nett und reichen unsere Unterlagen ueber den Schalter. Sie brauchen auch die Versicherungspolice. Da unsere aktuelle auf dem Postweg nach Tunesien verloren gegangen ist, geben wir den blauen Schein vom Vorjahr ab (faellt ja vielleicht nicht auf). “Bitte sehr”, ich laechle noch mehr, nur noch einen Hauch vom bloeden Grinsen entfernt. Aufmerksam wird genau dieser Zettel studiert, hin und her gewendet. Ob uns die griechischen Inseln gefallen, fragt eins der Maedels. “Und wie!” Ueberschwenglich lobpreist Marion sie alle, Hauptsache, der abgelaufene Versicherungsschein wird endlich zur Seite gelegt. Die Maedels schauen etwas freundlicher. Krach, krach! Die zwei wichtigen Stempel zieren unser Document. Schnell die Genuehr entrichten und nichts wie weg. - Gestern haben wir in der Stadt ein Café mit Wi-Fi entdeckt und haben dafuer den Laptop mit dabei. Der Genuss zweier Biere versetzt uns in die Lage, unsere mails zu lesen, und kurz mit “Heimathafen Stralsund” zu skypen. “Mira an Bodenstation ...” Mittwoch, 15.07.2009 ...Mann oh Mann oh Mann der Wein von Samos ... wollte ich heute abend eigentlich schon lauthals singen, aber irgendwie sind wir heute früh nicht recht aus den Puschen gekommen. Irgendwas apocalyptisches scheint die Insel aber auch zu haben. Als wir gestern abend zum Boot kamen klatschte es immer schön mit der (zum Glück stabilen) Badeplattform an die Kaikante. Das Nachbarboot hatte beim Ankerauf unseren gleich mit rausgehoben. Das passiert hier andauernd und statt unser Jubiläum bei Wein und Bifteki zu feiern “parken” wir das Boot um. Vor Anker im Hafenbecken, ein Glas Wein in der Hand geniessen wir im windgeschützten Cockpit das Nachtprogramm. Der Anker einer Megayacht slipt, sie geht Ankerauf, zieht weitere Anker mit raus, die nächste Yacht geht auf Wanderschaft, holt einen fremden Anker mit rauf .... die Nächste .... was für ein Gewusel nachts, bei Sturm und auf engstem Raum. Die Reihe an der Kaikante war heute morgen dann gut gelichtet. Wir verschieben unser “Jubiläumsdinner” auf heute abend und sind beide fleissig, schoen getrennt, einer im Motorraum und einer im Salon. Donnerstag, 16.07.2009 Arbeiten die Wettergurus eigentlich immer noch mit Fröschen oder raten die einfach? Schöne 4 Bft. waren uns versprochen, losgefahren sind wir bei Fünf und angekommen bei SIEBEN! Der Vorteil, wir waren schnell, der Dreck der Kaikante von Patmos ist vom Deck gespült und die 36 Grad Aussentemperatur sind nicht so drückend. Das mit dem “Wein von Samos” testen wir dann morgen, bei dem Wind müssen wir uns die Aktion mit dem Schlauchboot dann doch nicht geben! Ausserdem gibt es hier auch noch irgendeinen Tempel Sonnabend, 18.07.2009 Der Hafen von Samos war der erste organisierte und bewirtschaftete Hafen der Antike. Also nicht einfach nur Galeere an irgendeinen Felsen binden, nein - hier gab`s Mole, Trinkwasser, Proviant und bestimmt auch ein Seemannsheim. Reste der damaligen Hafenmauern sind jedenfalls heute noch Bestandteil der Hafenbefestigung. Und die Stadt heisst auch nicht mehr Samos, eine der Reichsten der Antike und über 80000 Einwohnern, sondern Pythagorion. Zu Ehren des Mathematikers und Philosophen Pythagoras, der hier geboren wurde. Das war der mit dem Dreieck und dem Satz des .... Ein weiteres gewaltiges Bauwerk jener Zeit, ein über tausend Meter langer Tunnel zur Wasserversorgung der Stadt, von zwei Seiten gleichzeitig durch den Berg getrieben, wird heute sinnvoller genutzt. Gegen eine Gebühr von vier Euro lässt man Touristen durchlaufen. Unbedingt anschauen soll man sich auch den grossen Tempel der Göttin Hera. Wir natürlich so blöd und rennen auch gleich los. Sind ja nur sieben Kilometer und Bewegung tut gut. Aber nicht bei 38 Grad!!!! Eine Beach-Bar auf halben Weg. Bier FÜNF EURO - wir haben trotzdem Zwei getrunken! Irgendwann dann eine Säule und ein Haufen alter Steine - Toll! - Wir sind gleich noch zwei Kilometer weiter bis zum nächsten Dorf. Kaltes Bier und Wasser für den Rückweg kaufen. Sonntag, 19.07.2009 Heute Bettenwechsel! Das heisst jetzt nicht, dass jeder mit seinem Kopfkissen von der Vorderkabine nach Achtern zieht, sondern Marion wechselt die Bezüge und Laken. Nein nicht von links nach rechts - wir haben gestern einen Waschsalon entdeckt und der wird heute heimgesucht. Richtig frische Bettwäsche - auf meiner Seite war`s eigentlich ja noch nicht nötig ...... Bo Montag, 20.07.2009 Mit ganz langsamen Bewegungen, möglichst die Schattenseite nutzend, haben wir uns heute das quirlige Städtchen angeschaut. Mit meiner Vermutung, dass hier eine Million Touristen unterwegs sind lag ich allerdings daneben. Es müssen zwei Millionen sein! Dazwischen ein paar freundlich grinsende Einwohner, die versuchen bunte Tücher, T-Shirt`s, Ouzo, Fetakäse oder andere Souvenirs an den Mann bzw. Frau zu bringen. Die restlichen hier lebenden Nachfahren Pythagoras haben ein Restaurant eröffnet oder eine Bar. Kluge Rechner! Über die Stadt und Hafen wacht eine alte Burg, die wiederum auf den Resten eines römischen Palastes steht .... Samos war schon bei den römischen Kaisern als “Urlaubsinsel” sehr angesagt, auch Kleopatra hatte hier eine Sommerresidenz. Überall trifft man auf Reste alter Mauern, Paläste, Kirchen ... aber das ist ja wohl irgendwie in ganz Griechenland so. Ein bisschen mit der Hacke im Vorgarten rumstochern und schwupp, hat man einen alten Tempel ausgebuddelt Wir wollen morgen weiter, aber eins muss ich vorher noch wissen, wie schmeckt er nun - der “Wein von Samos”! Dienstag, 21.07.2009 Er ist eigentlich eher ein Likör, ähnlich Portwein. Gestern abend haben wir uns “landfein” gemacht um auch noch das, für uns letzte “Inselgeheimnis” zu lüften. Wir sitzen am Hafen, geniessen den Sonnenuntergang, die Aussicht auf die nur zwei Meilen entfernte türkische Küste mit dem imposanten Berg “Mykali” (oh, das ist ja schon Asien!), das Bifteki und den Wein. Der Schweiss läuft nicht mehr ganz so doll und während wir langsam am Gestühl festkleben sinnieren wir über die Wetterprognosen, die zum Wochenende 41 Grad vorhersagen. Und da kommt uns so eine Idee ...... Gleich nach dem Frühstück ab ins Schlauchboot und in ein Cafe mit Internet. Zwei Stunden später ist alles erledigt, wir werden uns trennen! Na ja, zumindest für zwei Wochen. Marion hat für morgen ein Flugticket nach Berlin - Kinder erschrecken, Oma`s besuchen und eine riesige Auftragsliste abarbeiten. Mittwoch, 22.07.2009 Früh um Fünf haben wir unser Schlauchboot gestern an die Hafenmauer gebunden. In den Bar`s lungerten noch die letzten Gäste rum. Der Flugplatz ist nur drei Kilometer entfernt, pünktlich liefere ich Rucksack und Marion ab, noch ein bisschen drücken, eine Träne wegwischen und kurz nach Sieben winke ich von der schaukelnden “Mira” dem Flugzeug hinterher Donnerstag, 23.07.2009 Ich habe einen Pickel! Das ist eigentlich Marion`s Part, aber scheinbar kennt die Evolution keinen Stillstand. Ich entwickele mich zur Bordfrau. Habe mich heute auch schon beim Ausfegen und Abwaschen erwischt. Und in regelmässigen Abständen hole ich kleine Behälter aus dem Kühlschrank und esse Vitamine. OK, das Obst hatte Marion vorher schon geschält und in mundgerechte Stücke geschnitten, aber die Symptome sind eindeutig. Freitag, 24.07.2009 Stephan und Tina, meine kleine Schwester, haben angerufen, sie landen Sonntag früh auf Mykonos. Knappe 90 Meilen und ich habe so auch weniger Gelegenheit das Boot zuzumölen, was ich dann alles wieder selbst aufräumen müsste. Also nix wie hin. Kaum aus der Abdeckung von Samos raus fing der Spass an. Über eine Stunde 6 Bft, die restliche Zeit Sieben! Der Vorteil des “Einhandsegelns” ist, dass einen niemand ermahnt wenn man bei einem Manöver mal “Sch...” schreit. Mit satten 35 Knoten Wind wehe ich dann in eine Ankerbucht am Südende von Fournoi. Kuschlig, klein und für mich ganz allein. Oh Gott, jetzt mutiert er auch noch zum Poet!
Sonnabend, 25.07.2009 Was an Wind gestern reichlich war, fehlte heute zeitweise. Ein Mix aus Fock, Genua und Motorfahrt. Die letzten Stunden war es dann aber doch wieder recht sportlich. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreiche ich dann die vermutlich nervtötendste Insel des gesamten Mittelmeeres. An den Stränden dröhnt grässliche Musik, alles ist zugebaut, in den Buchten reihen sich die Mega-Motoryachten wie auf einer Perlenschnur - was wollen die alle hier? Im Halbdunkel versuche ich eine Stunde lang meinen Anker in Ornos-Bay einzufahren, um mich herum schwirren Jetskis und Dinghis wie die Fliegen und aus allen Richtungen werde ich zugedröhnt. Ich lasse mir mein lecker Abendbrot aber nicht vermiesen: Tomate, Mozarella, gefüllte Weinblätter und Brot - den vierten Tag! Morgen ist Stephan ja da, der kann soooo lecker kochen. Sonntag, 26.07.2009 Mittels von Boot zu Boot ”Weiterruf - Technologie” gelingt es den beiden am Ufer wartenden mich aus dem Deckswaschwahn zu reissen und wenig später sind Gepäck und Urlauber an Bord. Drücken, Schütteln, den Begrüssungs - Drink in der Hand stellen wir erste Überlegungen an, in welcher der vielen Tavernas am Ufer wir denn wohl tafeln sollten, als das Boot nebst Anker durch die Bucht treibt. Der Wind weht mehr als kräftig, über eine Stunde versuchen wir den Traum vom lecker Abendessen aufrecht zu halten, aber der Anker hält einfach nirgends. Also Ortswechsel, zwei Buchten weiter Sandstrand. Der Anker hält auf Anhieb, nur die dröhnende Techno-Mugge vom Ufer irritiert meine Gäste ein wenig. Von wegen verträumte einsame Buchten ...der Reiseführer gibt Auskunft: ... Paradise - Beach, der beliebteste Partystrand der Jugendlichen ... Irgendwas essen müssen die aber zwischendurch auch mal und voller Hoffnung machen wir uns auf die nasse Überfahrt mit dem Schlauchboot. Infernalischer Lärm, mit eingezogenem Bauch schiebe ich mich durch die, in knappen Bikinis steckenden, wild im Rhythmus zuckenden Körper Richtung Futterstelle. Eingeölte Vortänzer in Stringtanga - kurz überlege ich mit Stephan ob das auch ein Job für uns wäre, Tina schiebt uns weiter. Am Imbiss dann die Ernüchterung - Fast-Food zu Gourmet-Preisen - halbtaub, verständigen wir uns mit Handzeichen - DANKE! Dann lieber gefüllte Weinblätter mit Brot ohne Tom Mittwoch, 29.07.2009 Meinen Urlaubern hat sich der Reiz der Ankerbucht nicht so recht erschlossen (dabei gab es sogar Musik bis früh um Sieben!), sie wollen weiter. Also lassen wir uns nach Paros rüberwehen, wo wir in einer geschützten Bucht, mit einem Dutzend weiterer Yachten darauf warten, dass der Meltemi ein bisschen weniger bläst. Wird wohl noch zwei, drei Tage dauern. Inzwischen lernen Tina und Stephan sparsam mit Wasser umzugehen, nicht überall gegen zu laufen, Bord-WC zu bedienen, Knoten “machen”, Schlauchboot steuern ....
Freitag, 31.07.2009 Eine weitere “Mira”, Heimathafen London, ankert in der Bucht. Freude, winke, winke, ein bisschen small talk - meine Crew zeigt sich unbeeindruckt. Sie können jetzt Steuerbord von Backbord unterscheiden, es zieht sie auf die See! 6 Bft. - wenn sie unbedingt wollen. Tagelang hatte der Wind Zeit, auf der Ägäis hübsche Wellen zu formen. Beim Anblick, einer, sich verkrampft im Cockpit festklammernden Tina, die jetzt weiss was der Ausdruck “geschützte Ankerbucht” bedeutet, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Stunden später ist sie erlöst, wir ankern in einer kleinen Bucht vor der Insel Sifnos. “Ruhig und kaum Touristen” - so ganz auf dem Laufenden ist der Reiseführer dann doch nicht. Sandstrand, links ein ehemaliges Kloster, auf den Hügeln ringsum strahlend weisse Kapellen, ein kurzer Fussweg zur Nachbarbucht, ein uriges Fischerdorf, am kleinen Anleger schaukeln eine Handvoll Fischerbötchen, (nach Stephan`s Theorie vom Tourismusministerium finanziert, für eine authentische Atmosphäre!) - jetzt alles fest in der Hand der Touristen ... in unserer kleinen Bucht geht`s noch ein wenig familiärer zu, in der Taverne wird man mit Handschlag verabschiedet, “Wasserkanister füllen? - kein Problem - nehmt soviel ihr wollt”. Uns gefällt`s hier. Sonnabend, 01.08.2009 Meine Fähigkeiten als Steward sind noch verbesserungswürdig. Beim Servieren des Frühstücks verziere ich mein Bein mit einer dekorativen Brandwunde. Ein Grund, meine Beteiligung an der Wanderung nach Kastro, einem kleinen, am Felsen “klebenden” Inseldörfchen abzusagen. Endlich mal Zeit für mich alleine! Boot aufräumen, ausfegen, wischen .... ich merke wie sehr mir Marion fehlt. Noch ein bisschen “basteln” und schon ist mein freier Tag um, Stephan und Tina winken am Ufer .... Montag, 03.08.2009 Gestern sind wir weitergesegelt zu den “kleinen Kykladen”, der Insel Iraklia. Die Bucht von “Ayios Yeoryios” hatte ich schon mit Marion in Augenschein genommen, aber voll vorgefunden, was bedeutet, es lagen drei Yachten dort. Diesmal sind wir die Einzigen. Mitten im Dorf eine einfache Taverne, allabendlicher Treffpunkt - hier herrscht die Oma! Die Hände in den breiten Hüften, wacht sie vorm Grill stehend über ihr Reich. Es wird gegessen was auf den Tisch kommt und es erscheint auch irgendwie klüger , die Teller brav leer zu essen. Eigentlich ist gegrillter Octopus ja nicht so unbedingt mein Ding ... Für heute steht der Besuch einer Tropfsteinhöhle auf der anderen Inselseite auf dem Programm. Das unterirdische Labyrinth soll sich bis zur zehn Kilometer entfernten Nachbarinsel Ios hinziehen. Erst mal eine Stunde bis zur “Inselhauptstadt” Mittwoch, 05.08.2009 Die Füsse im Wasser, der Hintern Freitag, 07.08.2009 Patmos, die Zweite! Der Wind war gestern nicht besser, es war keiner da. Das schont die Segel! Da Marion und ich erst vor vier Wochen hier waren, schicke ich meine Urlauber alleine auf Besichtigungstour. Der “Steward” widmet sich derweil schon mal der Bootsreinigung. Fegen, wischen, ... hatte ich das nicht gerade erst gemacht? Heute haben wir unseren Abschiedsabend. Tina und Stephan fahren morgen mit der Fähre weiter nach Lipsis und ich zurück nach Samos. Sonnabend, 08.08.2009 Es wurde ein langer Abend. Die Beiden sind trotzdem pünktlich aus der Koje, kurzes Schütteln und Drücken, weg sind sie. Wir hatten schöne zwei Wochen zusammen - bis zum nächsten Mal! Ich gönn mir noch eine Runde Schlaf, es sind ja nur 35 Meilen bis Samos. Die werden dann auch sportlich abgesegelt und kurz nach Sieben fällt der Anker vor Pythagorion/Samos. Am Montag kommen unsere nächsten “Urlauber” Angela und Andreas. Aus der Traum vom geruhsamen Sonntag. Deck schrubben, Fenster putzen, Polster ausstauben, Betten neu beziehen, alles wischen, Wäscherei aufsuchen ... die Liste ist lang! |
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Montag, 10.08.2009 Alles glänzt wieder, Boot und Kpt. sehen aus wie neu, pünktlich halb Zehn stehe ich am Flughafen. Die Spuren, die Stephan`s Haarscherer auf meinem Kopf hinterlassen haben, veranlassen Marion zu dem kurzzeitigen Versuch eine Bekanntschaft mit mir zu verleugnen. Da Andreas u. Angela mich aber erkennen küsst Marion dann doch noch den Richtigen. Sektfrühstück an Bord, Sachen verstauen, Geschenke verteilen, ins Wasser springen, zwischendurch mal ein Bierchen, Landgang, noch ein Bierchen, Bifteki essen, Ouzo trinken, .... Schwupp, der erste Urlaubstag ist weg! Dienstag, 11.08.2009 Kaffeeduft weckt uns, Frühstückseier stehen auf dem Tisch - Andreas bittet zum Essen. Wer hat hier eigentlich Urlaub? Also werden erst mal die Rollen an Bord neu verteilt: ich bleibe Kpt., Frühstück machen abwechselnd, ... Wir gehen Anker auf, Kurs Süd. Die nächsten zwei Wochen werden wir gemeinsam bis Rhodos segeln, wo wir unsere beiden Urlauber dann braungebrannt, wohlgenährt und hoffentlich erholt, wieder “aussetzen”. Andreas und Angela wollen für die Zeit auch das Tagebuch schreiben, so dass ich (zu Marion´s Freude) die nächsten vierzehn Tage unsere Site nicht mit poetischen Ergüssen und ellenlangen Schachtelsätzen verunstalten kann! Reisebericht von Angela und Andreas: Jetzt, wo es kalt und dunkel wird in Deutschland, erinnert man sich gern an seinen wunderschönen Segelurlaub mit Marion und Rene zurück. Leider musstet Ihr sehr lange darauf warten, entschuldigt! Am 10.08. mit Bordfrau Marion im Gepäck vom Heimaturlaub, kamen wir gut gelaunt in Samos an. Rene erkannten wir gleich an den Waden, mit seiner neuen Frisur kam Marion erst nach ein paar Tagen zurecht, man kann ih Da Rene und Marion Samos schon kannten, führten sie uns geduldig zu den Sehenswürdigkeiten. Denkmal des Pythagoras, alte römische Bäder und ein vor 2000 Jahren geschaffenes Bewässerungssystem. Zwei Tage später ging es weiter nach Agathonisi, eine wunderhübsche Ankerbucht, ideal zum Schnorcheln und Beobachten der vielen bunten Fische. Andreas versuchte sich als Angler, aber die Fische waren schlauer. Da wir aber in der Bilsch (?) ein ganzes Nest mit Hühnereiern vorfanden, gab es zum Abendbrot gefühlte drei Kilo Eiersalat und keinen Fisch. Nächste Station war die Insel Patmos mit ihrer starken religiösen Vergangenheit. Hier hat der heilige Johannes die Apokalypse geschrieben. Auch hier wurden wir wieder an viele geschichtsträchtige Orte geführt, das Kloster der Apokalypse, das Kloster des Heiligen Johannes, die Chora, … Von Patmos ging es über Lipsi nach Leros. Die alles überragende Ritterburg in Leros war unser Wanderziel. Im Vorhof der Burg befindet sich ein ehemaliges Kloster, zu dem wir über eine lange ansteigende Straße gelangten. Unsere Männer lechzten nach einem kühlen Bier, glücklicherweise fanden wir auf dem Rückweg die Treppe in das Dorf (362 Stufen laut Andreas) und damit auch zu einer Erfrischung. In Leros machte ich dann abends Bekanntschaft mit Oktopus gegrillt. Ich wollte es unbedingt mal probieren. Ca. 20cm langer gnubbliger Strang, serviert mit einer Gurkenscheibe für 8.50€… nein das wird bestimmt nicht mein Favorit. Leros und Lipsi sind niedliche kleine Inseln, die vom Tourismus noch nicht so überlaufen sind. Nächste Nacht Anker vor Pserimos und Sternschnuppen zählen…. Andreas Angst, die Bordtoilette zu verstopfen, stellte ihn (und uns) jeden Morgen wieder vor neue Herausforderungen (…Überraschungen…) War es die Fahrt zur Taverna vom Vorabend (Klo wurde für gut befunden- Druck des Knopfes bei 11.00 Uhr), der Schwimmausflug an Land (mit Müh’ und Not gegen den Strom zurückgekehrt) oder der Hang an der Badeleiter in „Kimmenspülgeschwindigkeit“ (Originalton Rene) – es war immer wieder ein Abenteuer für Andreas (und uns). Erst danach konnte man sich entspannt dem Sodoku widmen. Vorbei an Kos und „türkischer Landzunge“ ging es nach Symi. Symi ist berühmt für seine Schwammf Die Zeit war viel zu kurz, um Rhodos zu erkunden. Wir sahen uns den Großmeisterpalast und viele kleine Gassen an, hatten gemütliche Stunden in einigen Tavernas und mussten dann irgendwann nachts leider zurück zum Flughafen. Es war ein wunderschöner Urlaub mit Euch beiden, wir danken Euch. Die Sonne, das Wasser, der Wind und das Boot - ideal , um alles herum zu vergessen. Wir sind beeindruckt von Euren erworbenen Englischkenntnissen und freuen uns schon darauf, mal eine Bestellung auf vietnamesisch oder mexikanisch zu erleben. Wenn das nicht ein Wink mit dem Zaunpfahl war….. Montag, 24.08.2009 Heute früh um 3 Uhr wurde noch mal heftig geschüttelt, umarmt und gedrückt - das Taxi mit unseren beiden Urlaubern fährt los, Richtung Flughafen. Eigentlich wie geplant, nur dass wir beide die Braungebrannten, Erholten und Wohlgenährten sind! Angela und Andreas waren kaum zu bremsen beim Putzen und Wegwischen, wir mussten sie fast aus der Küche schubsen um auch mal das Frühstück zu machen, mit Strom und Wasser waren sie so sparsam, dass wir das Gefühl hatten es wird immer mehr im Tank, wir wurden von morgens bis abends verwöhnt, man kann sich einfach keine besseren Gäste wünschen - kurzum: Wir waren die Urlauber! Na ja, für die Ziegenpopulation der hiesigen Inseln ist es allerdings ganz gut das wir nicht mehr zusammen dort sind. Die waren aber auch immer sooo lecker, frisch aus dem Ofen! Nachmittags Kettenrasseln - neuer Nachbar. Er ruft und winkt - Mustafa nebst Frau, sie sind für einen Tag aus der Türkei rüber gesegelt, haben kein Schlauchboot mit - der Hafen ist voll - ob wir sie evtl. mal an Land bringen könnten? Natürlich können wir und wenig später ist er ausgeträumt, der Traum vom ruhigem Abend, zeitigem Schlafengehen ... Mustafa besteht darauf, uns am Abend zum Essen einzuladen! Freitag, 28.08.200 Seit drei Tagen wohnt Ulf bei uns. Nicht wirklich, aber kurz nach dem Frühstück taucht er meist auf und nach Mitternacht rudert er dann wieder zu seiner “Hannelore”. Dienstag hat er bei uns angeklopft, ob wir evtl. Bücher zu tauschen haben und seit dem “hängen” wir zusammen. Ulf ist so alt wie wir, lebt seit neun Jahren auf dem Boot, ist in der Zeit dreimal über den Atlantik und einmal um die Welt gesegelt und jetzt auf dem Weg von Israel nach Barcelona. Wir haben jede Menge zu erzählen, noch viel mehr Spass miteinander, verstehen uns einfach super und irgendwie schiebt jeder seine Abreise hinaus. Eine “entdeckte” Wäscherei, wichtige zu kopierende Dokumente, der Kühlschrank müsste mal abgetaut werden, ein neuer Grund findet sich immer! Aber morgen soll es nun wirklich weitergehen - die “Mira” nach Osten und die “Hannelore” nach Westen! Nur noch mal nach dem Wetterbericht schauen ... |
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Sonnabend, 29.08.2009 Ulf kommt wie üblich rüber gepaddelt, auf einen Abschiedskaffee - dann noch einen ... Irgendwann stellen wir fest, dass es schon ganz schön spät ist, ohnehin schon wieder einiges im Wäschekorb liegt und wir auch noch nicht auf der Stadtmauer gewandert sind. Wir fahren morgen! Den Wäschekorb in der Wäscherei entleeren, Aufgang zur Stadtmauer suchen - “Geöffnet für Rundgang nur bis 13. Uhr” - dann eben nicht! Machen wir halt einen Kulturtag und laufen durch den “Palast des Grossmeisters vom Johanniterorden”. Der Palast ist wie sein Meister, nämlich gross und so sind wir einige Zeit beschäftigt, bis wir (fast) alles gesehen haben. Marions persönlicher Favorit waren die Unmengen, mit (teils akrobatischen) erotischen Szenen versehenen Teller, Amphoren und Wandmalereien, ich konnte mich da eindeutig mehr für Schwert, Rüstung und Keulen begeistern. Abends dann das unwiderruflich letzte Abschiedsessen mit Ulf an Bord der Mira! Bordfrau achtet streng auf Anzahl und Promille der ausgereichten alkoholischen Getränke, damit morgen nicht “schwere Köpfe” als neuer Grund für einen Aufschub der Abreise herhalten müssen. Sonntag, 30.08.2009 Wir haben es tatsächlich geschafft! Nur EIN Abschiedskaffe, drücken, Küsschen, winke, winke, Anker hoch, Segel raus und weg! In Rauschefahrt Richtung Türkei, an deren Küste wir ja eigentlich schon seit Wochen “entlangschaben”. Wir haben keine Lust auf irgendwelchen Papierkram am Sonntag und biegen daher vier Meilen vor Marmaris in eine kleine Seitenbucht ab. Anker wieder raus, die gelbe Flagge bleibt noch unten. Marion bemerkt dass wir in Asien sind, somit einen neuen Erdteil erreicht haben und das doch einen “Willkommensschluck” wert sei. (Ja, sie kann auch grosszügig sein bei der Ausgabe alkoholischer Getränke!) Mangels kaltem Sekt tut es dann auch ein lauwarmer Grappa! Montag, 31.08.2009 Ausgiebig gefrühstückt, wir fühlen uns bereit für die Prozedur des Einklarieren. Leichte Verständigungsschwierigkeiten bei der Funkanmeldung in der “Marina Marmaris” können unsere “Anlandung” nicht verhindern. Wenig später steht der erste “Agent” am Boot. Er übernimmt für uns die Anmeldeformalitäten. Ist ja ein netter Zug von ihm, aber auf Nachfrage nuschelt er dann etwas von Freundschaftspreis und bescheidenen 50 Euro, die er dafür nur berechne. Da laufen wir dann lieber selber! Im Marina-Office erklärt ein freundlicher Mitarbe Mittwoch, 02.09.2009 Zwei Tage Marmaris sind genug. Die Stadt lebt vom Tourismus und genauso sieht sie auch aus. Hotels, Nachtclubs, Restaurants, Souvenirläden und dazwischen überall emsige Verkäufer. Es scheint nichts zu geben, was man hier nicht finden kann, ausgenommen vielleicht Schlaf. Dafür sorgen diverse Discos am Strand oder auf vorbeifahrenden Booten, die einen allesamt lautstark mit den derzeit aktuellen Hits vertraut machen. Da bedauere ich fast, wieder so gut hören zu können. Mit leicht entzündeten Trommelfellen und zuckenden Gliedern gehen wir Anker auf und erreichen bei schönstem Segelwetter schnell unserer heutiges Ziel, die Bucht Ekincik Limani. Von hier aus wollen wir die Felsengräber am Dalyan Fluß und die ausgegrabenen “Reste” des antiken Caunos besichtigen. Da wir nicht die Einzigen mit diesem Plan sind, liegen hier dutzende kleine Ausflugsboote für diese Fahrt bereit. Der Revierführer warnt bereits vor den etwas “abgehobenen” Preisvorstellungen der Betreiber dieser Boote und er hat recht! Entweder hat jahrelange intensive Sonneneinstrahlung auf den Kopf doch eine schädigende Wirkung auf die Hirne oder die Jungs sind einfach nur gierig: 130,- Euro für den Trip, das heisst, eine Strecke von insgesamt knapp 10 Seemeilen. Felsengräber gibt es woanders auch und ausgegrabene Steine sowieso! Dafür war das Essen im kleinen Strandrestaurant super und preiswert. Die Hirnschädigungen scheinen sich also nicht flächendeckend auszubreiten! Freitag, 04.09.2009 Wir haben viel Geld gespart und sind weitergesegelt in den Golf von Fethiye. Überall kleine und grosse Ankerbuchten, Inseln, Natur pur, dazu Sonne satt und Wassertemperaturen von knapp 30 Grad. Kein Wunder das es hier von Segel- und Motoryachten aller Art und Grössen nur so wimmelt. Eigentlich wollen wir in die Tomb-Bay (Gräber-Bucht) aber die Idee hatten auch schon dutzende andere Boote und so eng mögen wir es dann auch nicht. Die daneben liegende Bucht hat zwar mit Round-Bay (Rundbucht) keinen so originellen Namen, dafür teilen wir sie uns mit nur drei weiteren Booten. Zu den Felsengräbern “nebenan” gelangen wir dann auf einem recht abenteuerlichen Pfad. Wie immer kommen erst gegen Mittag los, brennt die Sonne gnadenlos, klettern und rutschen wir in “Crocs” durch Fels und Schotter und “behindert” Marion ständig unser Vorwärtskommen zwecks Betrachtung diverser Bäume, Sträucher oder kleiner Krabbelkäfer. Der Pfad ist teilweise völlig zugewachsen, das Interesse s Sonntag, 06.09.2009 Irgendwann ist mir ein Stück Zahn abgebrochen und bisher habe ich die “Reparatur” erfolgreich vor mir hergeschoben. Jetzt “tuckert” er aber so vor sich hin und Marion lässt keine Ausreden mehr gelten - DU GEHST ZUM ZAHNARZT! Wir segeln die 12 Meilen auf die andere Seite des Golfes nach Fethiye. Über der Stadt (natürlich) Felsengräber, die Reste einer alten Festung, davor eine riesige Marina und am Ende eine schöne rundum geschützte Ankerbucht. Und statt Disco-Gedröhn schallt lautstark der “Gesang” des Muezin zu uns herüber. Mittwoch, 09.09.2009 Tapfer hab ich beim Zahnarzt fast zwei Stunden lang mein M... aufgerissen. Er hat auch gleich einen zweiten “Sanierungsfall” entdeckt und sich dann voller Hingabe mit Spritze, Bohrer, Spachtel und ähnlichen Gerätschaften zwischen meinen Kiefern ausgelassen. Am Freitag wird mir dann noch ein neues Krönchen aufgesetzt und schon kann der Kpt. wieder kraftvoll zubeissen. Einzig unser Zeitplan gerät etwas durcheinander u Donnerstag, 10.09.2009 Um unsere “Zwangspause” in Fethiye nicht nur zwischen Souvenirständen zu verbringen, sind wir heute mal früh aus der Koje gesprungen und haben uns einen Roller gemietet. Nach dem Studium diverser Reiseführer markiert Marion auf einer Karte mehrere Punkte und reicht sie ihrem Chauffeur. Zunächst geht es nach Kayaköy, einer Geisterstadt. Bis 1923 von Griechen bewohnt, die sie dann im Zuge des “Bevölkerungsaustausches” zwischen Griechenland und der neugegründeten Türkei verliessen. 3500 leere Häuser, Kirchen, Kapellen, dazwischen ein paar Ziegen und Kühe. Das Ganze wird touristisch sehr vermarktet (selbst Kamelreiten ist im Angebot) aber irgendwie nicht so unser Ding. Also lassen wir den Roller wieder aufheulen und ab geht´s nach Tlos. Zumindest die halbe Strecke, dann reisst der Gasbowdenzug. Sinnigerweise tut er das bergauf, kurz hinter einer Ortschaft. Bergab zurückrollen bis zu einem winzigen Busdepot, wo wir willkommene Abwechslung sind und die Männer sofort hilfsbereit ihre Handys zücken, um unseren Vermieter über Zustand und Aufenthaltsort seines Rollers zu informieren. Keine Stunde später rollen wir auf neuem Fahrzeug weiter zur Ruinenstadt Tlos. Teilweise auf einem Fels gelegen, bietet die Stadt (genauer gesagt deren Reste) einen spektakulären Anblick. Burg, Akropolis, Amphitheater, römisches Bad, Felsengräber, Steinsarkophage, jede Menge Steine und Säulen und als Marion dann auch noch Ziegen entdeckt, gerät unser Zeitplan völlig durcheinand Sonnabend, 12.09.2009 Gestern Nachmittag hatte ich meinen letzten Termin beim Zahnarzt und so sind wir abfahrbereit. Wenn der Wettergott sich nicht entschlossen hätte, uns den vermissten Regen der letzten drei Monate in einem Stück nachzuliefern. Seit gestern Abend regnet es immer wieder wolkenbruchartig und damit haben wir einen Grund, noch nicht loszusegeln. Als der, für die Aussenreinigung Verantwortliche, betrachte ich mit einer gewissen Begeisterung, wie der Regen so meinen Job erledigt. Marion verteilt derweil Schüsseln unter einige tropfende Luken und an mich einen neuen Job: die Luken müssen dicht! Sonntag, 13.09.2009 Die Sonne scheint wieder und wir sind früh Anker auf. Der Wind bläst nicht nur perfekt aus Nord, er ist über unser Lob so angetan, dass er sich im Laufe des Tages immer mehr ins Zeug legt. Die Genua wird immer kleiner und irgendwann ist sie ganz weg und wir rauschen nur noch mit der Fock mit 7,5 Knoten dahin. Da unser Kreta-Treffen ja zugunsten meines Zahnersatzes ins Wasser gefallen ist, haben wir noch eine knappe Woche mehr Zeit für die Türkei. Und da hat Marion noch ein Ziel ausgemacht. Für heute flüchten wir zum Abend aber erst mal hinter eine Halbinsel in der Nähe des Städtchen Kas, wo der Wind zwar immer noch wie wild bläst aber keine Wellen mehr sind und wir hoffentlich eine ruhige Nacht haben werden. Montag, 14.09.2009 Bei 5-6 Windstärken macht das Segeln richtig Spass - zumindest, wenn man Richtung Osten unterwegs ist. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel, die Bucht Ücagiz Limani. Schmale Einfahrt, rundum geschützt, super Ankergrund, Wassertemperatur knapp 30 Grad - besser geht nicht! Marion klart das Boot auf und ich düse mit dem Schlauchboot schon mal zum einzigen Dorf um eine Möglichkeit zum “anlanden” zu suchen. D Dienstag, 15.09.2009 Nach dem Frühstück geht`s mit dem Dingi erst mal in die vorgelagerten Kekova-Bucht, zur “versunkenen Stadt”. Die antiken Ruinen “schmiegen” sich entlang eines Berghangs, nur ein kleiner Teil von ihnen befindet sich unter Wasser. Ein wenig Phantasie gehört allerdings dazu, die Reste von Häusern, Treppen und Mauern dort zu erkennen. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt das antike Simena, auf dessen Resten teilweise die Handvoll Häuser des heutigen Kale stehen. Auf einem Berghang gelegen, überragt von einer Burgruine bietet der Ort ein malerisches Bild und ist auch heute noch ausschliesslich mit dem Boot zu erreichen. Anlegen können wir natürlich nur a Mittwoch, 16.09.2009 Das wichtigste Ziel auf Marion`s noch zu besichtigender Wunschliste, das antike “Myra”, liegt ca 30 km entfernt und es fährt kein Bus. Hassan hat natürlich eine Lösung parat, wir können seinen (schon etwas betagten) Kleinbus nehmen. Nur schön langsam sollen wir fahren, wobei Zustand der Strasse und des Fahrzeuges ohnehin keine anderen Möglichkeiten zulassen. Unser erstes Ziel ist die Kirche des Nikolaus von Myra. Das war echt der Typ, für den sich heute die Kinder in Nordeuropa zum Stiefelputzen verleiten lassen. Im dritten nachchristlichen Jahrhundert hier als Bischof tätig, knüpften sich schnell zahlreiche Legenden und Wundergeschichten um ihn und machten die auf seinem Grab errichtete Kirche zu einem viel besuchten Wallfahrtsort. Jedenfalls bis die Eroberungen durch Piraten, Araber bzw. diverse Erdbeben die Sache mit dem Souvenirverkauf erst mal für knapp tausend Jahre beendeten. Im 19. Jahrhundert wurde die Nikolauskirche für die christliche (vornehmlich othodoxe) Welt “wiederentdeckt” und ist heute wieder Wallfahrtsort, nebst marktwirtschaftlichen Begleiterscheinungen. Ikonen, Kerzen, Matroschkas, Schneekugeln, bemalte Fingerhüte, kleine Nikoläuse, grosse Nikoläuse, (vermutlich auch welche zum Aufpusten) - und alles auf kyrillisch. Wir haben Glück und finden einen ruhigen Moment zur Besichtigung der Kirche, bevor sich die nächsten “Reisebussladung” russischer Touristen kamerabewaffnet durch die heiligen Gemäuer schiebt und mit Tränen in den Augen und einer Hand auf dem Deckel des (leeren) Nikolaussarkophages schluchzend davor zusammensackt. Weiter geht`s zur berühmten Meernekropole von Myra (hab ich vom Reiseführer abgeschrieben, heisst: “Totenstadt am Meer”, obwohl hier vom Meer auch in der Antike nichts zu sehen war.). Darunter auch gleich das Amphitheater, nebst Steinen, Säulen, diverser steinerner Reliefe, Imbissständen, Getränkeverkäufer, Sonnenbrillenverkäufer, Ikonenverkäufer, Tuchverkäufer, Verkäufer von Bauchtänzerinnenkostümen, ..... Wir fahren noch zum antiken Hafen, das heisst, zu den Ständen, die auf dem Gelände des früheren Hafens stehen und haben für heute genug. Langsam, wie gewünscht, fahren wir zurück und sind froh, wieder im (noch) beschaulichen Dörfchen Ücagiz zu sein. Hassan ist froh, sein Auto wiederzuhaben und wir freuen uns auf die, für heute bestellte “HASSAN`S UNVERGESSLICHE FISCHSUPPE”. Eigentlich müsste sie Fischeintopf heissen und ist ausserdem von seiner Frau gekocht, aber unvergesslich ist sie - so was von lecker! Und da es unser letzter Abend ist, sitzen wir noch seeehr lange zusammen .... Donnerstag, 17.09.2009 Am 28. September steigen Marion`s Freundin Silke nebst “Anhang”, Matzi, zu uns an Bord. Das Ganze passiert 800 Seemeilen entfernt, in Malta. Wenn wir vor den Beiden da sein wollen, müssen wir langsam los. Vor der Abfahrt noch schnell die bemängelten Luken abdichten, frisches Gemüse bunkern, Abschiedsbier bei Hassan trinken, dort alle schütteln und drücken und eh wir dann loskommen ist es auch schon halb Fünf. Auf dem Handy entdecken wir eine SMS von Mike und Jaqueline, von denen wir uns vor einem Jahr bei unserem ersten Stop in Kühlungsborn verabschiedet haben. Sie machen gerade Urlaub auf Rhodos, ob wir in der Nähe sind? Kurzes Kartenstudium, Rhodos liegt fast auf unserem Weg, ein kleines Zeitpolster haben wir auch, SMS zurück: wir sind morgen da! Freitag, 18.09.2009 Vor Rhodos treiben immer wieder Luftmatratzen an uns vorbei. Wir erwägen kurz, sie alle einzusammeln und einen gutgehenden Luftmatratzenhandel am Strand der Insel aufzuziehen, aber die Saison ist da ja auch fast vorbei und wir müssen ja auch gleich weiter. Also belassen wir es bei einer Matratze. Am Nachmittag, nach knapp 100 sm fällt der Anker in der Bucht von Lindos. Halten tut er dann erst beim zweiten Versuch, Boot aufklaren, Schlauchboot “wässern”, ein bisschen “landfein” machen, dann ist auch schon fast der “Termin” mit den Beiden ran. Wir schaffen es gerade noch eine kleine Runde durch den hübschen Ort zu drehen, da stehen Mike und Jaqueline auch schon vor uns. Grosse Freude allerseits, Drücken, Küsschen, Taverne suchen. Ein Jahr ist lang, es gibt jede Menge zu erzählen, zu schladdern, zu lachen, zu staunen , zu tratschen, ... das “Stühlerasseln” der Kellner ist das Zeichen zum Aufbruch. Wir müssen morgen weiter, “... also liebe Männer, es geht nicht noch in eine Bar!” Grosses Verabschieden, wir haben uns sehr gefreut und hoffen doch auf das nächste Treffen in einem Jahr! Freitag, 25.09.2009 17.30 Uhr Vor einer Woche sind wir in Lindos Ankerauf gegangen. Es folgen zwei Tage “Vollwaschgang” für die “Mira”. Hart am Wind und mehr unter als auf dem Wasser geht`s langsam Richtung Kreta. Die neu abgedichteten Luken sind für das überkommende Wasser kein Hindernis und auch an vielen neuen, bisher unbekannten Stellen, rinnt, tropft oder läuft es nass und salzig von Decken, Wänden und Schränken. Die einzig trockene Kabine ist achtern. Marion verlegt und verklebt Müllsäcke an Wänden und Fussböden um das Wasser in halbwegs kontrollierte Bahnen zu lenken. U-Boot fahren kann nicht aufregender se Montag, 28.09.2009 Am Sonnabend sind wir noch rü Freitag, 02.10.2009 Gerade mal einen Tag haben wir u Sonnabend, 03.10.2009 Matzi hat Geburtstag und so wird erstmal entsprechend gedrückt, geschüttelt und beschenkt. Sekt gibt`s keinen, die See ruft! Die Einfahrt am Fungus Rock ist nicht passierbar, dafür bieten die brechenden Wellen ein beeindruckendes Bild. Noch ein Kap, danach fast keine Wellen mehr - mit Rauschefahrt vorm Wind setzen wir unsere ungeplante Inselumrundung Richtung Mgarr fort. Wir brauchen weder Strom noch Wasser, also fällt der Anker vor dem Hafen! Es gibt selbstgebackenen Geburtstagskuchen und “Anstossen” können wir auch endlich. Montag, 05.10.2009 Wir nehmen unsere Aufgabe als Reiseveranstalter ernst und so ging`s für die Reisegruppe “Mira” gestern zur Inselhauptstadt, nach Victoria. Festung, schmale Gassen, alte Häuser - lange ist man nicht unterwegs, die Stadt ist nicht gross. Die meiste Zeit haben wir dann auch vor “Tapie`s Bar”, auf dem (klitzekleinen) Marktplatz in der Sonne sitzend mit “Leute-beobachten” zugebracht. Abends hatte Matzi dann zum Geburtstagsdinner eingeladen! Lecker! Auf dem (späten) Rückweg sehen wir die “Christina Lee” in der Marina liegen. Heute Vormittag sind wir natürlich erst mal rübergefahren zu Gay und Graham. Grosses Hallo, Drücken, Küsschen - die Beiden hatten die “Mira” bei ihrer gestrigen Ankunft schon neben der Hafeneinfahrt liegen sehen. Wir verabreden uns für nächste Woche, heute wollen wir erstmal mit unseren Urlaubern weitersegeln. Donnerstag, 08.10.2009 Es ging dann doch noch mal zu
Wir nehmen dann natürlich den Bus um zur anderen Seite der Stadt zu fahren und den Rest des Tages damit zu verbringen, bei d Montag, 12.10.2009 Schon drei Tage lang wird repariert, wichtige Ersatzteile nachgekauft, wieder gebastelt, beim Schiffsausrüster “auch ganz wichtige Teile” entdeckt und gekauft, weitergebaut und mittlerweile ist fast alles fertig. Eigentlich wollten wir heute schon nach Mgarr zu Gay und Graham, warten aber immer noch auf den Anruf, dass wir ein, zum Schweissen abgegebenes, Teil abholen können. Der Arbeitsstil ist hier “mediterran”, es heisst also Geduld haben! Mittwoch, 14.10.2009 Wir schaukeln immer noc
Freitag, 16.10.2009 Irgendwie traue ich unseren Grauwasserpumpen nicht mehr so richtig und so sind wir gestern nochmals zum Schiffsausrüster, um eine Reservepumpe zu kaufen. Marion`s Ofenteil war auch endlich fertig geschweisst, woraufhin ich sofort “Entenbraten” in meine zukünftige “Essenwunschliste” mit aufnehme. Ansonsten verbringen wir den gestrigen und heutigen Tag mit Werftbesuchen, Mailschreiben, Angeboten einholen und dabei immer “mit dem Zirkel auf der Seekarte. Wir müssen unbedingt mal aus dem Wasser, unsere Mira “untenrum ein wenig liften” und wissen noch immer nicht wo. Spätestens Ende November wollen wir auf den Kanaren sein und das sind auch so über 1800 Seemeilen - also keine grossen Extraschlenker, die Werft darf gern auf der Strecke liegen! Die Angebote in Malta liegen bei über 1500 €, das würden wir schon gerne halbieren. Abends dann unsere “Hafenrunde”, der Spaziergang durch die “Grand Harbour Marina” um die Ecke. Ohnehin immer gefüllt mit sehr “beeindruckenden” Yachten, liegen hier jetzt auch noch die teilnehmenden Boote des morgen beginnenden “Rolex Middlesea Race” - Männerträume von chic und elegant bis krass und hightec. Sonnabend, 17.10.2009 Mehrere Kanonenschüsse leiten das heutige “Frühstücksfernsehen” ein. Während wir uns im Cockpit die Stullen in den Mund schieben segeln die “Rolex - Cup” Yachten vor uns entlang. Echt tolles Programm! Wir nutzen den Tag für einen letzten ausgiebigen Spaziergang durch Valletta - um Fort St. Elmo, “Wasserfront”, Strassencafe, ... Morgen geht`s dann nach Mgarr in die Marina. Wird höchste Zeit: Strom ist knapp, Wasser alle, Waschkorb randvoll und die “Christina Lee” wartet auch auf uns. |
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Sonntag, 18.10.2009 War ja irgendwie klar, dass der Wind dreht wenn wir nach Mgarr wollen. Hilft alles nix, wir haben einen Termin. Also hoch mit dem Anker. Drei Motorstunden später erreichen wir dann frisch “eingesalzen” den Hafen, wo uns Gay und Graham schon wild winkend die Mooringleinen entgegenstrecken. Ich habe gerade noch genug Zeit, das Deck wieder abzuspülen (wobei Marion unter Deck die Wassereinbrüche beseitigt), da schnuppert es auch schon lecker von Bord der “Christina Lee”. Nicht nur, dass es sehr praktisch ist zum Essen einfach auf ein Boot weiter zu klettern, es schmeckt dort auch immer super! Thema Nummer Eins ist unser morgen früh beginnender Tauchlehrgang. Das wurde bei unserem Kurzbesuch vor zwei Wochen abgesprochen und Graham hat in der Zwischenzeit alles organisiert. Montag, 19.10.2009 Sechs Uhr, der Wecker schreit und e Dienstag, 20.10.2009 An das nervige Geklingel mitten in der Nacht sind wir nun ja schon gewöhnt. Heute sind wir schlauer und treten in langen Hosen, Socken, Schuhen und Pullover zum Unterricht an. Wie gehabt, Lehrbuch, Film und Fragebögen, nur diesmal nicht mit klappernden Zähnen. Dann die Ausrüstung in den Jeep und ab ans Meer. William nimmt erstmal Marion an die Hand zum Einzeltauchgang. Eine halbe Stunde später tauchen beide wieder auf, Marion übers ganze Gesicht strahlend und William mit fast zerquetschter Hand. Dann Unterwasserunterricht für alle, Mittagspause, nochmals tauchen, Ausrüstung ablegen, zur Basis, alles waschen, wegräumen, noch mal Theorie, ... Abends dann duschen, Bratei und am Tisch Freitag, 23.10.2009 Hurra, wir sind Taucher! Die letzte theoretische Prüfung (Quiz genannt) liegt hinter uns, die letzten praktischen Übungen, Gay schwimmt jetzt fast immer in der Tiefe, wo sie auch sein soll, Marion atmet (fast) entspannt durch den Lungenautomaten, William`s Hand wird nicht mehr zerquetscht, ... Zur Belobigung spendiere ich mir eine eigene Tauchausrüstung und wir alle vier uns ein leckeres Abendessen - so richtig schön spiessig, mit Stoffserviette, Weinkarte, Besteck von aussen nach innen ... Sonntag, 25.10.200 Vor unserer Abfahrt wollte (sollte) ich die Luken im Vorschiff komplett neu einsetzen. Die alte Dichtmasse hat zwar gut zwischen Lukenrahmen und Farbe abgedichtet, nur die Farbe hat sich vom Deck gelöst. Das hatte sie gehässigerweise bereits während der Bauzeit am gesamten Schiff gemacht, weshalb wir sie durch Sandstrahlen auch komplett entfernen liessen. Ausser unter den bereits montierten Luken und genau da läuft das Wasser mittlerweile recht ungehemmt zwischen Farbe und Aludeck hindurch ins Schiff. Sehr zur Begeisterung der Bordfrau, die ihre Freude in solchen Momenten auch gerne mit dem Rest der Crew teilt. Also das Problem nicht länger vor mir herschieben, Deckenplatten abnehmen, Luken abschrauben, herausnehmen, alte Dichtmasse entfernen, neue aufbringen, Decksuntergrund abschleifen, reinigen, Luke einsetzen, festschrauben, Deckenplatten wieder ran ... Klingt recht einfach, hat aber ganze zwei Tage gedauert. Dicker Wasserstrahldauertest - kein Tropfen mehr innen! Na bitte, wieder ein Punkt weniger auf meiner “to-do-Liste”. Morgen soll der Wind auch wieder abnehmen, da könnten wir doch noch einen Tauchgang machen?... Montag, 26.10.2009 Kein Tauchwetter, dafür erinnert Bordfrau an den defekten Dieselgenerator. Ach ja, wollt ich ja auch noch erledigen. Vermutlich ist nur ein Kondensator kaputt, also steht Busfahrt nach Victoria auf dem Plan. Der einzige Schiffsausrüster dort führt so ein Teil nicht, macht aber erst mal gar nichts. Chef, Chefin, Verkäuferin, weitere Kunden oder dort nur zufällig Rumstehende beratschlagen lautstark und wortgewaltig, wer im Ort solch einen Kondensator wohl haben könne. Die verschiedensten Varianten werden ausdiskutiert, wieder verworfen (irgendwie kennt hier jeder jeden) und am Ende einigt man sich auf einen Laden ganz in der Nähe. Und sie haben recht! Mit dem guten Stück eilen wir dann zurück nach Mgarr ( im wahrsten Sinne des Wortes; wir verpassen nämlich unseren Bus und laufen) und eine halbe Bastelstunde später läuft der Generator und die Kontrollanzeige verkündet, dass er dabei brav 230 Volt ins Bordnetz speist. Das ging mir jetzt irgendwie zu schnell und so belobige ich mich noch mit dem Umbau unserer Toilettenspülung. Dank sich nicht mehr bewegendem Seeventil (Absperrhahn), komme ich dann doch zu meinem Tauchgang, um den Borddurchlass von aussen zu verschliessen und nach erfolgter Reparatur wieder zu öffnen. Dienstag, 27.10.2009 Im Augenblick läuft Marion mit dermassen stolzgeschwellter Brust herum, sie hätte gute Chancen, sich als Model für Damenunterwäsche in XXL zu bewerben. SIE WAR IM “BLUE HOLE” TAUCHEN! Beeindruckend ist dieses “blaue Loch” in den Klippen schon, das in sechs und zwölf Meter Tiefe eine Verbindung mit dem Meer hat. Gerade mal zwei Wochen ist her, da standen wir dort mit Silke und Matzi und haben ehrfurchtsvoll auf die verwegenen Taucher geschaut, die in dieses gespenstische Loch hinabstiegen. So dramatisch war`s dann aber gar nicht. Glücklicherweise wussten wir vorher nicht wo wir tauchen und dann ging alles so schnell, dass Marion gar nicht gross Zeit hatte darüber nachzudenken wo sie gerade reinklettert. William war als “In Mittwoch, 28.10.2009 Die Frauen brauchen heut mal frei - “Christina Lee” bekommt morgen Besuch, da will Gay das Boot vorher noch mal “cleanen” und Marion meint auch, nach meinen letzten Basteleien die “Mira” einer kompletten Innenreinigung unterziehen zu müssen. Männertauchtag dann eben. Vormittags noch mal “Blue Hole” am Nachmittag ”Inlandsea”, ein kleiner Salzwassersee, der durch einen langen Tunnel mit dem Meer verbunden ist. Bis 28 m tief, schmal und am Ende sieht man einen hellen Streifen als Ausgang. Höhlentaucher zählt nicht zu meinen Berufungen! Zurück im Hafen schnuppert es schon lecker von der “Mira”. Marion hat heute zum Essen eingeladen - typisch deutsch - Sauerkraut mit Bratwurst! Nicht, dass wir in Mgarr einen Traditionsverein gründen wollen, Gay wollte einfach mal Sauerkraut essen. Lecker! Freitag, 30.10.2009 Seit gestern versuchen wir, das Boot zur Abfahrt fertig zu machen. Schlauchboot reinigen, auf dem Vordeck verzurren, Rigg und Motor checken, Einkaufen, nach Marsalforn zur Tauchbasis fahren unsere Ausrüstung “einsammeln”,( Marion probiert mal eben noch schnell neue Neoprenanzüge an ), alles an Bord schleppen, feststellen, dass irgendwie nicht alles rauf passt, überlegen von welchem “Quatsch” man sich trennen könnte, .....Deck noch mal schrubben, Wasser bunkern, .... Morgen abend wollen wir los. Vorher müssen wir uns aber noch im “GlenEagles” mittels Biertrinken einen WiFi - Zugang erschleichen, um an die aktuellen Windfiles zu kommen. Montag, 02.11.2009 Wir haben es a Mittwoch, 04.11.2009 Frühstück in Tabarka. War so eigentlich nicht geplant, schmeckt aber trotzdem. Montag nacht, etwas früher als erwartet, legte der Wind auf 6-7 Bft. zu und drehte freundlicherweise auf West, also dahin, wo wir hinwollen. Haben uns daraufhin entschlossen, das Elend vor Anker auszusitzen und Kurs auf das 30 sm entfernte Cap Serrat/Tunesien genommen. Kurs Süd-Süd-West, kleinste Beseglung, hart am Wind durchs Wasser stampfend, verkriechen wir uns am frühen Morgen hinter dem Cap. Marion hat der “Tunesian Coast Guarde” über Funk gerade versichert, dass wir harmlose Segler mit dem Bedürfnis nach etwas Schlaf sind, da legt der Kpt. auch schon fest: das geht hier mal gar nicht! Wind gegen Welle, die “Mira” rollt, als ob sie Schwung für einen Überschlag holt. Blick auf die Karte, nächste Möglichkeit zum Verstecken ist Tabarka. Noch mal 35 sm, Bordfrau mault kurz, nickt dann aber tapfer. Also Anker wieder hoch. Dem Wind ist es wichtig uns zu beweisen, dass er noch mehr drauf hat und die Wellen haben mittlerweile genau die richtige Höhe für einen “Luken-Dichtigkeits-Dauertest”. Brauchen dann auch zwölf Stunden für das Stückchen, aber die Luken sind dicht! Kurz nach Acht schieben uns die Wellen durch die Hafeneinfahrt und mit zwei Stunden ging auch das Einklarieren erstaunlich schnell, insbesondere da wir einige Beamte stören mussten, die sich schon zum Schlafen niedergelegt hatten. Das tun wir dann auch - ich schon im Salon, mit dem Kopf auf dem Tisch. Freitag, 06.11.2009 Der Tag beginnt mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad, wir können die Toilette nicht benutzen. Die Ansaugöffnung für das Spülwasser befindet einen Meter über dem Boden - wir stehen an Land. Gestern hatten wir uns als Erstes die Wetterprognose besorgt. Für die nächste Woche ausschliesslich Westwind in unterschiedlichen Stärken, nichts, was zum sofortigen Aufbruch verleitet. Auf der anderen Seite des Hafens hatten wir eine kleine We Sonnabend, 07.11.2009 Es dröhnt und dröhnt, der “Schleifmaschinen - Bediener” schiebt sein Gerät voller Hingabe seit zwei Tagen unter uns am Schiff entlang. Mehrfach hat er Prognosen über das bevorstehende Ende seiner Tätigkeit aufgestellt, aber irgendwie gelangt er immer wieder aufs neue in Schleifekstase. Ist ja schön, dass er so voller Hingabe werkelt, aber es nervt! Inzwischen habe ich einen Borddurchlass in der Küche eingebaut, damit das Abwaschwasser direkt ins Meer fliessen kann und nicht mehr in den Grauwassertank. Endlich können wir die Kaffetassen im Waschbecken ausspülen und müssen nicht mehr raus, um die Reste ins Meer zu kippen. Man wird ja schliesslich nicht jünger, aber anscheinend immer bequemer! Sonntag, 08.11.2009 Unser “Untermieter” mit seinem dröhnenden Maschinchen hat zusammengepackt und sein Werk für vollendet erklärt. Vermutlich hängt das aber mit dem einsetzenden Regen zusammen, er hätte bestimmt soooooo gerne noch weiter geschliffen. Der für das Streichen des Antifouling Verantwortliche hat sich Marion auch schon vorgestellt. Er kann aber heute nicht streichen - es regnet. Kluger Mann! Dienstag, 10.11.2009 Unser Maler erscheint alle paar Stunden um uns zu versichern, dass er sofort anfängt sobald der Regen aufhört. Es hat allerdings nicht den Anschein, dass das jemals passiert. Es muss sich gerade um eine Neuauflage der Sintflut handeln. Marion entdeckt auch prompt zwei neue Leckstellen. Hört das eigentlich nie auf irgendwo zu tropfen ? Mittwoch, 11.11.2009 Es regnet, es regnet und es regnet ! Heute Nachmittag soll aber Schluss damit sein und auch mit den (gefühlt) arktischen Temperaturen (16 Grad, nachts sogar runter bis 12 Grad !!! ). Habe den elektrischen Heizer rausgekramt, der uns über den letzten Winter gebracht hat. Strom haben wir ja im Augenblick genug, auch wenn die Zuleitungen und Anschlüsse recht “abenteuerlich” sind. Donnerstag, 12.11.2009 Meine Angebetete hat Geburtstag (sie ist tatsächlich noch jünger geworden), die Sonne scheint, nahezu Windstille und unser “Pinselschwinger” hat den ersten Anstrich fertig. Mit zunehmender Dauer seiner Tätigkeit neigt er allerdings immer mehr dazu, sich mit den vielen, ums Boot rumstehenden Männern zu verbünden um lauthals zu palavern. Ich muss ihn immer häufiger an den zweiten Anstrich erinnern. Wir erledigen unsere restlichen Arbeiten, bezahlen zwei Tage Standgebühr nach, klären den morgigen Krantermin ab, streiten uns wegen zuviel berechneter Kilowattstunden rum (was bei dem KW/h - Preis eigentlich Schwachsinn ist) und sind echt baff, dass bei unser Rückkehr auch die zweite Schicht Antifouling in Rekordzeit aufs Schiff gemalert wurde. Der Rest Farbe im Eimer lässt allerdings arge Zweifel aufkommen. Freitag, 13.11.2009 Bei Tageslicht betrachtet waren meine gestrigen Zweifel mehr als berechtigt. Der zweite Anstrich beschränkte sich auf die Seiten, unten zwischen den Kielen schaut ja vielleicht keiner nach. Ich schon und bin entsprechend verärgert - NEIN, DER MALER BRAUCHT NICHT NOCH MAL ZU KOMMEN, ICH STREICH DAS SELBER!!! Der hinter mir drängelnde Kranfahrer trägt nicht gerade dazu bei, meine Stimmung zu heben. Na gut, wir hatten schliesslich einen Termin und er ab Mittag Feierabend. Ich bekomme den Farbeimer leer, Marion räumt im Boot alles zusammen und pünktlich 11.00 Uhr hängen wir wieder in den Gurten, um ins Wasser gesenkt zu werden. Der neue Borddurchlass ist dicht, wir schwimmen. Werftrechnung bezahlen, 20 Dinar Abzug für den zweiten Anstrich - alle sind wieder glücklich und zufrieden - bis auf den Maler. Wir fahren gleich noch 300 l tanken und danach in den Hafen. Wäsche waschen, aufklaren, einkaufen, verstauen - morgen wollen wir weiter, Inschallah! So Allah, Neptun, der Wettergott und die Behörden es wollen. Wir sind frisch und duftig, gesättigt und haben die aktuelle Wettervorhersage. Zwar nicht ganz wie gewünscht, aber besser als in den letzten zehn Tagen. Werden also morgen ausklarieren und je nach Tagesform der Beamten früher oder später gen Westen segeln. 800 Seemeilen bis Gibraltar, also erst mal eine Woche Funkstille hier auf der Site. Montag, 16.11.2009 Am Sonnabend wurde es noch mal etwas hektisch, wie immer kurz vor der Abfahrt fallen uns diverse Dinge ein, die noch zu erledigen sind. Ein kleiner Vorrat von Marion`s Lieblingsschokolade muss noch gekauft werden, etwas Gemüse und Brot ist auch nicht verkehrt, ich brauche noch Motorenöl, danach in den Internetroom zwecks Post - 14 Mails, wir laden sie schnell auf einen Stick, lesen können wir sie unterwegs - Liegegebühr bezahlen, Deck waschen, Wasser bunkern, Ausklarieren, Leinen los! Den dritten Tag bewegen wir uns jetzt zwischen algerischer Küste und dem “Dampfertreck” in Richtung Westen. Wir sind erstaunt, wieviel Schiffe unterwegs sind, hatten die Strecke irgendwie leerer in Erinnerung. Segel und Motor wechseln sich mit schöner Regelmässigkeit ab, der Autopilot kümmert sich um den Kurs und die Crew hat endlich mal wieder Zeit zum Lesen. Dienstag, 17.11.2009 Die Sonne lacht, die Segel sind gefüllt und die Crew frönt weiterhin dem Müssiggang. Ich mit dem E-Book vor der Nase (ein Geschenk unserer Griechenland-Gäste Angela und Andreas - Dankeschön! - super praktisch!) und Marion die altertümliche gedruckte Variante. Sie versucht, ihren (zum Teil heimlich an Bord geschmuggelten) Vorrat an Büchern “wegzulesen”, damit wir sie dann dem nächsten deutschen Schiff das wir treffen “überhelfen” können. Das sollte unsere Wasserlinie um gut zehn Zentimeter auftauchen lassen. Ab und zu besuchen uns Delfine - stets grosse Freude von Marion - aber viel öfter die “grossen Pötte” - was ihr oft Schweissperlen auf die Stirn treibt. Sie bemängelt, dass die Dampfer in ihrer Wache immer besonders dicht an der Mittwoch, 18.11.2009 Spiegelglatte See! Wir fahren unter Motor, was immer ein wenig nervtötend ist, seit unserem Werftaufenthalt aber ganz besonders. Wir hatten vorher immer ein “Jaulen” bei etwa 2200-2300 Umdrehungen vom Propeller. Wie ich mich belesen hatte, schafft ein leichtes Anfeilen der Abrisskante an den Propellerflügeln hier Abhilfe. Irgendwie habe ich wohl nicht richtig gelesen oder gefeilt, jedenfalls “jault” der Propeller jetzt IMMER. Und das nervt richtig! Die “Mira” schwimmt heute so schön aufrecht und Strom haben wir auch im Überfluss, das schafft Gelegenheit für diverse Bastel- und Reinigungsarbeiten. Morgen wollen wir kurz zum Tanken in Ghazaouet anlegen, dem letzten algerischen Hafen. Der Diesel ist billig und ausserdem haben wir eine algerische Gastlandsflagge, die möchte ja auch mal draussen hängen. Mittlerweile habe ich die Motordrehzahl fast auf Standgas reduziert, damit wir nicht zu schnell sind und in der Nacht ankommen. Wir machen immer noch 5 Knoten Fahrt, fast 3 Knoten Strom schieben uns! Bei den Funkern in der Umgebung scheint irgendeine Seuche ausgebrochen zu sein, auf dem Anrufkanal 16 wird nur noch gegrölt, geschrien und Musik angespielt. Schweinepest? Donnerstag, 19.11.2009 Zur Einreise in Algerien empfehlen wir ja generell einen Tag, an dem die hiesige Nationalmannschaft ein Qualifikationsspiel für die Fussball-WM gewinnt. Aus Hafenhandbuch und den Berichten anderer Segler wussten wir schon, dass uns hier ein etwas grösserer Behördenaufwand erwartet. Tatsächlich kommen dann auch insgesamt acht verschiedenfarbig Uniformierte an Bord. Das wichtigste Thema, der Sieg Algeriens über die ägyptische Mannschaft! (Aha, die grassierende Funkseuche heute Nacht!) - toll, dass wir aus Deutschland kommen, weil Deutschland ja genau wie Algerien, eine der besten Fussballmanschaften hat - gefolgt von der Aufzählung historischer Grössen der deutschen Nationalelf. Die Problematik des Einklarierens interessiert nur am Rande, mit Freude füllen sie ungezählte Formulare für uns aus und nach nur einer Stunde ist alles erledigt und deklariert. Ein Zöllner kommt noch mal zurück, um Marion eine Tüte frischen Fisch in die Hand zu drücken. Willkommen in Algerien! Wir wollen noch in die Stadt, was mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, da wir kein Visa haben. Wir bekommen einen speziellen Passierschein zum Verlassen des Hafens und einen unauffälligen Begleiter. Sch Freitag, 20.11.2009 Der Plan mit dem Tanken geht nicht auf. Es ist Freitag, das heisst hier ist Sonntag, die Tankstelle im Hafen hat zu und die Banken auch. Somit kommen wir also weder an “offizielles” Geld zum Bezahlen noch an die Zapfpistole. Wir entschliessen uns zum Stadtbummel und die Portpolice sich ihrerseits dazu, uns ohne “Begleiter” rauszulassen. Ghazaouet ist keine wirklich schöne Stadt und die Felsen und das relativ reichliche Grün drumherum können diesen Eindruck nicht ändern. Die Kolonialbauten in der kleinen Altstadt sahen vor sehr langer Zeit sicher gut aus, heute blättert überall Farbe und Putz in grossen Stücken ab, ja ganze Etagen fehlen, die hölzernen Fensterläden vor den grossen Fenstern hängen windschief in ihren Angeln, wenn überhaupt. Am Marktplatz steht sogar noch eine kleine Kirche, in deren Seitenschiffen Obst- und Gemüsehändler ihre Waren feilbieten. Wir wollen gern auf den Felsen ausserhalb der Stadt, um auch einen Blick ins Hinterland und über die Stadt zu werfen. Dort oben steht ein winziges Häuschen, wahrscheinlich vom Militär, und als wir in den kleinen Weg der hinauf führt einbiegen, beginnt oben jemand wie wild zu winken, man könnte meinen es wäre Ikarus, der seinen ersten Flugversuch starten will. Irgendwann geht uns ein Licht au |
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Sonnabend, 21.11.2009 Der Wecker schreit uns früh aus dem Bett. Schnell waschen, frühstücken, ... Heute wollen wir all das erledigen, was gestern nicht möglich war. Mit Geld, Pässen und VISA-card bewaffnet stehen wir vorm Policeoffice, um unseren Passierschein zu holen, aber es ist niemand da. Irgend jemand erklärt uns dann, dass der Sonnabend ebenfalls zum muslimischen Wochenende gehört, die Banken auch heute zu sind und hier niemand arbeitet. Also sitzen wir heute im Hafen fest, dürfen nicht einmal hinaus in die Stadt. Noch ein “verschenkter”Tag, aber daran ist nichts zu ändern. Sch.....! - Grosses Gewusel im Fischerhafen, in dem wir auch unseren Liegeplatz haben. Beinahe alle Boote waren über Nacht draussen auf dem Meer und kommen jetzt nacheinander mit ihrem Fang heim. Von überall wird gewinkt und gegrüsst, vom Kutter vor uns ruft einer der Männer etwas auf französisch zu mir herüber. Sonntag, 22.11.2009 Es ist Sonntag, hier also “Montag” und ich hocke endlich mit der Zapfpistole über der Tanköffnung. Das bedurfte allerdings umfangreicher Vorarbeit. Frühmorgens die Portpolice heimsuchen zwecks Passierschein für den Stadtbesuch, dann in den Fischereihafen zur Tankstelle, um den Literpreis zu erkunden, kurzer Überschlag - wir brauchen also etwa 12000 Dinar - ab zur Bank, sich von hilfsbereiten Turbanträgern das Prozedere des hiesigen Bankgeschäftes erklären lassen, die Dinars eintauschen - bloss an die wichtige Umtauschbescheinigung denken! - zurück zum Boot, aufgeregte Polizisten beruhigen, dass wir nur auf die andere Hafenseite zum Tanken fahren, dort noch ein wenig warten bis die Tankwarte unser Bankdokument für gut befunden haben und dann doch lieber warten bis ein Offizieller eintrifft, der alles noch mal absegnet und schon sprudelt der Dieselkraftstoff! Das alles nimmt man doch gerne in Kauf, selbst die zwei Tage Wartezeit, bei einem Literpreis von knapp 13 Cent! 115 Euro haben wir getauscht, tanken dafür 875 Liter! Dann noch mal in die Stadt, um Brot, Gemüse, Obst zu kaufen und versuchen, das “schwarz” getauschte Geld auszugeben. Motorenöl ist die Lösung des Problems ( die exakt selben Kanister standen für den vierfachen Preis bei mir im Tankstellenregal! ), die nächsten zwei Ölwechsel sind gesichert. Schnell noch einen Tee trinken, dann hasten wir mit unseren Einkaufstüten zum Hafen. Hier wimmelt es heute nur so von Uniformierten. Wir tauschen unseren Passierschein gegen Pass und erklären, dass wir weiter wollen. Ja, kein Problem, wir sollen ablegen. Häh???? Kommen Polizei und Zoll zum Boot? Nein, alles ok, wir können einfach losfahren. Wir fragen drei mal nach - es bleibt dabei. Ein “Unauffälliger” begleitet uns zum Boot und beobachtet (natürlich unauffällig) wie wir die Leinen loswerfen. Vom Fischerboot nebenan wird aufgeregt gewunken - wo wollt ihr hin, sie wollen uns noch Fisch bringen für heute Abend! Danke, wir haben noch so viel Oktopus! Merci Algerie, au revoir! Dienstag, 24.11.2009 Wir dümpeln wieder auf dem Atlantik. Eigentlich wollten wir ja noch in Gibraltar stoppen, aber der Wind pfiff gerade so schön passig, dass wir darauf verzichteten und gestern Nacht die Strasse von Gibraltar passiert haben. Irgendwie hat das auch mit der Tide gerade ganz gut hingehauen, so dass wir lange Zeit mit 8,5 Knoten durch die etwas konfuse See und Strudel torkelten. Dazu jede Menge Schiffsverkehr - war schon spannend! Ein Schlepper zog dermassen kurz vor uns rüber, ich hätte fast nach der Handbremse getastet. Dafür kann der Wind sich heute nicht so richtig zu irgendwas entschliessen. Mal ein Hauch, so dass er uns mit zwei Knoten lustlos vor sich herschiebt, dann wieder nix und Motorfahrt. Wir beschliessen, das Elend morgen zu beenden, nach Rabat zu fahren und dort auf Wind zu warten. Mittwoch, 25.11.2009 Vorsichtig haben wir uns heute Vormittag Rabat genähert, wir haben keinen Hafenplan hierfür. Bevor wir uns über Funk melden, kommt uns schon ein grosses Schlauchboot entgegen - “Welcome in maroc!” - es ist der Pilot (Lotse) - wir sollen ihm folgen. Erstes Problem gelöst. Das Nächste ist für Marion die Dünung, die in der Hafeneinfahrt steht. Schiebt uns jedesmal gewaltig, am liebsten würde sie ja noch mal schnell auf den Topf verschwinden. Geht aber nicht, sie hat mit Fendern und Leinen zu tun. Ein Stück den Fluss hinauf, links ein Ponton, wir sollen dort festmachen zum Einklarieren. Schon sind die Uniformierten an Bord, “woher und wohin des Wegs?” - haben Spass daran, durch diverse Schränke und unters Schlauchboot zu kriechen, so emsig war bisher noch niemand. Vielleicht hätten wir als letzten Hafen nicht Algerien angeben sollen, der fehlende Stempel im Pass (da wir dort kein Visa hatten, wurde auch keine Ein-und Ausreise abgestempelt), scheint sie doch sichtlich zu verwirren. Wir bekommen dann aber unsere Stempel und anschliessend vom Marina-Office einen Liegeplatz zugewiesen. Natürlich wieder mit Pilot vorneweg. Donnerstag, 26.11.200 Die Marina ist neu, nicht zu gross, gut belegt und erstaunlicherweise auch schon fertig. Na ja schliesslich wohnt der König ja auch um die Ecke. Die Seglergemeinde hier ist ein buntes Völkchen, die Franzosen sind mal nicht in der Überzahl! Für Sonnabend haben wir schon die erste Einladung zum Barbecue und - Blick auf die Windvorhersage - auch zugesagt. Ach ja, es gibt Internet an Bord! Soll zwar gerade nicht funktionieren, tut es aber doch. Haben erstmals direkt Kontakt mit Arnim und Barbara, die sich mit ihrer “Shassada” schon von Rostock bis zu den Kanaren “durchrepariert” haben. Gestern abend waren wir noch in der nahegelegene Medina von Sale, um uns in das Gewusel zu stürzen. Wir genossen d Sonnabend, 28.11.2009 Heute ist hier irgendwie grosser “Schafskopfkokeltag”. An jeder Strassenecke ein Lagerfeuer mit einer Gruppe Männer drumherum und Dutzende abgehackte Schafsköpfe werden einzeln über dem Feuer geroestet bis sie kohlrabenschwarz sind. Stinkt bestialisch, scheint allen viel Freude zu bereiten. Später erfahren wir, dass das zum “Aid el-Kebir”Fest gehört, das zu Ehren Abrahams gefeiert wird, der seinen Sohn Isaak Gott opfern wollte. In jeder marokkanischen Familie wird ein Hammel geschlachtet, wer keinen hat kauft vorher einen, lässt ihn zwei Tage bei sich wohnen (auf dem Balkon z.B.), macht ihn dann “kalt” und gibt Bedürftigen davon. Aha! - Wir wollen heute dem König mal einen Besuch abstatten und finden auf halbem Weg die Chellah, eine ehemalige römische Siedlung, jetzt Nekropole (Totenstadt). Endlich mal wieder alte Steine! Ist aber schön, viel Grün (für Marion), Reste der Römerbauten, Grabstätten, das zerfallene Mausoleum des “schwarzen” Sultan Abou el-Hassan, eine heilige Quelle und jede Menge St Sonntag, 29.11.2009 Marina-Barbecue. Das sollte eigentlich gestern stattfinden, wurde aber wegen der hiesigen Festlichkeiten verschoben. Ach ja, das “Verbrennen” der Schafsköpfe soll Glück bringen. Scheint aber z Montag, 30.11.2009 Manchmal macht es sich schon bezahlt, auf die weisen Ratschläge der Bordfrau zu hören und rechtzeitig mit dem “Feiern” aufzuhören. Ausgeruht und ohne “dicken Kopf” stehen wir Punkt Neun im Marinaoffice um zu erfahren, dass der Hafen gesperrt ist. Morgen auch noch, aber am Mittwoch soll wieder offen sein. Klasse, wegen fehlendem Wind sind wir nach Rabat abgedreht, um darauf zu warten und wenn er dann bläst, kommen wir nicht aus dem Hafen! Was soll`s, bekommt der König eben eine zweite Chance, uns kennenzulernen. Wir wandern nochmals Richtung Palast, um uns am Tor dann belehren zu lassen, dass wir ohne unsere Pässe nicht auf das Gelände kommen. DANN EBEN NICHT! Etwas lustlos laufen wir durch die Medina von Rabat, wo wegen der Feierlichkeiten nur wenige Läden geöffnet haben. Beim Ribat entdecken wir so eine Art Park - viele Pflanzen - Marion - grosse Freude! An der Hafeneinfahrt schauen wir auf die hereinrollenden Wellen - na gut, da möchten wir wirklich nicht durchfahren. Gestern wollte ein etwas kleinerer Segler noch raus, er ist durchgekentert und liegt jetzt wieder in der Marina. Ohne Mast! Da kaufen wir dann lieber noch Kuchen und besuchen Christa und Marcel auf ihrer “Deception” Dienstag, 01.12.2009 Vor einer Woche haben Mittwoch, 02.12.2009 Diesmal kam Marions Ratschlag zu spät, oder ich hab ihn nicht mehr so richtig gehört - wir sind g Freitag, 04.12.2009 Gegen Mittag dreht der Wind und kommt genau von achtern (für den Laien: von hinten). Jetzt schlägt die große Stunde für unseren Parasailor namens “Christel” und der Kpt buckelt den Segelsack auf das Vordeck. Das Setzen dieses Segels ist für uns jedesmal aufs neue spannend - eine Unmenge quietschgelben leichten Tuches quillt aus dem Bergesack (wie der Name schon sagt, man kann damit das Segel auch wieder einfangen), außerdem diverse Leinen unterschiedlicher Farbe, die einen ausgeprägten Hang dazu haben, sich zu vertörnen und zu verknoten. Dementsprechend benötigen wir (inzwischen schon weniger) Zeit, alles zu entwirren, das Segel hochzuziehen und ihm einen guten Stand zu geben. Ist aber erst einmal alles an seinem Platz, kann man das Segel getrost vergessen, es sei denn, der Wind dreht völlig. Die “Mira” scheint die “Christel” zu mögen und so beginnt eine schnelle Rauschefahrt. Prompt kommt auch eine große Schule Delphine ans Boot und die Geschwindigkeit scheint ihnen zuzusagen, denn sie bleiben zwei Stunden lang und vollführen links und rechts der “Mira” die tollkühnsten Sprünge, wobei sie mitunter bis zu 2 Metern hoch aus dem Wasser schnellen und dabei zu rufen scheinen: ”Guck mal, was ich kann!” Das ist schöner als jedes Fernsehprogramm! - Zum Abend nimmt der Wind zu und wir beobachten “Christel”, die das erste Mal über Nacht draussen bleiben darf. Der Autopilot hat “alle Hände voll zu tun” wegen der hohen Wellen, die das Heck seitlich wegdrücken, aber “Christel” zieht und zieht. Unser Speedometer geht rauf bis 9,7kn! Whow! Sonntag, 06.12.2009 9.30 Uhr. Nikolaustag! In den Kpt.-Hausschuhen stecken zwei Apfelsinen. Freue mich schon auf das Getodder wenn er nach dem Schlafen versucht, sie anzuziehen ... - Mit dem letzten Sonnenstrahl ist auch der Wind gestern zu Bett gegangen und wir haben “Christel” wieder eingepackt. Seitdem dröhnt uns der “Jockel” die Ohren voll und verrichtet brav seinen Job. Dunkle Berge an Backbord -Lanzarote, der Himmel ist bewölkt, leichte Dünung, kaum ein Schiff unterwegs. Noch 103 sm bis Gran Canaria, Las Palmas. Freuen uns schon mächtig auf Barbara und Arnim von der “Shassada”, Ingrid und Fritz von der “Pico”, Gerlinde und Erwin von der “Sagitta 3”, Gudrun und Hans von der “Crisadee”, ... und wer weiß, wen wir noch alles wiedersehen werden. Montag, 07.12.2009 Damit es auch noch mal spannend wird, rumst es 30 sm vor Gran Canaria gewaltig. Bordfrau treibt es die Schweissperlen auf die Stirn, mich unter die Bodenbretter. Alles trocken, uff!, draussen - stockdunkel - ist auch nichts mehr zu sehen, wir sind mal wieder froh, ein Aluboot zu haben. Kurz vor 3 Uhr schieben wir uns langsam in den Hafen von Las Palmas und da die “Shassada” uns vorab ihre Position gemailt hatte, finden wir auch das Ankerfeld nebst einem Plätzchen für uns. An der Kette schaukelnd haben wir uns dann schon einen “Wilkommens - Schluck” Wein verdient. Die Nacht ist kurz, 9.30 Uhr klopft Arnim an die Bordwand und von der Mole schallt Barbaras (gewaltige) Stimme herüber - die “Shassada” heisst uns wilkommen! Kurz darauf rudert Ingrid von der “Pico” herüber, drückt uns und empfiehlt uns, erst mal ins Bett zu gehen und auszuschlafen. Wir sehen wohl noch ziemlich “zertreten” aus. Dienstag, 08.12.2009 Wir bekommen den Tip mit den Sandfiguren am Strand auf der anderen Seite der Halbinsel von Las Palmas. Da hier Feiertag ist, können wir eh nichts erledigen und wandern los. Mit sicherem Gespür natürlich erstmal in die falsche Richtung. Macht nichts, Marion liebt Strandspaziergänge und die rumliegenden oben-ohne Mädels tragen auch sehr zum Erhalt meiner Wanderbereitschaft bei. Wir finden die Kunstwerke dann am entgegengesetzten Ende, gleich neben einem Weihnachtsbaum unter Palmen. Lauter Heilige aus Sand - die Motivwahl vielleicht etwas einseitig, aber in der Ausführung deutlich besser als Mittwoch, 09.12.2009 Der Weg an Land führt über die “Shassada”. Sie liegen schon in der Marina nebenan, wir binden unser Schlauchboot immer an ihrem Heck fest und kommen dann genau bis ins Cockpit. Arnim und Barbara haben erstmal so eine Art persönliche Patenschaft übernommen, den Liegeplatz schon für uns reserviert, Duschschlüssel in die Hand gedrückt, uns mit Infos vollgetopft und natürlich aufgepasst, dass wir nicht hungrig oder durstig an Land umherirren. Kaffee und Gebäck je Schiffsüberquerung sind ja schon Standard, für heute ordnet Barbara auch gleich Abendbrot an. Unsere halbherzigen Ausreden lässt sie nicht gelten - zum Glück auch! Ich hoffe nur, dass die Beiden wirklich schon satt sind, als ich auch noch den Rest des leckeren Curry auf meinen Teller schaufle. Donnerstag, 10.12.2009 Nachdem wir schon lange auf der Suche sind, viel recherchiert, verglichen, Mails verschickt, Angebote eingeholt und verworfen haben, haben wir uns heute endlich einen Wassermacher gekauft. Es ist unser Wunschgerät, es ist auf Lager und die Preisvorstellungen von Käufer und Verkäufer differierten nicht zu sehr. Zukünftig wird Marion also mit dem Finger auf jeden Schmutzfleck an Deck zeigen, auf dass ich ihn mit reichlich Wasser abwasche, um das teure Gerät auch ja ordentlich zu nutzen. Und weil wir eh schon beim Geldausgeben sind haben wir unserem Genuasegel auch gleich noch neue Schotleinen gegönnt. Jetzt müssen wir nur noch überlegen wen wir heute zum Abendbrot besuchen ... Sonnabend, 12.12.2009 Gestern dreht der Wind auf Süd und somit können die Wellen ungebremst durch das nach Süden offene Ankerfeld rollen. Das bringt Bewegung in die Boote und ringsum rasseln die Ankerketten, der Trend geht eindeutig zum geschützten Liegeplatz in der Marina nebenan. Am Anmeldeponton der Rezeption herrscht Hochbetrieb und ringsum drehen wartende Yachten ihre Kreise. Wir erwischen einen Liegeplatz am Ponton T, fast neben der “Shassada” und dank kräftigem Seitenwind wird das Anlegen noch mal spannend. Mit Schiebeunterstützung des Marina-Schlauchbootes und vieler helfender Hände am Steg klappt aber alles supe Sonntag, 13.12.2009 Hektische Betriebsamkeit an Bord - Marion packt Sachen. Wir fliegen heute nach Deutschland und werden vermutlich erst nach Weihnachten zurück kommen. Der aktuelle Wetterbericht aus Stralsund lässt allerdings berechtigte Zweifel an meinem Geisteszustand beim Kauf der Flugtickets zu - MINUS EIN GRAD! Hier ist es zwar auch kühler geworden, aber immerhin sind es noch 23 Grad. Werde in den untersten Fächern erst mal nach langen Hosen, Pullovern und festen Schuhen suchen - Marion hat ihren Rucksack selbstverständlich schon gepackt, jetzt weist sie Barbara in die Bedienung unserer Waschmaschine ein ----> |
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